Quilten von Hand- ein Buch von Riane Elise

***Rezensionsexemplar unentgeltlich vom Verlag zur Verfügung gestellt***

Wenn man den Titel liest, klingt das erst einmal nach sehr viel Arbeit- und ist es auch. Quilten von Hand ist jetzt nicht unbedingt das Übliche. In unserer hochtechnisierten Zeit mit tollen Nähmaschinen und Spezialfüßchen ist das maschinelle Quilten bei den PatchworkerInnen und QuilterInnen wohl Standard. Das stellt auch die Autorin des Buches Riane Elise in Ihrem Vorwort fest. Gleichzeitig sagt sie aber auch, dass, wenn man die lange Tradition dieser Handarbeit betrachtet, die maschinelle Technik recht jung ist.

“ Je mehr ich nähte, umso stärker wurde der Drang, Quilts komplett mit der Hand zu nähen. Das Handquilten war wie das „Handpatchen“ jahrhundertelang gängige Methode, Quiltoberteile zu fertigen. Das erfordert Zeit und Geduld, aber ein handgenähter Quilt ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck, und die kleinen Unregelmäßigkeiten zeigen die Handschrift der Schöpferin…“ und weiter schreibt sie: „Für mich ist Handarbeit in ihren vielfältigen Formen medativ und beruhigend. Sie ist oft der Halt, der mich erdet, wenn es mir nicht gut geht, indem sie meine Hände beschäftigt und meinen Gedanken freien Lauf lässt…“

Das erinnert mich sehr an eine Bekannte, die mir erzählte, dass sie ganz ruhig wird, wenn sie strickt. Ich dagegen werde furchtbar nervös mit Stricknadeln. Nähen und Sticken dagegen mag ich sehr. Warum also nicht einen Versuch mit Handquilten wagen? Ich bin natürlich nicht mehr so unrealistisch, mir einzubilden ein Quilt für ein Doppelbett wäre das richtige Startprojekt. Ich entschied mich für eine kleine Sache: einen Polsterbezug oder, wenn es Spass macht, zwei oder drei die zusammenpassen. Das würde mir die Möglichkeit geben, mich auf die Technik zu konzentrieren und gleichzeitig könnte ich ausloten, was Handquilten für mich ist: unnötige Plagerei oder entspannende Medidation oder irgendetwas dazwischen…

Riane Elise bezeichnet ihr Buch Quilten von Hand als Leitfaden für das Nähen eines Quilts mit so viel oder so wenig Handarbeit wie man möchte. Auf den ersten Seiten schreibt sie über ihren Weg zu den Entwürfen. „Im Unscheinbaren kann ebenso viel Inspiration liegen wie im Besonderen“, schreibt die Autorin. Dieses Buch ist im Jahr 2020 entstanden. Ein Jahr in dem sie, wie der Rest der Welt, eine Phase der völligen Zurückgezogenheit erlebte. „In den vorgestellten Quilts verdichten sich die Ereignisse dieser Zeit. Einige Entwürfe spiegeln Reise- und Abenteuerlust wider, andere konzentrieren sich auf Einfachheit und schlichte Schönheit…Auch wenn manche Quilts abstrakt aussehen, stehen sie oft für etwas Besonderes oder erinnern mich an eine glückliche Zeit.“ Unter der Kapitelüberschrift „Eigene Quilts entwerfen“ beschreibt Riane Elise verschiedene Möglichkeiten aus den geometrischen Grundelementen der Quiltmuster individuelle Designs zu entwickeln. Sie selber entwirft meist mehrere Quilts auf einmal und zwar auf dem Computer. Das ist für mich irgendwie sehr gegensätzlich zum Handquilten. (Vermutlich empfinde ich so, weil ich so ein richtiger Kritzelfan bin, am liebsten mit Kugelschreiber- dabei kristallisieren sich meine vagen Ideen heraus.) Natürlich erwähnt die Autorin auch die Möglichkeit mit Milimeterpapier zu arbeiten. Weiter geht es dann mit ausführlichen Betrachtungen zum Material. Riane Elise ist eine Garnsammlerin, wie sie selber sagt, denn das Garn ist für eine Quilterin eines der persönlichsten Materialien. Während andere PatchworkerInnen eine Stoffsammlung anlegen, hortet sie Garne. Ihre Lieblingsmaterialien sind festes Sashiko-Garn und Sashiko-Nadeln und Leinen/Baumwollmischgewebe.

Ein Kapitel im Buch widmet sich den Maßangaben- das Buch arbeitet mit dem angloamerikanischen System von Zoll und Inch. Das ist für versierte Patchworkerinnen vermutlich nicht ungewöhnlich oder schwierig. Ausführlich beschreibt sie das Verkleinern oder Vergrößern von Projekten, wie man z.B. die Maße von einer Kinderdecke für einen Doppelbettüberwurf umrechnet. Danach folgen Kapitel mit den Grundtechniken, also das Verbinden der Teile von Hand und Maschine, Rundungen, Markieren, Heften, verschiedene Quiltmöglichkeiten, Einfassen, Fertigstellen…Sehr interessant war für mich ihre Technik des Zusammenfügens von Hand. Irgendwie hat man beim Handnähen immer Angst man würde nie fertig. Aber so, wie Riane Elise es zeigt, kann ich mir das gut vorstellen. Außerdem- das scheint mir nicht unwesentlich- braucht man zum Handnähen nur einfachstes Gerät, also Nadel, Faden, Schere. Zudem gehört diese Art zu arbeiten sicher zu den langsamen, entschleunigenden Techniken. Das täte uns doch allen gut, oder? Einen eigenen Abschnitt widmet die Autorin dem Entspannen der Hände.

17 Projekte bilden den zweiten Teil des Buches. Die Arbeiten von Riane Elise sind farblich sehr zurückhaltend, wirken dadurch allerdings sehr elegant und zeitgemäß, fast minimalistisch. Man kann sie sich gut in einer modernen Wohnung vorstellen. Es sind keine kleinteiligen Quilts, oft verwendet sie großflächige Formen. Zudem setzt sie nur einfarbige Stoffe ein, bevorzugt in Erdtönen kombiniert mit Weiß und Beige. Die über das Patchwork genähten Quiltmuster sind ebenbürtiges Gestaltungselement. Riane Elise bezeichnet ihre Arbeitsweise als kontrastreiches Handquilten. Das ganze Buch ist illustriert mit sehr schönen stimmigen Fotos von Rebecca Stumpf, schon das Blättern und Lesen darin ist ein Genuss.

Zur Autorin: Riane Menardi Morrison, die unter dem Namen Riane Elise quiltet, ist eine zeitgenössische, amerikanische Textilkünstlerin. Ihre Quilts, die Erbstückqualität besitzen, fertigt sie größtenteils von Hand. Sie wendet Techniken an, die sie von ihrer Großmutter gelernt hat. Für sie ist das Quilten ein Handwerk, das Generationen verbindet und eine Brücke zwischen einem reichen textilen Erbe und modernem Design und Kunsthandwerk bildet.

Wie war das jetzt mit dem Handquilten für mich? Nun, mittlerweile ist mein Probeprojekt fertig. Ein klein wenig durcheinander geriet ich mit meiner Vorzeichnung zum Quilten, aber ich muss sagen: Ich war fast entäuscht als ich die letzten Stiche nähte, ich hätte gerne weitergearbeitet. Das überrascht mich und ich überlege an einem neuen Projekt, vorläufig noch ein Polster, dann vielleicht eine kleine Decke…


Fazit: Ein sehr schönes stimmiges und trotzdem informatives Buch, schon das Blättern darin wirkt entspannend. Ich bin keine routinierte Patchworkerin und habe noch nie von Hand gequiltet, aber ich nähe sehr gerne mit der Hand. Die Möglichkeiten, die das Handquilten und Patchworken bieten, finde ich fantastisch und verstehe, dass sich jemand ausschließlich damit beschäftigt. Die Quiltarbeit liegt tatsächlich irgendwo an der Schnittstelle zwischen Stickerei und Näherei. Manche Tipps in dem Buch fand ich sehr hilfreich und clever, zum Beispiel den Einsatz der Sicherheitsnadeln.

Buch: Quilten von Hand Selbstgemachte Patchwork-Decken und -Accessoires von Riane Elise, erschienen 2022 im Haupt Verlag, 192 Seiten, durchgehend Fotos und Illustrationen, Format 20cm x 26cm, fest gebunden, ISBN 978-3-258-60258-5


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