Blätter fallen herab – Ein Pullover mit Materialdruck

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Der erste Rauhreif, frische kalte Luft, ein fast blaugrüner, klarer Himmel und Blätter, die sich verfärben und von den Bäumen fallen – der Herbst kündigt sich an. Nein, er kündigt sich nicht nur an, sogar ganz offiziell ist er schon da. Herbstbeginn am 23. September steht da auf dem Kalenderblatt. Es ist ein aufgeregtes Wetter, unser Hund ist nervös und unruhig, nach der Sommerhitze, die er meist vor sich hindösend verbrachte, drängt er nun nach draußen. Die Vögel sammeln sich, Aufbruch liegt in der Luft. Es gibt jede Menge Arbeit draußen, vieles muß noch getan werden bevor der Boden endgültig friert. Es ist immer so eine Zeit des alles Hereinräumens, Vorbereitens auf die kalte Jahreszeit. Dieses prachtvolle Schauspiel der sich umfärbenden Blätter hat mich wieder erinnert, dass ich eigentlich mit Blättern drucken wollte. Und das musste ich dann jetzt schleunigst beginnen, solange die Blätter frisch genug sind.

Von einer Arbeitskollegin hat Sabine einige Meter weißen Strickstoff aus reiner Baumwolle geschenkt bekommen. Sie ist so gar keine Strick- oder Jerseynäherin, also hat sie mir den Stoff gegeben. Die Farbe Weiß ist zwar recht schön, irgendwie eine sehr luxuriöse Farbe und speziell für den Sommer sehr apart, aber so gar nicht für mein Lebensumfeld mit Garten und Tieren geeignet. Also dachte ich zuerst einmal ich könnte den Stoff färben. Letztendlich beschloß ich auch eine weiße Variante zu nähen, mit Blätterdruck in Schwarz. Diese Idee trage ich bereits einige Zeit mit mir herum und jetzt konnte ich sie umgesetzen.

Erfreulicherweise habe ich gerade den Schnitt für Strickstoffe entdeckt: Das Bretagneshirt Nr. 13 aus dem Buch „Flexible Raffungen & Bündchen perfekt genäht“ von Yoshiko Mizuno herausgegeben vom Stiebner Verlag. Perfekt ist der Schnitt, weil er keine Schulternäht hat, bei etwas schwer zu bändigendem Material ein großer Vorteil, es gibt nur die Seitennähte. Das ist ein Schnitt nach meinem Herzen: Ein Loch für den Kopf und geht schon, nun ja fast … Ich habe den Pullover zugeschnitten und alle Kanten versäubert. Der Stoff ist sehr hart, kaum elastisch und fusselte an den Schnittstellen stark. Ich hatte einmal einen (zufälligerweise auch weißen) Baumwollpulli, der sich genauso anfühlte, wie ein Brett eben, aber angenehm zu tragen. Jedenfalls fand ich, bei der vorhandenen Stoffmenge, kann man schon einen Versuch wagen. Bedruckt habe ich den offenen Zuschnitt mit schwarzer Textilfarbe von Marabu. Das ging erfreulicherweise sehr gut, weil die Farbe genau die richtige zähflüssige Konsistenz hatte. Die größeren Überlegungen waren eher: Welches Blatt wohin? Nur eine Art von Blättern, die schönen Ahornblätter z. B.? Oder doch verschiedene? Und: Soll ich noch welche hinzufügen oder sind es schon genug? Nach dem Druck und dem nötigen Einbügeln der Farbe habe ich die Nähte geschlossen und Hals und Armbündchen mit fertigen grauen Strickbündchen versäubert. Am schwierigsten war der Saumbund, trotz allem Bügelns ist er immer noch wellig, aber da dieser Pullover mehr ein Kuschelpulli für zuhause ist , macht das nichts aus.

Eine kleine Anleitung zum Drucken:

  1. Mehrere Schichten Zeitungspapier unter den Stoff legen, frische Blätter bereitlegen, Farbe, Pinsel, eventuell eine flache Schale (hier ein Katzenschälchen), genug einzelne Papierblätter und Malfetzen vorbereiten.
  2. Daneben ebenfalls auf Zeitungspapier das erwählte Blatt (Blattrippen nach oben , so erhält man eine schöne Zeichnung) mit Farbe bestreichen
  3. Das Blatt positionieren und ein Blatt Papier darüber legen, Achtung nicht verschieben
  4. Vorsichtig mit der linken Hand festhalten mit der anderen Hand mit sanftem Druck darüberstreichen, das Blatt abheben. Meist kann man zweimal drucken, der zweite Druck wird zarter
  5. Nach Fertigstellung des Druckes nach Angabe des Farbherstellers fixieren (in meinem Fall durch bügeln)

Fazit: Das Bedrucken war herrlich – ich habe nicht einmal gepatzt. Das Ergebnis ist ein gemütlicher Pullover für die Couch (nach einem heißen Bad, wenn es noch zu früh für den Pyjama ist…).

Stoff: reiner Baumwollstrick – ein Geschenk, Strickbündchen gekauft bei MyTex

Schnitt:Flexible Raffungen & Bündchen perfekt genäht“ von Yoshiko Mizuno, 2015 Stiebner Verlag, Modell Nr. 13 Bretagne-Shirt mit Dolmanärmeln, aber Achtung: die Größen sind für 160cm Körpergröße ausgelegt, Large hat die Maße 88-70-96, dieses Shirt ist aber sehr, sehr weit geschnitten und hat somit auch mir gepasst.

Farbe: Marabu Textil Schwarz

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19 Gedanken zu “Blätter fallen herab – Ein Pullover mit Materialdruck

    1. Es ist, soweit ich es bisher probiert habe, in wenig verschieden mit den Schnitten. Es gibt da drin auch eine sehr schicke Hose ohne Seitennaht( ich trag sie sogar auf den Fotos), ich habe sie verlängert und naja, die Sache mit dem Hüftgold musste ich natürlich auch berücksichtigen (aber das muss ich sonst auch oft). Dieser Pulli ist, wie gesagt, sehr locker. Andererseits denke ich, dass bei deiner Körpergröße vermutlich öfter Längenanpassungen nötig sind, oder? Liebe Grüße Silvia

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  1. Das ist wunderschön geworden. Ich hatte einmal einen ähnlichen Versuch gewagt, mit Baktiwachs, das ich auf ein Weinblatt gestrichen und dann auf den Stoff gepresst habe. War aber nicht so gut wie Dein Ergebnis.

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    1. Gerade auf dem, doch sehr strukturierten, Strick hat das Drucken prima funktioniert, ich habe danach auf Seide probiert, da muß man aufpassen, dass man nicht zuviel Farbe erwischt. Mit Batik habe ich leider noch gar keine Erfahrung. Liebe Grüße Silvia

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  2. Wow, das sieht toll aus!!! Das werde ich auf jeden Fall auch mal ausprobieren!
    Ich könnte mir auch die typischen Herbstfarben für die Blätterabdrücke vorstellen, also von gelb bis rostbraun.
    Vielen lieben Dank für’s Teilen!!
    LG
    Natalie

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  3. Du machst immer wieder so wunderbar ausgefallene Sachen die dennoch prima in den Alltag passen! Ganz große Klasse!, die Struktur der Blätter finde ich ganz wundervoll. LG Küstensocke

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    1. Ich möcht unbedingt noch mit Himbeerblättern drucken, diese haben besonders markante Adern. Was mir gefällt ist, dass man sozusagen aus einer Fülle von natürlichen „Druckstöcken“ seine Favoriten heraussuchen kann. Bequem und effektvoll. Liebe Grüße Silvia

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  4. Das hätte ich nicht gedacht, dass diese doch recht simple Drucktechnik so toll ausschaut. Schwarz-Weiß-Grau – einerseits ein reduzierter Look aber dann doch wieder besonders durch die wunderbar strukturierten Blätter. Auch dieses extrabreite Halsbündchen gefällt mir.
    Liebe Grüße von Ina

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    1. Das breite Halsbündchen finde ich auch prima. Ich war ganz glücklich, als ich bemerkte, dass eines aus meiner Sammlung so gut passt. Es stimmt auch farblich sehr gut, denn Grau und Grau ist leider oft recht verschieden. Meine Farbauswahl war etwas begrenzt: Rot, Blau, Schwarz. Ich denke für den weißen Grund sind die Graunuancen tatsächlich ideal. Liebe Grüße Silvia

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    1. Also, ich bin ja grundsätzlich mehr so ein Klekser-Typ ( Im Gegensatz zu meinen Töchtern) , aber das Drucken funktionierte außerordentlich gut. Das lag sicher auch an der angenehmen Farbkonsistenz. Ich kann also einen Versuch weiterempfehlen. Liebe Grüße Silvia

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  5. Die Drucke sind dir unglaublich gut gelungen… alle Adern und Netze sind zu sehen… wirklich hübsch… für zu Hause fast zu schade, aber du hast bestimmt recht, wenn der Stoff an sich zu hart ist und nicht richtig fällt, dann ist es eben für zu Hause.
    LG Birgit

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