Walk Away Dress – Ein Katastrophenkleid?

Das berühmte 1950er Walk Away Dress 4790 von Butterick bekam einen großen Auftritt in der BBC Serie „Sewing Bee“, der englische Vorlage von „Geschickt eingefädelt“. Ich war begeistert und wollte dieses Kleid auch in meinem Kleiderschrank haben. So wenige Schnitteile, so einfach und so schnell genäht und ganz ohne komplizierte Verschlüsse. Am Anfang der Nähkarriere ist dies kein unwesentlicher Punkt. Und das ideale Modell um meine neuen Nähfüsse für Schrägbänder und zum Kantenversäubern zu testen.

walk-away-butterick-4790
Stoff, Schnitt und Schrägband

Schnitt, Stoff und 10 Meter Schrägband (sicher ist sicher) waren schnell besorgt.
Ausgeschnitten und zusammengenäht war das Kleid auch rasend schnell: 4 Teile, 8 Abnäher und 4 Nähte.

Das Ergebnis aber war eine Katastrophe. Das Kleid passte vorn und hinten nicht, nichts mit schnell genäht und am gleichen Tag ausgeführt. Dass es so schlecht passte, war vielleicht darauf zurückzuführen sein, dass ich bei der Oberweite zwei Nummern kleiner benötigte als bei Taille und Hüfte. Doch dies war nicht das einzige Problem an der Passform. Der Rücken war viel zu lang, der Ausschnitt irgendwo und über der Brust hatte ich einen Überschuss an Stoff. In Anbetracht der späten Stunde, oder eher frühen Stunde von ca 3:00 morgens, verschob ich das Auftrennen und Überarbeiten des Kleides auf den nächsten Tag.

Was musste nun alles geändert werden, um es an meine Figure anzupassen?
Ich musste alles auftrennen, bis auf die Rocknaht. Mit der Passform des Rückenteils startete ich. Mithilfe eines Spiegels und einiger Verrenkungen markierte ich mit Nadeln die wesentlichsten Änderungen am Rücken. Dann steckte ich das Rückenteil auf die Schneiderpuppe und verfeinerte das ganze. Die Abnäher wurden um einiges länger und doppelt so breit. Die Träger um 5 cm kürzer, bei dem Armlöchern kam 2 cm weg und unten kamen auch noch 3 cm weg. Mit diesen Änderungen passte der Rücken.

 

 

Vorne blieb mir leider auch nichts anderes übrig, als die Träger um 5 cm zu kürzen.
Die Abnäher mussten ebenso daran glauben, denn bei der Brust hatte ich viel zu viel Stoff um die Hüfte wiederum war es doch ein bisschen knapp. Nur mit verschieben und je nach Bedarf Verkleinern und Vergrössern der Abnäher kam ich nicht hin.

Wagemutig und nähunerfahren hatte ich kurzerhand das Vorderteil auf meine Schneiderpuppe gesteckt und Freihand angefangen die Abnäher neu zu stecken. Um den überschüssigen Stoff loszuwerden hatte ich die Abnäher nun wie Wiener Nähte gesteckt. Die weniger gelungene Seite ließ sich nicht komplett angleichen und wurde teils mit Hand genäht. Es wurde kein Meisterwerk und trotz aller Bemühungen nicht 100% symmetrisch, aber das Muster des Stoffes kaschiert glücklicherweise einiges.

Mit den neuen modifizierten Abnähern saß das ganze nun viel besser, nur am Armloch musste noch etwas Stoff weg. Dann konnte ich damit beginnen die Kanten zu versäubern, die Chance um die neuen Nähfüße auszuprobieren. Wiederum inspiriert von Sewing Bee hatte ich ein Universal Set für Schrägbänder und Rollsäume erworben hier mehr dazu.

 

Da der Rollsaumfuß am Anfang etwas fummelig zum einfädeln war und das Zuführen des Stoffes nicht so einfach war, habe ich für die erste Teststrecke sicherheitshalber einen später verdeckten Saum genäht. Aber mit ein bisschen Übung ließen sich wunderbare schmale Rollsäume nähen.

Für den Rest der Säume gab es quietschgrünes Schrägband, verarbeitet mit dem fabelhaften Schrägbandfuß. Auch hier gab es Startschwierigkeiten. Die eine und andere Naht musste neu genäht werden, da ich nur das Schrägband ohne Stoff erwischt hatte.

 

Als Verschluss verwendete ich hinten einen extragrossen Druckknopf, da ich nichts kleineres zur Hand hatte, und vorne drei kleine Druckknöpfe unsichtbar eingenäht.
Besonders wichtig war mir, dass vorne die beiden Rockteile aufeinander trafen, im Internet kursieren einige Modelle, die vorne eine Lücke aufweisen, was mir nicht sonderlich gefällt.

 


Fazit: Soooo schnell ließ es sich nicht nähen, für meine Figur musste ich doch einiges an Änderungen machen. Aber dadurch, dass es nur so wenige Teile sind und nicht rundherum angepasst werden muss, kommt man doch einigermassen schnell zum Ziel.

Änderungen: Rückenteil: Abnäher, Armloch, Länge, Träger
Vorderteil: komplett neue Abnäher, Armloch, Träger

Schnitt: Butterick Retro 4790

Material: weiße Baumwolle mit Schmetterlinge 3,5 m (nicht komplett verbraucht), 10 m Schrägband (nicht komplett verbraucht)

Zubehör: Universal Schrägbandfuss, Rollsaumfuss

Zeit: 1 Wochenende


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