
Eigentlich heißt das Buch Pica Pau und ihre Häkelfreunde. Wenn man es genau nimmt, habe ich davor etwas gehäkelt oder besser gesagt nach über 10 Jahren des nicht Häkelns versucht ein Shrimp nach englischer Anleitung zu häkeln. Nun ja, der Shrimp war interessant geformt und relativ lose (ungeplant) an der Anleitung orientiert. (Shrimp 4 war dann endlich so wie er sein sollte). Aber mein Ehrgeiz war geweckt und ich wollte „richtig“ häkeln, Amigurumi genau genommen. Bin ich old-school wenn ich Stofftiere sage?
Mein Medium der Wahl um mich in einem textilien Bereich zu inspirieren und anleiten zu lassen sind jedenfalls Bücher. Und ziemlich eines der ersten Bücher, die mir unter die Nase gekommen sind, und mir gefiel und auf deutsch war, war Pica Pau 3 (die Schnecke!). Nur kommt Pica Pau 3 erst im Januar (Zeitpunkt meines ich will Amigurumi häkeln, eine Woche vor Weihnachten) heraus und ich wollte jetzt häkeln und nicht irgendwann im Januar. Also halt Buch 1 bestellt, das hat immerhin auch sehr herzige Tierchen und Daumen drücken, dass das Buch vor Weihnachten ankommt. (Mein Favorit der Papageientaucher ist natürlich eine Anleitung im dritten Schwierigkeitsgrad).
Buch abholen, noch schnell ins Stoffgeschäft gelaufen, einmal quer durch die Wollabteilung. Jup ich suche was zum Stofftier häkeln. Oh jeh, das ist ja dünn und was in meliert? Alles klar! Danke. Und noch eine Häkelnadel. Ach, hübsch, der Holzgriff. (Ich habe ein Set Häkelnadeln, aber die sind 5 aufwärts also „minimal“ zu dick.)
Alles in den Rucksack stopfen, falls ich während meiner langen Zugfahrt Lust aufs Häkeln bekomme. Stattdessen habe ich mich wunderbar mit meinem Sitznachbarn unterhalten, ehemaliger Textilmaschinen Mechaniker (Webmaschinen). Da habe ich allerhand dazu gelernt. Kurz gesagt: Vegan produzierte Kleidung ist gut (ich rede jetzt nicht von Kunststoff. Es ist mehr die Verwendung der Produkte zum Behandeln und Färben des Stoffes). Stoff färbt ewig ab. Wir verwenden zu viel Waschmittel, weil das Waschmittel nur die Fasern öffnet und nicht den Schmutz rausmacht, das besorgt die Waschmaschine mit Wasser und Bewegung. Weisse Stoffe werden mit optischem Aufhellen behandelt und Bio in der Bekleidung ist ein nices Label, mehr aber auch nicht.






Nachdem ich dann mal in Ruhe das Buch durchgeblättert hatte, habe ich mich dazu entschieden ein 1 Stern Modell für den ersten Versuch zu wählen (hässliche Shrimp zähle ich da jetzt nicht).
Im Buch gibt es nur zwei Modelle mit einer 1 Stern Anleitung: die Fledermaus (hässlich) und der Alligator, per reinem Zufall perfekt passend zu meinem, auf gut Glück gekauften, grün melierten Garn. Der Rest der Farben ist aus Mamas Fundus. Da habe ich dann beim Häkeln des unbekannten Garnmixes festgestellt, manches ist wunderbar geeignet zum Häkeln, anderes einfach nur ein Krampf.
Die Anleitungen sind klar und deutlich geschrieben. Es wird angegeben welche Farben man braucht, wann man wo zunehmen muss, der Farbwechsel, wie viele Maschen pro Reihe etc. Wer noch nie gehäkelt hat findet am Anfang des Buches eine Einführung in alle im Buch vorkommenden Techniken. Das Buch Pica Pau und ihre Häkelfreunde enthält wirklich alles, was man braucht um die Modelle nachzuarbeiten. Es ist sozusagen perfekt für Handarbeiten ohne Internet (das braucht es hier fix nicht). Selbst wenn es genau beim erwählten Modell kein Bild von einem bestimmten Arbeitsschritt geben sollte, findet sich das bei einem anderen Tier.





Ich habe nur diese eine Anleitung gehäkelt und kann jetzt nicht wirklich beurteilen, wo der Unterschied bei den Schwierigkeitsstufen liegt. Bei den Vierbeinern scheint es mir logisch, dass diese 3 Sterne haben, also die höchste Schwierigkeitsstufe. Beim Rest, keine Ahnung: schwierige Maschen, ein kompliziertes Zählmuster oder so? Ich behaupte mal, wenn man sich an die Anleitung hält, wird das auch was. Denn im Prinzip sind die Tiere alle sehr ähnlich und simple aufgebaut. Kopf, Körper mit Beinen, 2 Arme zum Annähen und vielleicht noch Zubehör. Man sollte nur so ungefähr (oder genau) auf die richtigen Maschenanzahl pro Runde kommen. Ich gebe es zu, ich habe nicht immer gezählt und ganz ungeniert mal eine Maschen eingefügt oder entfernt. Zunehmen und unsichtbar abnehmen kann ich jetzt meisterhaft.
Was für mich ziemlich ungewohnt war, ist das in Runden häkeln. Zuerst habe ich noch in Reihen gehäkelt, dann habe ich auf das Runden häkeln gewechselt. Einfach immer den Rundenbeginn mit einem Faden markieren und sich nicht davon irritieren lassen, dass es keine gerade Reihe wird. Häkelarbeiten haben einen Rechtsdrall. Ach ja, ich kann nur empfehlen verschiedene Farben zum Markieren zu wählen. Eine Reihe mit Zunahme orange und die nächsten 15 Reihen mit gleichbleibenden 40 Maschen lila oder so. Kein lästiges Reihenzählen oder Strichliste führen. Einfach gucken, ob es schon 14 lila Fäden sind.



Am schwierigsten empfand ich tatsächlich das richtig Ausstopfen und dann das Zusammennähen. Selbst wenn man die Empfehlung zuerst stecken dann nähen (kennt man doch vom Nähen irgendwie) befolgt, besteht die Möglichkeit von einem schiefen Kopf. Vielleicht könnte man ja auch zuerst Heften…
Am Rande noch: die Häkelnadel mit Holzgriff war von Lana Grossa. War! Denn nach ziemlich genau 3 Tagen und der Fertigstellung des Amigurumi gingen Nadel und Holzgriff getrennte Wege. Was ich echt schade finde, ich mag Holzgriffe. Aber leider hat die Nadel schon ziemlich bald etwas geknartscht und sich aus dem Griff herausbewegt… Also ich erwarte schon mehr als 3 Tage häkeln! Eine Freundin hat mir erzählt, dass die Stricknadeln, die sie hat von Lana Grossa besitzt, auch nicht so toll sind. Fazit: Wolle von Lana Grossa ja, Nadeln nein.
Fazit: Hat Spass gemacht, nur das mit „Yarn over, Yarn under“ war eine Herausforderung und auch die stetig hohe Fadenspannung. (Yarn under ist sehr üblich beim Amigurumi häkeln, da durch da wenn beim Greifen des Fastens dieser unter der Nadel liegt, die Maschen fester werden, optisch mehr ein X und allgemein weniger Material verbraucht wird. Es ist echt gewöhnungsbedürftig und wenn man nur sporadisch ein Amigurumi häkelt, ist es auch sicher egal, dass man den Faden so greift wie gewohnt) Dafür konnte man wunderbar abschalten, wenn es mal einfach 20 Reihen mit denselben Maschen gab. Obwohl man schon fast automatisch mitzählt. Man muss oft Maschen zählen, also viel reden kann man nicht beim Amigurumi-Häkeln. 99% der Maschen sind übrigens feste Maschen, das fordert keine großen Häkelkünste. Oh, und das Tier wird steinhart, also echt nix zum Kuscheln.
Das Buch kann ich nur empfehlen für jeden der einmal ein oder mehrere Amigurumi häkeln möchte, ob mit oder ohne Häkelkenntnisse. Alle die enthaltenen Tiere sind charmant und niedlich, ohne so übertrieben zuckersüss zu sein.
Material: Baumwollgarn von Lana Grossa und Schachenmayer sowie eine Mischung unbekannter Garne, Füllwatte aus Mamas Fundus
Buch: Pica Pau und ihre Häkelfreunde von Yan Schenkel erschienen bei EMF. 20 Anleitung in drei Schwierigkeitsgraden auf 160 Seiten. Softcover, 21cm x 23cm, zahlreiche Abbildungen und viele Fotoanleitungen
Ein sehr interessanter Bericht über deine Zugfahrt. Hast du mehr erfahren über das Thema Bio in Bekleidung? Ich dachte, da würde im Anbau zumindest weniger Dünger/Giftstoffe zum Einsatz kommen. Auch wenn Baumwolle trotzdem viel Wasser verbraucht.
Grüße, Tina
LikeLike
So genau haben wir nicht geredet. Tatsache ist das auch im Bio Anbau mit Dünger und Pestiziden gearbeitet wird, mit weniger oder biologischen Mitteln, die aber auch Pestizide sind. Ob die jetzt unbedingt besser sind… Und gedüngt werden muss, der Boden wird ausgelaugt wenn immer das gleiche angebaut wird.
Diese riesigen Monokulturen, egal von welcher Pflanze sind einfach ein Problem.
Das beste Kleidungsstück ist ja ohnehin, dass schon im Kleiderschrank ist.
LG Sabine
LikeLike