Stoffspielereien: Ein Buch mit dem eigenen Buchleinen überziehen

So schön es ist ein komplettes Buch seinen Vorstellungen entsprechend zu kreieren. So ist manchmal weder Zeit noch Lust noch Material dazu vorhanden. Aber ein vorhandenes Buch mit einem Stoffumschlag veredeln, das geht einfach und schnell. Es braucht auch nicht so viel Material und Hilfsmittel.

Wer näht, hat garantiert ein paar schöne Stoffreste, die wunderbar zum Bucheinband geeignet sind. Das Herstellen des Buchleinens ist nicht schwer.

Also was braucht es?

  • Ein Buch, das überzogen werden soll. Hardcover!
  • Stoffreste, bei einem A5 Buch ca. A4 plus 5 cm. (Locker um das Buch schlagen…) Am besten ein weicher und dünner Stoff, theoretisch geht alles, aber man muss ja nicht gleich mit dem Kunstfell loslegen… Oder Karo oder Streifen…
  • Kleber. Ideal ist natürlich Buchbinderleim, aber ich habe schon Holzleim oder Bastelleim verwendet, cremig weisser Kleber ist die Qualifikation.
  • Doppelseitig klebende Vlieseline
  • Dünnes Papier, Reispapier, Seidenpapier, Schnittmusterpapier, Hauptsache dünn. Und sollte der Stoff eher durchscheinend sein, ohne Muster oder Farbe.
  • Pinsel oder irgendwas zum Kleber verstreichen. Zur Not tut es ein Teigschaber.
  • Falzbein oder ähnliches, ein kleines Geodreieck z.B. funktioniert wunderbar.
  • Bleistift, Lineal, Messer zum Buchleinen schneiden.
  • Papier fürs Vorsatzpapier, ein A3 Bogen oder zwei A4 Bögen.
  • Bügeleisen
So ungefähr alles was man braucht.

Jetzt kann es losgehen. Wenn man mit dem Kleben beginnt, geht es schnell voran und nach ziemlich genau einer Stunde ist man fertig. Trotzdem aufpassen, dass nirgends Kleber landet, wo er nicht sein sollte.


Schritt 1: Stoff, Vlieseline und Papier zuschneiden. Am Buch orientieren, es soll an allen Seiten ca. 2-3 cm überstehen. Wenn es ein Stoff mit grossem Muster oder Motiv ist, auf die Platzierung des Motives achten.

Schritt 2: Stoff nach Bedarf bügeln, Vlieseline aufbügeln, Papier abziehen und das dünne Papier aufbügeln. (Abgezogenes Papier für später aufheben!) Fertig ist das selbstgemachte Buchleinen. Ab sofort zum Papierwerkzeug wechseln.

Schritt 3: Platz machen für das Kleben und alles bereitlegen (Kleber, Pinsel, Buch, Falzbein…) Buch auf dem Buchleinen platzieren und die untere Kante und eine Seite mit Bleistift anzeichnen- das dient zur Orientierung beim Kleben. Als Klebeunterlage kann gleich das abgezogene Papier vom Vlieseline verwendet werden.

Schritt 4: Kleben. Man kann entweder das Buchleinen oder das Buch mit Kleber bestreichen. Üblicherweise wird das Material das aufgeklebt wird mit Kleber bestrichen, aber anders herum funktioniert es. Hauptsache am ende ist gleichmässig Kleber drauf und es gibt keine Luftblasen. Ich bestreiche gerne das Buch. Einen der beiden Buchdeckel gleichmässig dünn mit Kleber bestreichen und auch den Buchrücken. Falles ein grosses Muster gibt, Position Buch und Muster beachten! Buch auf dem Buchleinen platzieren. Festdrücken und umdrehen, den Stoff schön glatt streifen (von innen nach aussen). Dann das Buchleinen an den Rücken andrücken und feststreichen. Nun vom geklebten Buchdeckel zu dem noch nicht geklebten Teil verstreichen und auf die Fälze achten! Das Buch geschlossen hinlegen, sodass der unbeklebte Buchdeckel oben liegt. Den Buchdeckel bestreichen und das Buchleinen darauflegen und wieder feststreichen.

Aussen ist rundherum das Buchleinen aufgeklebt, nun geht es ans innere.

Schritt 5: Buchleinen nach innen kleben. Dazu müssen die Ecken beschnitten werden (45 Grad Winkel). Im Idealfall: Dicke des Kartons plus 1 mm. Grob gesagt, sind es 4-5 mm. Beim Buchrücken muss das Buchleinen eingeschnitten werden, um es eingeschlagen zu können. Sollte allgemein sehr viel Buchleinen überstehen oder es schief sein, kann man es nun begradigen und kürzen, 1-2 cm Überstand reichen total. Zuerst werden die langen Seiten geklebt, dann die kurzen. Buchleinen mit Kleber bestreichen (zügig vom Buch wegstreichen bis auf die Unterlage). Den Stoff mit ordentlich Zug einschlagen und feststreichen. Die Ecken schön festdrücken und eventuell noch etwas kürzen.

Das gleiche mit der zweiten Seite wiederholen. Das Stoffstückchen vom Buchrücken mit Kleber bestreichen und das Buch schön wie auf den Bildern halten, und den Stoff mit einem stumpfen Gegenstand zb Bleistift reinstopfen. Anschließend die beiden kurzen Seiten festkleben. Dann mit einem Falzbein, schön die vermutlich etwas spitzen/übersteheneden Spitzen in Form drücken/klopfen. und auch noch die Kanten mit den Falzbein noch darüber streichen.

Zwischenschritt: Sollte der Stoff recht dick sein und eine sehr störende Kante zwischen Buchleinen und Karton enstehen, kann das mit dem Einlegen von Papier oder einem dünnen Karton ausgeglichen werden. Aber das ist jetzt mehr ein Fall für Tüftler und ganz genaue.

Schritt 6: Vorsatzpapier, hier in diesem Fall ist es rein dekorativ und hat keine seiner klassischen Funktionen (das Buch zusammenhalten). Je nach Lust und Laune kann man nur die Buchdeckel bekleben oder man kann natürlich auch beide Seiten machen. Das Papier nicht sofort fix zuschneiden, sondern etwas grösser und dann kontrollieren und passend schneiden. Von den Kanten ca 2-3 mm Abstand halten. Wenn beide Seiten geklebt werden, das Papier zuerst Falten, Grösse und Position kontrollieren und nach Bedarf anpassen. Das Papier fein mit Kleber bestreichen und zügig platzieren und feststreichen. Eventuell muss auf der Seite mit dem Buchblock (das sind die vielen Seiten eines Buches) noch etwas zurecht geschnitten werden.

Sollte das Vorsatzpapier ganz faltig sein, kann es nochmals gelöst werden, aber wenn es nur minimale Falten sind, liegt vermutlich daran, dass das Papier durch die Feuchtigkeit sich gestreckt hat, oft legt sich das wieder wenn das Buch komplett getrocknet. Andernfalls vorsichtig ablösen, es kann aber sein dass das Papier reisst oder es auch beim zweiten Versuch nicht besser wird. Da ist ein zweiter Versuch mit einem frischen Bogen Papier oft leichter. Und nicht jedes Papier eignet sich. Manche Papiere wachsen extrem, wenn sie feucht werden. (Für ganz Faule: einfach das original Vorsatzpapier des Buches verwenden. Das heißt, die lose Seite des Vorsatzpapiers mit Kleber bestreichen und auf den Buchdeckel drücken)

Aber es muss der Buchdeckel von innen beklebt werden, andernfalls ist es sehr wahrscheinlich dass sich der Buchdeckel anfängt zu Wölben. Wird der Buchdeckel von beiden Seiten beklebt, wird er von beiden Seiten feucht und es kommt auch von beiden Seiten Feuchtigkeit. Trotzdem besteht noch immer ein kleines Risiko das sich die Buchdeckel Wölben.

Schritt 7: Papier zwischen den Buchdeckeln einlegen (Papier von der Vlieseline ist da perfekt) um zu verhindern, dass die Feuchtigkeit in den Buchblock dringt. Anschließend das Buch unter ein paar Gewichte (schwere Bücher…) legen und sich freuen, dass in frühestens 3 Tagen das selbstbezogene Buch fertig getrocknet ist.

Beim Vorsatzpapier kann man zum Beispiel wunderbar das Papier selber gestalten mit Stempeldruck und natürlich kann auch der Stoff bedruckt werden. Das grüne Buch ist ganz dezent Ton in Ton bedruckt, hauptsächlich weil sich bei meinem ersten Versuch ein Buch zu beziehen etwas ungeschickt bzw grosszügig mit dem Kleber war und es Kleber durchgedrückt hat.

Die hier gezeigten Bücher sind teils überzogen, teilweise auch komplett von null auf gebunden. Aber wenn es mal schnell gehen soll, oder wenn man wie in meinem Fall ein Skizzenbuch hat, dass man vom Papier toll findet, aber der Umschlag nur solala ist oder wie so oft einfach nur schödes schwarz ist… Allerdings ich ein vorhandenes Skizzenbuch beziehe, dann meist erst wenn das Buch schon voll ist, da ist das Buch schon etwas mitgenommen, meist etwas aus der Form geraten, da ich meist etwas einklebe und der Einband ist je nachdem auch schon abgestossen/dreckig. Sozusagen ein schöner Abschluss einer längeren gemeinsam Zeit. Im Grünen Buch finden sich botanische Illustrationen, von denen ich eine Doppelseite anlässlich des Jahr der Miniaturen gezeigt hatte.


Heute zu Gast sind die Stoffspielerein bei Schnitt für Schnitt mit dem Thema Stoffbücher. Die auch Bücher bezogen hat und da ganz wunderbar noch ins 3D gegangen ist.

ZU DEN STOFFSPIELEREIEN

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

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2023 geht es natürlich weiter


19 Gedanken zu “Stoffspielereien: Ein Buch mit dem eigenen Buchleinen überziehen

    1. Buchbinden macht echt Spass, man muss echt nur gucken dass der Kleber wirklich nur dort ist wo er sein soll.
      Und so mit einem Buch beziehen hat man einen netten Einsteig, man kann sich ja immer ein bisschen steigern, fertiger Buchblock selbst gemachter Einband und am Schluss dann wirklich alles selbst gemacht (naja vielleicht nicht das Papier….)
      Lg Sabine

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  1. Toll, dass du ausführlich zeigst, wie man ein Buch mit Stoff bezieht. Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist, ein ganz fertiges Buch zu beziehen, werde das gleich mal ausprobieren. Ich habe ja die Variante gewählt, dass von einem fertigen Notizbuch den Buchblock herauszulösen.
    Das grüne Buch gefällt mir gut, überhaupt finde ich ja, dass man sich bei stoffbezogenen Büchern gestalterisch gut austoben kann.
    Danke fürs Mitmachen! Liebe Grüße Christiane

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    1. Ich glaube beim ersten Buch habe ich rund eine Woche herumüberlegt ob ich Buchumschlag vom Buchblock trennen soll oder nicht. Und dann habe ich es einfach probiert und festgestellt, dass schwierigste ist es das Vorsatzpapier richtig zu platzieren.
      LG Sabine

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  2. Danke, dass Du das Beziehen eines fertigen Buches zeigst! Ich habe so einige, denen man die häufige Benutzung doch schon stark ansieht. Gerade vor der Verarbeitung des kleinen, überstehenden Stoffstücks des Buchrückens hatte ich doch so meine Befürchtungen – super, dass Du genau das gezeigt hast! Liebe Grüße!

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    1. Beim Buchrücken ist hauptsächlich gut einschneidend und reinstopfen. Und an den Seitenteilen neben dem Buchrücken mit Zug eventuelle Falten platt machen. Ich wünsche schon mal viel Spass beim veredeln deiner Bücher.
      LG Sabine

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  3. Kicher, so ‚bedauerlich‘ (= da eben – sehr – verraeterisch) es ist, aber gar mancher Lande ’schon sehr viel Erwachseneren‘ (= Alten) sind mit derlei Koennen zwangs-aufgewachsen. Dies so aufgrund von einst ‚weiss-der-Himmel-wie-oft‘ weitergereichten Schulbuechern, damit diese – wenigstens aussen (!) – halbwegs akzeptabel aussahen. Manchmal auch um sie dem Schueler – wenn Wunschmuster moeglich war – evtl. schmackhafter zu machen.
    Musste aber wirklich ge-/erlernt werden; selbst wenn eben ’nur‘ vom Aelteren zum Juengeren, da doch einige Tuecken moeglich; vor allem bei Verklebten.
    Bei ganz schlimmen, versehentlichen Falten wurde mitunter schon Eine vorsichtig aufgeschnitten, der Ueberschuss weggenommen und dann der Rest wieder vorsichtig verklebt. Ist aber auch etwas muster-empfindlich und einfach auch eine schon vorgegebene spaetere leichtere ‚Verletzungs-Linie‘ fuer diese neue Buchhuelle.
    Lieber waren mir persoenlich allerdings die locker, losen, unverklebten Huellen, da
    a) diese Fehler mehr abfingen/verziehen
    b) flexibler austauschbar waren wenn Geschmack und/oder Besitzer wechselten

    Danke f. Kurs/Erinnerung,
    LG, G

    PS:
    Linse da gerade boshaft meinen ‚Schleppie-Computer‘ und seine ‚Buchhuelle‘ an:
    Erste ‚markante‘ Separation – wenn ohne Hueller herumliegend – war bei mir einst gleich mal, dass das Firmen-Logo ein paar Zaehne als Beiss-Spuren abbekam um sich sicherer vom Geraet meines Mannes zu unterscheiden = mitunter grosses Gelaechter, wenn ‚in der Fremde‘ damit hantierend/arbeitend :-D

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    1. Meine wurden zwar glaube ich nicht weitergereicht, aber trotzdem eingebunden, so zum allgemeinen Schutz. Irgendwie waren Schultaschen dreckig wie Kohleminen und wenn dann der Einband aus Papier war, perfekt zum drauf rumkritzeln.
      LG Sabine

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  4. Eine wirklich effektive Methode, um ein individuelles Geschenk zu gestalten. Manche Skizzen- oder Notizbücher sind ja so schlicht. das würde sich auch für ein Rezeptbuch eignen. Danke für die Vielfalt.

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    1. Selbst wenn das Buch nur überzogen wird und mit einem neuen Vorsatzpapiers versehen wird, ist es ein wunderbares Geschenk. Selbst gebunden gibt es dann nur für ganz enge Freunde 😉
      LG Sabine

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    1. Die Anleitungen zum kaschieren habe ich gesehen und mir gedacht, das Material habe ich nicht und ich will jetzt ein Buch einbinden und nicht irgendwann. Mit der Vlieseline geht’s ja ratzfatz. Kann ich nur empfehlen.
      LG Sabine

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  5. Ah, ich sehe, auch du bist kein Neuling wenn es um Buchbinden geht. Sehr schöne Exemplare hast du geschaffen. Danke auch für die audführliche Anleitung. Die Idee, ein Buch erst „nach dem Gebrauch“ mit einem Stoffcover zu veredeln, finde ich sehr einleuchtend.
    LG, Siebensachen

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    1. Ein bisschen was gepfuscht und ausprobiert habe ich schon. Ein von mir gebundenes Buch hat es sogar bis nach Belgien zu einer befreundeten Künstlerin geschafft.
      Das schöne wenn man erst danach den schönen Einband macht, man kann den Stoff und das Vorsatzpapier perfekt auf den Inhalt abstimmen.
      LG Sabine

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  6. Deine Bücher mit ihren neuen Stoffkleidern sind schön und unverwechselbar.
    Da brauchst Du gar keine Beschriftung zum Inhalt. Vorteilhaft ist, wenn man gleich erkennt, was vorne bzw. oben ist. Dabei helfen Deine Lesebändchen.
    Ich gestehe, dass es hier nicht keine Mix-Media-Zutaten gibt. Ähnlich wie Du es beschreibst habe ich schon Buchklebefolie (oft transparent) verwendet. Silberne und samtige ist auch noch vorrätig.
    LG Ute

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