
Da ich gerade sehr im Zimmerpflanzenfieber bin und, anstatt zu nähen oder zu sticken, abends lieber den Aquarellkasten hervorhole, was liegt da näher als das Thema Herzallerliebst passend zu meinen aktuellen Leidenschaften zu interpretieren.
Also gibt es eine Doppelseite voll mit herzförmigen Blättern. Diese Doppelseite findet sich in meinem Nature Journal für meine Zimmerpflanzen.
Natur Journal? Bullet Journal, Skizzenbuch, Urban Sketching, Art Journal sind ja den meisten ein Begriff. Nature Journaling sage ich mal ist ein neuer Trend, der sich immer weiter verbreitet. Ich bin per Zufall darauf gestossen, als ich etwas gelangweilt im Internet nach „wie zeichne ich einen Vogel“ suchte und auf John Muir Law stieß. Ich behaupte mal einer der bekanntesten Nature Journalists (sagst man das so?), tja, das war dann wie ein Kaninchenbau. Ich bin immer tiefer in die Materie eingetaucht und war begeistert, dachte mir das ist genau meins.
Kurz gesagt, geht es darum sich ein Notizbuch/Skizzenbuch zu schnappen, sich in die Natur zu setzen, diese genau zu beobachten, wirklich wahrzunehmen und dies in seinem Buch festzuhalten. Ob nur mit Text, mit Fotos, groben Skizzen, kleinen Kunstwerken, getrockneten Blumen, Poesie… Alles ist möglich, wer es sehr genau nimmt, notiert Standort, Datum, Wetter und vieles mehr. Für mich reicht das Datum und die genau Bezeichnung der Pflanze und ein paar hervorstechende Details und Erfahrungswerte zur Pflege.
Jedenfalls ist mein einziger Neujahrsvorsatz (hat sich zeitlich zufällig so ergeben), dass ich diese Jahr wieder mehr zeichne und ein bzw mehrere Nature Journals führe. Eines nur für meine Zimmerpflanzen und eines für draussen.

Wenn es wieder wärmer wird, möchte ich mich auch wirklich raussetzen und draussen beobachten. Aber bis dahin kann ich ungestört zu Hause arbeiten und an meiner Technik und Wahrnehmung feilen. Denn so habe ich zwar während meiner Ausbildung zur Graveurin im Zeichenunterreicht den Umgang mit Bleistift, Farbstift, Gouache und Aquarell gelernt. Nur in Erinnerung an damals (auch schon wieder 10 Jahre her, die Zeit fliegt) erschien mir die Handhabung mit den Aquarellfarben viel einfacher. Gouache war damals wie heute nicht meins, aber ich habe mir vorgenommen mich mit dieser Technik ernsthaft auseinanderzusetzen.
Eine wunderbare und informative Seite zum Thema ist Nature Journal Week (1-7 Juni 2021) sowie der Podcast Journaling with Nature dazu (beides auf English), eine der Gäste im Podcast ist Liz Clayton Fuller eine wissenschaftliche Illustratorin mit dem Schwerpunkt auf Vögel. Dreimal die Woche streamt sie auf Twitch live wie sie Vögel zeichnet und es ist einfach nur wunderbar dabei zuzusehen, inzwischen bin ich da Dienstag und Donnerstag Stammgast und geniesse es, denn es einfach schön dabei zuzusehen wie die Illustrationen entstehen und auch die Community ist super nett, leicht verrückt nach Vögel aber sehr sympatisch.
Jedenfalls oft, wenn ich Abends zeichne, läuft bei mir entweder eine Folge des Podcast oder der Stream von Liz (perfekt zum Zeichnen mit Aquarell, während dem Trocknen liegt der Focus auf dem Stream und beim Malen mehr auf der eigenen Skizze).
Ich hoffe jedenfalls das sich Nature Journaling auch im deutschsprachigen Raum noch mehr verbreitet und bekannter wird. (gibt es da einen guten deutschen Begriff dazu Natur Beobachtungssbuch ist ja doch etwas sperrig). In der Hoffnung auf noch mehr Gleichgesinnte habe ich mal eine Facebook Gruppe zum Thema gegründet.

Herzförmiger Blätter gibt es sehr viele. Ich denke eine der bekanntesten Pflanzen mit herzförmigen Blättern ist die unverwüstliche Efeutute (Golden Pothos), die landete allerdings nicht in meinen Buch. Aber der optisch nahe Verwandte Philodendron, genauer gesagt der Philodendron Brazil und der Philodendron Neon. Das waren auch die beiden ersten Blätte die ich gemalt habe und während mir das Neonpothos Blatt gefällt (mein Modell ist ein zufällig komplett knallgrünes Blatt meines Philo Brazil) ist das Brazil Blatt eher solala. Als nächstes nahm ich mir das Herzblatt schlechtin vor, ein Blatt der Peperomia Teardrop (Polybotrya). Je grösser und erwachsener die Pflanze und ihre Blätter werden, desto stärker wird die Herzform (kleine Peperomia Teardrop haben einfach sanfter geformte Herzblätter, auch sehr herzig).
Dann war ich wagemutig und holte mir meine Peperomia Carperatas zum Zeichenplatz, eine Entscheidung die ich schnell bereute. Ein so stark geriffeltes Blatt, mit all den Höhen und Tiefen in Aquarell zu malen…, sagen wir mal so, das Ergebnis war nicht nach meinem Geschmack. Der Versuch mit Gouache ging dann gründlich in die Hose. Darum gab es zum Entspannen eine Bleistiftversion, Bleistift kann ich und das funktioniert üblichweise. Aber ich wollte die Niederlage nicht akzeptieren und wagte einen zweiten Versuch. Das rötlich Blatt entstand aus einem Misslungenen Aquarellversuch, bei dem ich dann mit Aquarellfarbstiften darübergezeichnet habe und diese dann leicht mit einem Pinsel mit Wassertank angelöst habe (Aquarellfarbstifte und Pinsel mit Wassertank sind meiner Meinung nach eine perfekte Kombination). Das grün rosa Blatt ist Aquarellfarbstifte kombiniert mit normalen Farbstiften. Nach dem Ferstigstellen der Zeichnung entschied ich mich die Auqarellfarbstifte mit Wasser doch noch anzulösen.
Nach einer Pause und ein paar Übungen zum Thema Aqurallefarben malte ich das Blatt der Peperomia Pixie Lime und ich muss sagen, dass ist mein bestes Blatt auf dieser Doppelseite. Kurz gesagt ich liebe es und ich mag auch die Peperomia Pixie Lime als Pflanze sehr. Danach gingen mir langsam die Ideen aus was ich an Herzförmigen Blättern zeichnen könnte. Es gibt zwar so viele, aber ich wollte wenn möglich doch Pflanzen zeichnen, die ich auch habe und deren Blätter ich genau studieren kann. Dann kam mir noch ein getrocknetes Blatt der Calathe Musaica zwischen die Finger und so entstand dieses noch. Und um die restlichen Lücken zu füllen und es nicht bei einer einzigen Bleistiftzeichnung zu belassen zeichnete ich noch einige kleinere Blätter und zwar die String of Hearts, die String of Turtles (nicht so herzförmig aber herzallerliebst) und dann noch zwei Peperomias und ein Peperomia Blatt mit Ableger, das fällt zwar ein bisschen aus dem Rahmen, aber was solls. Ich war dann einfach nur erleichtert diese Doppelseite doch mal vollendet zu haben. Das Grün untem am Rand ist der Tatsache geschuldet, dass sich eine grobe Vorzeichnung des Schriftzugs Herzallerliebst nicht mehr wirklich radieren lies.

Was ich leider inzwischen feststellen mussteist, dass das Mix Media Papier nicht unbedingt so geeignet ist zum Malen mit Aquarell, es ist okay, aber nicht überragend.
Mixed Media Skizzenbuch A5, Bleistift HB, F, H und Aquarellfarben von Schmincke, Aquarellfarbstifte von Farber Castell und Caran d’Ache
Mitmachaktion: Jahr der Miniaturen von Frau Nahtlust – Alle Themen und die Miniaturen der Teilnehmenden.
Alle anderen Miniaturen von uns sind unter dem Schlagwort „Miniatur“ zu finden.
Ein paar weiterführende Links für den geneigten Leser:
- Gesche Santen Blog/YouTube
- Nature Journaling Week/Book recommendations/Blog/How to start
- John Muir Law Blog/YouTube
- Drawn in (Jenna Mackay Art) Blog
- Facebook Gruppe Nature Journaling D A CH
- Julia Bausenhardt Blog/Kurse
- Journaling with Nature Podcast/Blog
- Liz Clayton Fuller Bird Painting Live stream/Kurse

Deine doppel Seite sieht klasse aus. 😊 Ich finde den Rand unten richtig super, psst das hätte keiner gemerkt. Ich habe hier auch noch nicht das richtige Journal gefunden. Das scheint auch gar nicht so leicht wenn man zum einen vielleicht mal den Pinsel schwingen und zum anderen Lettern möchte. 🤔
Viele liebe Grüße deine
nähbegeisterte Andrea 🍀
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Liebe Andrea,
Darum geht’s ja beim vertuschen, am Ende soll es ja wie geplant aussehen.
Fürs wilde Aquarellieren würde ich unbedingt zu einem Aquarelljournal raten, vor allem wenn man eher nass arbeitet und gerne mehrmals über die gleichen Bereiche geht.
Leider ist mir bisher kein Journal mit verschiedenen Papierarten für die verschiedenen Techniken untergekommen. Alternativ müsste man sich ein Journal selber machen oder zB die Aquarellseiten nachträglich einkleben. Schwierig.
LG Sabine
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dein Journal natur erinnert mich an das buch von Peter Handke „die Schattenwand“ oder so ähnlich nur auf
schrachlicher grundlage ; aber auch mit kleinen skitzen und….ich finde das bewußte hinschauen auf dinge
oder ereignisse für jeden von uns (in der viel zu schnellen Zeit) besonders wertvoll.
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Werter Herr Peter K. oder Hallo Papa…
💚💚💚
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voll schön, deine blätter : )
das entspannt auch richtig schön beim anschauen …
mit buchringen kann man sich mit wenig aufwand ein buch mit verschiedenen papieren machen. wenn man die erste und letzte seite aus richtig schöner und fester pappe macht – und da die löcher mit metallösen versieht, dann lässt es sich sehr gut bättern, ist stabil und schaut ziemlich ordentlich aus. aus erfahrung: keine billigen buchringe kaufen, lieber welche vom grafik-/kunstbedarf deines vertrauens – dann kann man auch nachträglich gut seiten entfernen oder hinzufügen.
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Liebe Sabine, schön dass Du etwas von Deinem Pflanzenfieber auch auf dem Blog zeigst! Da ich alles andere als ein early adopter bin, ist der Trend des „Nature Journaling“ bisher an mir vorbeigegangen. Das könnte (nach dem Nähen) des neue Yoga werden. Ich bin von Deinen Zeichnungen schwer begeistert! Sehr inspirierend, irgendwo muss noch mein alter Tuschkasten sein… Danke fürs Teilen und die Links, die ich mir die Tage in Ruhe anschaue. Liebe Grüße Manuela
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Liebe Manuela, ich habe es auch erst vor gut einem Monat für mich entdeckt.
Ich verbringe im Moment jedenfalls tiefenentspannt meine Abende auf dem Sofa mit einem Pflanzenmodell, meinem Journal und den Farbkasten.
Es würde mich freuen wenn du es auch für dich entdeckst und vielleicht wieder deinen Tuschekasten hervorholst.
LG Sabine
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