Stoffspielereien: zweiseitig-vielseitig

Heute gibt es von mir wieder Mosaikhäkeln und ein bisschen filzen. Zwar ist das Mosaikhäkeln nichts neues, ich habe schon hier, hier oder hier darüber geschrieben. Aber auch beim Mosaikhäkeln gibt es sozusagen eine Erweiterungen der Technik. Beim klassischen Mosaikhäkeln gibt es eine eindeutige Vorderseite mit dem Motiv und die Rückseite mit den Reihen, mit sich jeweils abwechselnden Farben. Je nach Blickwinkel kann man auch von hinten das Motiv erkennen, aber grundsätzlich sieht einfach nur Linien. Hier bei Sixeldesign gibt es eine genaue Anleitung wie es funktioniert und wie die Vorder und Rückseite aussehen.

Reversibel Mosaik Häkeln

Aber es gibt auch die Möglichkeit das Ganze so zu arbeiten, dass das Motiv vorne und hinten sichtbar ist, allerdings mit gegengleichen Farben. Wenn vorne Schwarz die Motivfarbe und Blau der Hintergrund ist, wird Blau nun zur Motivfarbe und Schwarz die Hintergrundfarbe auf der Rückseite.

Das Geheimnis reversibles Mosaic zu häkeln ist ganz simpel. Bei jeder Reihe wird gehäkelt wie gewohnt, nur bei einem Stäbchen der vorherigen Reihe, wird nach hinten runter in die farbliche passende Reihe gestochen und eine Art Stäbchen gemacht, der Rest bleibt gleich. Dabei gibt es verschiedene Ausführungen des „Negativ Stitches“ oder „Locked Stitches“. Leider habe ich keine kompakte Übersicht gefunden. Ich habe mich entschieden dieser Anleitung auf Youtube zu folgen. Meine Entscheidung wurde fast ausschliesslich davon beeinflusst, dass die Optik vorne und hinten sehr ähnlich wird. Komplett identisch ist nicht möglich, aber mit manchen Stichen wird’s nicht so hübsch.

Mal abgesehen davon, dass mit der Technik jetzt die Vorder- und Rückseite das gleiche Motiv haben, wird das Häkelstück dicker, schliesslich liegen jetzt sozusagen zwei Schichten Gehäkeltes übereinander. Also perfekt wenn sehr dichtes und warmes Gewebe erwünscht ist.

Ein Nachteil allerdings ist, der Bedarf an Wolle steigt. Da kommt es ein bisschen auf den gewählten Stich an und ob es die Farbe ist, die Vorne mehr oder weniger vorkommt. Je weniger die Farbe bei der Vorderseite zum Einsatz kommt, desto mehr kommt sie auf der Rückseite zum Einsatz.

Mein erster Versuch des Reversible Mosaikhäkeln war ein Quadrat vom Crochet with May vom Winter Medley Design. Das Muster habe ich für eine weihnachtliche Häkel Patchwork Decke schon mehrfach gehäkelt, da konnte ich mich komplett auf den „Negativ Stitch“ konzentrieren und nicht auf das Muster selbst. Nur, dass es ein Center out Design ist, war vielleicht für das erste Projekt nicht ideal. Der Farbwechsel und die Ecken waren ein bisschen tricky, aber nicht unmöglich.

Aus mir unbekannten Gründen ist das Quadrat sehr wellig geworden, ob es jetzt an der Technik liegt oder an dem Design? Keine Ahnung. Mein Plan war, das Ganze zu filzen und darauf zu bauen, dass das Stück damit flach gemacht werden kann und eine schöne Matte für die heisse Teekanne entsteht.

Warum filzen? Weil ich beim Anlegen meines Projektes auf Ravelry festgestellt habe , dass die Wolle explizit als Filzwolle deklariert wird. PREBER 3 FACH von Ferner Wolle ist ein kräftiges Schurwollgarn und lässt sich bei 60°C super in der Waschmaschine filzen und ergibt dann einen weichen starken Filz.

Also warum nicht mal ausprobieren.

Um aber noch mehr zu testen habe ich ein zweites Teststück gemacht, mit einem Muster dass in Reihen gearbeitet wird. Ich habe mich spontan für Strawberry Fields entschieden. Da habe ich mich dann auch fleissig verhäkelt, ich merkte sofort, dieses Muster hatte ich noch nie gehäkelt. Aber nichtsdestotrotz habe ich das Musterstück letztlich ohne Murks vollendet. Ich hätte jetzt mal gesagt ein Mosaik Muster das ein Ausgewogener Mix aus Stäbchen und feste Maschen ist, wird eher schön flach liegen.

Das Filzen

Nach einigem hin und her, habe ich am gleichen Abend noch entschieden, dass ich doch direkt probiere, wie es mit dem Filzen läuft. Auch wenn ich am gleichen Abend Wäsche gewaschen habe, habe ich mich fürs Handfilzen entschieden, da hat man mehr Kontrolle. Vielleicht wage ich es mit der Waschmaschine ein anderes mal.

Ein bisschen im Internet zum Thema rumgestöbert, Filzen von gehäkelten Sachen ist jetzt nicht so üblich, aber kurz zusammen gefasst: heisses Wasser und viel Bewegung und Spüli.

Im Detail: Waschbecken oder anderen Behälter mit heissem Wasser (so heiss wie es noch ok ist) füllen, ein Schuss Geschirrspülmittel, Häkelstück rein und sobald das Stück mit Wasser vollgesogen ist, bewegen, bewegen, bewegen. Kneten wie Teig, rubbeln, schwenken, tunken. Bezüglich des Knetens wie Teigs, könnte ich das auch einfach in die Rührschüssel der Küchemaschine und mit dem Teighaken ganz langsam kneten lassen? Alles was man sonst tunlichst vermeiden möchte beim Wollpulli darf man jetzt machen. Zuerst passierte bei mir mal gar nicht, nur das Wasser wurde schwarz, es hatte sich ordentlich Farbe gelöst, es blieb auch nie klar, auch nach öfteren Wasser wechseln. Aber irgendwann, wo ich schon dachte, da passiert ja gar nichts, fängt das Verfilzen tatsächlich an.

Vor und nach dem Filzen

Es wird auch empfohlen zwischendurch mit kaltem Wasser abzuschrecken, in diesem Beitrag, dass hatte ich aber komplett überlesen oder vergessen. In einem Forum, wird zusätzlich noch ein Waschbrett empfohlen.

Now rub your knitting vigorously between your hands or on a hard surface, such as a draining board, or even better an old fashioned washing board.

Dip the knitting in the cold water and continue rubbing. Felting may happen immediately or it may need dipping back and forth between the hot and cold water.

Think about the shape you need. For a flat shape, rub back and forth in one direction then change direction and continue. For a ball, roll it around in a circular motion.

Felting by Hand, Knittinghelp.com

Jedenfalls nach endlosen (ca 15 Minuten ) kneten, schwenken, bewegen und sich ärgern, dass das Waschbecken nicht auf einer gemütlicheren Höhe zum Arbeiten ist, war das Stück dann doch verfilzt und so geworden, wie ich es wollte. Was ich nicht genau sagen kann ist, wie stark das Häkelstück geschrumpft ist. Bei maschinengefilzten Strickstücken wird ja explizit vor der hohen Schrumpfrate gewarnt. Wenn mein Stück geschrumpft ist, dann nicht viel. Ich hatte leider vergessen, das Musterstück vorher zu vermessen. Allerdings beim zweiten Stück habe ich es knapp nicht vergessen und es ist gleich gross geblieben, allerdings auch gegefühlt etwas weniger stark gefilzt (oder erscheint nur so, weil beim Quadrat in der Fläche das Garn der anderen Seite eher durchblitzt…)

Fazit: Jetzt nachdem ich meine ersten zwei Versuche gemacht habe, kann ich es nicht erwarten, mich noch ein bisschen tiefer in die Materie einzuarbeiten. Beim Filzen muss ich noch mehr Techniken ausprobieren. Dieser Blogbeitrag ist super detailliert in Bezug auf die verschiedenen Techniken. Da möchte ich unbedingt noch die Heiss Kalt Technik austesten und auch mit dem Pumpel noch mein Glück versuchen. Ich habe noch Schurwolle im Stash und das reversible Mosaikhäkeln macht auch Spass. Und in Gedanken an Weihnachten, gibt es sicher noch ein paar Leute, die sich über Untersetzer freuen könnten oder halt einfach Pech haben und sowas geschenkt bekommen…

Material: reine Schurwolle ohne Behandlung! fürs Häkelstück, Heisses Wasser, Spüli

ZU DEN STOFFSPIELEREIEN

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Heute zu Gast mit dem Thema „zweiseitig-vielseitig“ bei Tyche

  • Dezember: Winterpause

Stoffspielerei-Termine 2025:


14 Gedanken zu “Stoffspielereien: zweiseitig-vielseitig

  1. Liebe Silvia, die Häkelmuster sehen schwierig aus, das braucht gewiss etwas Übung. Filzen ist für mich unbekanntes Terrain – jedenfalls das absichtliche Filzen. Danke für den ausführlichen Erfahrungsbericht ! Würden sich Knethaken nicht in den Maschen verfangen und Schlaufen ziehen ?

    Eine feine Geschenkidee zeigst du uns auf jeden Fall. Danke fürs Mitmachen, herzliche Grüße

    Tyche

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    1. Ach wenn man verstanden hat wie der Chart zu lesen ist, wann die Stäbchen und wann feste Maschen läuft es ganz unkompliziert. Gerade erst im Sommer habe ich einer Freundin häkeln beigebracht und als erste Technik Mosaik und inzwischen häkelt ganz ohne Probleme tolle Häkelpolster.
      Liebe Grüsse Sabine

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  2. sehr interessante Technik, von der ich noch nie gehört habe, nur von double face stricken ( was ich ausprobiert habe). Deine Ergebnisse sind super, offensichtlich war dein sorgsames Filzen auch erfolgreich. In der Waschmaschine wäre es nicht so schonend gewesen, denke ich. Da kann die gemütliche Teezeit ja kommen. Liebe Grüße, Elvira

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    1. Ja irgendwie ist beim Häkeln nur das Filethäkeln und Granny Squares so wirklich bekannt und der Rest all der anderen Optionen gänzlich unbekannt. Mosaic häkeln ist eine tolle Technik und ich versuche meine Begeisterung dafür ganz ungehemmt weiterzuverbreiten
      Liebe Grüsse Sabine

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  3. Interessant, diese Häkeltechnik. Am besten gefällt mir das sternförmige Motiv. Und durch das Filzen gewinnen diese kleinen Arbeiten durchaus.
    LG
    Beate

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  4. Eine spannende Häkeltechnik! Wie auch Elvira kannte ich bisher nur das double face stricken. Die Motive und Farben gefallen mir sehr. Schade, daß sich das Gehäkelte dann so gewellt hat. Für Untersetzer oder Topflappen wird es sicher zur Funktion beitragen noch extra zu filzen und es sieht bei deiner Wolle auch richtig gut aus. LG Gabi

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    1. Ich glaube sehr dass es am Muster liegt, überall sind es Stäbchen doppellagig, nur die Tannen sind reine feste Maschen, das noch ungefilzte Motiv ist da deutlich ausgeglichener und liegt deutlich flacher. Und beim Filzen haben sich die Wellen doch relativ gut plätten lassen.
      Liebe Grüsse Sabine

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  5. finde die farben sehr schön für filzarbeit ! das muster mit den tannen zur winterzeit fein * kaufe öffter filzartikel * es ist einfach warm und fühl sich herrlich an * auch als wintermütze kommt kein kalter wind durch ! habe es noch nie probiert selber zu machen ausser einmal als meine defekte waschmaschine die winterpullover statt auf 30° auf 90° gewaschen hat …
    liebe grüsse
    mo

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  6. Noch nie von Mosaic Häkeln gehört. Klingt aufwändig, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen. Strickfilzen mit der Waschmaschine hingegen, das mache ich regelmäßig. Für deine dann vom Muster her doch eher filigranen Arbeiten wäre die Waschmaschine denke ich allerdings zu grob. Da war deine sanfte Methode die bessere Wahl.
    Liebe Grüße, heike

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    1. Mosaic häkeln ist eine wunderbare Technik, innert kürzester Zeit eine Lieblingstechnik von mir geworden. Sieht gut aus und herrlich unkompliziert, so im Vergleich zu Intarsien oder andere Colourwork Techniken. Nur vielleicht zum Einstieg nicht gleich die reversible Version.
      Liebe Grüsse Sabine

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  7. Schöne Ergebnisse und auch nich passend zur Jahreszeit, mit einer Olivenseife und warmen Wasser über das Stück liebervoll reiben oder massieren, gibt gute Ergebnisse. Mit der Waschmaschine wird es wahrscheinlich ein fester Klumpen.Ich habe etwas ähnlich mit Stricken angefangen, aber gerade fehlt die Zeit dafür.Viele Grüße, Karen

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    1. Mit der Geduld ist es bei mir so eine Sache. Bei manchen Sachen geht sie endlos, aber hier hätte ich mich sehr über einen schnelleren Erfolg gefreut, es war schon ein bisschen anstrengend.
      Liebe Grüsse Sabine

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  8. Ich finde die Untersetzter sehr hübsch! Dass das Filzen keinen großen Größenunterschied gemacht hat ist eigentlich ein Glücksgriff – ich habe unlängst non-superwasch Wolle gefärbt, ohne die Absicht sie filzen zu wollen, und habe definitiv ganz vorsichtig mit den Wassertemperaturen agiert – doch das Garn ist geschrumpft und die Maschenprobe zeigt auch ein anderes Bild als die ungefärbte Wolle. Aber in dem Falle immer noch besser als damals, als mir fertig gestrickte Socken trotz vorsichtiger Handwäsche verfilzt sind. Unabhängig davon: Mosaikhäkeln steht auch noch auf meiner Ausprobierenliste. Liebe Grüße!

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