
Jeans finden sich in jedem Kleiderschrank-nicht nur Kids und Jugendliche tragen sie, nein auch Babys oder Omis und Opis… In meinem Schrank befindet sich üblicherweise nur eine einzige gekaufte Jeans und die trage ich eben „bis sie mir vom Leibe fällt“. Dann kaufe ich mir die nächst oder wäre selbernähen eine Option? Jeans selber zu nähen lockt natürlich jeden Nähbegeisterten, aber wird das was? Wir besitzen alle mehr oder weniger gute Haushaltsmaschinen. Schaffen die das? Wir kennen ja alle die festen Nähte, überlagerten Taschen und bockigen Säume der Jeans. Und die Stoffe, es gibt soviele, wodurch unterscheiden sie sich? Was macht eine authentische Jeans aus? Außerdem, wie soll man das mit den vielen Schnittteilen auf die Reihe kriegen? Jede Menge offene Fragen. Das verunsichert.
Genau da setzt das Buch Jeans nähen von Johanna Lundström an. Es ist kein Buch mit eingelegtem Schnitt zum Nachnähen. Aber ein Buch, das sich konsequent durch sämtliche Herstellungsschritte arbeitet und sich mit den dabei eventuell auftretenden Fragen und Problemen beschäftigt.



Jede Näharbeit beginnt mit der Stoffwahl. Logischerweise titelt das erste Kapitel: Stoffe. Fachbegriffe werden geklärt. Unterschiede aufgezeigt und die Grenzen des Machbaren klar aufgezeigt. Jeder Jeanstyp braucht seinen Stoff. Wie schwer kann, darf oder soll der Stoff sein. Muss er Dehnung haben? Wie pflege ich Jeans überhaupt und gibt es nachhaltige Jeans? Letztlich: Wie schneide ich richtig zu.
Kapitel 2 gehört den Schnittmustern. Zuerst gibt es einen Übersichtsplan der typischen Jeansteile und eine exakte Auflistung der richtigen Nahtzugaben für jedes Teil und für die unterschiedlichen Nahtvarianten. Dann geht es um Stilanpassungen. Wo liegen die Unterschiede bei Selvedge Jeans, Bootcut Jeans usw. Ich bin kein Jeanskenner, also lerne ich bei der Lektüre gleich einmal viel über Jeansvarianten. Genau erfährt man da, wo z.B. bei der Bootcut Jeans Stoff zugegeben und wo weggenommen werden muss, um den richtigen Look zu erreichen. Eine eigene Doppelseite widmet sich dem Formbund (das kennen sicher viele von euch: die Jeans sitzt prima, aber im Rücken steht sie beim Bund ab), wie gestaltet man ihn, wie gelingt die beste Rundung…Weiter geht es mit Jeanstypischen Passform-Problemen: Smile Lines, Spannungsfalten, senkrechte Falten..Da merke ich wiedereinmal wie wenig ich weiß- und wieviel ein guter Schneider.
Kapitel 3 befasst sich mit Werkzeug und Zubehör, also Nähfüßchen, Nadeln (und der idealen Stärke), Zangen, Kurzwaren usw.



Nähte umfasst das 4. Kapitel. Sehr schön: die doppelseitige Übersichtstafel. Klar gegliedert in Stich-Look-Einsatz-Merkmale. Darauf folgen Tips für Ziernähte und sehr genaue Erläuterungen zur Kappnaht, den für sie benötigten Nahtzugaben (je nachdem welche Naht: Mittelnaht rechts, Mittelnaht links, Innennaht…) Schritt für Schritt mit Fotos und Texten erklärt Johanna Lindström die echte Kappnaht, die Kappnaht mit Spezialfuss und das Riegelnähen.

Kapitel 5 ist in einem Buch mit dem Titel Jeans nähen logischerweise das Umfangreichste: Zusammennähen. Es beginnt mit der korrekten Nähreihenfolge, dem Bügeln der Jeansnähte und dann geht es auch schon los: die Vordertaschen-in Varianten, der Reissverschluss- bekanntlich ja ein Bauchwehthema, aber natürlich gibt es auch den Knopfleistenverschluss (wäre für mich noch schlimmer!), Gesäßtaschen und dazu, das fand ich interessant, unterschiedliche Positionsmöglichkeiten je nach Figur. Mittel-, Passen- und Seitennähte, Bund, Gürtelschlaufen in unterschiedlichen Nahtvariantn und so geht es fort bis zum Saum.





Ein eigenes Kapitel widmet sich dem Distressing, dem bewußten künstlichen Altern der Jeans.
Den Abschluss bildet das Kapitel Schnittvorlagen, der Bonus zu diesem, wirklich äußerst sorgfältig gemachten, Buch. Es sind PDF Vorlagen zum Herunterladen: Taschen, Bügel- und Steppschablonen, Reißverschlüsse und Schablonen für Ziernähte auf Gesäßtaschen.

Fazit: Tolles Buch, schön anzusehen und gut zu lesen, informativ und viele, viele Schritt-für-Schritt Anleitungen, die nicht nur für Jeans gut zu gebrauchen sind. Ein gutes Nachschlagwerk zum Hosen nähen.
Buch: Jahanna Lundström Jeans nähen, erschienen 2021 im Stiebner Verlag, Softcover, durchgehend Fotos und Illustrationen, 191 Seiten, Format 19cm x 24,5cm, ISBN978-3-8307-2109-3
Eine gut sitzende Jeans aus hochwertigem Stoff kostet ihr Geld, also zahlt sich das selber Nähen schon aus. Ich kauf mir hochwertigen Jeansstoff manchmal auch aus Hanf. Aus 5m Stoff zum Preis von 1o2,10 € (Meterpreis 20,42€), habe ich vier Jeans genäht, davon eine 3/4 lange Hose. Ich habe einen Schnitt aus einem Uralt-Burda Heft den passe ich meinem Körper an. Ich liebe es schöne Details zu gestalten, wie die Innenseite der Eingriffstaschen an den Vorderseiten mit schönen Stoffen zu nähen. Ich finde, das Nähen zahlt sich auf jeden Fall aus, zumal die Passform und die Stoffqualität sehr gut ist. Die Stoffe sind nicht künstlich alt gemacht, ich wasche sie anfangs immer separat, mit der Zeit werden die Hosen eh von selbst alt und damit so, wie andere neu gekaufte gestylt wurden. Jeansstoffe mit Elastikzusatz habe ich nicht so gerne, weil sie nach einiger Zeit aus der Form geraten, da das Elastan nachgibt. Obwohl, Hosen aus diesen Stoffen sind bequemer . Einen lieben Gruß
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Danke für die ausführliche Besprechung! Das klingt nach einem Buch, das ich im Bücherregal stehen haben möchte: Fundiert, ausführlich, kenntnisreich. Liebe Grüße, Gabi
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Gutes Buch zum Nachschlagen, wenn Nähanleitungen vielleicht nicht so präzise sind oder zuviel voraussetzen…Liebe Grüße, Silvia
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