Stoffspielereien: Griechenland

Gleich einmal vorneweg: Ich war noch nie in Griechenland. Also kann ich nicht sagen, wie ich das Land erlebt habe. Griechenland ist für mich ein abstrakter Begriff. Damit verbinde ich Inseln, das Meer, helle Tempel, Oliven, Skulpturen, die Irrfahrten des Odysseus, Antike, Amphoren, Demokratie, Philosophie, Sagen…Man sieht sehr deutlich: Ich habe keine Ahnung vom modernen Griechenland, weder wie es sich dort lebt, noch welche Dinge die Griechen beschäftigen. Meine Vorstellung ist sehr stark geprägt von der Kunstgeschichte. Da wiederum von Architektur und Plastik und das, was mir sofort als mögliche Ausgangsidee einfiel, waren die wunderbaren Gefäße: Schwarz mit roten Mustern und Darstellungen oder Rot mit schwarzen Figuren. Die Bilder zeigen Szenen des Alltags und werden ja auch tatsächlich zu Rekonstruktionszwecken (Webstuhl, Spiele, Kleidung) herangezogen, oder Helden- und Göttersagen.

Griechische Zeichenkunst der Antike ist nur als Gefäßmalerei erhalten. Die ältesten Gefäße 1000-700 v. Chr. sind fast nur mit geometrischen Mustern (Kreise, Mäander, Zickzack, Rauten- und Schachbrettmuster) verziert und diese Epoche erhielt daher den Namen „Geometrischer Stil“.

Wenn ich eine Strickerin wäre, würde ich sagen: ein schwarzer Pullover mit Streifen, Ornamenten und Mäandern, wie man sie auf manchen Gefäßen findet, das würde mir gefallen. Ich sage es auch als jemand, der noch nie einen Pullover gestrickt hat: Ich stelle mir das sehr apart vor. Tatsächlich habe ich, als mir durch Zufall ein terrakottafarbenes Stück Leinen in die Hand fiel, überlegt ob ich nicht eine Jacke nähen könnte aus schwarzem und terakottafarbenem Leinen. Nur wie würde ich die Muster und Streifen einfügen können, die eine Strickarbeit so zauberhaft machen? Also kam ich doch zurück zum Strickdesign. Diesmal allerdings nicht mit realen Umsetzungen sondern mit Entwürfen.

Schablonen von Oberteilen

Als Ausgangspunkt wählte ich unterschiedliche Abbildungen von Gefäßen aus Büchern. Damit gestaltete ich zuerst eine Fläche. Danach schnitt ich mehrere Schablonen von Strickoberteilen. Mit diesen kann man über die gestaltete Fläche gleiten und einen beliebigen Ausschnitt wählen. Diese „Modelle“ habe ich fotografiert. Sehr schön kann man die unterschiedliche Wirkung eines Musters auf dem Kleidungsstück testen. Ein herrliches Spiel.

Das erste Gefäß ist eine attische Aschenamphora entstanden ca. 1000 v. Chr. Ich kenne nur das S/W Foto aus einem Buch, weiß also nicht welche Farben die Amphora hat. Sie befindet sich im Kerameikos-Museum Athen. Besonders gut gefallen hat mir das schlichte, aber durchaus spannungsgeladene Muster.

Gezeichnet habe ich mit Ölkreide auf weißem Papier. Ich war mir nicht sicher, ob eine zweite Farbe gut ist. Deshalb verwendete ich aufgelegte Farbstreifen für meine zweite Farbvariante. Daraus ergaben sich viele verschiedene Pullovervarianten. Vom Winterpulli mit Rollkragen bis zum ärmellosen Pullover aus Baumwollgarn.

  • Pulloverentwurf mit griechischen/attischen Ornamenten
  • Pulloverentwurf mit griechischen/attischen Ornamenten
  • Pulloverentwurf mit griechischen/attischen Ornamenten
  • Pulloverentwurf mit griechischen/attischen Ornamenten
  • inspiration attische Aschenamphora 1000v chr Athen
  • inspiration attische Aschenamphora 1000v chr Athen
  • inspiration attische Aschenamphora 1000v chr Athen
  • inspiration attische Aschenamphora 1000v chr Athen
  • Pulloverentwurf mit griechischen/attischen Ornamenten
  • Pulloverentwurf mit griechischen/attischen Ornamenten

Mein zweites Gefäß war eine attische Lutrophore, um 700 v. Chr. entstanden, sie ist 80cm hoch und befindet sich im Louvre, in Paris. Dieses Gefäß wählte ich wegen der vielen unterschiedlichen kleinen Musterbordüren.

Ich habe zuerst ein paar Hilfslinien mit Bleistift gezogen (damit meine Musterreihen nicht gleich ganz schief werden) dann die ganze Seite mit Bleistift vorgezechnet und mit Ölkreide nachgezeichnet. Anschließend habe ich mit Wasserfarben darübergemalt und teilweise die Musterreihen mit schwarzer Farbe nachgezeichnet. Mit der Farbigkeit war ich nicht ganz glücklich, darum habe ich zuetzt versucht mit weißen Papierstreifen etwas mehr Lebhaftigkeit zu erreichen. Aber ganz überzeugt bin ich davon nicht.

Die hocharchaische Malerei (620-550 v.Chr.) bringt die schwarzfigurige Maltechnik hervor. Dabei werden die Figuren und Ornamente in den dickflüssigen Glanzton oder Tonschlicker aufgesetzt. Er erscheint nach dem dreistufigen Brennvorgang des Gefäßes ( Oxydation, Reduktion, teilweise Reoxydation) noch schwarz, während der nur mit einer dünnflüssigen Lasur bedeckte Bildgrund wieder zur roten Farbe reoxydiert. Konturen und Details ritzte man mit einem spitzem Metallgriffel ein.

Im späten 6. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich der rotfigurige Stil. Diese Malerei beruht auf einem Aussparen der Figuren aus Flächen des dunklen Glanztons. Details werden nicht mehr geritzt sondern mit dem Pinsel gemalt.

Natürlich wollte ich unbedingt noch etwas mit schwarzem Grund und rotem Muster versuchen. Inspiriert von Mustern verschiedener Gefäßen entstand auf schwarzen Papier ein sehr groß gezeichnetes Musterblatt.

griechisch inspirierte Ornamente

Schwarz wirkt immer sehr dekorativ. das Muster selber ist wieder mit Ölkreide gezeichnet.

  • Inspiration grichische Vasenmalerei
  • Inspiration grichische Vasenmalerei
  • Inspiration grichische Vasenmalerei
  • Inspiration grichische Vasenmalerei
  • Inspiration grichische Vasenmalerei
  • Inspiration grichische Vasenmalerei
  • Inspiration grichische Vasenmalerei

Fazit: Man wird süchtig auf das Herumspielen mit den Schablonen. es ergeben sich immer neue nicht geahnte Möglichkeiten, man kann sie drehen, schieben, Muster anschneiden usw. Sehr spannend und empfehlenswert!

ZU DEN STOFFSPIELEREIEN

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Heute zu Gast mit dem Thema „Griechenland“ bei  Siebensachen zum Selbermachen

  • Juli und August: Sommerpause
  • 29.09.2024: „Naturfasern verarbeiten, mit Naturfarben färben“ bei Petersilie und Co
  • 27.10.2024: „dreidimensional/skulptural“ bei zwisch-en-durch
  • 24.11.2024: „zweiseitig-vielseitig“ bei Tyche
  • Dezember: Winterpause


16 Gedanken zu “Stoffspielereien: Griechenland

    1. Stimmt. man kennt es aus dem Stoffgeschäft, die durchsichtigen Kleider um Muster zu testen. Man könnte auf diese Art aber auch einen Entwurf in Gobelinstickerei für Sesselbezüge ausprobieren. Liebe Grüße, Silvia

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  1. Liebe Silvia, ich bin tief beeindruckt von deiner Recherche und dem Ergebnis. Eine Spannende Reise in die Vergangenheit. Vielen Dank für das Kunstwissen, an dem du mich „mal eben“ hast teilhaben lassen.
    Dir noch einen schönen Sonntag.Liebe GrüßeChristiane

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  2. Liebe Silvia, das ist eine sehr dekorative Idee, die Muster als Strickarbeit umzusetzen. Nicht ganz einfach zu stricken – aber lohnend. Die Farbwahl mit Schwarz, etwas Ocker, Weiß und Sienarot ist bunt genug, mehr vertragen die Muster auch nicht. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Spielerei mithilfe der Schablonen kein Ende mehr nehmen kann.

    Ende der 60er Jahre, als in Mexiko die Olympischen Spiele abgehalten wurden, tauchten aztekisch inspirierte Motive auf Kleiderstoffen und Strickwaren auf, ähnlich deinen Entwürfen.

    Liebe Grüße von Tyche

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  3. Eine spannende Idee, Muster für Pullover oder Kleidungsstücke zu finden. Da sind einige, schöne Designs dabei, die umgesetzt werden sollten. Einige Schablonen könnten auch Blusen aus Webware werden oder du suchst Dir eine Strickerin für die Umsetzung. LG Gabi

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  4. Eine tolle Idee mit Schablonen zu arbeiten und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass dich diese Spielerei gepackt hat – auch wenn du noch nie in GR warst und auch keine Pullover strickst. Liebhaberinnen von Einstrickmustern würden deine Entwürfe sicher gern aufgreifen.
    Danke fürd Mitmachen und liebe Grüße

    Beate

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  5. Deine geometrischen Muster wären auch was für mich gewesen. Ich muss mir deinen Beitrag markieren! Die Idee mit den „Umziehpullovern“ ist wirklich pfiffig. Den ein oder anderen würde ich schon stricken können. Das Palmenmuster am Ende wäre mein Favorit. LG Elvira

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  6. Kommentar für Ute von 123-Nadelei

    Eine faszinierende Spielerei, die Gefäßmuster sind auch als Pullover kleidsam, irgendwie zeitlos.

    In Griechenland waren wir 1993. Bei meiner Recherche zu Kreta ist mir aufgefallen, dass es auch eine Zeit mit pflanzeninspirierten Motiven gab neben dem allgemein bekannten Mäandermuster.

    LG Ute

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  7. es ist doch unglaublich wie wunderbar diese griechische terracota gefässe dekoriert waren *

    schöne fotos die du da zeigst ! deine zeichnungen prima für strickerin oder druckerin auf stoff !

    liebe grüsse

    mo

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  8. Sehr schöne Ideensammlung über die Schablonen, da muß doch dringend der Plan sein doch mal einen Pullover zu stricken. Aber das dauert schon bei den Musterungen, aber diese Gefäße sind eine tolle Inspiration.Wunderbar dieses Mal die Vielfalt wieder!

    Viele Grüße, Karen

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