Das Popover Dress aus „Gertie Sews Jiffy Dresses“ – Ein schneller Erfolg

Popover Dress Gertie Sews Jiffy Dresses Buch Rezension Blog Nähen Vintage Kleid DIY

Obwohl ich den Stil von Gertie ansprechend finde, habe ich von ihr bisher nur einen Schnitt gekauft und keines ihrer Bücher. Einerseits habe ich selber mehr als genug Vintageschnitte und andererseits sind die meisten ihrer Schnitte zwar schön, aber eher schlicht, sodass ich einfach einen meiner Schnitte abwandeln könnte. Und einen Großteil ihrer Wirkung erhalten die Modelle durch ihre Stoffwahl.

Bei diesem Buch konnte ich dann doch nicht wiederstehen. Die gesmokte Version des Popover Dress gefällt mir einfach und ich hab mir das Buch gekauft. Weitere Favouriten sind ein Etuikleid, mit einer genialen Lösung der Taillierung, und ein Wickelkleid.

 

Zum Buch

Das Buch teilt sich in zwei große Segmente auf: Die Grundlagen und die Schnitte. In den Grundlagen sind wiederum Unterkapitel mit den Themen: Stoff, Vorbereitungen, Technik, Ausfertigung, Verzierungen und mehr enthalten. Für jemand, der Nähen kann, könnte dieser Part des Buches weniger umfangreich sein (67 von 140 Seiten). Ich jedenfalls habe diesen Teil des Buches mit sehr hübschen Illustrationen nur durchgeblättert. Für nicht so routinierte Näherinnen bietet der Teil allerdings die gesamte nötige technische Information um erfolgreich ans Ziel zu kommen.

Von Seite 81 bis 127 geht es dann um die Schnitte. Diese werden einzeln, mit ansprechenden Fotos vorgestellt. Interessant finde ich auch die Hintergrundinformationen zum Schnitt, der Inspiration und den Nähideen. Dazu gibt es genaue Angaben zum Stoffbedarf und Zubehör. Auf den nächsten Seiten folgt die Anleitung mit Text und Zeichungen, sowie eine technische Zeichnung des Kleides. Die Zeichnungen sind zur Unterstützung des Textes gedacht, sie sind nicht als Bildernähkurs geplant. Die Zeichnungen der Arbeitsschritte sind unpraktischerweise mit Buchstaben bezeichnet und die einzelnen Nähschritte des Textes mit Zahlen, dass hätte man besser lösen können. Was ich dagegen sehr schön finde: Um wesentliche Details besser sichtbar oder auch verständlich zu machen, gibt es manchmal Fotografien von der Innenseite oder der Rückenansicht.

Danach zeigt Gertie jeweils ein bis drei Varianten des Schnittes, natürlich ebenfalls mit stimmigen Fotos, und mit einer, auf die Veränderungen im Schnitt bezogenen, Anleitung. Diese Varianten haben kleine feine Details, die vielleicht im ersten Moment nicht so ins Auge stechen, aber durchaus sehr raffiniert sind. Die Autorin vermittelt hier sehr schön, wie man aus einem Grundmodell mit gutüberlegten Änderungen einen völlig neuen Look erzeugen kann.

 

Auf den letzten Seiten finden sich die Schnittauflagepläne und auf der vorletzten Seite die Fertigmaßtabelle.

Ich habe das Buch -wie bereits erwähnt – hauptsächlich wegen der gesmokten Variante des Popover Dresses gekauft. Und auch, obwohl ich Knopflöcher und Reißverschlüsse einnähen kann: Drei der fünf Schnitte kommen ohne solche Verschlüsse aus. Das ist für diejenigen , die sich nicht so gern mit Knopflöcher usw herumschlagen wollen, entschieden vorteilhaft. Ich denke für Anfänger, jemand, der auch mal Kleider im Vintage Flair nähen möchte, und Freunde des schnellen Erfolges bietet das Buch einerseits umfangreiche Informationen rund ums Nähen und fünf Schnitte mit cleveren Möglichkeiten zum Abwandeln. Wie der Untertitel sagt: A modern guide to stitch and wear vintage patterns you can make in a day.

Das Buch ist bisher nur in Englisch erschienen, 142 Seiten, Spiralbindung, mit vielen Fotos und Illustration, sowie den Papierschnitten. Die Masstabelle geht von Größe 2 (81,3 cm Oberweite) bis Größe 16 (116,8 cm Oberweite). Alle Masse und sonstigen Angaben sind zum Glück in Inch und Zentimeter angeben. Und die Nahtzugabe von 1,5 cm ist, sofern nicht etwas anderes angeben wurde, enthalten.

 

Zum Stoff

Als Gertie ein Bild des gesmokten Popover Dresses zeigte, hatte ich sofort mein Herz an dieses Kleid verloren und wollte es auch haben. Da ich aber bisher keinen einzigen Schnitt von Gertie genäht habe und ich auch schon gelesen habe, dass die Schnitte nicht immer so fehlerfrei sind, wollte ich natürlich keinen Lieblingsstoff vernähen. Von diesem Hündchenstoff hatte ich genug: Ganze 6m! Der Hündchenstoff war ein Fall von- nein, sagen wir – Spezialkauf.

  • Brauche ich 6 m von dem Stoff? Nein.
  • Hab ich Stoffmangel? Nein
  • Was mache ich mit 6 Meter? Keine Ahnung.
  • Egal, ich kaufe den Stoff …

Und dann lag der Stoff in meinem Schrank und ich hab mich gefragt: Warum nur habe ich den Stoff gekauft. Er ist ja niedlich aber 6 m(!!!), was nähe ich nur damit. Perfekt also um den Schnitt zu testen und für eine Stoffbreite von 110 cm ist der Schnitt auch ein richtiger Stofffresser. Durch den eindeutigen Musterlauf, ging es auch nicht den Schnitt stoffsparender auf den Kopf zu stellen. (Laut Angabe ca 3,3 m bei 110 cm und 2,5 m bei 150 cm Stoffbreite. Also Achtung bei Musterverläufen!)

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Zum Schnitt

Der Schnitt ist der einfachste der fünf Schnitte und besteht aus nur einem einzigen Schnitteil (ohne Taschen!) und braucht auch keinen Verschluss (sehr nett). Entsprechend der Maßtabelle habe ich die Grösse 6 (OW 91,4 cm und Taille 71,1 cm), meine Maße weichen zwar ein bisschen ab (OW 90 und Taille 74), das ist aber bei diesem Schnitt kein Problem.

Das Abpausen geht, dank nur einem Schnitteil, sehr schnell und es ist auch genau angegeben welcher Schnitteil auf welchem Bogen zu finden ist. Das Zuschneiden war unkompliziert – aufgrund eines verspäteten Pattern Matchings-Problems- musste ich jedoch ein Vorderteil ein zweites Mal zuschneiden.

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Aber jetzt kommen ein, zwei Kritikpunkte an der Anleitung, die ich ausnahmsweise zur Hälfte gelesen habe: Alles overlocken ist okay, wenn es ein Schnitt ist, der perfekt passt und nicht mehr verändert wird. Aber zuerst overlocken und dann erst Vlieseline kleben – eindeutig Nein von meiner Seite. Das zweite Problem: Der Winkel des angeschnittenen Belegs am Ausschnitt passt nicht, wenn die Schulternaht zuerst genäht wird und danach der Beleg nach innen geschlagen wird. Der Beleg zieht dann und der Ausschnitt wird da nie was. Für mich ein absolutes No-Go, nicht ideal in einem Buch, dass sich auch sehr an Nähanfänger wendet. Aus diesem Grund habe ich zuerst denn Beleg nach innen geklappt und dann alle Nähte geschlossen – da kann immerhin der Beleg nicht mehr rauswandern. Des weiteren hätte ich gerne eine Markierung oder genaue Angabe der Belegbreite anstelle einer Maßangabe für die Einlagenbreite des Belegs. Denn ich schneide den Klebeteil so zu, dass er über die Faltkante hinweggeht und nicht direkt dort endet.

Wieder einen Blick in die Anleitung habe ich geworfen, als es ums Smoken ging. Die Information, wie viel Abstand zwischen den gesmokten Linien ist und wie breit das Gesmokte im Gesamten sein soll, findet sich im Anleitungsteil zum Modell. Hier steht auch ein Verweis zur Technik-Seite ( hätte man gerne schön fett machen können).

Vor dem Smoken habe ich das Kleid anprobiert, um zu sehen ob die Startlinie zum Smoken für mich passt. Ich habe letztendlich ziemlich genau 2 cm weiter unten angefangen. Entgegen der Anleitung habe ich nur eine halbe Spule Gummi gebraucht (laut Anleitung braucht man zwei komplette Spulen). Und obwohl ich den doppelten Abstand zwischen den gesmokten Linien hatte, bekam ich am Ende gleich viele Nähte wie Gertie in ihrem Buch – aus Interesse nachgezählt.

 

Ich würde jetzt gerne behaupten, der Rest war nur mehr Saum und Armloch nähen, allerdings habe ich das Kleid in den Nähkurs mitgenommen, um dem Schnitt den letzten Feinschliff zu verpassen. Nur weil es ein einfaches Kleid ist, heißt es nicht, dass nicht auch dieses die ideale Passform erhalten soll – das geht auch bei Zeltkleidern. Denn erstens störte mich der durch das Smoken enstandene Stoffbausch unter den Armen und ich hatte zu viel Stoff um das vordere Armloch. Aus diesem Grund hat der Schnitt beim Vorderteil einen kleinen Abnäher erhalten und an der Seitennaht eine leichte Taillierung bis etwa 2 cm unter die erste Smoklinie. Der Rest war tatsächlich nurmehr Schrägband an die Armlöcher nähen sowie den Saum versäubern. Diesen habe ich übrigens in Originallänge belassen.

Genäht war das Kleid tatsächlich sehr schnell,  an einem Abend habe ich den Schnitt abkopiert, an einem zweiten Abend zugeschnitten und wollte eigentlich nur vorbereiten, habe aber dann das Keid schon halb fertig genäht. An einem dritten Abend schnell zwischendurch gesmokt, am Abend vier angepasst und am fünften Abend fertig genäht. Ich denke das Kleid lässt sich gut an einem halben Tag nähen.

Popover Dress Gertie 1


Fazit: Ein super Schnitt, mit kleinen Macken. Sind diese behoben schreit der Schnitt geradzu in vielen verschiedenen Varianten genäht zu werden. Ich habe jedenfalls eine zweite Version in Crepe in Arbeit – wird vom Stil jedenfalls ganz was anderes.

Stoff: Leichte Baumwolle, Michael Miller Bespoken Scottier

Schnitt/Buch: Popover Dress Smok Variante (Grösse 6, mit kleinen Anpassungen) aus dem Buch Gertie Sews Jiffy DressesA Modern Guide to Stitch-and-Wear Vintage Patterns You Can Make in an Afternoon

Mitnähaktion: Irgendwie passt es zum Thema „Das sollte wohl ein Scherz sein“ … von Selmin’s #12ausdemstoffregal

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12 Gedanken zu “Das Popover Dress aus „Gertie Sews Jiffy Dresses“ – Ein schneller Erfolg

    1. Nix da Tattoo, meine Haut bleibt unberührt und Selb wenn ich ein Motiv hätte das mir wirklich langfristig gefällt und dann jemand vertrauen, dass es so wird wie ich es mir vorstelle.
      Nö, da verzichte ich gerne drauf.
      Lg Sabine

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  1. Der Stoff ist ja wirklich ein Witz – im positiven Sinne, weil man die Hündchen erst auf den zweiten Blick erkennt. Zum Stil des Kleides passen sie super und Du siehst zauberhaft darin aus. Die Abnäherlösung ist professionell und nun kannst du damit in Serie gehen. Viel Spaß mit den Hündchen!
    Liebe Grüße von Ina

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    1. Die Serienproduktion ist geplant und ich untersuche meinen Stoffschrank nach potenziellen Stoffen für den Schnitt.
      Und ich denke für ein Sommerkleid muss der Stoff ja nicht soo seriös sein.
      Lg Sabine

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  2. Mir gefällt das Kleid gerade wegen Deiner Stoffwahl so gut – weil Retro dadurch nicht so bierernst rüberkommt! Von Gertie habe ich das erste Buch, aber letztlich nie etwas daraus genäht. Mit Blick auf Deinen Post sollte ich das vielleicht ändern und mal wieder reinschauen… LG Manuela

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    1. Volle Authentizität anzustreben ist auch gar nicht mein Ziel (wirkt auf mich oft ein bisschen bieder und spiessig), mir macht jedenfalls sehr Spass dem Retro ein bisschen modernes verspieltes Flair zu verpassen.
      Lg Sabine

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  3. Dein Kleid gefällt mir sehr gut.
    Durch Deine Stoffwahl ist es auch schön pfiffig, die von Gertie wirkt oft etwas altbacken.
    Ich habe die ersten drei Bücher von ihr, da muss ich mir dieses doch mal genauer anschauen.
    Viele Grüße
    Anette

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  4. Danke für deinen ausführlichen Bericht!
    Das Ergebnis gefällt mich gut.
    Deine Anmerkung zur Verarbeitung des Belegs war sehr interessant für mich.
    Ich kenne es von Jersey-Schnitten auch so, dass der Beleg erst später angenäht (und manchmal anschließend von rechts durch die Schulternaht festgesteppt) wir. Verzieht das auch den Ausschnitt? Würdest du ihn auch hier immer zuerst annähen? Und wie fast du ihn dann an der Schulter mit?
    Irgendwie habe ich einen Knoten im Kopf.
    Viele Grüße Christina

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    1. Also üblicherweise kommt der Beleg ob angeschnitten oder nicht immer erst ganz zum Schluss. Da bei diesen Beleg ein Winkelfehler vorliegt der mir erst zu spät aufgefallen ist (der angeschnittene Beleg läuft mit der Schulterlinie gerade weiter, was falsch ist, ohne Bild ist es leider etwas schwer zu erklären), musste ich den angeschnittenen Beleg vorab einklappen und in der Schulternaht mitnähen.
      Lg Sabine

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