Käfer-Artist Trading Cards

Artist Trading Card Käfer

Käfer sind für mich schlichtweg schön, natürlich nicht immer und überall. Aber ich freue mich, wenn ich einen Rosenkäfer aus der Regentonne retten kann. Sitzt er dann im Trockenen und kommt wieder zu sich, ist das einfach wunderbar. Oder wenn ich ein verirrtes Exemplar aus unserem Keller befreien kann…Manchmal entdecke ich sie auch unter Astwerk oder Rindenstückchen, sehe sie geheimnisvolle Wege im Wald beschreiten oder gemütlich nahrhaften Pflanzen zustreben und blitzartig verschwinden (wenn sich die kritische Hand des Gärtners nähert, der seinen Lilien retten will).

Selten fand ich Käfer, wenn ich sie suchte. Tatsächlich brachte mich eine sehr enttäuschte, weinende kleine Anna dazu, in der ärgsten Mittagshitze verzweifelt nach Käfern zu suchen. Ich hatte davor einen Käfer aus dem Keller befreit und ihr davon erzählt. Aber ich hatte ihn ihr nicht gezeigt, bevor ich ihn in die Freiheit entließ.

Wenn ich schöne tote Käfer finde, hebe ich sie gerne auf, einfach um sie zu bewundern und endlich genauer zu betrachten. Es fällt mir aber schwer sie zu töten, selbst wenn ich weiß, wie schädlich sie sein können. Sabine hat der Pelzkäfer in Schrecken versetzt und Anna wurde von -vermutlich- Mehlkäfern im Speiseschrank überrascht. Ich selber kann vom berüchtigten Fichtenborkenkäfer ein Lied singen, der in zwei Etappen- unterstützt von alter Monokultur, Hitze, Trockenheit, schwerem Schnee und Sturm- eine ganze Waldparzelle ruiniert hat. Nun ja, es wachsen dort mittlerweile 1500 frisch gepflanzte Bäumchen (die besser zum Standort passen) und werden sich in zwanzig Jahren hoffentlich zu einem artenreichen Mischwald entwickeln, der vielen Tieren Lebensraum bietet.

Wer aber richtig schöne, aufregende und interessante Berichte über Käfer lesen möchte, der sollte das Buch Käfer von Bernhard Kegel aus der wunderbaren Reihe Naturkunden zur Hand nehmen. Gleich zu Beginn erzählt der Autor und Käferforscher Bernhard Kegel eine kurze Episode aus seinem Leben, klagt uns sein Leid als belächelter Käferforscher: „Über Käfer zu forschen-daran war und ist absolut gar nichts komisch. Und doch geschieht es immer wieder. Man kann darauf warten. Die Leute lachen. Was, zum Teufel, amüsiert die Menschen, wenn sich jemand für eine gewisse Zeit intensiv der größten Tiergruppe auf diesem Planeten widmet?“ Vielleicht hat er das Lachen bloß mißverstanden. Ich gebe zu, ich würde auch lächeln, aber eher aus Vergnügen jemanden zu begegnen, der sich mit solch wunderbaren Tieren befasst. Und dann tauchen wir in seinem Buch ein in die Lebenswelt der Käfer, erfahren vieles über ihre Bauart, den Formenreichtum, ihre Geschichte, ihr Verhalten, ihren Lebenszyklus. Spannend ist die Erforschung der Käfer von den Anfängen (654 Arten 1758) bis hin zu den heute angenommenen 1,9 bis 2,1 Millionen. Zudem erzählt Bernhard Kegel äußerst unterhaltsamse Episoden über Sammler und Sammlungen, einschließlich seiner eigenen leidvollen Erfahrungen mit einem bereits tot gefundenen Riesenkäfer auf Reisen. Das alles ist in liebenswerter, oft auch selbstkritischer, humorvoller Art (…“das war, bevor ich wie Terry Erwin zum Coleopteren-Massenmörder im Dienste der Wissenschaft wurde…“) geschrieben. Ein wundervolles Buch, das zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregt. Den Abschluss bilden Porträts einzelner, in unterschiedlicher Weise bedeutender Käferarten: Kartoffelkäfer, Goldlaufkäfer, Harlekinbock, Hitlerkäfer, Spanische Fliege, Asiatischer Marienkäfer, Großer Kolbenwasserkäfer, Palmrüssler, Buchdrucker und Stenus Comma.

  • käfer Bernhard Kegel Naturkunden innen
  • käfer Bernhard Kegel Naturkunden innen
  • käfer Bernhard Kegel Naturkunden innen

Meine Käferformen sind von dem Buch The Stumpwork, Goldwork and Surface Embroidery Beetle Collection von Jane Nicholas inspiriert. Tatsächlich hatte mir mein erster applizierter Käfer (Sehnsucht nach dem Paradies) soviel Freude bereitet, dass ich noch weitere machen wollte. Dazu kommt die wunderbare Idee der Artist Trading Cards. Artist Trading Cards (ATC) ist eine Collaborative Cultural Performance, die 1997 vom Schweizer Künstler M. Vänçi Stirnemann initiiert worden ist. ATC haben das gleiche Format (6,4cm x8,9cm) wie kommerzielle Fussball- oder Hockeybilder. Es sind Miniaturkunstwerke – Unikate oder kleine original Editionen –, die getauscht und gesammelt werden. Es ist Kunst, die nicht käuflich ist. Mich reizt daran die Kleinheit des Formats und ihre Unverkäuflichkeit, eben das Gestalten um des Gestaltens willen, aus purer Freude.

Artist Trading Card Käfer


Fazit: Käfer sind wundervoll! Als Inspiration, zur Gestaltung…das verlangt nach mehr…Meine Käferkarten sind 6,4cm x 8,9cm. Besonders spannend ist die Auswahl der Muster für die Käferpanzer/Flügeldecken. Die Beinchen waren etwas schwierig zu sticken (und sind nicht bei allen gleich gut gelungen). Überhaupt gibt es so originelle Formen in der Natur, da kann ich mich noch in vielen weiteren Käfern versuchen. Die überstickten Applikationen sind auf Kartonkärtchen mit beidseitig klebendem Vlieselin montiert und mit Zickzackstich versäubert. Auf der Rückseite sind Titel, Datum und mein Name vermerkt.

Bücher: Käfer von Bernhard Kegel erschienen2019 bei Matthes&Seitz ,143 Seiten, Illustrationen, Format 12cm x 18cm, ISBN 978 3 95757 792 4

Meine Formen entwickelte ich nach dem Buch The Stumpwork, Goldwork and Surface Embroidery Beetle Collection von Jane Nicholas, erschienen bei Milner Craft Series 2004, ein tolles Buch, in dem auch die Biologie der Käfer nicht zu kurz kommt.


6 Gedanken zu “Käfer-Artist Trading Cards

  1. Geniales Projekt, super umgesetzt! Das Käferbuch kommt auf meine Leseliste; alles miteinander sehr spannend. Liebe Grüße, Gabi

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  2. Diese Idee ist grossartig und wie Sie sie umgesetzt haben, auch! Hätte nie gedacht, dass die Käfer vor diesem eher unruhigen Hintergrund so toll wirken.
    Liebe Grüsse von auch einer Silvia

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    1. Ich finde es selber immer spannend, welche Stoffkäfer eventuell auf dem Untergrund gut ausschauen, welche Muster zu sehr Konkurrenz sind. Manchmal denke ich bei einem Stoff: der wird sicher gut, dann ist der Effekt entäuschend oder die Muster irritieren einander. Aber genau das macht solche Versuche interessant. Wobei bei so kleinen Stückchen Stoff, eher schon Schnipseln, es nicht weiter tragisch ist, wenn es mal nicht so klappt. Die Stickerei macht übrigens auch noch was aus. Liebe Grüße, Silvia

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