Ist es bei euch auch schon so frisch, wenn ihr diese Zeilen lest? Ich bin gerade auf Heimaturlaub und am frieren. Und als ich dieses Kleid genäht habe, war ich auch auf Heimaturlaub. Nur bei ganz anderem Wetter. Bei den Fotos haben wir versucht Herbststimmung im Hochsommer einzufangen (und ich war am Schwitzen). Verrückte Welt …
Aber der Reihe nach: das Kleid ist nach dem Schnittmuster Honigsüß, dass ich bereits als Sommerkleid vernähte, allerdings mit winterlich langen Ärmeln. Und es ist das erste Kleidungsstück aus Jersey, dass ich komplett ohne Overlock und Fluchen genäht habe.
Ich habe mit Jersey schon viel gekämpft. Meine herzallerliebste Bernina (eine alte Dame aus den 70ern) hat keinen verstellbaren Fußdruck. Und was ist die erste Empfehlung wenn er sich überdehnt und entsprechend schöne Wellen schlägt? Fußdruck verringern oder ein Obertransportfuß. Den Fuß habe ich mir sogar schon angeschafft – er war fast so teuer wie die ganze Maschine an sich -, aber auch er hat seine Tücken. Aufgrund der Füßchenmechanik, muss der Aufstellbereich des Fußes relativ groß sein. Zumindest ist das meine bisherige Erfahrung. Zuhause gibt es grundsätzlich gar keine Overlock. Dafür eine „moderne“ Bernina, eine ebenso altmodische und einige uralte Modelle von denen keiner so genau weiß, ob sie gehen. Aber mit positiv motivierender Unterstützung – das kann Mama aka SilviaFranziska wirklich wunderbar -, klappt fast alles.
Der Stoff des Kleides ist ein gut verarbeitbarer Baumwoll-Jersey, der mir beim Zuschneiden nur aufgrund eines leicht schrägen Druckes Probleme gemacht hat. Aber wie das immer so ist, alles was einem während dem Nähen als wahnsinnig auffällig vorkommt, verschwindet im Ganzen dann doch meist relativ gut. Schließlich bewegt man sich in Kleidung und kaum jemand ist so neurotisch und verfolgt Linien auf Kleidung. (Auch wenn ich mich schon bei dem Gedanken ertappt habe, eine Bluse an einer anderen Dame als schlecht selbstgenäht (oder auch gekauft?) abgestemptelt zu haben. Aber die Nähte waren wirklich krumm.)
Einen gedanklichen Fehler habe ich gemacht: Die Passe unter der Brust wollte ich für zusätzliche Stabilität mit dem elastischen Vlieseline verstärken. Bzw. sollte ich eher schreiben, ich habe es gemacht und bin danach nicht mehr wirklich in das Kleid reingekommen. Wenn dieser Bereich augrund der Schwere des Rockes also verstärkt werden soll, einfach nur doppelt aus Jersey nähen. Da die Passe aber nur ein relativ kleines Stückchen Stoff ist, konnte ich es ohne Probleme nochmals zuschneiden.
Über die Versäuberung des tollen Rückenausschnitts möchte ich noch kurz ein Wörtchen verlieren. Ich habe dies ähnliches eines Schrägbandes gemacht (nur ohne das Bügeln, denn das hat bei Jersey noch nie funktioniert. Ein gutes Tutorial dazu findet sich bei pattydoo, die diese Versäuberung „auf die feine Art“ nennt. Und das allerwichtigste am ganzen Schnittmuster: Es lässt sich immer noch ohne Probleme ein BH tragen.
Für alle die nun das Kleid „Live“ sehen wollen: Auf Youtube findet ihr ein Video mit dem Honigsüß als Star auf den unterschiedlichsten Figuren und aus den verschiedensten Stoff- und Farbkombinationen. Und Bruno ist als heimlicher Star natürlich auch dabei.
Verlinkt zu RUMS.
Fazit: Ein figurschmeichelndes Schnittmuster mit tollen Variationsmöglichkeiten. Der Stoff lag schon länger im Schrank und sollte eigentlich mit anderen kombiniert ein Art Patchwork-Oberteil werden. Aber Nähplane ändern sich ja oft, und so ist ein Kleid entstanden, das – wie der Titel verrät – an skandivisches Waldleben mit Elfen und Trollen denken lässt.
Schnitt: Honigsüß von Nähkind aktuell bei Makerist um 2€ (und den Ärmel gibt es bei der Newsletter-Anmeldung als kleine Zugabe)
Stoff: 2 m Jersey von myTex
Für später merken:
Deine Honigsüß ist einfach nur wunderschön! Ich hab den Schnitt heute auch gedruckt und muss jetzt den passenden Stoff dafür finden :)
Und ich denke mir das auch immer, dass wohl keiner so neurotisch ist und sich die Nähte ansieht außerdem ist mir aufgefallen, was mir früher nie aufgefallen ist, nämlich dass meine gekauften Shirts fast alle viel wackeligere Nähte haben, als meine selbstgenähten – seitdem bin ich nicht mehr so pingelig.
Anscheinend darf man nur keinem anderen Näher über den Weg laufen XD
Liebe Grüße
Iris
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Dankeschön. Ich bin schon gespannt auf deine Version!
Es stimmt tatsächlich, dass man mit dem Nähen kritischer wird. Das einzige Kleidungsstück, das ich jemals aus nähtechnischen Gründen vor meiner Nähzeit zurück gehängt habe, war bei meinem ersten und einzigen Besuch bei Primark… (und das ist ja wirklich uhhh… sehr schlecht verarbeitet).
Viele Grüße, Anna
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