Stoffspielereien: Sashiko auf Schirmmützen

Ein bißchen habe ich bereits herumprobiert mit der japanischen Stepptechnik Sashiko. Was mir daran gefällt: Es entstehen wunderschöne Strukturen auf Stoff. Was ich weniger daran mag: Das Vorzeichnen. Noch dazu das Vorzeichnen von geraden Linien im rechten Winkel…Ich habe wirklich überlegt, ob ich nicht auf gut zählbarem Leinen sticken sollte, da diese Technik irgendwie dafür prädistiniert erscheint. Letztlich habe ich doch Linien gezeichnet. Wie macht man es eigentlich wirklich? Sashiko hat eine lange Tradition als kunstvolle Reparatur. Wie und womit wurde vorgezeichnet? Na, egal. Der wichtigste Gedanke bei mir war: Ich möchte Sashiko auf Kleidung machen und da ich gerade bei Kappen und Hüten bin, entstanden Baseballmützen mit Sashiko Stickerei. Die Muster entnahm ich dem Buch Sashiko in Farbe, näher besprochen hier.

Ich wollte poppige Baseballcaps machen, jetzt, wenn es draußen noch grau ist, habe ich immer große Lust mit viel -und vor allem starken- Farben zu arbeiten. Von einem Sesselprojekt besitze ich kiwigrünen Baumwollstoff, etwas festerer Qualität, das sollte der Schild werden. Dazu kam die Farbe Pink für den Kopfteil. Sticken wollte ich mit Pink und Gelb. Bei diesem Muster werden erst die pinken senkrechten Linien gearbeitet, dann wird mit gelber Farbe das Muster durchgezogen. Zum Durchziehen unbedingt eine stumpfe Sticknadel verwenden. Eigentlich hätten, an den Kreuzungspunkten der gelben Fäden, auch kurze Querstiche in gelb stehen sollen. In meiner Begeisterung habe ich diese gleich einmal vergessen. Nun ja, das Muster funktioniert auch so. Nach dem Sticken werden die Hilfslinien entfernt. Diesmal habe ich mit wasserlöslichem Stift gearbeitet. Danach habe ich auf der Rückseite der Stickerei das Verstärkungsmaterial für den Schild aufgebügelt, damit wird auch die Stickerei gesichert. Trotzdem würde ich empfehlen außen herum eine Sicherheitsnaht mit der Maschine zu setzen. Die Nahtzugaben der Kopfteile sind mit Zickzackstichen in gelb festgesteppt.

Kappe Nummer 2 wollte ich ganz in Weiß gestalten, abgesehen von der bunten Stickerei. Ich dachte an Tennis und sonstige Freiluftsportarten. Das würde sicher cool werden. Dachte ich. Ein anderes Stichmuster aus demselben Buch kam zur Anwendung. Gestickt ist so ein kleines Schild sehr schnell. Aber mit dem Auswaschen der Vorzeichnung kam das böse Erwachen: Mein gelbes Stickgarn färbte ganz stark ab. Es ist irgendein namenloses Garn unbekannter Herkunft aus meinem Archiv, von dem ich sehr viel habe… Ton in Ton, also nur Weiß kam jetzt nicht mehr in Frage. Ich brauchte einen starken warmen Farbton um von den Verfärbungen abzulenken. Also kam ein Rest brauner Handloom zum Einsatz. (Andere Projekte davon hier und hier.) Trotzdem ist auch diese Kappe sehr attraktiv. Die Schildunterseite ist bei dieser Kappe braun. Verstärkt sind beide Modelle mit kleibender Webware. Zugeschnitten wird diagonal um eine gewisse zusätzliche Dehnbarkeit zu erhalten.


Fazit: Sashiko hat etwas sehr beruhigendes, außerdem sind solche geometrischen Muster einfach wunderschön. Gerade habe ich überlegt ein weißes Modell würde mir trotzdem noch gefallen, ich komme noch nicht los davon…

Material: Stoffreste, Garn, Einlage

Schnitt: Oldschool Kappe von Gailen Runge

Buch: Chapeau– 25 Projekte für Hüte, Mützen, Kopfschmuck & mehr zusammengestellt von Susanne Woods, erschien im Verlag Edition Michael Fischer 2013, 127 Seiten, durchgehend Foto und Illustrationen, Format 21 cm x 21cm, Hardcover, ISBN 978 3 86355 121 6


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Mit dem Thema Sashiko heute zu Gast bei 123-nadelei


20 Gedanken zu “Stoffspielereien: Sashiko auf Schirmmützen

  1. Das ist eine schöne Idee, die Schirme von Kappen zu besticken. Sashiko in seiner gleichmäßigen Geometrie bietet sich da tatsächlich gut an. Vor allem die kleinteiligen Muster. Die Farbigkeit setzt dann noch eins drauf. Gefallen mir gut, deine Modelle, das Zweite noch ein bisschen besser da mehr meine Farben 😊
    Liebe Grüße aus Graz, heike

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  2. Ah, hier sind Rastermuster mit Durchzug entstanden. Ich finde auch, dass diese grafisch wirkenden Sashiko-Muster sich gut in alle möglichen Nähprojekte einfügen lassen.
    Deine Kappen mit Sashiko-Verschönerung gefallen mir sehr.
    Farbechtheit von abenteuerlichem Garn aus dem Bestand prüfe ich manchmal durch Eintauchen in kochend heißes Wasser. So gebrüht verwende ich Stränge getrocknet dann auch zum Handnähen/Absteppen. Dann ist auch schrumpfen erledigt.
    Erfreulich, dass Du das Projekt retten konntest. Wäre schade gewesen.
    LG Ute

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    1. tja, danke für den Tipp, es war schon ein wenig ärgerlich das Auslaufen und nur weil ich die Vorzeichnung entfernen musste… Beim Nächstenmal also werde ich deinen Rat befolgen, liebe Grüße, Silvia

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  3. Ach, da haben wir ja das gleiche Muster gestickt! Bei mir war es ja nur zum Ausprobieren, und ich finde das Durchziehmuster etwas heikel für Gebrauchsware, zu schnell bleibt man mit dem losen Faden irgendwo hängen. Aber deine Idee mit dem Baseballcap-Schild ist super! Der ist ja ausreichend steif, dass sich das Muster nicht verzieht und schön straff bleibt, eine gute Grundlage für das fragile Muster. Die Kappen sind toll geworden, vor allem die erste, poppige gefällt mir besonders gut!
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. Ja, mit dem Hängenbleiben ist bei einem Kleidungsstück vielleicht eher ein problem, so weit habe ich noch gar nicht gedacht. Denn eigentlich wollte ich unbedingt einen Teil (z.B. Blende) einer Vorderseite einer Jacke besticken, konnte mich aber wegen dem Schnitt nicht entscheiden…Liebe Grüße, Silvia

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  4. Beide Stickereien gefallen mir ausgesprochen gut. Die farbigen Garne und wie durch die Durchzugstechnik eine gitterartige Optik entsteht. Und toll eingesetzt als Schild für eine Kappe.
    LG, Siebensachen

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  5. Die Kappe ist der Hit! Feine Stickerei und auch die leuchtenden Farben machen sie zu einem besonderen Hingucker. Da freut man sich schon auf den Sommer. LG Elvira

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  6. So schön knallig, und eine würdige Fortsetzung deiner derzeitigen Kappen-Serie! Schade, dass das gelbe Garn ausblutet! Wäre vielleicht wirklich eine Idee, gleich dem ganzen Bestand eine gründliche Wäsche zu gönnen. Vor allem, wenn du viel davon hast. Liebe Grüße, Gabi

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