Schlicht und zurückhaltend – Kissen aus japanischen Stoffen

*** Kooperation mit Karlotta Pink // Kissenparade ***

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Seit Jahren besitze ich ein sehr schönes japanisches Handarbeitsbüchlein (ab und zu erhält man sowas in Patchworkgeschäften). Darin enthalten sind bestickte Kleidungsstücke, Taschen, Polster und ähnliches. Gestickt wird in traditioneller Sashiko Stickerei – also eher schlicht und meist in einer Farbe. Ganz besonders bewundere ich schon seit langem zwei sehr aparte Jacken und drei Polster, deren markantestes Zeichen die anders strukturierte Ecke mit Kordel und Perle (genaugenommen ein Fisch) ist. Für die Kissenparade von Karlotta Pink habe ich jetzt einen ähnlichen, besser gesagt davon inspirierten Polster genäht – nicht bestickt, sondern aus zwei verschieden gemusterten, aber farblich harmonierenden Stoffen. Aus dem Reststoff enstand der zweite, einfach senkrecht geteilte Polster.

Wie von jedem anderen Land gibt es auch von Japan viele Klischees oder auch Dinge und Begriffe, die man mit Land und Leuten verbindet. Bei Australien denkt man natürlich sofort an Känguruhs, bei Österreich ans Neujahrskonzert, das Dirndl und Mozart, Engländer sind ein bisschen kühl und trinken Tee, Afrikaner tragen bunte Kleidung und trommeln … Japan teilt sich in das alte Japan mit Teezeremonie, Samurai und Geishas, und das moderne: schrill, schnell, Manga, Autos, wenig Platz, Hightech, ein überfülltes Tokio … Dann gibt es natürlich noch Bonsai, herrliche Keramik, traditionelle Architektur und Malerei, Kalligrafie, Gärten mit Kies, Kimonos und Ikebana. Die Kunst des Blumenstellens, Ikebana, ist für mich das schönste. Wen ich schusselig oder nervös werde, kann ich hier meine Mitte finden. Tatsächlich, es beruhigt. Ich liebe auch opulente Blumensträuße europäischer Tradition, aber Ikebana ist etwas besonders. Die Kunst liegt hier in der Bescheidenheit, Unbedeutendes wird zu einem Kunstwerk: Ein Ast, ein paar Gräser oder Blätter, eine Blüte, ein Blütenzweig … Und es geht nicht um die vollkommene Rose, sondern: Es gibt keinen schlechten Ast. Das ist einer der schönsten Sätze, die ich kenne. Ganz traurig macht mich dagegen, wenn ich eine moderne Floristik bestehend aus lauter geköpften Blüten sehen, degradiert zur Struktur, das ist wirklich schlimm.

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Eine der schönsten Ausstellungen, die ich jemals sah, war von dem japanischen Keramikmeister Shimaoka Tatsuzo mit Gefäßen aus seiner Werkstatt. Die Ausstellung war nicht groß, aber schlicht großartig. Die Gefäße schlicht, aber von höchster Vollendung. Das ist für mich Japan: Das Reduzieren, Zurücknehmen, da kann ich immer wieder eine Menge lernen.


Fazit: Einfach genäht, am längsten habe ich für die Auswahl der Garnfarbe und Perlensuche (ein gläserenes Seepferdchen) gebraucht. Im Original sind die Polster (soweit ich das verstanden habe) zugenäht. Ich dachte meine genähten Bändchen fügen sich als Verschluss gut ein. Ich habe auch keine Kordel gedreht, sondern geflochten. Zwei Kordeln gibt es, weil eine zu hell, die andere zu dunkel war, gemeinsam ergänzen sie das Kissen am besten. Der zweite Polster erhielt eine Rückseite aus Leinen, weil nicht mehr genug Stoff da war.

Stoff: Japanische Stoffe (und zwar Hagel rosa und Tonbo Libelle rosa) von Karlotta Pink – für diese Projekt kostenfrei zur Verfügung gestellt; weißer Stoffrest für Rückseite

Unter dem Hashtag #kissenparade auf IG findet man weitere wunderschöne Beiträge wie das Füchslein-Origamikissen von tillit.ta, Porträt-Kissen bei mein gewisses Extra, …

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