(Blogreihe Vögel als Inspiration, read in English)
Mit diesem Double-Face hat alles begonnen. Ich habe ihn zuerst einmal im Geschäft bewundert und dachte sogleich: der hat eine Farbe wie der Gimpel.
Ich mag Vögel, ich war schon als Kind ein großer Vogologe – nein, es heißt natürlich Hobbyornitologe. Einmal bin ich im Morgengrauen (naja, jedenfalls sehr sehr früh) aufgestanden, weil meine Eltern erklärten, dass ich früh aufstehen muss, wenn ich Vögel beobachten will. Ich bin verschlafen auf den Dachboden (von wo man sehr gut den Garten überblicken kann) gestiegen, bewaffnet mit Fernglas und Bestimmungsbuch, habe gezittert und gefroren, und war so enttäuscht weil ich nichts besonderes zu sehen bekam.
Dieses Monat gehört dem Gimpel. Seit ich an dem Vogelprojekt arbeite, zeigte sich der Schlingel nicht mehr, aber jetzt mit dem erneuten Schneefall hatten wir noch unsere Chance für ein paar Fotos…
Der Gimpel ist ein regelmäßiger Besucher unserer Vogelhäuser, bald nach Einbruch der Winterkälte zeigen sich meist einige Paare: er in dekorativem Lachsrot und Grau, sie in dezenten Beigetönen, was ihr die beste Tarnung während der Brutzeit gibt. Beide tragen ein dunkles Käppchen, was ihnen den Namen Dompfaff verschafft hat. Der Gimpel wirkt im Vergleich zu anderen Meisen oder Finken eher gedrungen. Er verfügt aber über eine wundervollen und süßen Gesang, den man auch im Sommer hört und gut erkennen kann, obwohl man ihn nie zu Gesicht bekommt. Wie viele andere überwinternde Vögel stellt er seine Verdauung in der kalten Jahreszeit auf vegetarisch um: auf seinem Speiseplan stehen Larven, Raupen und Insekten genauso wie Samen, Körner und Knospen.
Es gibt übrigens eine ganze Reihe eher abfälliger Redensarten (zumindestens im Deutschen). Jemand wird als „dummer Gimpel“ bezeichnet oder man spricht von „einem Gimpel rupfen“, „Gimpelfang“ hieß früher so viel wie leichtes Übertölpen von jemanden, der nicht gerade sehr clever ist. „Der Gimpel gilt im Volk als ein minderer Vogel … er gilt als plump und einfältig …“, heißt es im deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm. Warum der Gimpel diesen Ruf hat, ist schwer zu sagen. Zu seiner Rehabilitation sei gesagt: Er kann etwas, das andere Spezialisten nicht können: Er vermag profitable von weniger profitablen Samen per Testbiss zu unterscheiden. Seine Duldsamkeit spart auch Kraft: Territorialkämpfe sind nicht angesagt, auch bei der winterlichen Nahrungssuche verzichtet man auf jedwede Rangordnung.
Um auf meinen Stoff zurückzukommen, erst war ich noch unentschieden, aber er ging mir so gar nicht mehr aus dem Kopf. Beim nächsten Besuch habe ich ihn gekauft und ich wußte sofort was für ein Modell ich daraus schneidern wollte: Das Cape 19E aus der Zeitschrift Anna Extra Nähstyle 2016. Das Cape ist ein Wendecape mit einer aufregenden Roten und einer zurückhaltenden beigen Seite.
Der Schnitt ist einfach und gut zu nähen, ich mag diese Art von Schnitten, weil sie Stoffe gut zur Geltung bringen. Die Nähte habe ich mit Ziernähten fixiert, damit werden sie auch gleichzeitig versäubert. Ich probiere vorher einige Stiche aus und entscheide mich dann für den, der mir am besten gefällt. Meine Maschinen besitzen nur ein paar Stiche und ich schwanke meist zwischen dem Trikotstich, Blindstich oder genähtem Zickzackstich. Ihr seht ich verwende Stiche, die nicht unbedingt speziell für diesen Zweck geschaffen wurden. Aber ich habe bei Walkstoffen sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Fazit: Guter Schnitt, schöner Stoff, das Cape macht mir viel Freude
Änderungen: Keine
Schnitt: Anna Extra Nähstyle 2016, Modell 19E
Stoff: Double-Face Walk von MyTex
Verlinkt zu MeMadeMittwoch, AfterWorkSewing, RUMS & CreateInAustria
Das nenne ich ein gelungenes Meisterwerk. Und so hübsche Vogelbilder hätte ich gar nicht erwartet. Ich finde den so herzig, besonders im Duett mit der Meise.
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Ja, da hatten wir Glück mit den Gimpeln , l.G.Silvia
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Das Cape ist toll. Die Zeitschrift kenne ich gar nicht. Schneide gerade ein Burda Cape zu und wäre soooo glücklich wenn der Stoff zum Wenden wäre. Wow.
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Double-Fce liebe ich sehr. Die Zeitschrift ist empfehlenswert, die Schnitte sind nicht allzu kompliziert, die Fotos vielleicht nicht immer aufregend , aber ich habe gute Erfahrungen mit den Modellen gemacht. L.G. Silvia
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So ein schöner Post! Danke für die Geschichte drumrum. Herausgekommen ist ein tolles Cape. Ich kann mir vorstellen, dass das ein vielgetragenes Teil wird.
Liebe Grüße,
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Danke, es wird wohl genau das Kleidungsstück fürs Übergangswetter- und das ist hier sehr häufig. L.G, Silvia
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Sehr sehr hübsch, Dein Cape und der Gimpel! Tolle Farbe – da kommt Frühlingslaune auf. LG Kuestensocke
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Danke, freut mich L.G. Silvia
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Ich habe von meinem Vater auch einen Vogeltick geerbt … gut zu wissen, dass ich da nicht allein bin. Mein geheimer Liebling ist der Grünspecht, der würde auch ein perfektes Outfitvorbild abgeben 😁
Sehr schöne Idee und tolle Umsetzung! Liebe Grüße zuzsa
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Den Grünspecht sehen wir hier fast nie, dafür ist der Buntspecht ein Dauergast und sein Outfit ist schon am werden ,l.G.Silvia
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Haha, wieder soooo schön, cape und Beitrag… bin sehr gespannt auf den buntspecht! :-) lg Sarah
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Danke, nach der Fasnachtspause gehts wieder weiter. L.G. Silvia
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Tarnkleidung für die Vogelbeobachtung – herrlich! Mir gefallen Cape und Gimpel. Da habe ich schon lange keinen mehr gesehen.
LG Malou
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Mit diesem Cape wird man natürlich gleich entdeckt- so wie der Gimpel mit seinem roten Bauch. L.G.Silvia
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Oh das ist toll! Ich schwanke zwischen niedlich und cool…wahrscheinlich ist es die perfekte Mischung aus beidem. 😜👍🏻Liebe Grüße
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Freut mich, die Farbe fällt wohl in die Kategorie niedlich, die Combination mit Schwarz macht`s cool. l.G. Silvia
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Danke für den schönen Beitrag. Ich hatte ganz vergessen, dass der Dompfaff auch Gimpel genannt wird, er gefällt mir immer sehr am Futterplatz. Und dann das Cape: wow! Genau meine Farbe. Es ist wunderschön und scheint so schön wie der Dompfaff. Bin neu beim Nähen von grösseren Teilen, aber das wäre mal ein Lieblings-Projekt. Und danke für die Doubleface-Idee. ;-)
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Ein wunderschönes Cape! Ein Kleidungsstück, was man leider viel zu selten (in der Großstadt) sieht. Und eine tolle Geschichte dazu. Danke dafür. Liebe Grüße, Manuela
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