Stoffspielereien: Die Farbe Blau

Bei meinen Buntstiften gab es einen Stift, der die Bezeichnung Kobaltblau trug. Das war als Kind meine absolute Lieblingsfarbe. Vielleicht auch weil der Name so geheimnisvoll klang. Kobaltblau. Im wunderschönen Buch „Farbpigmente“ von David Coles (erschienen im Hauptverlag) las ich dazu:

Kobalt wurde nach einem boshaften Kobold benannt. Im deutschen Volksglauben war der Kobold ein Berggeist, der Minenarbeiter heimsuchte und schikanierte und den man für die giftige Beschaffenheit von Minen verantwortlich machte. Kobalt kommt natürlich im Erzmineral Smaltin vor, ein Gemisch aus Kobalt- und Nickelarsenit. Man findet es in Silberminen, wo es einen glänzenden blauen Kristall bildet, der tödliches Arsen enthält und bei Minenarbeitern als „Kobaltblüte“ bekannt ist...

Ob meine Erinnerung an den Farbton, der mit Kobaltblau bezeichnet wurde dem tatsächlichen Kobaltblau entspricht, weiß ich nicht. Als ich nämlich jetzt bei meinen Farbstiften und Kreiden nach Kobaltblau suchte, sah der Farbton irgendwie anders aus. Wie auch immer: mein persönliches Kobaltblau mag ich immer noch sehr. Sobald ich ein Tuch oder ein Kleidungsstück in dieser Farbe sehe, möchte ich es haben. Bei Tüchern ist das sehr leicht. Bei Kleidungsstücken schon schwieriger. Zwei Pullover sah ich vor kurzem, aber leider, leider passten sie gar nicht. Dabei wären sie recht günstig gewesen- soviel zur Immunität als Schnäppchenjägerin…

Ich besitze natürlich eine Menge blauer Stoffe im Schrank. Tiefes Nachtblau trifft hier fröhliches Himmelblau, Kornblumenblau und Ultramarin. Die meisten Stoffe sind gemustert. Es gibt viel Blaudruck, erstanden in einem „Blaudruckrausch“ am Färbermarkt in Gutau (da hatte ich gerade zuviel Geld in der Tasche), sehr edle japanische Stoffe (hier von Anna ein sehr schönes vernähtes Beispiel: ein Hausanzug) und es gab einen blauen indonesischen Sarongstoff mit farbenprächtigem Blumenmuster und Goldpünktchen…Diesen habe ich jetzt gerade in einen Sommerrock in Wickeloptik verwandelt. Sarongstoffe sind in der fixen Größe von 180cm x 110cm erhältlich. Semen Motive heissen die orientalischen Floralmuster. Sie haben ihren wörtlichen Ursprung in spriessen und wachsen. Es sind nicht-geometische Muster abgebildet, inspiriert durch die Natur: Blumen, stilisierte Bäume, Blätter und Ranken, Vögel und andere Tiere. Sehr oft haben diese Stoffe Bordüren, dazu noch einseitig rankende Blumenornamente. Meinen Sarong habe ich bei Karlotta Pink gekauft. Sabine hat aus einem rotorangen Sarongstoff ein großartiges Dirndlkleid genäht und eine Bluse.

Der Rockschnitt in Wickeloptik stammt aus der Burda 5/2025, Modell 106. Der Rock ist knöchellang, vorne mit breiter Passe in der Taillie und besitzt hinten gemütlicherweise ein Gummiband. Dazu kommt die tiefe Falte vorn, die einen Wickelrock vortäuscht. Abgerundet wird das Ganze durch einen Bindegürtel. Die Idee mit der Falte ist sehr clever. Ich weiß aus eigener Wickelrockerfahrung, dass es da beim Tragen und Bewegen immer eine gewisse Tendenz zur Auflösung oder unerwünschten Einblicken gibt. Das Modell ist im Heft auch knielang im Chanellook zu sehen. Beide Modelle sind sehr ansprechend. Aber nachdem ich eine Menge toll gemusterter exotischer Stoffe habe und es vielleicht doch ein paar heiße Sommertage geben könnte, entschied ich mich für Modell 106.

Da der verwendete Sarongstoff unterschiedliche Musterpartien besitzt, eine Art Gitter mit Blumenranken, dann ein Blumenbouquet auf kleingemustertem Grund zudem die Blumenbordüre am Stoffrand, ist die Herausforderung bei derartigen Stoffen das ideale Platzieren des Schnittes. Leider besitze ich kein Foto vom unvernähten Sarong. Ich hätte gerne die Bordüre durchgehend als Saumkante verwendet, aber das Vorderteil ist leicht schräg aufgelegt, daher schließt nur der hintere Rockteil mit der Originalbordüre ab.


Fazit: Ich muss doch wieder mehr Röcke tragen…Vielleicht findet sich noch ein anderer Stoffkandidat für diesen Wickelrock im Schrank. Guter Schnitt, leicht zu nähen.

Stoff: Sarong aus Baumwolle, gekauft bei Karlotta Pink

Schnitt: Burda 5/2025 Modell 106

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23 Gedanken zu “Stoffspielereien: Die Farbe Blau

  1. Dein Rock macht Lust auf Sommer und mehr. Sarongmuster wirken immer so fröhlich und beschwingt, eine gute Wahl. Nun möchte ich mir auch mal wieder einen Rock nähen, den Schnitt schaue ich mir an, denn das Wickelrock-Problem kenne ich gut von den Moshikiröcken, die ich (trotzdem) mag. Schönen Sonntag, Elvira

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    1. Ich mag es ja lieber eher kühl, aber zur Zeit haben wir oft nur 2, 3 Grad am Morgen. Also etwas sommerlicher könnte es schon werden…Vielleicht im August…Liebe Grüße, Silvia

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  2. Ein tolles Rock – Blau war und ist die Lieblingsfarbe meiner Mama. Bei mir selbst war es lange Bordeauxrot, in den letzten Jahren eher Grün und Türkis. Farben sind schon was spannendes ….

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    1. Das war für mich auch ein spannendes und aufregendes Kriterium, gerade wenn Stoffbahnen asymetrisch gemustert sind, ist das eine tolle Herausforderung. Liebe Grüße, Silvia

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  3. Der Rock verlangt geradezu nach Sommerparty, so schön! Die assymmetrische Anordnung erhöht noch die Wirkung, und der Schnitt ist wirklich raffiniert. Ich mag Wickelröcke wegen ihrer variablen Weitè bei Taille und Hüfte, und die Gefahr, zu schnell im Freien zu stehen, lässt sich einfach umgehen. Einfach nicht nur eine Handbreit als Übertritt zuschneiden, sondern mindestens ein Viertel des Hüftumfangs. Bordürendrucke sind immer etwas „einengend“ für die Schnittwahl, dafür aber sehr dekorativ. Danke fürs Zeigen, ,iebe Grüße von Tyche

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    1. Da hast du natürlich recht, genügend Übertritt und es funktioniert. Die Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Taillenumfänge spricht natürlich sehr für Wickelröcke, liebe Grüße, Silvia

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  4. Von diesen indonesischen Waxprint-Sarongs habe ich auch noch ein paar im Stoffschrank, vor Jahren von der Schwägerin von ebendort mitgebracht. Vielleicht sollte ich sie nicht als Quiltrückseite horten, sondern auch einen Rock daraus nähen. Der Schnitt jedenfalls sieht vielversprechend aus. Und die Anordnung der Bordüre ist gut gelungen.

    Liebe Grüße, heike

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  5. Bordürenstoffe sind eine echte Herauforderung beim Zuschnitt. Ein ausgesprochen fröhlicher Stoff.Meinem einzigen Wickelrock bin ich entwachsen.Ich wünsche dir viele warme Sommerrocktage!Viele Grüße Karen

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  6. Der Stoff und der Rock gefallen mir gut! Vielleicht sollte ich auch so einen Rock nähen. Bei mir muss das Gewand allerdings Fahrrad tauglich sein, deshalb schrecke ich immer ein bisschen vor Röcken zurück.
    Herzlich Bärbl

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  7. finde den stoff den du hast und der schnitt sehr schön jetzt zur warme jahreszeit * liebe diese stoffen aus indien und habe jeden sommer neue oberteile davon * röcke sind auch prima dazu !

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  8. Du hast diesen wunderbaren, blaugrundigen Stoff in einen sehr schönen Rock verwandelt. Das Blau lässt die Farben leuchten.

    LG

    Beate

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