Wilde Farben-ein Buch von Caroline Ross

***Rezensionsexemplar unentgeltlich vom Verlag zur Verfügung gestellt***

Wilde Farben Caroline Ross Haupt

Ich besitze viele Bücher zum Thema Farben und Färben, genieße die wunderbaren Bilder, bestaune die Rezepte oder lasse mich von Geschichten und Abenteuern rund um Farben, Färben, Farbpigmenten oder Symbolik fesseln. Ich gebe zu: zumeist sind es sehr theoretische Ausflüge ins Reich der Farben, also im gemütlichen Sessel oder auf der Couch.

Im Buch Wilde Farben von geht es um einen ganz bestimmten Bereich von Farben: Erdfarben. Wer so alt wie ich ist (60+), kann sich vielleicht noch erinnern im Farbkasten Farbnäpfe mit der Bezeichnung „gebrannte Siena“ oder „Ocker“ gesehen zu haben. Vermutlich hat aber keiner von uns jemals dran gedacht, sich auf die Suche nach solchen Farbpigmenten zu machen, nämlich hier, heute, jetzt sofort, wo immer man gerade ist. Beim Lesen im Buch fielen mir wieder meine Malabenteuer mit Staubfarben und selbst gemischtem Malmittel aus Ei, Leinöl und Wasser ein. Ich habe diese Art Farben zu mischen geliebt- auch wenn es kompliziert ist durch die Lande zu ziehen mit dem Eierbehälter als Palette, in der Flasche das angerührte Bindemittel, am Klapphocker sitzend Farben zu mischen und zu malen… Meine Farbpigmente hatte ich im Fachhandel, in Papiersäckchen abgefüllt, erworben, sie waren unterschiedlich teuer und sie färbten höchst unterschiedlich stark. Oxydbraun, zum Beispiel, färbt wie verrückt, ein paar Stäubchen zuviel und alles wurde übertönt…Jedenfalls habe ich sehr viel übers Farbmischen gelernt. Im Buch Wilde Farben gibt es eine Reihe sehr interessanter Rezepte für Bindemittel, so wie eben mein Malmittel, das uns in der Schule ein Junglehrer, frisch dem Kunststudium entronnen, vermittelt hatte. Er selber wusste Jahre später gar nichts mehr davon! Das war aber mein einzige Erlebnis zu Farbherstellung. Wir verwendeten, genau wie die Autorin, fertige Farben im Farbkasten, Temperafarbe, Kohlestifte, Bleistifte, Aquarellfarben, Rötel. Aber kein Mensch sagte uns woher das Material kam oder wie es entsteht. Es ging nur um die Anwendungsmöglichkeiten. Das ist meine Brücke zum Buch und ich konnte die Gedanken von Caroline Ross so gut nachvollziehen. Ein wesentlicher Beweggrund das Buch zu schreiben war für die Autorin ihr persönlicher Weg hin zu einem rücksichtsvolleren Umgang mit den Ressourcen dieser Erde.

Wir können Kunst mit Rücksicht auf die Erde erschaffen.“

Wilde Farben Caroline Ross Haupt

Also habe ich mich auf den Weg gemacht, bewaffnet mit einem alten Esslöffel, verschiedenen Säckchen und sehr neugierig: Würde ich etwas entdecken woraus ich Farben herstellen könnte? Sammeln bedeutet aber vor allem immer Geduld haben und sich dem Lauf der Jahreszeiten anpassen. Das beschreibt die Autorin sehr schön. Auch das „mit neuem Blick die vertraute Umgebung neu entdecken“. Meine Materialsammlung ist also noch bescheiden und von der fertigen Farbe bin ich noch weit entfernt. Dafür steigt meine Bewunderung beinahe ins Unendliche, wenn ich daran denke mit welch aufwendigen Vorbereitungen früher, also vor der technisch hochentwickelten, industriellen und synthetischen Farbherstellung Farben gewonnen wurden.

Das Buch gliedert sich in drei große Kapitel: FARBEN FINDEN (hier werden Grundsätze beim Sammeln und mögliche Fundorte behandelt), DAS GEFUNDENE MATERIAL VERARBEITEN umfasst den gesammten Prozess vom Stein zur Farbe, sehr interessant und aufwendig. Im letzten großen Abschnitt IHRE FARBENWELT wird der Leser ermuntert seine eigene Farbpalette zu erforschen. Zur Anregung werden hier verschiedene KünstlerInnen vorgestellt, die mit selbsthergestellten eigenen Farben arbeiten. Besonders spannend finde ich die Rezepturen für unterschiedliche Bindemittel. Den Abschluss des Buches bilden Rezepte für Tinten, Tusche, mögliche Mal-und Zeichengeräte und Papiere, Bildträger und Malflächen.

Zur Autorin: Caroline Ross lebt und arbeitet in Südengland, wo sie Kurse im Zeichnen, der Herstellung von Malfarben und weiteren Künstlermaterialien hält. Sie studierte Malerei an der Chelsea School of Art und ist Mitglied des Dark Mountain Project und Wilderness Art Collective.


Fazit: Ein schönes Buch, das mir -abgesehen von interessanten Rezepturen- viel Stoff zum Nachdenken gegeben hat. Auch eröffnet es einen neuen Blick auf unsere Ex und Hop Mentalität, die es auch im künstlerischen Berreich gibt.

Buch: Wilde Farben– Malfarben aus Naturmaterialien herstellen von Caroline Ross, erschienen 2024 im Verlag Haupt, Softcover, 128 Seiten, durchgehend farbige Fotos, Format 21,5cm x 28cm, ISBN 978 3 258 60281 3


5 Gedanken zu “Wilde Farben-ein Buch von Caroline Ross

  1. Zustimmung zu Deinem Satz „…. Dafür steigt meine Bewunderung beinahe ins Unendliche, wenn ich daran denke mit welch aufwendigen Vorbereitungen früher, also vor der technisch hochentwickelten, industriellen und synthetischen Farbherstellung Farben gewonnen ….“

    Denn heute schaffen gar Viele – trotz aaaller technischen und materiellen Hilfen – nicht einmal mehr einfachste Dinge von ‚frueher’*. D.h., NICHT nur Farbherstellung ^^.

    Ich bin manchmal entsetzt (Hoechstgrad) und frage mich zudem, WOvon/warum sind dann die meisten Menschen ueberhaupt so furchtbar gestresst? Manchmal habe ich den Verdacht, es sei die wachsende Agression von „Ich kriege meine Gegenueber nicht dazu DAS zu tun, was ich meine, dass sie (f. mich) tun sollen“. Wie waer’s mit (wieder) mehr selbst zu machen, statt sich ueberhaupt (und immer?) auf nun einmal nicht leicht manipulierbare Andere zu verlassen ?

    Weiter zum Farben-Thema: Bin/waere neugierig ueber die Gewinnung von Blau; schien frueher wohl eines der teuersten Pigmente gewesen zu sein?

    Beim ‚Fasern-Faerben‘ – d.h., ueberwiegend Stoff & Wolle – ist das Endergebnis ja oefter sehr lustig indem ‚eine vermeintlich optisch vor Einem liegende Farbe‘ dann ganz was anderes erbringt. Ist aber eben auch ueberwiegend wieder ein ganz anderer ‚Kettel of Fish‘, durch die spaetere Weiterverwendung der gefaerbten Materialien. ‚Aufkleben‘ von Farbe funktioniert da meist wenig.

    … und die Farbunterschiede von noch nasser und spaeter getrockneter Farbe. Nicht umsonst bin ich sehr gerne mit Gummi-Stiefeln (bis unters Kinn; vorzugsweise!) und sonstigem Wasserschutz von den Haarspitzen runter bei Regen unterwegs. O.k., Pfuetzen-Platschen finde ich selbst mit 60+ noch immer hocherfreulich, aber die ‚gewaschenen Farben‘ der Natur zu bewundern ist schon traumhaft (mM!).

    LG, G

    *

    kuerzlich eine fast 15-jaehrige junge Dame kennengelernt, welche noch nie in ihrem Leben Naehnadeln (weder Hand- noch N.-Maschine und wohl auch keine Haekel-/Strick- und sonstwas Nadeln) gesehen hat. Sie kam uebrigends nicht aus einem sog. ‚armen/unterentwickelten‘ Land! Sie war einfach nur jung und ‚geschuetzt und nie notleidend‘ aufgewachsen. Darfst Du aber glauben, wie sie JETZT (nach meiner schwungvollen ‚Rede‘ zum Thema) aller Art Nadeln ansieht. Kurz-Raffung: die grosse gestalterische Freiheit …..

    Denn ‚Freiheit‘ kann wohl auch sehr vielfaeltig sein; sogar in Gefangenschaft?!

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    1. Gedanken, wie du sie eben geschriben hast, kommen mir auch oft. Wenn mich eine Mutter ansieht als käme ich vom Mond, wenn ich sie bitte den Saum des (von mir geliehenen und von ihrem Kind hinuntergetretenen) Kostüms festzunähen…und so weiter. Blau war tatsächlich so teuer weil Lapislazuli die Farbe lieferte. Aber alleine das Farbreiben! Richtige Arbeit, bis die endlich schön fein wird. Undso wie du sagst: Die Farbe des Farbmittels und die Wirkung sind oft komplett verschieden und dann noch nass und trocken…wie wenig man doch weiß und wieviel es zu entdecken gibt! Liebe Grüße, Silvia

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      1. 1 ) „….den Saum des (von mir geliehenen und von ihrem Kind hinuntergetretenen) Kostüms festzunähen…und so weiter…..“

        Tja, dann kennst Du sicher auch den erklaerenden Satz ’solcher Muetter‘ von ca. „… ich hab‘ doch ohnehin dafuer bezahlt ….“

        Mein fragendes Contra hierzu oefter mal ca. „… wohl zu wenig; viiiiel zu wenig f. Deine Bloedheit?“ Bei Preis-Anhebung dann das Gejammere von ca. „…. da kann ich mir das Ding aber doch bald kaufen“. Antwort: „ja, hier; bitte – sofort?! … und Anpassungen kosten extra; so wie in allen Geschaeften; bitte/danke!“

        Koenig-Kunde ist wirklich schoen und gut und ich bin schliesslich auch oefter Einer. Aber das ‚Regieren‘ HIERbei wird ‚regiert‘ von: Beschaedigung fremden Besitzes ist NICHT straffrei!

        Bei uns hier werden gerade im Gross-Stadt-Bereich die E-Skooter abgeschafft. Der eigentliche/ehrliche Grund hinter der chicen offiziellen Version: sehr viele Fahrer zuuu bloed; muss dadurch der Rest deren Bloedheit ausbaden! MM zertifizieren wir uns dadurch selbst: die Stadt mit den bloedesten Skooter-Fahrern und immer sich nach der untersten Qualitaets-Linie orientieren indem diesen geholfen wird ‚jaaa nicht gescheiter werden zu muessen/brauchen‘. Nicht einmal EINE gesamte Woche Polizei Aufgebot zur tollsten Strafzettel-Verteilungs-Aktion (= Geschenk-Aktion, da wirklich verdient!?) wuerde sicherlich sehr schnell Abhilfe wie auch Geld in die Stadt-Kassen bringen…. und die Klugheit sicherlich schnellstens enooorm heben ;-)

        … und DAS Spielchen machen wir oefter im Monat und ohne Bekanntgabe.

        Ausserdem: Skooter mit ‚Auto-Nummern‘ und dann wie ‚Auto-Fahrer‘ behandeln; wo ist das Problem und warum muss wirklich immer die Mehrheit leiden wegen der Bloedheit Einzelner?

        2) „…Farbreiben!…“

        … denke doch alleine schon an das ‚Geduldspiel‘ von Kraeutern und/oder sonstigen Gewuerzen moersern: kommen einem manche auch oefter ‚ziemlich steinig‘ vor, oder?

        3) “ … wie wenig man doch weiß und wieviel es zu entdecken gibt!… „

        Jaha, ich weiss wirklich noch nicht, wie ich sterben einmal vermeide/verschiebe, da eigentlich wirklich KEINERLEI Zeit dazu ;-) :-D

        LG, G

        Kein RSVP noetig; wir Zweie ‚koennten‘ hier sonst eeewig. Evtl. wuerde auch u/Anti-Zeit zum Sterben ordentlich hinauszoegern (= so wir ueberhaupt je jemanden zum darueber verhandeln erreichen ;-) !). Jedoch: Auch Du bist wohl zwar gut eloquent jedoch auch begeistert ‚handwerklich‘ taetig, d.h. packen wir’s an: was evtl. Besseres und Handfesteres ?

        Immerhin wird auf diesem wertvollerem von existierenden Blogs nicht einfach nur ‚Klick & Lobhudelei‘ gesammelt, sondern auch freundlich Antwort geliefert: herzlichen Dank hierfuer!!!

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  2. sehr interessantes buch * da lernt man viel wie du es zeigst !

    war oft im dorf „Roussillon“ dessen häuser mit verschiedene ockernaturfarben bemalt sind *in der nähe der „Colorado Provençal“ jetzt nicht mehr in aktivität * mit den verschieden ockerpuder (habe sehr viele) kommen die farben immer anders raus und es macht spass damit zu arbeiten * vorher mit bindenmittel *

    liebe grüsse

    mo

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