Stoffspielereien Naturinspirierte Texturen

lange Gräser

Mehrere Begriffe gingen mir durch den Kopf: Blätter, Nadeln, Moos. Letztlich entschied ich mich für Gras. Gras findet sich in unterschiedlichen Varianten in unserer Umgebung: vom perfekten Gartenrasen bis zur wilden Wiese ist alles drin. Für mich ist Gras erst einmal grün und- das war interessant- ich ging nicht von der Naturbeobachtung aus, sondern dachte sofort an comicartig gezeichnetes Gras mit Filzstiften.

Das brachte mich auf die Idee es mit Gobelinstickerei zu versuchen. Natürlich weiß ich, dass dadurch eine sehr strenge Umsetzung entstehen würde, aber das war gerade der interessante Punkt. Die verschieden Grünschschattierungen mildern die Strenge etwas. Danach wollte ich unbedingt noch etwas anderes mit Gobelinstickerei versuchen, daher probierte ich das folgende Muster aus. Gräser wachsen oft auch in dichten Büscheln, daher erschien es mir ganz passend. Oder wirkt es doch zu sehr wie eine strenge Blätteranordnung?

Möglicherweise. Jedenfalls blieb es bei den paar Reihen und ich machte einen weiteren Versuch Grasbüschel darzustellen auf braunem, leinenartigen Stoff:

Dass ich verschiedene Sticktechniken ausprobieren wollte, war von Anfang an klar. In einigen Stickbüchern fand ich sehr schöne Ideen dazu. Francoise Tellier-Loumagne lotet in ihrem wundervollen Buch Textildesign Sticken /Inspirationen aus der Natur (von dem ich hier schon ausführlicher berichtet habe) viele Möglichkeiten zum Thema Gras in höchst unterschiedlichen Techniken aus. Auch im Stickbuch The Embroidered Garden von Kazuko Aoki finden sich schöne Beispiele. (von mir nachgearbeitet Nadelbrief mit Schneiderpuppe).

Ich wollte mehrere kleine Teststücke etwa 10cm x 10cm herstellen. Das würde den Aufwand in Grenzen halten und doch eine gewisse Vorstellung von den Möglichkeiten geben. Und da Gras nun einmal grün ist, verwendete ich zuerst unterschiedliche Grün- und Beigenuancen aus Wolle oder Baumwolle. Ein gewisses Problem sind die vorgefertigten Bilder, die so im Kopf herumgeistern, wie die oben erwähnten Filzstiftgrashalme. Daher begab ich mich noch im Spätherbst auf einen Gräserspaziergang. Wenn man auf einen kurzgeschnittenen, strapazierten Rasen hinunter blickt, wirkt er eigentlich ziemlich ungeordnet, einfach kreuz und quer…

…und natürlich besteht er nicht nur aus den unterschiedlichsten Gräsern (von denen ich- zu meiner Schande- kaum eines benennen kann), sondern ist fast immer mit verschiedenen Blumen vermischt, je nach Jahreszeit Violetten, Roten, Weißen (dem Gänseblümchen z.B.) oder Gelben. Begonnen hatte ich das Arbeiten im Winter und irgendwie sind im Lauf der Zeit die Erinnerungen an das berauschende Grün des Sommers verblasst. Die starkfarbigen Gobelinarbeiten entstanden zuerst, die anderen Varianten später, als es schon recht braun wurde draußen. Als ich jetzt Ende Mai wieder hinauswanderte um noch mehr Grasfotos zu machen, fiel mir das wieder deutlich auf. Die Farbe ist beim Thema textur natürlich nicht entscheidend. Aber meine Versuche kommen mir jetzt recht lahm und linkisch vor. Das genaue Hinschauen und sich direkt von der Natur inspirieren lassen, wäre wichtig gewesen. Das habe ich zuwenig getan. Daraus hätten sich vermutlich noch viel interessantere und weniger klischeehafte Arbeiten ergeben. Tatsächlich hatte ich gehofft, den Faden wieder aufgreifen zu können um noch weiter zu „spielen“. Aber wie so oft, die Zeit wurde zu knapp…

Bruno und Matisse begleiten mich zu unserem Lieblingsplatz
Bruno und Matisse begleiten mich beim Fotografieren…

Fazit: Noch lange nicht am Ende…, eigentlich bin ich noch nicht einmal richtig tief eingetaucht in die Möglichkeiten Texturen inspiriert von Gras und Gräsern zu schaffen. Jedenfalls ein ausbaufähiges Thema…

ZU DEN STOFFSPIELEREIEN

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Heute zu Gast mit dem Thema naturinspirierte Texturen bei Stoffnotizen.


24 Gedanken zu “Stoffspielereien Naturinspirierte Texturen

    1. Schön, dass du das auch findest. Besonders genieße ich die Wiese, wenn ich mit Hund und Katz draußen sitze und einfach nichts tue als diese unterschiedlichen Formen und Strukturen zu betrachten. Liebe Grüße, Silvia

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  1. Ich mag die Idee von mehreren kleinen Samplern, um Texturen und Farben und den Gesamteindruck zu testen. Gemeinsam sind sie schon fast sowas wie ein gesticktes Gräserbuch – mag ich sehr!

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  2. Liebe Sylviafranziska, deine Gräserstickereien bieten noch viel Potential, die Gobelinstickerei in ihrer Strenge und die frei gestickten Gräser, beide haben ihren Reiz. Du hast Recht, wenn wir mir uns mit ausgeruhten Augen in der Natur bewegen brauchen wir keine weiteren Vorlagen als Anregung, wir sind oft zu kopflastig und per Buch – oder Internetnutzung zu abstrakt. Zarte Gräser stellen ein feines Motiv für eine zarte Stickerei dar, ich kenne da ein wunderschönes Beispiel aus der japanischen Stickkunst. Danke für die schönen Beispiele, die du zeigst. Liebe Grüße von Tyche

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    1. oh, das ist gut, dass du japanische Stickerei erwähnst, ich habe da auch ein sehr schönes Sashiko inspiriertes besticktes Modell gesehen, das hatte ich schon vergessen-. Liebe Grüße, Silvia

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  3. Schöne Varianten, mir gefallen gerade die Extreme: die Gobelinstickerei und die wilde Wiese ganz zuletzt. Mit solche Aufgaben werden die Augen geputzt und man schaut genauer hin, was so im Alltag oft untergeht.
    Viele Grüße,Karen

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  4. Sehr schöne Gräser und Wiesen hast du da gezaubert mit deinen Stickereien und jede hat einen anderen Reiz. Ich mag sie am liebsten im wild blühenden Zustand – artenreich! Heuer sind sie mir leider durch die Flut von Zecken verleidet, da erfreue ich mich lieber an deinem schönen Grün. Viele Grüße Ingrid

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    1. Das mit den Zecken ist bei uns gar nicht so schlimm, aber zugegeben: Hineinlegen würde ich mich grade nicht, aber mit gutem Schuhwerk bekleidet genieße ich Wiesen immer. Liebe Grüße, Silvia

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  5. Eine feine Idee, die Wiese mal „unter die Lupe“ zu nehmen. Dein Mix ist sehr anregend und wirkt meditativ. Ein Buchvdaraus zu machen, ist sehr lohnend. Ich betrachte auch gerne unsere Gänseblümchenwiese und warte lange mit dem Mähen. Es sieht zu lustig aus, wenn die Amseln durch den „Dschungel“ schleichen, auf der Suche nach Insekten.
    Liebe Grüße, Elvira

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    1. Was mich auch freut ist, dass in unserem traditionell immer recht aufgräumten/ sprich perfekt gemähten Dorf heuer einige Wiesenstücke sehr lange stehen geblieben sind und wunderbar blühten. Vielleicht doch eine Wiederentdeckung, dass auch lange Wiesen schön sind. Liebe Grüße, Silvia

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  6. die farben der wiesen und deine auserwählte garnfarben und stickereistiche in harmonie und da können die lieben wiesen wieder zur ehre kommen * besonders wenn das gras und die blumen so hoch sind wie jetzt im mai da

    gobelinstickerei bringt mehr rigorasität und zugleich erkennt man die feinheit der farben der natur * und deine photos von wiesen mit den stickerei passen super zusammen * schöne idee für ein mixmediawerk …

    lieber gruss

    mo

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  7. Kommentar für Ute
    Deine Inspirationsfotos und Stickumsetzungen sind wunderbar in den verschiedenen Sticktechniken, die Du uns zeigst. Ich verstehe, dass es Spass macht.

    LG Ute

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  8. Das gefällt mir alles sehr gut; du hast sehr vielfältig gearbeitet und ich glaube gern, dass du damit noch nicht am Ende bist.

    LG
    Siebensachen

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  9. Wie spannend einfach nur Gräser zu sticken und dann auch genau in der Natur hinzuschauen. Auch ich denke bei Gras direkt an Rasen und die darin nicht erwünschten Unkräuter. Dabei ist ein unvoreingenommener Blick doch so viel interessanter. Deine verschiedenen Variationen gefallen mir sehr, mir fehlt dafür oft die Geduld. LG Gabi

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    1. was denn, du bist ungeduldig? Hätte ich nicht gedacht…Aber grade das Varieren macht es für mich aus, bei mir dauerts oft auch bis ich in Schwung komme. Liebe Grüße, Silvia

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  10. Liebe Silvia, ich finde deine Gras-Abstraktionen sehr gelungen. Die Grasbüschel auf dem Leinen sehen wirklich mehr nach Gras aus als die Gobelin-„Blätter“. Ich finde deine Versuche weder lahm, linkisch, noch klischeehaft. Es kommt halt was anderes heraus, wenn die Malerin mit dem Aquarellkasten in der Landschaft sitzt, oder zu Hause von Bildern und aus dem Gedächtnis malt – und beides finde ich wertvoll. (= Sei bitte nicht so streng mit dir.) Deine Beobachtung, dass im Lauf des Winters die leuchtenden Farben für dich verblasst sind, berührt mich. Wie gut, dass es jetzt wieder frisch und bunt grünt! Liebe Grüße, Gabi

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    1. Oh, danke für deine aufmunternden Worte. Ich hatte mit der Arbeit früh begonnen, als draußen alles recht braun und welk war, jetzt dagegen leuchtet das Gras. Tatsächlich sieht es der Gobelinstickerei recht ähnlich, erstaunlich! Liebe Grüße, Silvia

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