Ein etwas anderes Outfit für eine Hochzeit

Gleich mal vorneweg ich war Gast, nicht die Braut. Nur dass da keine Verwirrung entsteht.

Im Sommer 2022 war ich in Salzburg zu einer Hochzeit eingeladen. Natürlich sollte das Outfit selbst genäht sein und was neues. Solch ein Fest ist eben ein guter Anlass sich was hübsches zu nähen. Zur Hochzeit von Maria (Fadenwechsel) hatte ich mir ein grünes Popover genäht. Auch für diese Hochzeit hatte ich mir lange überlegt eine Popover zu nähen, so in Rosa/ Pink. Salzburg ist zwar Dirndl Hochburg doch die Braut wünschte explizit kein Dirndl, dabei hätte ich da so eine schöne Auswahl im Schrank gehabt.

Ungefähr einen Monat vor der Hochzeit machte ich mich auf der Suche nach einem Stoff, ein Popover Kleid ist schnell genäht, also hatte ich keine Sorgen, dass die Zeit knapp werden könnte. Theoretisch.

Vom Stoff fand ich nicht genau, dass was ich wollte, aber immerhin so die richtige Richtung . Dann lag der Stoff herum und ich konnte mich einfach nicht motivieren zu nähen. Ich hatte so null Lust auf ein Kleid.

Tja und dann überlegte ich hin und her und hin und her. Da hatte ich die Idee: ein Hosenanzug. Insbesonders dieses Outfit war mir eine grosse Inspiration. Ich mag Nadelstreifen. Ähnlichen Stoff hatte ich zuhaus nur nicht genug für ein komplettes Outfit. Aber ich hatte mir mit diesem Stoff schon einmal eine Winslow Culotte genäht und die besteht ja mehrheitlich aus geraden Stoffbahnen und diese Hose sitzt im Moment auch zu eng.

Die Entscheidung war gefällt. Meine Winslow wurde aufgetrennt und eine neue Hose daraus zuschnitten. Aus dem Reststoff der Hose und aus dem Reststoff vom Nähen der Winslow entstand das Gilet. Wichtig war einfach, dass aus der Hose die Hose rausgeht. Der Tencel, so schön er auch ist und so gemütlich, verliert leider stark die Farbe beim Waschen. Da musste ich dann auch beim Zuschnitt des Gilets aufpassen, dass ich nicht neu mit alt kombinierte.

Die Hose war einfach zugeschnitten, nur den Originalsaum musste ich übernehmen, sonst hätte ich eine hässliche helle Kante auf der Hose gehabt. Dafür habe ich den Bund der Hose etwas breiter gemacht, um wieder ungefähr auf Taille zu kommen. Die Hosentaschen habe ich leider etwas verpfuscht beim Zuschnitt, ich glaube, die muss ich etwas weiter zusteppen. Für mich sind Taschen in Kleidungsstücken ein must have, obwohl ich sie nie verwende… Nur Jackentaschen kommen zum Einsatz. Achja der Schnitt ist mein To go Hosenschnitt, entdeckt beim nähen meiner ersten Latzhose und bei weiteren Modellen immer im Einsatz.

Falls ich die Hosentaschen weiter zusteppe, muss ich auch gleich nochmals die Passform kontrollieren. Gefühlt sitzt die Hose einen Ticken zu locker, rutscht ständig ein bisschen runter und ich trete auf den Saum. Ansonsten finde ich die Hose toll. Ich konnte jedenfalls ohne Probleme meinen knappen Zeitplan einhalten. Denn ich hatte meine Entscheidung gut zwei Wochen vor der Hochzeit gefällt. Also hatte ich zwei Wochenenden zur Verfügung. Die Abreise nach Salzburg war Freitag, meine persönliche „ich muss fertig sein“- Deadline: Mittwoch.

Beim Gilet habe ich ewig herumüberlegt welcher Schnitt es sein sollte. Ein schon genähter Schnitt, ein neuer Schnitt, schrecklich. Solche Unentschlossenheit ist nicht gerade hilfreich, wenn die Zeit knapp ist. An zwei anderen Schnitt habe herumprobiert. Dann entschied ich mich letztlich für einen Dirndlschnitt entschieden (dieses Hier).

Da wusste ich die Passform passt fix, ich musste nur ausreichend verlängern, hinten und vorne und natürlich auch etwas den Ausschnitt anpassen. Und ein bisschen Mehrweite, ein Dirndlleib sitzt ja ganz eng. (wäre auch nicht das erste mal das ich einen Schnitt etwas zweckentfremde, so wurde mein erstes Dirndl auf Basis eines Jackenschnitts genäht.)

Das Futter war noch einmal eine Herausforderung. Ich wollte einen Stoff aus meinem Fundus verwenden und hatte zuerst nichts gefunden und dann einen senfgelben Stoff gewählt, der aber minimal Stretch in eine Richtung hatte, sehr lästig. Bis ich zu meiner Erleichterung den hellblauen Baumwollstoff gefunden hatte.

Nachdem alle Hürden überwunden waren, hieß es nur mehr Linien ausrichten, zuschneiden, nähen, Passform korrigieren, nähen, Futter verstärken, Knopflöcher, Knöpfe annähen. Allerdings beim Zunähen des Futters mit der Hand, war ich etwas brachial, da will ich nochmals ran und schön vernähen.

Schlussendlich: welche Bluse/Hemd passt am besten. Zur Hochzeit habe ich mir eine Bluse von einer Kollegin ausgeliehen, die perfekt dazu passte. Ich hatte nach einer schicken langärmeligen Spitzenbluse gesucht, nur leider nichts ausser schlichten weissen Hemdblusen gefunden.

Zur Hochzeit war das Outfit gemütlich und praktisch und ich war nicht der einzige Gast mit Gilet. Zwei männliche Gäste kamen auch mit Gilet. Aber da die Gäste vom Stil zwar elegant, aber trotzdem bunt durchmischt waren, ergab sich ein schönes Gesamtbild.

Zu meiner grossen Unterhaltung wurde ich mit meinem Outfit am Bahnhof Salzburg gleich für eine Mitarbeiterin gehalten und um Auskunft/Hilfe gebeten. Ich hätte gerne geholfen, nur kenne ich die Zugverbindungen in dieser Region nicht wirklich. In der Schweiz wäre das schon möglich gewesen ( vermutlich).


Fazit: Ich bin zufrieden mit dem kompletten Outfit und es war trotz der extremen Hitze angenehm zu tragen. Ich war zwar von Kopf bis Fuss bedeckt, aber es war luftig und ein Sonnenbrand war dadurch auch deutlich unwahrscheinlicher. Theoretisch könnte ich es zur nächsten Hochzeit tragen, da ist jedoch das Ambiente wieder ganz anders, vielleicht wird es da ja ein langes Popover- Kleid oder doch etwas ganz anderes…

Stoff: Tencel von MeetMilk, wiederverwertet von meiner Winslow Culotte (den Stoff scheint es nicht mehr zu geben)

Schnitt: Hose Burda 9/1973, Gilet nach dem Dirndl aus dem Münchner Dirndlnähkurs.

Verlinkt zum MMM

Fotos: Dani von Fotospuren und Marco von Mr-Foto vom Fototeam Luzern. Vielen Dank fürs Fotoshooting und vielen Dank auch an Conny, die mir zum Fotografieren Ihre Pferde geliehen hat.


22 Gedanken zu “Ein etwas anderes Outfit für eine Hochzeit

  1. Sehr cooles Outfit und wirklich mal was Anderes, ich kann verstehen, dass dich der englischsprachige Beitrag inspiriert hat. Gerade mit der weiten Hose sehr harmonisch. Überhaupt nicht wie eine Bahnhofsservicemitarbeiterin, oder sind die in Österreich so schick, lg Anja

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    1. Blake Lively, die Schauspielerin auf dem Foto, hat in der Vergangenheit einige tolle Hosenanzug Outfits getragen.
      Die Mitarbeiter der ÖBB sind schon ordentlich angezogen, aber in anderen Farben, aber ich tippe der Tourist, der denkt sich vielleicht, so ein schickes seriöses Outfit inmitten der Sommerhitze, in der eher Shorts und T-Shirts das übliche ist, die muss doch ein Mitarbeiter sein…

      LG Sabine

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  2. Hallo Sabine,
    nicht nur der Hosenanzug ist perfekt, sondern auch die Haltung auf dem Pferd. Also alles in allem ein absoluter Hingucker.

    R.R.

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  3. Deine Kombi gefällt mir richtig gut und war garantiert ein Hingucker auf der Hochzeit. Vor allem mit den weiten Hosenbeinen, das macht nochmal einen großen Unterschied. Interessant wäre auch zu sehen, wie die Kombi mit einer Bluse in einer kräftigen Farbe wirkt, könnte ich mir nämlich sehr gut vorstellen. Und wie immer ein perfektes Foto-Shooting.
    LG heike

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    1. Ich liebe weite Hosen, eng sind für mich eigentlich nur Leggings und Jeans okay. Und selbst bei Jeans bevorzuge ich Bootcut. Weit ist für mich auch eleganter.
      Eine kräftige Farbe könnte gut aussehen, ich für mich habe festgestellt, ich bevorzuge bei Oberteilen, insbesonders Blusen einfach weiss oder sehr helle Farben.
      LG Sabine

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    1. Absolut niemand und trotzdem ist es irgendwie die Erwartung, weil halt so üblich.
      Hat jedenfalls gut reingepasst zwischen Schottenrock, modernen Sari und Stargast Hund
      LG Sabine

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  4. An die Winslow Culotte erinnere ich mich noch – die fand ich damals schon toll. Cool, dass sie – obwohl zu eng – noch zu einer neuen Hose wiederbelebt werden konnte. Sieht toll aus zusammen mit der Weste! Dass Tencel so schnell Spuren vom Waschen bekommt, ist mir auch schon aufgefallen – sehr schade.

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    1. Theoretisch wäre die Winslow ja ganz einfach zu verkleinern, vergrössern, da es ja vorne und hinten Kellerfalten hat. Aber die war das perfekte Rohmaterial für meine Idee. Meine anderen Winslows warten noch aufs anpassen.

      Ich finde Tencel als Material echt toll, aber die Wascheigenschaften sind eine Katastrophe, vor allem bei einfarbigen Stoffen und das sind die meisten.
      LG Sabine

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  5. Das ist genial! Und wie du mit Zeitdruck nähen kannst ist auch unglaublich. Dein Fototeam ist wirklich spitze, und dein heutiger Fotopartner auch… Herrlich. LG Sarah

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    1. Ich wusste wenn ich das Kleid Nähe, dass schaffe ich an einem Wochenende ohne Probleme. Und bei der Hose war es schon ein vielfach genähter Schnitt, der funktioniert und sitzt, da war das heikelste der Zuschnitt, der Rest war einfach nur nähen.
      Das Gilet war mehr tändelei. Aber auch ein geradliniges Projekt.

      Sandy ist ja eindeutig der Star würde ich sagen.

      LG Sabine

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  6. Super schick!! Ich liebe Hosenanzüge auch, Westen und Nadelstreifen sowieso. Ich suche momentan auch nach einer weißen Bluse mit Stehkragen und Rüschen, aber mit normalen Manschetten. So wie in der Serie Russian Doll. Ich wollte ausnahmsweise kaufen, nicht nähen, da ich grad so wenig Zeit habe, aber nichts zu machen (es sei denn, ich will über 250 Eu ausgeben…). Ich glaube, ich muss Dir den Look sofort nachmachen :-) Für den Winter habe ich Westen, aber ich will jetzt auch einen Leinen-Westen-Anzug für den Sommer. LG Anne Sophie

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    1. Ah da sind wir auf einer Wellenlänge. Hosenanzug, Weste, Nadelstreifen grandios.
      Ach diese erfolglose Suche, entweder sieht man das Zeug Jahre später oder es war vor ein paar Jahren überall und jetzt nirgends.
      Leinen Anzug für den Sommer hört sich sehr vielsprechend.
      Ich tendiere im Moment eher zu einem taillierten Blazer, der wenn möglich überall dazupasst. Also schlicht und schickt, aber tailliert, alles andere sieht an mir schrecklich aus.
      LG Sabine

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  7. Zauberhaftes Outfit. Große Bewunderung für die Verwendung von Vorhandenem. Ein wirklich sehr besonderes Outfit für eine Hochzeit. Da gab es bestimmt bewundernde Blicke. Die Fotostrecke ist perfekt, erinnert mich an Filmaufnahmen. Liebe Grüße Birgit

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    1. Ich wünschte ich könnte Fotos von der Hochzeit, die Braut war eindeutig der Hingucker und die Bilder im Marmorsaal im Mirabell, Cover würdig.
      Ich muss mir ehrlich eingestehen, mein Stoffschrank ist voll bis zum Rand, das beste was ich da machen kann, vernähen was ich habe, ob aus dem Schrank oder neu aus einem alten Stück.
      LG Sabine

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  8. Wow, was für ein grandios tolles Outfit.
    Vor extrem vielen Jahren habe ich ein ähnliches Outfit zur Hochzeit einer Freundin im Hochsommer genäht, damals habe ich mich darin auch wahnsinnig wohl gefühlt.

    LG
    Sandra

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  9. Tolles Outfit und hübscher Haflinger <3 Schade, dass der Stoff so schnell die Farbe verliert, sowas ist immer super ärgerlich! Ich hoffe, du hast noch viele Gelegenheiten beide Stücke zu tragen.
    LG, Andrea

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