Stoffspielerein XXS

Kleinformat ist mir sympathisch. Alles was über A4 Format hinausgeht, fand ich schon während meiner Ausbildung mühsam, ich bin mit der Postkartengrösse ausgesprochen glücklich.

So ganz im Miniaturformat habe ich vor Jahren schon mal gestickt. Aktuell bin ich aber am Häkeln. Naheliegend habe ich Miniatur oder auch Microcrochet ausprobiert. Wo jetzt die Trennlinie zwischen Miniatur und Micro ist…

Das Material aber ist klar: dünnstes Garn  (je nach Person etwas dickeres Baumwollnähgarn, ein einzelner Faden vom sechsfädigen Stickgarn oder Seidengarn) und die kleinsten Häkelnadeln (0.4 mm oder 0.5 mm, bis 1,5 mm)

Ich war mir nicht ganz sicher, wie es mir mit so „Minigehäkel“ gehen würde, da ich Sockenwolle mit 2,5 mm Häkelnadeln mühsam finde… Darum dachte ich mir, mal nicht komplett übertreiben mit dem ersten Versuch.


Der erste Versuch

Beilaufgarn von Sockenwolle und eine alte  Häkelnadel Nr 6 (ich glaube 1 mm) von der Urgrossmutter. Bei meinem aktuellen Decken Projekt ist bei jedem Knäuel Beilaufgarn dabei und ich dachte mir, ich nehm einfach mal das da und mache eine kleinere Version des regulär grossen Meetings Quadrat.

Wolle und Nadel passten gut zusammen und es war angenehm zu häkeln. Das Granny Square wurde ziemlich genau ein Viertel der Grösse des grossen Quadrats. Darum wollte ich mir noch drei weitere Quadrate häkeln, um das Muster zu vervollständigen. Aber auch der Ehrgeiz ganz klein zu häkeln war geweckt.

Der zweite und kleinste Versuch

Polyester Nähseide mit einer 0,5 mm Häkelnadel (die Beschriftung ist etwas abgenützt). Ist zwar alles noch einiges kleiner, aber ich empfand es nicht als sonderlich schwieriger. Nur eine gleichmässige Fadenspannung zu halten war nicht ganz einfach. So weit ich gelesen habe, verwenden die meisten Microcrochet Häkler gerne etwas dickeres Baumwollnähgarn. Gefühlt ist die Häkelnadel etwas zu gross für die feine Nähseide, darum sieht für mich das ganze etwas zerfleddert aus und das Maschenbild ist jetzt nicht so akkurat gleichmässig. Was auch noch durchaus witzig war: Der Faden ist schon so fein und dünn, auch fest verzwirnt, und ich habe es trotzdem geschafft, ihn mit der Häkelnadel zu splitten.

Direkt danach habe ich ein Granny Square in normaler Grösse gemacht, es war ein absolutes surreales Gefühl, fast ein Fiebertraum, mit der 3 mm Häkelnadel zu arbeiten. Alles fühlte sich so gross und klobig an, obwohl ich weiss, dass Sockenwolle sonst für mich als dünne Wolle zählt. Es war einfach nur sehr, sehr seltsam.

Dieses Mini Quadrat habe ich inzwischen schon erfolgreich verräumt und nicht wiedergefunden.

Der dritte Versuch

Knopflochgarn und eine 0.75 Häkelnadel. Knopflochgarn hat den wunderbaren Vorteil gewachst zu sein. Anfangs war es ungewohnt steifer. Trotzdem ist es sehr angenehm beim Häkeln und ich habe ein sehr schönes Maschenbild bekommen. Für mich hätte die Häkelnadel zum Knopflochgarn ein bisschen grösser sein dürfen, allerdings meine nächste Grösse wäre die 1 mm Nadel gewesen, die war zu gross. Durch das gewachste Garn bekommt man auch gleich ein sehr stabiles mini versteiftes Granny Square, das könnte man irgendwo hinhängen ohne zusätzlicher Behandlung, so als Ohrring oder so…

Die Normale Grösse

Für den Vergleich, packe hier ein paar Bilder der Sockenwollmodelle rein. Sockenwolle und eine 3 mm Häkelnadel ergeben ein 12.5-13 cm grosses Granny Square.


Ein paar sehr schöne Accounts auf Instagram zum Thema Microcrochet sind:

Steffi Glaves, gehäkelter Granny Square Schmuck und Microcrochet Amigurumi ( plus 2 Bücher zum Thema.)

Lunarheavenly, Blumen, Broschen, Schmetterlinge…

MissXade, Granny Square Decken, Polster, Taschen in XXS

Minigio.miniatueres, weckt in einem den Wunsch ein Puppenhaus einzurichten.

Infinityandless mit dem (für mich total wahnsinnig) Projekt, eine normale Häkeldecke aus Miniatur Granny Squares.


Meine 4 Tipps zum Microcrochet

1. Häkelmuster verwenden das gut läuft, studieren was man eigentlich machen sollte, ist es im Kleinformat nicht leichter.

2. Aus der Übung? An einem separaten Tag mit dickerer Wolle zum Wiedereinstieg häkeln. Auf keinem Fall mit dickerer Wolle und Häkelnadel zuerst und dann auf Mini wechseln. Einfach an einem anderen Tag direkt mit dem Microcrochet loslegen und dann ist es gar nicht schlimm klein, sondern halt einfach klein.

3. Vernünftiges Licht und so Klassiker, die fürs normale Handarbeiten gelten, denke, muss ich nicht erwähnen.

4. Das Garn wachsen, wenn es das Material zulässt, dadurch wird es stabiler, fludert weniger und ist deutlich leichter zu händeln.

ZU DEN STOFFSPIELEREIEN

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Heute zu Gast mit dem Thema XXS bei made with Blümchen.


19 Gedanken zu “Stoffspielerein XXS

  1. Deine Spielereien mit immer dünneren Garn und Häkelnadeln finde ich sehr spannend. Interessant, wie unterschiedlich das Maschenbild mit den verschiedenen Garnen wird. Ich habe eine geerbte 0,6mm Häkelnadel, die werde ich jetzt vielleicht mal ausprobieren. Liebe Grüße Gabi

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    1. Viel Spass beim Ausprobieren, macht Spass. Beim verlorenen Nähseiden Quadrat hat es, hätte ich gesagt, mit Nadelstärke und Wollstärke einfach nicht zusammen gepasst.
      Liebe Grüsse Sabine

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  2. Auf die Idee des Wachsens beim Häkeln wäre ich nicht gekommen, kenne ich zwar vom Buchbinden, aber so…das kleinste Teil gefällt mir sehr, auch von der Struktur. Kann ich mir sofort als Ohrringe vorstellen.Besten Dank für die links, sehr spannend.Heute klappt das Kommentieren sofort, toll!
    viele Grüße, Karen

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  3. Ach wie schön, dein Beitrag ist wie eine Stoffspielereien-Reise: ein Thema, eine Idee, Material suchen und dann einfach mal schauen, wohin einen die Hände, die Geduld und die Erkenntnisse so bringen.

    Liebe Grüße Christiane

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  4. „Die Trennlinie zwischen Miniatur und Mikro ist fließend.“ Deshalb habe ich auch freigestellt, was jede Spielerin für sich als „XXS“ definiert! Deine Grannies sind bezaubernd, und der eine Link zur Mikro-Häkeldecke auf Insta: 😍 !!! Eine richtige Granny Square Decke würde ich nicht haben wollen, aber so Miniatur, das hat was. Ich glaube, ich muss mir ein Puppenhaus anschaffen. Ich mag deine Spielereien, und ganz besonders gut gefällt mir der Hinweis, einfach mit der feinsten Nadel anzufangen, ohne vorher was Gröberes zu häkeln. Danke fürs Mitmachen! Liebe Grüße, Gabi

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    1. Immer wenn so zauberhafte Miniatur Szenerien sehe möchte ich mir sofort auch ein kleines Miniatur Zimmer einrichten, es müsste gar kein ganzes Haus sein. Gerade auf YouTube gibt es so ganz lange Videos wir wer einzelne Räume komplett baut, sehr interessant zum zuschauen und such extrem entspannend.
      Liebe Grüsse Sabine

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  5. Eine interessante Experimentier-Reihe hast Du gehäkelt. Sicher auch schön für ein Puppenhaus.

    Filigranes Häkeln kenne ich vom Taschentücher umhäkeln. Dieses Garn ist auch etwas steif. Soweit ich mich erinnere verwende ich eine 1er Häkelnadel. Manchmal frage ich mich, wie es mit den zugehörigen Häkelanleitungen aufgeht wenn man zu fest oder zu locker häkelt in den vorgewebten Löchern.

    LG Ute

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  6. wie toll, dass du noch Muster von Maria Gullberg umgesetzt hast. Daran hab ich mich nicht gewagt. Und wirklich tolle Hinweise für Micro-Arbeiten, wenn einem wieder nach Fummelarbeit ist. Meditativ ist es allemal. Danke hier auch für die Ohrring Beschwerungs-Tipps. LG Elvira

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  7. Deine Beispiele sind sehr hübsch und gut gelungen, das Grannymuster finde ich raffiniert. Schön, wie du die verschiedenen Garnqualitäten und Nadelstärken vorstellst. Und sogar noch eine Häkelnadel von der Urgroßmutter ist vorhanden!

    Die vielen Anregungen machen Lust auf mehr, ich arbeite auch gerne kleinformatig. Danke fürs Zeigen, liebe Grüße von Tyche

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    1. Nur mit der Nähseide zu häkeln hat mir nicht gereicht und ich bin auch jedem der gerne ein bisschen in die Materie eintaucht. Es muss nicht eine komplette Erforschung/ausprobieren sein aber so ein ausprobieren mit verschiedenen Material um Vergleiche ziehen zu können muss sein.

      Liebe Grüsse Sabine

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  8. Wieder eine interessante Häkelarbeit von dir. Durch die Wahl und Anordnung deiner Garnfarben, hätte ich das Granny-Muster erst gar nicht erkannt – nun, zugegeben, ich kenne mich auch nicht so gut aus damit.
    Die KLeinheit deiner Motive ist schon sehr überzeugend.
    LG
    Beate

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    1. Das ist das tolle an den Mustern von Maria Gullberg, es sind nicht einzelne seperat für sich stehende Quadrate, sondern Quadrate die ihre Muster erst so richtig in der Fläche mit mehreren Grannies zusammen entfalten. Und auch wie du festgestellt hast, die einzelnen Granny Squares im Muster geradezu verschwinden.
      Liebe Grüsse Sabine

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  9. Schön und vor allem sehr anschaulich, deine Versuchsreihe. Wahnsinn auch die Unterschiede, die die verschiedenen Garne ausmachen. Und das gezeigte Muster ist auch interessant. Vor allem wenn dann mehrere kombiniert werden. Wirklich baff macht mich die verlinkte Mini-Häkeldecke. Ich arbeite ja auch gerne relativ klein, aber das wäre mir zu klein. Da kann es noch so niedlich sein ;-)

    Liebe Grüße, heike

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    1. Es gibt so viele absolut schnuckelige Miniatur Häkeleien, aber solange Platz ist für normale Projekte, bleibe ich im normalen Format.
      Allerdings für den Urlaub da hätte so ein Mini Projekte grosse Vorteil, extrem leicht und platzsparend.
      Liebe Grüsse Sabine

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