
Dass dieser Markt überhaupt in meinen Fokus gerückt ist, war purer Zufall: In einer Zoomsitzung zu ganz anderen Themen kam die Sprache darauf. Das erste Highlight nach einer zweijährigen Pause, erfuhr ich, und was es da so gibt, und dass der Markt so ein gutes Rahmenprogramm hat… Erzählt hat mir das alles Stefanie Kroth (Schnittdirectrice, So!Pattern). Nun das macht neugierig. Noch dazu wenn Stefanie geradezu vom „Bügelvortrag“ schwärmte, „da war so ein junger Mann und der erzählte vom Bügeln, als ob es das wichtigste der Welt wäre.“-Nun ja, vielleicht war das nicht der genaue Wortlaut, aber die Botschaft. Also dachte ich mir, ein paar neue Inspirationen könnten nicht schaden und bestieg am Samstag 26. März, morgens den Zug um 6.10 (jaa, so früh!) und begab mich auf die Reise nach Wien zum Schloss Schönbrunn. Der Schneiderei Markt findet im Apothekertrakt statt. Herrliches Wetter, freudig heranströmendes Publikum, (nun ja, Veranstaltungsmäßig sind wir alle etwas ausgehungert…) Herz was willst du mehr. „HobbynäherInnen und ProfischneiderInnen können sich rund um das Thema Nähen, neueste Stoff- und Schnittmustertrends informieren, Händler, Produzenten treffen“, heißt es auf der Website. Der Markt dauert ein Wochenende, geöffnet hat er Samstag 10-18 Uhr und Sonntag 10-17 Uhr.





Dargeboten hat sich mir eine bunte Mischung aus unterschiedlichsten Stoffangeboten, von klassisch, elegant, trachtig, zurückhaltend modern bis exotisch bunt. Jede Menge unterschiedliche Schnittmuster von Indie Labels, Knöpfe (soo schön!!!), Bänder und Borten- wo ich gar nicht wusste, welches ich nehmen sollte (leider habe ich gar nichts gekauft, das tut mir jetzt noch leid). Bücher, für die Theorie, und die wichtigsten Arbeitsgeräte waren natürlich ebenso vertreten: Nähmaschine, Bügeleisen und Scheren. Das Alles geboten in einem sehr ansprechenden, lichtdurchfluteten Ambiente.





Als Rahmenprogramm gab es Vorträge oder Miniworkshops in einem angrenzenden Raum z.B. Stricksoffe verarbeiten (Veronika Persche), Praxistipp Bügeln (Yvonne Coutinho), Sichtbarer sein mit der perfekten Kleiderwahl (Martina Reuter), Sexy und bequeme Dessous nähen (We are Dessousmakers), Upcycling und anderes…Dazwischen gab es Interviews und Gespräche direkt im Ausstellungsbereich. Da konnte man sich bequem hinsetzen und zuhören oder nur stehen und wieder weitergehen. Schön war jedenfalls die Freude und Begeisterung der Beteiligten, mit der sie über ihre Arbeit oder Ideen sprachen.



Ich selber habe Coole Twists bei Blusen von (no, na) Stefanie Kroth angehört und gesehen. Ganz einfach deshalb weil sie ihr Buch „Der perfekte Blusenschnitt„, erschienen im Stiebner Verlag vorstellte, ich dieses Buch besitze und über den immerhin schon genähten Grundschnitt nicht hinausgekommen bin. Tatsächlich habe ich eine Menge gelernt. Es war eine nette Atmosphäre, Zwischenfragen jederzeit möglich. Es hilft doch sehr, wenn man den Prozess der Veränderung mitverfolgen kann und jemand Wesentliches dazu erklärt und man das Modell noch untersuchen darf, um den Herstellungsvorgang zu verstehen. Danach hatten Stefanie und ich noch ein kleines, aber sehr unterhaltsames Gespräch. Ich fotografierte ihre „halbe Größe“- Modellpuppe, und sie schwärmte gleich: das ist eine Stockmannpuppe und wochenlang hat sie den Karton aufgehoben mit dem Aufdruck Stockmann, nur um sich daran zu erfreuen… Immerhin arbeitet die Pariser Haute Couture mit diesen Puppen… Außerdem erzählte sie von ihrer Begeisterung fertig genähte Modelle zu analysieren, wie ist das konstruiert, genäht, gebaut… Da verschwinde sie schon mal in der Anprobe eines Modegeschäfts, um den Dingen aus beruflichem Interesse auf den Grund zu gehen, bis jemand fragt: „Brauchen Sie Hilfe?“. Das Buch „Der perfekte Blusenschnitt“ habe ich übrigens am nächsten Tag gleich nochmal intensiv durchgesehen. Das eine oder andere -das bis jetzt unklar war-stellte sich nun anders dar.



Gabi von Made with Blümchen habe ich ebenfalls getroffen. Besser gesagt: Sie hat mich erkannt, was mit den Masken, die alle trugen, gar nicht so einfach war, und mir von Ihrem aktuellen Projekt erzählt: der Plattform Textilportal.net. Auf diesem Textilportal finden sich regionale DienstleisterInnen für Nähen, Stricken, Weben, Sticken, Häkeln, Klöppeln… Die Idee dahinter ist die Förderung von lokalem Handwerk. Sie war also businessmäßig in Wien und nicht so wie ich als bummelnder Genießer… Reichbepackt mit vielen Schätzen und neuen Eindrücken fuhr ich am Nachmittag zurück nach Hause (begeistert empfangen von Hund Bruno). Ich freue mich schon auf den nächstem Schneiderei Markt, wo ich mir ganz gewiss noch mehr Zeit nehme.
Fazit: Schneiderei Markt Wien
Sehenswert und definitiv eine Reise wert, insbesonders das Rahmenprogramm ist eine grossartige Ergänzung.
Ooooooh, das war so schöööön! Der ganze Markt, aber vor allem Dich zumindest kurz zu treffen und ein paar Worte zu wechseln! Ich habe die beiden Tage hauptsächlich an den Kaffeetischen im wunderbar sonnigen Innenhof mit vielen tollen Gesprächen mit vielen spannenden Menschen verbracht. In Farben und Mustern und Stoffen schwelgen, und in Ideen. Leider bin ich deshalb nur zu einem Vortrag gekommen. Schade, denn was du von Stefanies Vortrag erzählst klingt sehr spannend! Wunderbar. Wir sehen uns bald wieder, spätestens zum Webermarkt im Juli, gell!? Beschwingte Grüße, Gabi
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Freut mich, dass Du viele gute Gespräche führen konntest und den Markt genauso genossen hast wie ich. Also bis zum Sommer! Liebe Grüße, Silvia
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Ja, langsam – gaaanz langsam hierzulande – gibt’s wieder etwas ‚Aektschn/Termine‘ in Sachen Veranstaltungen bzgl. nicht nur unterhaltsamer, kultureller Art. Aber: lieber Himmel, ist die Material-/Besorgungs-Situation noch, aehem, furchtbar ‚unterentwickelt‘.
Es stellt sich dabei zwar derzeit heraus, dass ‚home made‘ schneller am Zug (= verkaufsbereit) ist, jedoch: sind z.B.
Tea-Cosies (= ‚Tee-/Kaffee-Kannen‘-Muetz’chens‘) zum ‚-zigsten‘ auf Maerkten/’Kunst‘-Messen o.ae. eben haeufigst nicht wirklich gebraucht/gesucht. Auch touristische Kleinodien sind (noch) fast genau so uninteressant wie das sog. ‚Obere, luxurioese Ende‘ des Marktes.
MM fuehlt sich die derzeitige Situation in Sachen ‚Besorgungs-Dramas‘ irgendwie seeehr seltsam an: es ist – von frueher (!) – bekannt, die Weltwirtschaft KOENNTE zwar alles, aber…… (aus diversesten (!) Gruenden …… = /..\ \../ \../
Die Hauptbetonung scheint wohl derzeit auf „WELTwirtschaft“ zu liegen und ein sich damit langsam einbuergerndes ‚Neues Global‘ ?
ABER: Tauschgeschaefte – jedweder Art – gehen gut; wohl dem, der ‚hat/kann‘ !
PS: was den Sektor ‚Schneiderei & Co.‘ hier betrifft, so katapultiert sich die Knopf-Produktion wohl bald selbst in den Abgrund: unsinnige und sehr teure Fix-Mengen-Packungen fuer schon einfachste Modelle, fuehren schon vielfach zu ‚Re-Designs‘ wo frueher bereitwilligst Knoepfe verwendet wurden /..\ \../ \../.
… und/oder gar manche ‚Heimarbeit-NICHT-Tea-Cosie-Konkurrenz‘ hierzu grinst sich was (= mein Mann mit seinem 3D-Drucker und manchen ‚Filament-Resten‘).
… bin neugierig, wann/wenn die (wirklich viiiielen) Tea-Cosies evtl. einmal zwar gekauft werden aber wieder in ihr Ausgangsmaterial zurueckgerebelt werden; ‚da‘ treiben die Preise naemlich auch gut Blueten \../
Immerhin gibt’s schon wieder viiiiel mehr Interessenten an Lernen von gar vielerart DIY; im Gegensatz zu frueher (= sehr schwankend zwischen Schmunzeln und mich sorgen!)
… so lange ich den den alten – und fast schon ausgestorbenen Beruf – des (Dach-) Schindel-Machers nicht (auch) noch anwenden MUSS …. (= nicht dass ich – u.a. – nicht auch diesen schon 1/2 bis 3/4 beherrschen wuerde)
Hierzu muss ich wohl auch bemerken, dass ich zwar aufgrund eigenem hoeheren Alters sicher schon als „Metusalix(a)“ geltend eben auch schon viel erlebt, gesehen und gemacht habe. Jedoch erschuettert mich doch immer wieder sog. viiiel ‚Null-Wissen‘ bzw. das allg. und sogar staatlich wohl akzeptierte (!) ‚Desinteresse an Upgrade-Notwendigkeit‘ dieses – zwar wohl glueckseelig haltenden (?) – ‚Null-Wissens‘ vieler Mitmenschen. Diese koennen naemlich derzeit wirklich schlecht im vielfach gut laufenden ‚Waren/Produkte-aller-Art-Tausch-Markt‘ mithalten ^^
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Das mit den Fix- Mengen bei Knöpfen (genauso Schrauben, Nägel…) hat einfach mit unserer Supermarkt- Selbstbedienungskultur zu tun. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich früher mit meiner Mutter in das Kurzwarengeschäft ging Knöpfe und Nähseiden aussuchen für ihr Nähprojekt…Da waren immer mindestens fünf Verkäuferinnen und es war ein richtiger Zauberladen, all die schönen Dinge, die aus Schächtelchen und Regalen herausgeholt wurden, herrlich. Liebe Grüße, Silvia
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Oh das klingt so ganz anders als die typischen Stoffmärkte in Deutschland! Ich bin im Sommer in Wien – hast du zufällig Tipps für Woll- und Stoffläden? hihi
Liebe Grüße, Anna
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Nein leider, da bin ich so gar nicht auf dem Laufenden. Liebe Grüße, Silvia
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