Stoffspielereien: Stoffreste

Stoffreste? Natürlich habe ich die, jede Menge. Der ganze Abfall von der Schneiderei, dann noch so Restchen, die wie von selber beim Einkauf mitgehen, kennt man doch oder. Diese Reste ziehen mich magisch an, ich gebe es zu. In jedem verborgen soviel Potential für zukünftige Einfälle… Jedenfalls habe ich eine große Lade mit Stoffresten aus Webware. Einen überquellenden Wäschekorb mit groben Materialien, meist von Jacken und Mänteln oder eben Strickstoffen, da sind noch einige Reste von meiner Mutter darunter, unvollendete und mißglückte Arbeiten genauso. Die wirklich großen Reststücke sind nach Möglichkeit im Schrank untergebracht.

Webware, besonders Baumwollstoffe eignen sich hervoragend für Patchworkarbeiten. Meine Patchworkarbeiten sind nicht sehr anspruchsvoll, also kann ich auch mit unterschiedlicher Stoffdicke gut leben. Taschen, Topflappen, Kappen, Hüte, Puppenkleider kann man aus unterschiedlichstem Material zaubern. Aber Jersey und Strickstoffe? Also, einmal habe ich eine besonders kreative Haube gemacht und mein Mann fragte bloß: „Als Morchel verkleidet?“ Damit will ich sagen, Mützen und Kappen kann man sehr gut aus Strickstoff fertigen, selbstverständlich genauso tragbare. Stoffreste sind zu wertvoll zum Wegwerfen. Dadurch sammelt sich einiges an. Von meinem Amseljackenstoff habe ich zum Beispiel bereits ein Baskenmütze und eine Schirmkappe genäht und ich habe immer noch Material…Das ist das Problem, wenn man nicht gezielt für einen Schnitt einkauft. Andererseits kann es passieren, dass viele Reststücke übrigbleiben, weil der Auflageplan der Schnittersteller zu großzügig ausgefallen ist. Oder bei verschwenderischen Schnitten: angeschnittenen Fledermausärmel oder Tellerröcken zum Beispiel. Bei der Verarbeitung von großen Mustern entsteht ebenfalls viel Abfall.

Vor einem Jahr (oder waren es schon zwei?) habe ich eine Crazypatchworkdecke aus diversen Strick- und Walkstoffresten begonnen. Es sind sehr unterschiedlich dicke Stoffe, gemeinsam ist ihnen die Dehnbarkeit. Ich schnitt große Stücke oder verwendete den Rest im Originalzustand. Es sind Stoffreste unter anderem vom Zebra-Pulli, Zero-Waste-Hoody, Jacke Dora, Zero-waste-Longvest (Randstücke der Überbreite), meiner „Amseljacke“ und dem Dropshoulder-Mantel.

Auf einem Stoffstück von 108cm x 140cm arrangierte ich die Einzelteile dachziegelartig zu einem Mosaik. Danach nähte ich sie auf einem anderen, grauen Grundstoff in Etappen fest. Das war vielleicht etwas umständlich, aber fast die Hälfte der Decke nähte ich auf diese Weise am Boden sitzend. Die ersten Flecke nähte ich versuchsweise mit der Maschine, ging aber schnell über zum Handnähen. Dazu verwendete ich grobes Perlgarn in unterschiedlichen Grau- und Brauntönen. Das war eine gute Möglichkeit verschiedene Stiche zu versuchen: Den Feston/Knopflochstich, den Hexenstich, Vorstich und Fischgrätenstich. Die Nähte sind sehr groß und vermutlich ein bißchen wild, wirken aber zusammen mit dem groben Material sehr stimmig.

Warum die Arbeit danach so lange liegen blieb, weiß ich nicht mehr. Aber ihr wißt ja, wie das so geht. Es kommt etwas dazwischen und dann verliert man die Freude oder die Jahreszeit passt nicht mehr…Jedenfalls verbrachte diese Arbeit die nächsten Monate fein zusammengefaltet in einem Strohköfferchen. Darum ist der graue Baumwollstoff auf dem Foto so verknittert. Mittlerweile habe ich dazugelernt und entschied- da mir das am Bodensitzen zu unbequem war- die Flecke mit Sicherheitsnadeln zu fixieren. Nun konnte ich gemütlich in der warmen Stübe sitzend am Tisch weiternähen. Die großen Stiche gehen rasch, nur das Durchstechen durch die vielen Lagen wird mit der Zeit herausfordernd für die Fingerspitzen.


Fazit: Ich war schon ein wenig erschöpft, aber konnte diese Arbeit eigentlich rascher fertigstellen als gedacht. Besonders den Hexenstich gewann ich richtig lieb…

Material: Stoffreste von Strickstoffen, Grundstoff: Baumwolle, Garn

Heute sind die Stoffspielerein zu Gast bei Nähzimmerplauderein mit dem Thema Stoffreste.

ZU DEN STOFFSPIELEREIEN

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.


24 Gedanken zu “Stoffspielereien: Stoffreste

  1. Liebe Silvia,
    Deinen Quilt mag ich sehr – er wirkt sehr gemütlich und ist vermutlich weich. Die Handstiche sehen passend aus. Wie gut, dass Du das Projekt ausgegraben hast.
    Liebe Grüße
    Ines

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    1. Oh, danke! Ich versuche gerade wieder meine angefangenen Sachen entweder zu vollenden oder zum Materiallager- falls es das wert ist -zurückzuschicken…Ich bin auch froh, dass ich die Decke fertig gemacht habe. Liebe Grüße, Silvia

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  2. Spannend zu sehen, dass man sowas mit der Hand nähen kann, es sieht sehr hübsch aus und ich hoffe die Decke kann jetzt gute Dienste leisten. Eine tolle Verwertung für diese großen Reststücke. Viele Grüße Ingrid

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  3. Dein vorgestelltes Werk finde ich sehr stimmig, sowohl die Farben, das Material und auch die Handnäherei. Das wird eine feine Kuscheldecke.
    Die Methode, Stoffreste mit Sticksticken an – und aufeinandef zu nähen, war in den frühen 20er Jahren besonders in den USA beliebt. Man nannte es Crazy Quilt, die Stoffproduzenten konnten noch kleinste Reste verkaufen, der Garnverbrauch war hoch, die Frauen freuten sich, auch einmal ein Stückchen Samt oder Seide unter den Händen zu haben.
    Danke fürs Zeigen, liebe Grüße von Tyche

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    1. Meine Decke besteht halt aus ziemlich großen Stücken, damit wären die Frauen früher nicht zufrieden gewesen…aber wegen des groben Materials ist es für mich o.k. Bloß die Farbverteilung, hätte man da und dort verbessern können. Jedenfalls habe ich viel dazugelernt! Liebe Grüße, Silvia

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  4. Coole Idee! Mit Resten von Mantel oder groben Wollstoffen wusste ich bisher gar nichts anzufangen. Das flächige Übereinanderschichten umgeht auch wunderbar dicke Zwischennähte. Liebe Grüße!

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  5. Klingt, als ob du mit der Farbzusammenstellung nicht ganz zufrieden bist. Ich finde das beige-grau-braun passt gut zusammen. Und zum Hund passt es auch. Hat er schon Ansprüche angemeldet?
    Liebe Grüße
    Christiane

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  6. Eine Decke mit Charakter! Mit den vielen Wollstoffen muss sie sicher hervorragend wärmen. Wenn ich dein Foto mit dem Schnee sehe ….
    LG
    Siebensachen

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  7. Ich finde die Decke sehr stimmig, gerade in ihrer Unbuntheit. So kommen die Muster besonders zur Geltung, und Braun bekommt endlich mal die Möglichkeit, als Farbakzent aufzutrumpfen. Außerdem zeigst du wunderbar, dass es nicht immer Baumwollreste sein müssen.
    LG heike

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  8. So ganz in großen Stücken echt neu wie ich finde, aber dem Material doch auch entsprechend. Gefällt mir gut! gemütlich wirkt es und kuschelig.
    VG Karen

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    1. Zwei drei Leute, da schlägt aus unbekannten Gründen immer der Spamfilter zu. Sehr ärgerlich, vor allem auch dass das freigegeben, dem Filter nicht verklickert, dass deine Kommentare eindeutig kein Spam ist. Warum funktioniert, dass bei E-Mails aber hier nicht?
      LG Sabine

      Gefällt 1 Person

  9. Auch ich finde die Farben stimmig und die Handstiche passen gut dazu. Die großen Stoffstücke einfach so wie sie sind zu verarbeiten, anstatt sie zurecht zuscheneiden, gefällt mir sehr. Warm wird der Quilt sicher auch sein, aber vermutlich auch ziemlich schwer, oder? LG Gabi

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  10. Deine Patchworkdecke sieht gemütlich kuschlig aus. Da kam das Thema gerade zur richtigen Jahreszeit zum sie zu vollenden. Es ist eine moderne Version eines Crazy-Musters und gute Gelegenheit, Stickstiche zum absteppen zu trainieren – und auch die Fingerfertigkeit.
    LG Ute

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