Zu diesen Stühlen hat mich das Buch Upcyclist von Antonia Edwards inspiriert. Es ist kein „Do it yourself“ – Buch, sondern eigentlich ein Kunstbuch. Es versammelt die aufregendsten Ideen und Umsetzungen, die es vermutlich so beim Upcycling gibt, in einem sehr schönen, gediegenen Kunstband. Nicht, dass ich glaube, es gibt sonst keine guten Designer und „Makers“, oder dass es den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, aber es zeigt wirklich ein breites Spektrum.
Um Mode oder Kleidung geht es darin übrigens nicht, sondern um Möbel, Leuchtkörper und Innenräume. Teilweise sind die Objekte schon mehr Kunstgegenstände als Gebrauchsgegenstände. Türen als Wandverkleidung, Lüster aus Fahrradketten, ein Teppich aus alten Ledergürteln, unglaublich, welche Ideen die Leute haben – und wie schön sie umgesetzt wurden. Mich hat natürlich besonders das Stoffkapitel interessiert. Die Metallobjekte finde ich auch großartig- aber ich verstehe eben nichts vom Schweißen.
Diese Sessel sind von einer Hinterlassenschaft an unsere örtliche Bibliothek gekommen. Sie sind jetzt nicht aufregend schön, was ihr Design betrifft, aber, naja. Der ursprüngliche Bezug war beige. Ich habe sie vor längerer Zeit mit einem dunkelbraunen Polsterstoff bezogen, das war zwar recht ordentlich aber nicht unbedingt spektakulär, geben wir es zu: Es war ziemlich langweilig. Ich wollte die Sessel erst gar nicht mitnehmen in die neuen Bibliotheksräume – bis ich (gerade zur rechten Zeit) dieses Buch sah und plötzlich taten sich neue, ungeahnte Möglichkeiten auf. So ist das eben beim Upcycling, immer wieder aufregend und überraschend!
Zur Herstellung: Die Rückenlehne und die Sitzfläche bestehen aus einer dünnen, leicht gebogenen Holzplatte und sind an der Innenseite mit 3-4cm dickem Schaumstoff überzogen. Das ist auch schon alles. Lehne und Sitzfläche sind recht primitiv mit jeweils 4 Kreuzschrauben am Stahlrohrgestell fixiert. Das ist leider nicht sehr stabil.
Ich habe erst passend große Polsterstoffe hergestellt, jeweils für die Ober- und die Unterseiten. Als Material verwendete ich überwiegend alte Jeans, ergänzt mit farblich passenden Karo- und Tupfenstoffen. Auf dem Arbeitstisch habe ich die Flicken in etwa der benötigten Größe entsprechend aufgelegt und dann Reihe für Reihe zusammengenäht- sofern man bei diesem Crazy Patchwork von Reihen sprechen kann. Meist habe ich mich von hinten nach vorne gearbeitet- bzw von oben nach unten. Dazwischen muß man immer wieder schauen, ob noch etwas fehlt. Die Stoffe sind dachziegelartig übereinander genäht, dadurch erhält man keine allzu dicken Nähte und Ecken. Sie sind nicht auf einen Trägerstoff appliziert, Jeans ist stark genug. Etwaige Beulen oder Unregelmäßigkeiten gleichen sich beim Spannen um die Sitzfläche aus. Der Oberstoff wird als erstes mit Klammern am Holz fixiert. Die Unterseiten/ Rückseiten sind ebenfalls aus Jeanspatchwork und werden mit der Hand aufgenäht. Die fertigen Polsterungen habe ich (durch den Stoff – das gibt zusätzliche Stabilität) wieder mit dem Gestell verschraubt.
Fazit: Jeans ist sehr robust, das ergibt extrem strapazfähige Polsterungen. Wer mehr über das Polstern als solches Erfahren möchte: Ich habe bereits hier ein Projekt und ein gutes Buch zum Thema vorgestellt.
Buch: Upcyclists von Antonia Edwards, Prestelverlag 2015 ISBN 978-3-7913-4990-3
Verlinkt zu CreaDienstag, HoT, DienstagsDinge und CreateInAustria.
Sehr gelungen! Ich habe schon länger angefangen aus Resten einen Sessel zu beziehen und Zwischendurch die Lust verloren, Du hat mich neu animiert .
LG
Christine
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Schön, dass du wieder inspiriert bist! Liebe Grüße Silvia
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tolle Idee
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Danke ! Liebe Grüße Silvia
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