Zero Waste Weste

Verschnittloses Nähen ist immer wieder ein großes Thema. Jeder, der gerne näht kennt das. Ein wunderbarer Schnitt, so ein schönes Modell, aber wohin mit all den Resten? Besonders für VielnäherInnen dürften sich das vertraut anhören. Eine Möglichkeit materialschonend zu arbeiten ist Zero Waste Nähen. Die Idee ist nicht neu. Stefanie Kroth hat dazu ein spannendes Buch mit unterschiedlichsten Modellen gemacht. Mehr dazu hier. Da ich, vor der Herausgabe, zu den TestnäherInnen gehörte, habe ich einige Modelle versucht, Wasserfallshirt, Shorts, Hoody, Longvest, Wickelbluse, auch einen Tube-Rock und eine lange Hose und- die ärmellose Weste.

Diese ärmellose Weste gibt es im Schnitt in zwei Größen. Mein erstes Testmodell aus einem brauen Wollstoffrest war die größere Weste und die ist wirklich groß. Also für festgebaute 180 cm Männer und Frauen, die ruhig einiges auf die Waage bringen können. Ich bin auch keine Gazelle (mehr), nähe meistens Größe 42, gelegentlich 40 und entschied mich also für den nächsten Versuch für die kleinere Größe. Ich gebe es zu: um die Hüften wird es etwas knapp, aber sonst passte die Zero Waste Weste sehr gut.

Das Originalmodell ist aus Leinen genäht. Ich könnte mir auch Jeans gut vorstellen. Da es bei uns eher kalt als warm ist, tendiere ich halt mehr zu wärmeren Materialien, wie Wollstoff, Walk, Loden. Das erste gut passende Modell entstand aus einem originellen, dunkelgrünen Leoprintplüsch. Daraus habe ich auch einen Fischerhut genäht, aber die Weste ging sich noch aus. Mit einem schwarzen Pulli und schwarzer Hose sieht sie sogar richtig apart aus, City tauglich sozusagen.

Mein nächster Versuch ist jüngsten Datums. Ich hatte große Lust auf Schottenkaro. Ich besitze einige Reststücke von meiner Mutter, teilweise zugeschnitten für irgendwelche Kleidungsstücke, teilweise im ganzen. Jedenfalls fand ich ein passendes Stück und war gleich ganz im Countrystyle unterwegs… Da es zwar ein schöner, aber doch etwas dünner Stoff ist, entschied ich die Weste mit Resten wattierten Futters zu doppeln. Die Kanten wollte ich mit altem Wollband, wie man es für Lodenjanker verwendet (ebenfalls von meiner Mama) umfassen. Das war leicht und sieht gut aus. Das mit dem Futter ist zwar praktisch und erhöht die Einsatzfähigkeit enorm, war aber bei der Herstellung etwas aufwendiger. Sehr gut könnte ich mir das Modell aus beidseitig verwendbarem Steppstoff vorstellen. Mit einem Wort meine Schottenkaroweste ist nicht perfekt (Karo vorne und ein paar andere Kleinigkeiten…), sieht aber sehr gut aus und ist praktisch. Dafür habe ich sie am Halsausschnitt innen mit einem schönen, schmucken Schrägband als Necktape verziert.


Fazit: Wenn man nicht auf super figurbetont wertlegt, ein prima Schnitt. Der Materialverbrauch ist äußerst gering: 68cm bei 140cm Stoffbreite. Wer clever ist, kann sich den Schnitt durchaus anpassen an der vorderen und hinteren Mitte, ich habe das versäumt. Zudem habe ich beim Schottenkaromodell etwas herumgepfuscht beim Reißverschluss (wegen dem Futter usw) und dabei nämlich noch etwa 2 cm verloren, naja beim nächstenmal… Aber schon wegen der fröhlichen Farbzusammenstellung werde ich auch diese Jacke (trotz ihrer Fehler) lieben.

Material: aus dem Schrank

Schnitt: Weste aus dem Buch Zero Waste nähen von Stefanie Kroth

Diese Weste und viele andere inspirierende Modelle gibt es bei MMM zu sehen


9 Gedanken zu “Zero Waste Weste

  1. Zero-Waist-Nähen ist ein spannendes Thema.
    Bisher haben mich Schnitte dieser Art allerdings wenig angesprochen, weil sie als Basis oftmals ein Rechteck mit Gummizug zum einhalten der Masse beinhalteten.
    Aber deine Buchempfehlung schaue ich mir mal an.
    Deine Karoweste spricht mich jedenfalls an; ist dir gut gelungen.
    Liebe Grüße von Susanne

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    1. Ja, die Kunst liegt wohl darin, nicht nur Rechtecke mit Schlitzen für Lopf und Ärmel zu machen- sowas tu ich immer wieder mal- sondern etwas mehr. Da hat sich Stefanie Kroth durchaus einige Gedanken gemacht. Liebe Grüße, Silvia

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  2. Toll, dass du einen der Schnitte in gemustertem Stoff zeigst. Ich habe das Buch nämlich auch, bisher jedoch noch nichts daraus genäht. Und habe mich beim durchblättern nicht nur einmal gefragt, ob das auch mit gemusterten Stoffen funktioniert. Mein Favorit ist ja die Kurzjacke, noch hat kein Stoff in meinem Fundus hier dafür geschrien, leider. Vielleicht sollte ich doch auch mal gemusterte Stoffe ins Auge fassen.

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    1. Mir gefallen die Modell im Buch wirklich gut, ihre Farben usw., aber es ist halt nicht so mein Ding und darum ist es dann recht spannend für mich, wie so meine persönliche Variante aussehen könnte. Aber vielleicht gibt es einen Stoff mit Muster, der für deine Kurzjacke passt- die gefällt mir übrigens auch recht gut. Nur muss sich erst, wie bei dir, der richtige Stoff finden (am liebsten natürlich aus dem Schrank) liebe Grüße, Silvia

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    1. Das sind die kleinen persönlichen Besonderheiten, die so ein Stückl erst einzigartig machen, nicht wahr? Tatsächlich macht mir das nicht so viel aus, schlechtes Material stört mich viel mehr…Liebe Grüße, Silvia

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  3. Beide Westen gefallen mir gut, die Leoprint tatsächlich noch besser :-)
    Danke für die Buchempfehlung, das schaue ich mir mal genauer an.

    LG
    Sandra

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  4. Das sind zwei sehr schöne Westen, und ja, ich finde die Leo-Weste auch durchaus citytauglich.
    Ich habe das mir Buch das Buch gekauft, als ich Dein Modell von der Wickelbluse gesehen habe, (ge-influeced! ;)aber bisher habe ich noch nichts daraus genäht. Wenn man Zero-Waste nicht zur Religion machen will, kann man die merkwürdig geformten Taschen der meisten Modelle ja durchaus etwas verkleinern und „normalisieren“. Die Weste ist mir irgendwie gar nicht aufgefallen, aber bei Deinen hübschen Modellen habe ich mir das Buch nochmal vorgenommen. Ich habe echt Probleme, zu verstehen, wie dieser Saumbeleg angenäht werden soll. Könntest Du mal ein Bild davon machen? Und wo landet die Innentasche? Ich kann mir gut vorstellen, diese Weste mit ein paar Abnähern vorne und hinten und einem Abnäher als Pseudo-Seitennaht auf Figur zu bringen.
    Die kurze Jacke hat mich auch schon getriggert, vielleicht aus einem groben Leinenstoff und mit Knöpfen für den Sommer. Das gefällt mir auch an dem Buch: Die meisten Modelle sind ausbaufähig, und je nachdem, was man wie ergänzt, hat man auch keinen Verschnitt.
    Vielen Dank fürs Zeigen,
    LG, Stefanie

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