
Ich habe ja mal gesagt einen Schnitt mehrmals zu nähen ist höchst langweilig. Inzwischen habe ich aber festgestellt, dass ich auch so meine Lieblingsschnitte gefunden habe, die gut sitzen, gut aussehen und auch leicht zu nähen sind. Manchmal braucht man einfach ein schnelles Erfolgserlebnis. So habe ich vor zwei Jahren begeistert die eine Vintagebluse mehrmals genäht, letztes Jahr diverse Varianten des Popover Dress genäht und ich glaube dieses Jahr wird es die Winslow Culottes. Denn ich habe inzwischen fünf Stück davon genäht, innerhalb der Osterfeiertage.
Warum? Erstens ich finde die Optik einfach grandios. Superweites Bein und lang bis zum Boden. Ein Hauch Miss Fisher und ein bisschen Flair der Haidong Gumdo Hosen (Bodenlange schwarze weite Hosen, damit man die Füße nicht sieht).
Zweitens, ich bin bezüglich Hosen nicht so gut ausgestattet, kurze Shorts kein Problem, Jeans zwei Stück, Arbeitshosen sind auch vorhanden. Aber simple, unkomplizierte, jederzeit anziehbare Hosen … Fehlanzeige.
Der Look eines Maxirocks kombiniert mit der Praktikabilität einer Hose. Was will man mehr. Mal abgesehen davon, dass der Schnitt leicht zu nähen ist. Kann ich also nur weiterempfehlen, auch für Hosenneulinge, wenn die Taille sitzt, sitzt der Rest fast von selbst. Und was auch noch nett ist, man kann sehr effizient den Stoff voll ausnützend zuschneiden.
Da ich aber vor meiner ersten Version unsicher war, habe ich mal einen Stoff aus dem Schrank geholt, dem ich nicht unbedingt nachweienen würde, einem richtig wild gemusterten Blütenprint in Viskose. Erste Winslow also zugeschnitten, (dabei die Seitennaht weggelassen, weil ich das Muster einfach weiterlaufen lassen wollte), Bund daran, erste Anprobe und Herz verloren.
Natürlich habe ich weiteren Winslows genäht. Allerdings mit meinen Korrekturen. Ich habe ich die Kurve der hinteren Schrittnaht vorab korrigiert, auf die Kurve meiner selbstkonstruierten Hose. War die Korrektur notwendig? Keine Ahnung, ist jetzt so. Die überschüssige Weite an der Taille habe ich in die hinteren Kellerfalten verteilt. Nach der ersten Version verwendete ich immer einen Formbund, geklaut von der Narcisse Pants. Einfach weil der Formbund sich schöner legt, dass habe ich inzwischen auch schon eingesehen. Auch wenn gerade Bünde auch so ihre Vorteile haben, solange sie nicht zu breit werden, weil dann brauchen sie Abnäher …

Wundersamerweise musste ich überhaupt nicht rumbasteln, beim kombinieren von fremdem Formbund und Winslow. Es hat einfach gepasst, okay im Idealfall würde ich den vorderen Formbund noch etwas kürzen sodass die Seitennähte von Bund und Hose aufeinander treffen, aber wie es der Österreicher so schön sagt, „des passt scho“.
Dann habe fast immer die Innenbeinnaht weggelassen. Die Naht ist gerade, was habe ich also von zuerst ausschneiden und dann wieder zusammensetzen? Nichts, darum habe ich die Naht meist weggelassen, und außerdem geht es sich mit der Grösse 8 perfekt auf einem 110 cm breiten Stoff aus. Nahezu kein Verschnitt, finde ich super.

Und die Länge? Da habe ich bei der ersten Version zur Sicherheit mal 10 cm dazugegeben. Denn nichts ist hässlicher als eine Hose die einen Tick zu kurz ist. Die 10 cm habe ich später komplett als Saumeinschlag verwendet, ich habe also mit 1,66 die Hose um 1,5 cm (der Originalnahtzugabe) verlängert. Falls die Hose also beim Waschen etwas eingehen sollte, habe ich noch Luft zum Herauslassen. Denn es ist mir schon bei einer gekauften Hose passiert, dass ich sie gekürzt habe (Saum hochschlagen und absteppen, ganz faul) und ich das nach dem Waschen wieder rückgängig machen konnte. Außerdem ist es auch je nach Stoff bei einer langen Hose von Vorteil einen breiten, schweren Saum zu machen.
Was kann ich sonst noch zum Schnitt sagen? Sehr einfach zu nähen, absolut anfängertauglich, bis vielleicht auf den nahtverdeckten Reissverschluss hinten, Anleitung mit technischen Zeichnungen und detailliert (habe ich nur durchgeblättert). Sehr große Hosentaschen (ein bisschen zusteppen damit der Eingriff kleiner ist). Was ich noch richtig gut fand, wenn man den Schnitt selber druckt zu Hause, gibt es genaue Informationen welche Seiten man für welche Länge und Größe nicht braucht, damit nicht unnötig Papier verbraucht wird und die nicht benötigten Größen lassen sich ausblenden. Alternativ kann man A0 plotten lassen. Zum Schnitt gibt es direkt bei Helens Closet noch verschiedene Hacks und Varianten, wobei die Originalversion in lang mein absoluter Favorit bleibt. Ich denke je kürzer die Hose wird umso weicher und schwer fallend sollte der Stoff sein.
Achja und die gewählte Größe passt auch, da muss man nicht drei Größen enger nähen. Und selbst wenn die gewählte Größe einen Tick zu groß oder klein sein sollte, lässt ich das super durch die Kellerfalten korrigieren.

Fazit: Ich bin süchtig, hier Nummer 1 in Aboriginie und Nummer zwei mit Blütenbordüre
Stoff: japanische Fischstoff (Creton) von Karlotta Pink, inzwischen ausverkauft
Schnitt: Winslow Cullotes von Helen’s Closet
Ein herzlicher Dank geht an Dani von Fotospuren und Marco von Mr-Foto vom Fototeam Luzern für das fabelhafte Fotoshooting und die tollen Fotos.

Das ist, finde ich, Deine schönste Winslow. Bisher!? Der Stoff ist grandios. Schade, dass er ausverkauft ist. Ich benötige auch immer einen Formbund, außer Rock oder Hose sitzen direkt in der Taille. Das Du auch hier einen verwendest, gibt mir ja gerade zu denken… Liebe Grüße Manuela
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Ja wie ich damals den Stoff gekauft habe, war der schon fast ausverkauft. Vielleicht kommt der Stoff wieder ins Sortiment.
Ich finde gerade Bünde sehr praktisch zum zuschneiden, allerdings muss der Bund auch immer sehr schmal bleiben, weil sich der ja nicht schön anlegt und ich muss sagen bei so einer Hose darf es kein Minibund sein.
Und optisch wirkt ein Formbund auch anders als ein gerader Bund. Beim geraden Bund springt darunter der Stoff mehr auf, während beim Formbund ein fliessender Übergang ist.
LG Sabine
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Wow, was für eine Hose! Der Stoff unterstützt die Maxirock-Wirkung ziemlich 🙂 und ich bin großer Formbund-Fan.
Ach ja, die Bluse dazu finde ich perfekt!
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