Mein schönster Walkstoffmantel-ein Zehnjahresprojekt

Keine Ahnung, vielleicht sind es tatsächlich zehn Jahre, vielleicht schon zwölf oder fühnzehn, ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass ich diesen Mantel vor so langer Zeit genäht habe, dass ich den Schnitt nicht mehr besitze. Das war mit ein Grund für die Verzögerung der endgültigen Fertigstellung: Ich wollte ihn (doch) noch füttern. Einfach weil man den Mantel dann öfter tragen kann, er sich angenehmer anfühlt, nicht kratzt und auch besser aussieht. Also, ich nähe sehr gern mit Stoffen, die man gut formen kann, wie bei einer Skulptur, z.B.Walk. Walk ist zudem einfach handhabbar, weil er nicht franst. Leider verführt dieses Material häufig dazu den schnelleren Weg zu gehen und auf Verstärkungen oder Futter zu verzichten. So wie ich es getan habe bei diesem Mantel…

In den Stoff habe ich mich in Budweis verliebt und zwar so sehr, dass ich tatsächlich noch einmal die Bank aufsuchte um Geld zu wechseln, weil ich das geplante Budget schon ausgegeben hatte. Ich kann mich sogar noch erinnern, dass meine Mutter das gar nicht verstand (wahrscheinlich weil sie an die vielen Stoffe dachte, in die sie sich spontan verliebt hat und die immer noch im Schrank liegen…) Jedenfalls musste ich den Stoff haben und hatte auch eine genaue Vorstellung, was ich damit anfangen wollte. Einen A-linienförmigen Mantel wollte ich nähen-ich glaube ein Modell aus einer Burda International- aber möglicherweise bilde ich mir das ein. Der ausgestellte Mantel besitzt einen angeschnittenen Schalkragen und relativ tief sitzende Ärmel. Meine Version erhielt eine genähte Schlaufe und einen richtig tollen Knopf als Verschluss. Die Schlaufe hätte man vermutlich schöner befestigen können, vielleicht ändere ich das noch…

Ein Problem ergab sich mit der Innenseite der vorderen Kante bzw. des Kragens. Das war zuviel Muster, bzw die Innenseite des Stoffes sah nicht schön genug aus und ich fütterte ihn schwarz. Damit war der Mantel für mich fertig. Ein kritisches „Du hättest ihn ganz füttern sollen“ meiner Mutter schmälerte meine Freude zugegeben ein bißchen, war aber noch nicht Motivation genug, um die Anregung auszuführen. Getragen habe ich ihn, glaube ich, einmal. Da zeigte sich, dass ein Futter vielleicht doch eine gute Idee wäre. Dann hing er mal lange im Schrank. Ein erster Versuch mit einem Futter schlug fehl, ab in den Schrank. Aber jetzt, dachte ich, jetzt wird es Zeit. Nur, was war das doch für ein Schnitt? Letztlich habe ich den Schnitt vom Mantel abgenommen. Naja, sagen wir, ich habe es versucht und es gelang ganz gut. Trotzdem habe ich noch einmal zwei Versuche gebraucht. Das erste Futter war reines Weiß und gefiel mir gar nicht zu dem gebrochenen Weiß des Mantels, es sah nur billig aus. Ich wollte aber nicht schon wieder ein Futter kaufen, das ich dann nicht verarbeite. Nach längerem Herumsuchen fiel mir Annas olivefarbenes Futter ein. Anna hat davon viele, viele Meter gekauft und mir einiges abgetreten. Diese Farbe sieht jetzt sehr apart aus. Also: Auch wenn schon Mai ist, muss ich euch meinen Mantel vorstellen, denn der Stoff ist unglaublich schön, extravagent und wirkungsvoll.

Viele andere schöne Modelle gibt es bei MMM zu sehen.


Fazit: Es hat sehr lange gedauert. Aber ich finde den Mantel immer noch großartig.

Schnitt: ein Mysterium

Stoff: Strickwalk aus Budweis

Meine tierischen Lieblinge waren diesmal beim Fotografieren eine besonders intensive Begleitung. Irgendwie waren sie immer gerade dort, wo es nicht so erwünscht war…


19 Gedanken zu “Mein schönster Walkstoffmantel-ein Zehnjahresprojekt

  1. Einen wunderschoenen guten Morgen!
    Zum Mantel, bzw. der Geschichte hierzu ein paar grinsende Bemerkungen:
    1) huebsch ist er wirklich; aber die relativ-herzlos ‚aufgepappte‘ Knopfschlaufe aussen (= oben) – statt wenigstens verdeckterweise innen (unten), finde ich (sorry viiiielmals, wenn Dir das jetzt weh tut; ich schicke Dir auch gleich einen geistigen suessen Fruehstuecks-Keks zum seelischen Wiederaufbau hinueber!) fast eine Beleidigung des Mantels wie auch Deiner Naeh-Kuenste. Guetiger Himmel, wer/was hat DAmals – ausser dem Mantel-Naehen – Deine Zeit/Konzentration gestresst? O.k., Mensch bist Du; Frau noch dazu, d.h.: eeendlose Moeglichkeiten = unglaeubig lachend und kopfschuettelnd ‚ordentlichen Schwamm drueber‘. Sind/bleiben wir – trotzdem – weiterhin ‚Netz-Freunde‘; bitte/danke?
    Danke aber fuer Deine umwerfende Ehrlichkeit; Trickserei waere schliesslich sehr wohl auch eine Option gewesen. Jedoch: ‚iss eh‘ beruhigend, dass es auch andere Menschen gibt, welchen mitunter ausgerechnet beim letzten und kleinsten Detail ‚Der Nerv‘ ausgeht; Hi5 – mir auch oefter /..\ !
    Eine Nr. 2 von Belohnungskeks f. Ehrlichkeit gleich noch dazu (= Nr. 3 futtere ich aber selbst ;-) )

    2) Mantelfutter ohne Schnitt ist mM aber auch nicht gerade ‚aufbauend‘. Gratuliere f. Deinen Nerv hierzu!

    3 ) Katze posiert absolut richtig: die absolut richtige Oertlichkeit/’Parkplatz-Aufzeigen‘ ihres Koerpers f. manche Leute; wenngleich eben auch oefter f. mich = auch nicht heilig/perfekt!

    4) „Muetter“; seltsam, irgendwie kommen diese mir immer so unheimlich vertraut und bekannt vor mit ihrer Art&Weise (= Nase fass!)

    5) Jetzt der Ober-Hammer: Dein ‚A-Liner‘ hat mich an mein eigenes (zwar Kauf-) Modell in etwas laenger und knallrot erinnert. Dort fehlt naemlich – seit Anbeginn – noch immer ein vernuenftiger ‚Notverschluss‘ um ggf. zeitweise auch einer ’staerkeren-nicht-nur-Sonnen-Situation‘ der hiesigen Gegend (= marschiert gerade mit Riesenschritten hier an) zu trotzen. Waere gut und habe ich mir wirklich jääährlich auf’s Neue GEwuenscht waehrend ich VERwuenschend mich um das Festhalten eines Hutes – oder meiner selbst – abmuehte.
    D.h.: wie war das doch gleich unter Pkt. 2 mit ‚Dero Heiligkeiten‘ ;-) :-D ?!

    Liebe Gruesse,
    G

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      1. … mein eigenes ufo haengt auch schon in Griffnaehe zum ‚Vorknoepfen‘. Danke fuer’s Erinnern mit Deinem Post, welcher da gerade fuer mich zeitlich guenstig kam! Im Sommer rangiere ich naemlich nicht gerne mit mittelschweren, unhandlicheren und materialtechnisch ‚zuuu warmen‘ Gegenstaenden herum. Ausserdem ist er dann mottensicher(er) weggepackt und unzugaenglicher – auch fuer mich (nicht nur fuer – hofffentlich – auch die Motten). Covid hat ihn mich ohnehin viel laenger als gewoehnlich gar nicht erst auspacken lassen.
        Wenn ich allerdings kein Garn in passender Farbe zum ‚Possamentieren‘ bekomme, dann kann’s evtl. noch ein weiteres Jahr dauern. Es sei denn, ich werde zumindest mit einem passenden ’sehr multi-coloured‘ Stoff fuendig um gleich den ganzen Schalkragen damit zu umkleiden.
        Grund dann:
        – doch keine Lust mehr zum Warten
        – Hoffnung, das Dingens – zur chiceren Kleider-Ausfuehrung zu entsprechenden Entertainments – doch endlich wieder haeufiger anwenden zu duerfen/koennen (s. obige Covid-Geschichte). Ansonsten ist hier naemlich Zweckbekleidung schon eher gefragt!
        – ‚multi-colour‘ deswegen, da ich mich nicht gerne wegen EINES visuell aber leider dann gut ins Auge springenden Gegenstandes (= Knopf) mich nicht gerne wegen dessen Farb(-Vorgabe) auf die dann (NUR!) Farbe der Accessoires festlegen mag. Heirat/Ehe als ‚Binde-Grund‘ im Leben reicht – mM ;-)
        Mit der A-Linie und bei diesem Mantel damit fehlenden (zusaetzlichen) Naehten*, muesste ich einen ‚versteckten Knopfverschluss‘ (wie schon einst einmal bei Dir besprochen?) dann wirklich in den Seitennaehten befestigen und an der ‚Hundeleine‘ innen haengend dann jedesmal ‚angeln‘, am Mantel/Schalkragen-Rand dann noch elegant/unsichtbar ‚einschlaufen‘ zum sicheren Schliessen.
        Ich glaube, ich muss mir selbst noch einmal meine eigenen damals Dir erzaehlten ‚Gehirnpfurze‘ lesen, ob ich meine damalig zugrunde gelegte Logik noch nachvollziehen kann!
        D. h.: doch noch etwas Denkarbeit noetig und aufpassen, damit keine Unfaelle beim Denken waehrend der „… bisschen Haushalt… sagt mein Mann“ Arbeiten passieren; Du kennst das sicher auch!

        LG,
        G

        * oder muster-/farb-technisch besser geeigneten Versteck-Punkten am Mantel selbst

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  2. Korrektur: Pkt. 3 spricht von ‚Heiligkeiten‘. Habe Pkt.-Vergabe herumrangiert aber im Text bei Pkt. 5 die Korrektur vergessen; ’sosorry‘ ! (= ‚Doppel-Heiligkeit ;-) ?)

    Gefällt 1 Person

  3. Toll dass du nach so langer Zeit doch noch die Nerven dazu hattest, den Mantel zu füttern. Die Farben und das Muster stehen dir sehr sehr gut!
    Ganz ganz tolles Modell!! Viel viel Freude beim viele Jahre lang Tragen <3
    Liebe Grüße
    Sandra

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  4. In den stoff kannn man sich verlieben, verstehe ich total. Klasse, dass der Mantel es nun doch nch so richtig geschafft hat!!!!!!! Durch eineDurchhaltefrau!
    VG Karen

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  5. Wie schön, dass es letztlich funktioniert hat, den Mantel doch noch zu deiner Zufriedenheit mit einem passenden Futter zu versehen;
    ist auch ein besonders schönes Stück.
    LG von Susanne

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  6. Ich finde, das ist ein wirklich ganz tolles Schnittmuster, schade, dass es die Burda Interntional nicht mehr gibt, gab sie ja sowieso nicht richtig lange und ständig. Der Stoff ist toll und super, dass du nun – vermutlich für nächsten Herbst – einen schönen wieder entdeckten Mantel hast. lG Anja

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  7. Vielen Dank für diese herrlich aufmunternde Geschichte über „gut Ding will Weile haben“. Ich finde das tatsächlich sehr aufbauend und super, dass der Mantel nun seine Vollendung gefunden hat. Er hat es wahrlich verdient getragen zu werden, denn er sieht toll aus.
    LG Miriam

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  8. Huch, wo ist mein Kommentar?

    Es wäre jammerschade, wenn dieser Mantel nicht vollendet worden wäre. Der Stoff sieht traumhaft schön aus und das dieser Stoff auch noch unbedingt mitmusste, kann ich ganz klar verstehen.

    Rundum: Deine Mantel ist toll.

    VG
    Sandra

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