Einfach weben-Projekte ohne Webstuhl und Rahmen ein Buch von Kerstin Neumüller

***Rezensionsexemplar unentgeltlich vom Verlag zur Verfügung gestellt***

Weben ist zwar eine sehr alte und „einfache“ Technik, setzt aber spezielles Gerät voraus: Den Webrahmen oder den Webstuhl. Wer also mit dem Weben beginnen will, muss sich zuerst so etwas anschaffen. Einfache Webrahmen, die mehr oder weniger gut funktionieren, gibt es häufig und relativ günstig zu kaufen. Möchte man ein etwas besseres Gerät steigen die Kosten und vor allem der Platzbedarf. Kerstin Neumüller beschäftigt sich in ihrem Buch Einfach weben- Projekte ohne Webstuhl und Rahmen vor allem mit dem Bandweben mit dem Gatterkamm. Wie sie selber dazu gekommen ist, beschreibt sie in ihrem Vorwort zum Buch so:

Vor einigen Jahren wollte ich unbedingt mit dem Weben beginnen. Ich bestellte mir einen Webstuhl, aber aus fünf Wochen Lieferzeit wurde ein halbes Jahr. Die lange Wartezeit machte mich noch ungeduldiger, ich wollte endlich weben. Schließlich kramte ich einen alten Gatterkamm hervor, den mein Großvater vor vierzig Jahren geschnitzt hatte und zog Kettfäden für ein Band auf… Als der Webrahmen endlich eintraf, war ich mit dem Bandweben so beschäftigt, dass ich ihn erst gar nicht auspackte…

Jetzt ist es aber nicht unbedingt so, dass jeder von uns einen Opa hat, der einen Gatterkamm geschnitzt hat und so zeigt Kerstin Neumeier in ihrem letzten Kapitel auch, wie man sowas macht. Aber erst einmal zum Beginn des Buches.

Das Buch EINFACH WEBEN gliedert sich in drei Teile. Teil 1 erklärt Grundsätzliches zum Weben, etwa wichtige Begriffe gleich vorweg im Glossar, Wissenswertes zum Webgarn und das Aufziehen oder Schären der Kette.

Im Teil 2 werden verschiedene Techniken beschrieben: Weben mit dem Gatterkamm, Ausgeglichene Gewebe, Schussripps und Weben mit dem Gurtwebgerät. Dazu passend gibt die Autorin Anleitungen zu einzelnen kleinen Projekten wie etwa Bänder, Topflappen aus Flickengewebe (gefallen mir besonders gut), Untersetzer oder Taschen. Die Art und Optik der vorgestellten Arbeiten wirkt rustikal, lässt an den Norden, an Skandinavien denken und alles wirkt robust und langlebig. Ganz so wie man Webereien von Kerstin Neumüller erwarten würde. Überhaupt sind im Buch die Fotos von Ellinor Hall sehr stimmig. Die Autorin Kerstin Neumüller selber ergänzt die Anleitung mit locker gezeichneten, erklärenden Illustrationen.

Außerdem erfahren wir in diesem Teil 2 Grundsätzliches zur Nachbehandlung, dem Kantenabschluss und Lösungen für das eine oder andere Problem.

Im Teil 3 schließlich geht es um die Herstellung eines Webgerätes: der Gatterkamm wird entweder aus Karton oder aus Holz selbst geschnitzt, das Gurtwebgerät aus Stöcken und ein einfacher Webrahmen aus Holzleisten gebaut. Gerade das Schnitzen eines Gatterkamms aus Holz fände Sabine besonders spannend. Schnitzen finde ich persönlich ebenfalls sehr faszinierend. Ich habe mich also erst einmal in der Herstellung eines Kartongatterkamms aus einer Milchverpackung versucht. Das war gar nicht so schwierig, die gestanzten Löcher sollte man aber bei den Schlitzen schön glatt schneiden, sonst bleibt ständig die Kette hängen. Mit einer sehr kurzen Minikette habe ich ein Stück Band gewebt, gleich einmal vergessen, dass ich den Schuss viel dünner machen muss um ein schönes Kettrippsgewebe zu erhalten. Darum sieht man deutlich zwei unterschiedliche Musterstücke. Wer ernsthaft mit dem Bandweben beginnen möchte, kommt um einen hölzernen Gatterkamm wohl nicht herum.


Fazit: Ein schönes stimmiges Buch über das Weben mit dem Gatterkamm. Ich gebe zu manche Musterdiagramme/Schärfolgen wirken auf den ersten Blick schon etwas verwirrend und auch das eine oder andere in der Anleitung erschließt sich- no na -erst beim praktischen Tun.

Buch: EINFACH WEBEN Projekte ohne Webstuhl und Rahmen von Kerstin Neumüller, erschienen 2024 im Hauptverlag, Softcover, 127 Seiten, durchgehend Fotos und illustrationen, Format 17cm x23cm, ISBN 978 3 258 60290 5


3 Gedanken zu “Einfach weben-Projekte ohne Webstuhl und Rahmen ein Buch von Kerstin Neumüller

  1. Kicher: ich nehme an, dass seit Einzug/Erfindung (D)eines Baendchens-Webrahmens die Menge an ’sogenannten/angeblichen‘ Woll- und sonstigen Garnresten* sich ordentlich dezimiert hat ?

    … und zu was man die Baendchen alles gebrauchen kann: hmmmm, ui fein !!!

    Liebe Gruesse und viel Spass,

    G

    *bitte denke auch an ‚Baendchens im/ins Baendchen‘

    PS:

    • oh, Dein Kurzhaarschnitt gefaellt mir an Dir !!!
    • weiterhin gute Besserung, denn in u/Alter koennen sich Krankheiten leider noch besser ‚ziehen‘ als sie mitunter ohnehin ‚gut sind im schlecht sein‘.

    Gefällt 1 Person

  2. Ah, spannend. Ich habe das Buch in der Vorschau vom Haupt-Verlag gesehen und mich noch nicht näher damit beschäftigt. Ich habe zwar keinen Gatterkamm schnitzenden Großvater, aber eine gute Bekannte, die mir ihren 8-schäftigen Tischwebstuhl geborgt hat… Das größere Web-Projekt wartet darauf dass der geschäftige März vorbeigeht, und im April wieder mehr Luft für Handarbeitsprojekte ist.
    Danke für die – wie immer – sehr feine Rezension dieses Buchs. Mich spricht an, dass die Autorin zeigt, wie man auch mit GANZ einfachen Mitteln (Getränkekarton) ins Weben von Bändern einsteigen kann.
    Liebe Grüße, Gabi

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