
Die Flöte, das große „Einsteiger- oder Anfängerinstrument“, wird leider oft recht lieblos behandelt. Manchmal landet sie irgendwie in der Tasche, oft nicht einmal auseinander genommen oder geputzt … Sie erlebt mit ihren kleinen Besitzern häufig turbulente Zeiten. Dabei kann eine Sopranblockflöte uns ein Leben lang begleiten, vorausgesetzt man ist ein bisschen behutsam mit ihr im (hoffentlich) täglichen Umgang. Blockflöten sind für mich faszinierende Instrumente und, gerade weil sie so einfach sind, bin ich immer wieder begeistert wie großartig und schön man mit ihnen musizieren kann.
Was sie gar nicht mag, die Blockflöte, ist, wenn man herumknabbert oder das Labium, das ist diese schräge Öffnung am Mundstück, mit irgendwelchen harten Gegenständen bearbeitet, da geht sie auf jeden Fall kaputt. Hat die Flöte einen Korken, braucht dieser unbedingt Erholungsphasen: Solche Flöten müssen auseinander genommen verwahrt werden. Außerdem haben Flöten Probleme mit Heiserkeit bei starken Temperaturschwankungen, zum Beispiel wenn es draußen recht kalt ist und drinnen warm oder auch, leider, wenn man in kalten Kirchen spielt. Da hilft nur das Instrument gut warmhalten. Darum dachte ich mir eine lustige, gut wattierte Flötentasche, das wär doch einmal ein interessantes Nähprojekt.
Die meisten Einsteigermodelle sind zweiteilig, ein relativ langes Fußteil und das Mundstück, das ist eine gewisse Asymetrie, die verpackungstechnisch ihre Tücken hat. Außerdem wollte ich keine Tasche mit Reißverschluss nähen. Also blieb nur die längliche oder quadratische Form. Ich wollte irgendein lustiges Tier machen, mit Kopf und Füßen und habe mich letztlich vom Stoff inspirieren lassen.

Herausgekommen ist so eine Art Koalabär, der gefüllt, also gestützt von den Flötenteilen, sogar frei sitzen kann. Mein erstes Versuchsmodell ist viel zu klein geworden. Das jetzige hätte vielleicht zwei Zentimeter weniger breit sein können, aber im gesamten wirken die Proportionen stimmig. Die Tasche hat einen Klettverschluß, der ist ein bisschen speziell: Auf der Bauchseite ist nebeneinander je ein Haken- und ein Flauschband, damit kann man den Koalabauch schmäler machen. An der Innenseite des Kopfes sind ebenfalls Flausch- und Hakenband festgenäht, nur eben in umgekehrter Reihenfolge, um die Tasche veschließen zu können.
Die fertigen Maße sind 16 cm Breite und 23 cm Höhe, Flöten sind unterschiedlich lang, also nachmessen. Der Kopf ist 16 cm lang. Die Füße sind 5 cm x 11 cm und nur etwas ausgestopft, damit sie schön weich schlankern. Die Tasche hat eine Maschinennaht, diese teilt die Fläche in zwei Taschen von 8,5 cm für das breitere Kopfstück und ca. 7 cm für das Fußteil. Die Naht ist nicht durchgehend, das hätte den Koala so platt gemacht: unten sind ca. 4 cm offen, oben 7 cm. Der Körper ist mit 1 cm dicken Vlies wattiert.
Ich habe zwei 68 cm lange Rechtecke mit abgerundetem Ende zugeschnitten, eines in rot für den Bauch, das zweite im Mustersstoff mit einem 22 cm langem roten Bauchteil, genauso die Wattierung. Zuerst muss man die Füße zusammennähen und füllen. Kleine Kunstpelzstreifen bilden die Ohren. Ohren und Füße habe ich auf einem Stoffteil festgenäht, damit nicht alles verrutscht. Wichtig ist auch, dass man den Klettverschluss auf der roten Seite des Kopfes gleich festnäht. Dann habe ich alle Gliedmaßen nach innen geschlagen und alle drei Lagen zu einem langen Schlauch genäht, offen blieb die gerade Kante, umdrehen und nach Wunsch zusammenklappen und die gerade Seite mit der Hand schließen. Die zweiten Klettverschlüsse positionieren und festnähen. Die Maschinenaht als Teilung setzen. Die Außennähte sind mit der Hand geschlossen. Man kann natürlich anders arbeiten, aber so hatte ich noch genug Möglichkeiten zu variieren.
Fazit: Solcher Art Spielereien nehmen relativ viel Zeit in Anspruch, besonders wenn die eigenen Vorstellungen noch recht vage sind. Aber das Entstehen so eines eigenen Tierchens ist natürlich auch spannend…
Stoff: Aboriginestoff von Karlotta Pink, roter Baumwollrest, Knöpfe, Kunstfellreste, rote Klettverschlüsse, 1 cm dickes Vlies, etwas Füllmaterial für die Füße
Was für eine wunderbare Idee!
Die Blockflöte ist zwar neben der Geige mein gefürchtetstes Musikinstrument in den Händen von Anfängern, ;-)
aber da sie zu so schnellen Erfolgen führt, muss ich ihr die schrägen Töne wohl verzeihen.
Und diese wunderbare Aufbewahrung werde ich fürs jüngste Töchterchen nacharbeiten.
Vielen Dank für die Anregung!!
Grüße Christina
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Naja, zugegeben, die Tonhöhe der Sopranflöte kann schon mal etwas anstrengend werden, aber grundsätzlich ist es ein Instrument, das in seinen Möglichkeiten immer unterschätzt wird. Liebe Grüße und viel Freuden beim Nähen! Silvia
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Was für eine tolle Idee und wunderschöne Umsetzung! Allein die Tasche könnte Kinder dazu bringen mit dem Instrument anzufangen ;-) Ich liebte meine Blockföte als Kind und haben damit Noten lesen gelernt. Zu besonderem Klang habe ich es wohl nie gebracht aber das ist m.E. auch zweitrangig wenn Freude und Leidenschaft erzeugt werden. LG Kuestensocke
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Es geht vor allem um die Freude! Liebe Grüße Silvia
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Was für eine hübsche Idee. Schöne Umsetzung.
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Freut mich, danke, liebe Grüße Silvia
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Danke für diese schöne Idee und die tollen Worte über die Blockflöte! Da bin ich ganz bei dir: sie ist ein wundervolles Instrument, über das völlig zu unrecht gelästert wird.. Unser Sohn spielt seit gut einem Jahr…und es ist großartig zu sehen,wie die Flöte die Welt zur Musik öffnet! Deine Tasche ist übrigens der Hammer, ich werde sie unbedingt nacharbeiten müssen! Magst Du sie vielleicht auch bei ‚Menschen(s)kinder‘ verlinken? Liebe Grüße! Karin
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Freut mich, dass du meine Blockflötenmeinung teilst und eine solche Tasche machen willst! Liebe Grüße Silvia
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Entzückende Tasche, das Grübeln hat sich gelohnt! Meine kostbaren Blockflöten ruhen seit Jahren (wenn nicht Jahrzehnten) in ihren stabilen, samtgepolsterten Boxen. Die waren auch teuer, ab und zu hole ich sie heraus. Die Blockflöte ist ein wunderbares Instrument, ich bin ihr lange Jahre treu geblieben. Hm, ich könnte sie mal wieder entstauben… Liebe Grüße, Gabi
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Ja, samtgepolstere Boxen sind natürlich die Luxusversion, schön, dass du deine Flöten noch schätzt! Liebe Grüße Silvia
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