Ein Besuch am Swiss Yarn Festival

Das erste reine Wollfestival, im Haslach am Webermarkt hat es auch Wolle, aber keinen Schwerpunkt. Jetzt beim Swiss Yarn Festival Wolle im Überfluss.

Pläne

Der Vorsatz ist nicht planlos einfach schöne Wolle kaufen. Aber ein bisschen was darf sein, jedenfalls ein Teil des Budgets. Insbesonders möchte ich nach Wolle gucken, aus Quellen im Ausland. Ich bestelle ungern ausserhalb der Schweiz, da Zoll immer noch eine lästige Zusatzkostenpunkt ist.

Passenderweise bin ich auf der Suche nach einer Pullimenge grüner Wolle für ein Strickmuster.Allerdings möchte ich dafür eher einfarbige Wolle, so quer über den Strang gesprenkelte Wolle gefällt mir nur gehäkelt, gestrickt, so muss ich leider sagen, finde ich sie doch oft scheusslich.

Anreise

Früh morgens geht es los, ich bin wie immer knapp dran. Schlechte Angewohnheit. Das Wetter verspricht traumhaft warm und sonnig zu werden, die geplante Jacke darf zu Hause zu bleiben. Selbst wenn der Morgen frisch ist, in Innenräumen mit vielen Menschen ist es sicher warm und ich will mich auch nicht mit zuviel Gepäck belasten. So den super aufwendig Vorzeige Strickpullover oder Tuch habe ich nicht, aber so als „Nähblogger“ darf es ein Outfit mit meiner Lieblingsbluse, der Bluse aus dem Karlotta Pink Harlekin Stoff sein.

In Zürich treffen ich mich mit meiner Freundin, eine Jagd nach einem neuen Gürtel (meiner so musste ich feststellen, zerlegte sich unschön in Einzelteile) im Labyrinth unter dem Zürcher Bahnhof und noch Frühstück zur Stärkung. Auf nach Glattfelden mit der S9, der Zug ist gut gefüllt, vermutlich auch mit anderen Besucherinnen, leicht erkennbar sind nur jene mit Tuch oder Pulli. In Glattfelden ist es aber dann eindeutig, ein Pulk Frauen, mittleren Alters ergiesst sich aus dem Zug in die Unterführung, zielstrebig dem Shuttle Bus hinzu. Zurück bleiben einige Männer auf den Linienbus wartend.

Vor Ort sus dem Bus raus, eilt der Pulk dem Eingang zu, ein paar verirren sich an die Rezeption der Location (Riverside, ein Seminar und Eventhotel). Beschilderung ist vorhanden, nur wo am besten das Online Ticket in ein Bändchen umwandeln… Bändchen am Handgelenk, raus der Schlange, rein in den Trubel. Und es ist wahrhaftig ein Trubel, es herrscht eine Hektik und Betriebsamkeit, alle wollen ihr Traumgarn ergattern. Die Stände sind geflutet, man windet sich durch oder blickt vom Gang auf das Garn, der Platz in den Ständen ist bevölkert. All die schöne Wolle, der erste längere Halt bei britischer Wolle, schönes grünes Garn, vielleicht das Garn für den Pullover? Aber zuerst mal nur gucken. Der Plan scheitert am nächsten Stand und am ersten Impulskauf, ein Set Minis, was wenn es das Set nur einmal gibt und ich hätte es zurück gelassen, das wäre schrecklich. Weiter im Gewusel nächster Stand, nächste Wolle, weiche Merino, raues europäisches Schaf? Handgesponnes, wild gefärbt, Spinnfaser oder doch kühle Seide?

Der nächste Saal, die Temperatur steigt, die Weste kann abgelegt werden, Wolle, Wolle, Wolle. Dazwischen Häkelnadeln, Webrahmen, Stricknadeln und Zubehör. Aber Wolle dominiert. Hallo sagen bei einer Handfärberin, man kennt sich von ihrem Strickbrunch, wird demnächst wieder organisiert, wird angekündigt. Meine Freundin findet sich währenddessen feinstes Lacegarn für einen Pulli. Ich über Zurückhaltung nach dem ersten Kauf.

Saal drei, es staut sich für die Modenschau in 20 Minuten. Wir haben Glück und ergattern einen Platz, am Eingang wird bis zur letzten Minute heiss diskutiert, man muss unbedingt rein auch wenn kein Platz, das ist egal, irgendwo ist doch noch Platz. Modenschau, Catwalk, eifriges Geklatsche, lästiges Geplaudert und Gelächter, Sommergarne, Wintermodelle, Tücher, Finken, auch ein paar Modelle für den Mann, den Abschluss bilden Socken an Regenschirmen, Dancing in the Rain, Regia hat Geburtstag.

Raus aus dem Saal, wieder rein ins Gewühl oder doch besser mal in die frische Luft an die Sonne, für eine Stärkung? Vollbremsung , Grüne Wolle, weich, grün, perfekt, eine Pullimenge soll es sein. Besorgt wird das Gewühl unter den Tisch beäugt, was wenn es nicht mehr genug Wolle hat? Ausreichend Wolle, der zweite Kauf ist getan, in Euros, für die Verkäuferin aus der Eurozone Praktischer, das Schweizer Franken Wollbudget ist noch fast vollständig.

Sonne tanken, kurz mal erholen, eine kleine Stärkung, am Eingang erkennt man die Stimme von Chantimanou von ihren YouTube Kanal, sie gibt hier einen Kurs. Ein Kurs, vielleicht was für nächstes Jahr. Beute bewundern, ein kleiner Schock, die Wolle ist grün grün. Im grellen Tageslicht ist ed saftig grün und nicht sanft mattgrün. Daran muss man sich erst gewöhnen, ärgerlich. Die Wolle ist trotzdem herrlich weich und schön. Für das erste Projekt ein bisschen zu dünn, vielleicht findet sich noch andere Wolle in Orange, babyrosa oder nochmals grün?

Zweite Runde, die Menge hat dich beruhigt, es ist Platz zum näher rangehen und genauer Gucken. Die britische Wolle darf jetzt bei meiner Freundin mit, ein Pulli mehrfarbig soll es werden. Minis wühlen, das Preisetikett fehlt, aber zum nachfragen fehlt die Energie. Wieder  Saal 2, gleich der erste Stand hat Potential, nur das angepeilte Regal schwer belagert, also zuerst eine Runde drehen. Inzwischen ist die Kantine im Saal geöffnet und es riecht nach Essen, europäische Küche ist so braun mit braun. Retour an den Stand, ja das Fuchsbraun, wunderschön, perfekte Dicke und nicht glatt glatt verzwirnt,die Menge schnell berechnen. Norwegische Wolle aus Finnland. Die Verkäuferin muss zum Auto, hoffentlich hat es noch die passende Menge. Während dem Warten den Rest der Wolle untersuchen, glatte Wolle, raue Wolle, flauschig, sanfte Töne, ein bisschen meliert, kein Pink knallt hervor. So schön, aber irgendwie habe ich gar keine Lust mehr auf mehr Wolle. Die passende Menge an Wolle ist vorhanden, der Stoff Beutel wird praller, ein letzter Blick auf Ministränge, die Seidenminis sind farblich zu pastell, die britische Minis dürfen mit und noch ein Set hangefärbt bunt. Die Erschöpfung macht sich breit nicht nur bei uns, allgemein es wird immer luftiger in den Gängen und ruhiger, so spät ist es noch gar nicht. Vielleicht kommt noch eine Invasion am Nachmittag. Der Bus fährt in 5 Minuten, passt doch.

Aussteller

Die Auswahl der Austeller fand ich schön breitgefächert und Abwechslungsreich, es hatte internationale Aussteller und regionale, mehrheitlich Wolle, aber auch Spinnfaser, Stricknadel, Zubehör und drei Stände mit Webrahmen und Spinnrädern. Von Seide, britischer Wolle, Schweizer Schwarznasen, Wolle aus dem Norden, Mohair in allen Farben, deutscher Inselwolle und der handgefärbten Merino war die Auswahl breit gefächert und vermutlich für jeden was dabei. Meine Freundin hatte sich am meisten auf The Grey Sheep Co gefreut, sie hatte im Gegensatz zu mir die Ausstellerliste im Detail studiert.

Während der drei Tagen gibt es auch diverse Kurse, die vorab gebucht werden und auch an allen drei Tagen Meet&Greets mit bekannten Personen der Strickszene. Oder jedenfalls all jenen bekannt die in der Strickbubble sind, ich wäre dann die wie die Seniorinnen mit den Stars und Sternchen, ein Selfie für die Enkeln mit einem netten jungen Mann, den man kennt?

Fazit

Es war schön, aber nächstes Jahr kommen wir erst am Nachmittag, wir wussten nicht wann es am hektischen wird und obwohl wir nicht pünktlich zur Eröffnung kamen, ging es noch immer heiss her und am Nachmittag war es schon deutlich ruhiger und gemütlicher zum durchlaufen. Allgemein war es einfach sehr viel von Menschengewusel und Wolle.

Oder was wir uns beide gedacht haben, falls uns ein Kurs gefällt, Vormittags ein Kurs und nachmittags ein bisschen Wolle stöbern.

Das finde ich am Webermarkt in Haslach schon sehr angenehm, dadurch der draussen ist, sich auf mehr Fläche in den kleinen Gassen verteilt und mit den Ausstellungen auch Programm bietet, das nicht rein auf den Kaufen fokussiert ist, hat es mehr ruhigere Momente zum runterkommen und natürlich mit diesem Markt bin ich vertraut, ich kenne die Gegebenheiten und die Aussteller.

Irgendwie finde ich es fast schade, dass ich so fokussiert auf Wolle für einen Pulli war, da habe ich gar keine Einzelstränge zum rumspielen (häkeln) mitgenommen.

Positiv in Erinnerung geblieben ist mir jedenfalls auch das Wollgeschäft N13 in Winterthur, leider oder zum Glück nicht ums Eck. Aber von der Auswahl am Swiss Yarn Festival sehr und nicht so das übliche an Lana Grossa, Schachenmayr und Lang, sondern eher so ein Fokus auf nordische Wolle. Ich mag ja Wolle die wenn einfarbig, nicht super glatt verzwirnt ist, vor allem in der Fläche, bei gestrickt.

Die schockierend grüne Wolle und Minis ist von Tré Liz aus Griechenland und das erste Set Minis von Bilum aus Ungarn.

Eine komplette Liste aller Aussteller findet ihr hier auf der Seite des Swiss Yarn Festival.


Ein Gedanke zu “Ein Besuch am Swiss Yarn Festival

  1. Uiui! Das klingt tatsächlich sehr wuselig und gedrängt. Ich hab im August einen Kursplatz (Spinnen) bei Chantimanou ergattert, in Vösendorf bei Wien. Wohl eine feine, kleine Angelegenheit, ich freu mich schon sehr. Ich glaub, ich bin inzwischen zu alt für solchen Überfluss wie den, von dem du hier berichtest… Liebe Grüße (und bis übermorgen!), Gabi

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