„Quilten mit Pep“ von Lucie Summers. Und wie daraus fröhliche Topflappen wurden…

*** Rezensionsexemplar kostenlos vom Stiebner Verlag zur Verfügung gestellt ***

Also – ganz ehrlich – die meisten Patchwork- oder Quiltarbeiten sind mir ein bisschen zu nostalgisch mit Streublümchen und Röschen. Vielleicht liegt es auch an den Farbpaletten oder dem traditionellen Aufbau, ich weiß es nicht. Jedenfalls schien mir dieses Buch vielversprechend modern und ich war sehr neugierig darauf. Schon beim ersten flüchtigen Durchblättern war ich begeistert: Da hängen moderne Quilts vor Wellblechwänden oder in Glashäusern, flattern fröhlich an der Wäscheleine und eine Serie kleiner Blöcke, Bausteine, aus denen der Quilt besteht, ist auf ein grünes Scheunentor gepinnt …

Als ich dann die Einleitung las, mich interessiert immer was die Autoren so über ihren Zugang zur Arbeit schreiben, war ich vollends überzeugt: Das ist tatsächlich ein Quiltbuch für mich. Ich habe auch andere Patchworkbücher, die ich gerne anschaue – aber das war es dann meist, schöne Arbeiten, aber so kompliziert und genau, tüftelig eben, gar nicht meins …

Lucie Summers beginnt in ihrer Einführung mit der Frage : „Was ist Impro-Quilten?“ (Der englischsprachige Titel des Buches lautet „Quilt Improv“.) „… man kann das Konzept des Impro-Quiltens auf viele Arten interpretieren, und es bedeutet nicht für alle Quilterinnen das Gleiche. In Verbindung damit fallen verschiedene Begriffe – am häufigsten der Begriff „schief“.

Und dann liest man – zu meinem Entzücken -, dass die Stoffteile nicht alle hundertprozentig gerade sein müssen, mit der Schere geschnitten werden können, wenn eine Stoffart ausgeht, man eben mit was anderen weitermacht, Ecken auch mal nicht passgenau sein dürfen … und: „Der größte Unterschied zwischem einem improvisierten und einem traditionellen Quilt ist vermutlich, dass beim Improvisieren die Entscheidungen überwiegend im Verlauf des Arbeitsprozesses getroffen werden, nicht vorher.

Dabei sind die Beispiele und folgenden Arbeiten durchaus geplant, gut durchdacht und gestaltet, aber eben etwas unkonventioneller als in diesem Bereich oft üblich. Das liegt manchmal am ungewöhnlichen Aufbau, oft asymetrisch, Farb- und Musterwahl und vor allem verzichtet Lucie Summers durchgehend auf den Rand (Binding), der gewissermaßen wie ein Rahmen den Quilt abschließt – und eben dadurch schnell diesem einen etwas altmeisterlichen Anstrich verpasst … Das ist ein bisschen so wie ein Bild im Goldrahmen und eines ohne.

In der Einführung erfährt man noch einiges mehr zu ihrer Arbeitsweise, Herangehensart, Stoff und Musterwahl und Grundausstattung. Für sie selber stehen am Anfang visuelle Inspirationen, das können Zaunlatten, dekorative Steinmauern oder rostiger Draht sein. Muster finden sich überall. Sie fotografiert viel und daraus entwickelt sie ihre Quiltideen. Es ist der Autorin ein großes Anliegen darauf hinzuweisen, dass es nicht um eine exakte Kopie der gezeigten Werke gehen sollte, sondern um ein sich anregen lassen – daher sind ihre Maßangaben immer nur als Orientierungshilfen zu verstehen.

Lucie Summers drückt das so aus: „… Suchen Sie nicht überall nach genau dem blau gepunkteten Stoff, den ich in der rechten oberen Ecke von Quilt Nr.6 verwendet habe – nehmen Sie einen grau geblümten oder uni orangefarbenen Stoff … Geben Sie dem Quilt ihre Handschrift und bleiben Sie locker. Vor allem soll die Arbeit Spaß machen, schließlich geht es hier nicht darum, Leben zu retten, sondern Stoff zusammenzunähen. Ganz einfach!

Danach folgen die zwei großen Kapitel: 12 Bausteine (Blöcke) und 12 Quilts, den Abschluss des Buches bilden Grundtechniken (piecing, bügeln, zusammennähen, fertigstellen, quilten, einfassen und die Aufhängung).

Damit ich auch weiß, wovon ich spreche, habe ich mir verschiedene Blöcke vorgenommen, mit der Idee daraus eine Serie fröhlicher Topflappen zu machen. Ich habe also mit dem Kreuzblock begonnen. Danach habe ich mich am applizierten Kreis versucht, da hatte ich schon Mühe einen Hintergrund zusammenzubasteln. Daraufhin dachte ich: „Basket Weave – das ist sicher leicht, den mach ich jetzt.“ Nicht genau auf die Vorlage geguckt, es sind nämlich immer alle senkrechten Streifen und alle waagrechten Streifen in derselben Reihenfolge … Ich wollte natürlich unbedingt mit den Farben variieren, also entschied ich mich für pastellfarbene Blau und Rottöne für den Block Half-Square Triangles, das brachte mich ordentlich ins Schwitzen, so klein! Dann nahm ich mir das Bullauge vor, zur Sicherheit nähte ich eines und das etwas größer – das war sehr leicht gemacht, vielleicht hätte ich doch vier davon nähen sollen …

Zwischendurch entstanden irgendwann mal Crazy-Quilt-Dreiecke, das hat mir richtig Spaß gemacht, auch wenn ich sehr lange brauchte, bis ich begriff, wie ich am ehesten auf eine quadratische Form komme. Zum Abschluss kamen Chevrons, davon bin ich wirklich begeistert.

Fazit: Viel gelernt, die Farben in den Griff zu bekommen – und die Muster, nun ja: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Zu guter letzt habe ich alle meine Übungsblöcke in fancy Topflappen verwandelt. Die Quilterei fiel sehr unterschiedlich aus. Ich bin Nähmaschinentechnisch ja ein Minimalist und besitze nicht irgend ein Spezialfüßchen, es ging auch so ganz gut.

Auf die Anleitungen der Blöcke folgen im Buch die Quilts. Für jeden vorgestellten Quilt gibt es drei Doppelseiten. Inspirationsbilder werden dazu gezeigt, Idee, Design, fertiger Entwurf, Anordnug der Teile, alles wird sehr anschaulich beschrieben. Im „Notizbuch“ wird unter dem Titel „so geht’s“ auf die, beim Quilt eingesetzten, Grundbausteine und auf welcher Seite sie zu finden sind, verwiesen. Tja, einige Blöcke hätte ich versucht, vielleicht traue ich mich auch einmal an ein größeres Projekt…


Fazit: Schönes Buch voller Ideen und herrlich entspannt in der Auffassung vom Quilten. Die 12 Blöcke werden Schritt für Schritt erklärt und wenn man sich daran hält und die Anleitung erst einmal genau ansieht, kann eigentlich nichts schiefgehen …

Buch: Quilten mit Pepp“ von Lucie Summers, erschienen 2014 im Stiebner Verlag, 128 Seiten, durchgehend Fotos, Softcover, Format 21cm x27,5cm, ISBN978-3-8307-0923-7


4 Gedanken zu “„Quilten mit Pep“ von Lucie Summers. Und wie daraus fröhliche Topflappen wurden…

  1. Das ist das wunderbare am Nähen: jede(r) kann den Zugang wählen und finden, der zu einem passt. Mich kann man momentan mit Improv jagen – mein Leben ist chaotisch genug, da muss wenigstens das Patchwork akkurat sein. Toll dass Du zu Dir das freie Schneiden und Nähen passt und die Ergebnisse sind sehr fein!
    Liebe Grüße
    Ines

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    1. Ich nehm schon auch gerne mal den Rollschneider, aber wenn alle Spitzen so superakkurat aufeinandertreffen müssen, bin ich überfordert…Da werde ich ganz kribbelig, darum taugt für mich so ein etwas freierer Stil eben mehr. Liebe Grüße , Silvia

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  2. Ja: Das klingt genau nach Dir und Deiner herrlich experimentellen Herangehensweise! Deine Probestücke als Topflappen finde ich schon sehr vielversprechend und freu mich auf mehr! Liebe Grüße, Gabi

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