Ein grünes Dirndl aus dem Buch „Nähe dein perfektes Dirndl“ – Endlich!

Ich weiß ja nicht, wie bekannt es ist, aber Grün ist meine absolute Lieblingsfarbe. Auch wenn ich oft Rot vernähe, einfach weil ich keinen schönen grünen Stoff finde. Und auch bei meinen Dirndlkleidern habe ich blau, schwarz, violett, pfirsich, rot und noch mehr blau im Schrank, aber kein einziges grünes Modell. Ein Skandal!

Es war eindeutig an der Zeit auch einmal ein grünes Dirndl zu nähen. Keine leichte Herausforderung, da schöne grüne Stoffe selten sind. Ich habe zwar einige grüne Stoffe im Schrank, aber man hat ja auch nicht unbedingt auf den einen bestimmten Grünton Lust, der einen aus erster Reihe anlacht.

Meine Mutter und ich haben an einen Abend (vor Corona) damit zugebracht alle meine kürzlich noch schön eingeräumten Stoffe aus dem Schrank zu holen und Stoffkombinationen für Dirndl zusammenzustellen. Kein leichtes Unterfangen, da die Meinungen teils oft weit auseinander gingen, was meine Mutter großartig fand, fand ich wiederrum schrecklich und etwas gar arg und umgekehrt. Diese Grün/Pinke Kombination fand meine Mutter recht heftig, aber ich mag sie.

Der Stoff vom Mieder ist ein Jacquard von Karlotta Pink, den ich schon länger gehortet hatte. Der zufällig perfekt dazupassende Rockstoff ist von myTex und war eigentlich schon zu einem Popover Dress zugeschnitten. Allerdings hatte der Stoff so viele Webfehler (ich habe mich beim Zuschnitt sehr bemüht, aber es war einfach zu viel an Webfehlern), dass ich das Kleid nie fertig genäht habe. Allerdings beim Dirndlrock kann ich die schlimmsten Webfehler unter der Schürze verbergen. Und den Schürzenstoff habe ich tatsächlich als Schürzenstoff gekauft, allerdings zu einem honiggelben Babycord.

Der Schnitt stammt aus dem neuen Dirndl Nähbuch „Nähe dein perfektes Dirndl“ vom Stiebner Verlag (Rezession hier). Und es ist das Modell Lola mit Rundhalsausschnitt und Ärmel. Der Schnitt war schnell und leicht abzukopieren, wenn ich mich richtig erinnere habe ich die 38 genäht. Im nachhinein hätte ich eine Größe kleiner gewählt, da es doch lockerer war als ich bei einem Dirndlschnitt erwartet hätte. Auch jetzt, nach dem enger Nähen und Anpassen, sitzt es immer noch eher locker – nicht dass ein Dirndl immer knautscheng sitzen muss.

Die Vorderseite saß von Anfang an sehr gut, da habe ich nur unter Brust noch ein bisschen Weite rausgenommen, damit der Stoff schöner anliegt. Der Rückenteil wiederum hat mich jetzt nicht so überzeugt. Dieser war sehr weit und hatte viel Luft. Des weiteren ist das hintere Mittelteil sehr breit, ich bin es gewohnt das die beiden Bögen der Wiener Naht bei der Taille sehr nah beieinander sind, nur ca. 4,5 cm Abstand. Beim nächsten Mal würde ich vorab gleich in der hinteren Mitte etwas Weite herausnehmen. Und die Wiener Näht durch für mich besser platzierte Wiener Nähte austauschen.

Der Ausschnitt und die Ärmel sind allerdings unverändert geblieben.

Die Anleitungen und das Nähen

Das Buch hat sehr detaillierte Anleitungen, mit Fotos für jeden Schritt – absolut Anfängerfreundlich oder für Freunde detaillierter Anleitungen – jedoch habe ich inzwischen ziemlich viele Dirndl genäht und geändert. Also weiß ich, wie ich ein Dirndl nähe, bzw. was meine bevorzugte Art ist ein Dirndl zu nähen. Darum habe ich die Anleitungen nicht benötigt und das Dirndl auf meine Art genäht.

Das Dirndl habe ich ganz klassisch mit Paspeln verziert und mit einem senfgelben Futter gefüttert – sollte Popeline sein, aber sehr schlecht zu bügeln und leicht dehnbar, also ein Stoff fragwürdiger Zusammensetzung. Als Verschluss gibt es Knöpfe, allerdings deutlich mehr als im Buch vorgesehen. Ein sehr etablierter Knopfabstand bei Dirndl ist 2,5 cm, das harmoniert gut mit den üblichen Knopfgrößen für Dirndl und es sind dann auch ausreichen Knöpfe das es nicht die hässlichen Spannungsböge zwischen den Knöpfen gibt- wenn es etwas eng und unter Zug sitzt.

Weil ich ja so ein Genie bin, habe ich nahezu jedes Knopfloch zweimal genäht. Ich zuerst angefangen habe die Knopflöcher zu machen und mir dann erst überlegt, ob es nicht doch ein besser passendes Garn gäbe. Hatte ich. Also all die gemachten Knopflöcher (ca. 2/3) wieder aufgetrennt und neu gemacht. Dann ist mir natürlich der Unterfaden ausgegangen und eines der Knopflöcher war von der Position total im Abseits. Dafür konnte ich meine Maschine beim obersten Knopfloch überlisten und sie hatte es trotz Paspel neben dem Knopfloch, was die Nähmaschine normal gar nicht mag, anstandslos genäht. Dann hieß es Knopflöcher öffnen (dazu verwende ich immer eine scharfe spitze Schere, der Nahttrenner ist ein bisschen riskant), Knöpfe annähen und das Oberteil war fertig.

Der Rock ging schnell und da er ja aus einem schon angefangenen Popover Dress entstanden ist, ist es kein klassischer gestiftelter oder in Falten gelegte Rock. Ich habe mir beim Popover Dress, bei dem die Seitennähte sowie hintere und vordere Mitte bereits genäht waren, jeweils vom Saum die gewünschte Länge markiert, mit Nadeln rundherum markiert, Nahtzugabe zugegeben und abgeschnitten. Danach die überschüssige Weite an der Taille eingereiht und angenäht. Saum dran, Untertritt schön gemacht und fertig war der Rock und somit das Dirndl.

Die Schürze ist in Falten gelegt und diese sind ca. 5 cm absteppt. Für die Schürze hatte ich 1 m mit einer Stoffbreite 110 cm. Die fertige Länge der Schürze sollte ca. 66 cm sein. Das heißt, ich habe zweimal einen Stoffstreifen von 10 abgeschnitten (die Bindebänder) und einmal 8 cm (der Schürzenbund vorne über dem Schürzenblatt). Der Rest des Stoffes stand also für die Schürze zur Verfügung. Also Webkkante abschneiden, ein schmaler Umschlag an den Seiten, in Falten legen mit einer Faltentiefe von ca. 4 cm bzw. einer Faltenbreite von 2 cm. D.h. also von ca. 105 cm Breite kommt man so auf ungefähr 32 cm Schürzenblattbreite.


Fazit: Endlich ein grünes Dirndl

Buch/Schnitt: Modell Lola aus Nähe dein perfektes Dirndl erschienen 2020 im Stiebner Verlag

Stoff: Jacquard von Karlotta Pink, grüner Stoff von myTex, pinker Vögelchenstoff aus dem lokalen Stoffgeschäft.

Ein herzlicher Dank geht an Dani von Fotospuren und Marco von Mr-Foto vom Fototeam Luzern für das fabelhafte Fotoshooting und die tollen Fotos.

Verlinkt beim MMM.


22 Gedanken zu “Ein grünes Dirndl aus dem Buch „Nähe dein perfektes Dirndl“ – Endlich!

  1. Wie immer ein perfekt genähtes und wunderschön in Szene gesetztes Dirndl! Bei verrückten Farbkombinationen bin ich gerne dabei und freue mich, die schönen Fotos anzusehen. Deine Erklärungen sind sehr informativ, danke fürs Teilen!
    Liebe Grüße, SaSa

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  2. Bei mir ist das mit dem Grün genauso. Die große Liebe und trotzdem nicht sooo viele grüne Kleidungsstücke im Schrank.
    Das Dirndl ist super geworden, der Miederstoff ein Traum und die Art die Schürze zu nähen, also mit Falten finde ich die Schönste!
    Liebe Grüße
    Elke

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  3. Hach, schade dass in meiner Region keine Dirndl getragen werden! Sonst hätte ich ja schon längst 2,3 oder mehr. Aber ein grünes mit linker Schürze, das wäre auf jeden Fall dabei!
    Für den Besuch der Verwandtschaft in Oberbayern habe ich mir im letzten Jahr einen „Trachtenrock“ genäht. So fallen wir nicht so sehr auf, wenn wir eingeladen sind.
    Deine Art, dein „Nähen“ zu beschreiben finde ich immer super, weil es sehr informativ ist. Danke dafür, dass du das so ausführlich machst.
    Liebe Grüße Elisabeth

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    1. Einfach die Schürze weglassen und nur einen schönen Gürtel dazu und schon ist das ganze kein Dirndl mehr.
      In der Schweiz trägt man ja auch kein Dirndl, so ziehe ich es eben an wenn mir danach steht.
      Und schön wenn meine Art zu schreiben informativ ist, ich bin da ziemlich planlos und schreibe meist einfach mal alles auf was mir so einfällt. Und insbesonders wenn es ein Schnitt ist der regulär erhältlich ist, gehe ich gerne noch mehr ins Detail, damit alle die den Schnitt später auch nähen möchten gut informiert sind.
      LG Sabine

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  4. Zauberhaft! Mutige Farbkombination, die dem Dirndl was Modernes, Unerwartetes gibt. Gefällt mir sehr. Spannend, die Nähdetails zu lesen.
    LG von Ina

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  5. Ein sehr hübsches Dirndl – wie immer :) Du kannst das Kleid bestimmt auch ohne Schürze als einfaches Sommerkleid gut tragen, es ist ja verrückt wie gut die beiden grünen Stoffe zufällig zusammenpassen! Etwas weit mag es sein, aber davon sieht man nur wenig und es kommt sicher ein Festessen oder Ähnliches, bei dem Du über die zusätzlichen Zentimeter froh bist ;)

    Herzliche Grüße, Anne

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    1. Theoretisch ist jedes Dirndl ohne Schürze tragbar, nur bei diesem ist der Schlitz vorne nicht so gelungen und nicht so unsichtbar. Und leider wirkt das Dirndl ohne Schürze für mich jedenfalls sehr wie so ein Landhausmodenkleid, was ja nicht so erstrebenswert ist.
      Und das die Stoffe so gut passen war echt ein gänzlich unerwarteter Glückstreffer.
      LG Sabine

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  6. Ich finde diese Farbkombination von Grün und Pink klasse, sie gibt dem Dirndl etwas ungemein Frisches. Von der Passform mag ich Deine „knatschengen“ Dirndl einen Tick lieber an Dir. Aber vielleicht ist es ja nicht das letzte in Grün. Und ja, Du hast absolut Recht, Grün ist als Kleiderfarbe total unterschätzt. Liebe Grüße Manuela

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    1. Ja zurückhaltend ist anders, aber eben schön frisch und modern.
      Vermutlich werde ich mir das Dirndl noch mal vornehmen und enger nähen, dass geht ja bei Dirndl ganz einfach.
      Und ja man sieht irgendwie jede Farbe ausser grün.
      LG Sabine

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  7. Dass das Pink der Schürze so gut zum hellen Grasgrün passt – genial! Ausschnitt und Ärmel find ich gut, so kann frau auf die Bluse verzichten. Hast du drunter einen Petticoat an? Der Rock steht so schön. Liebe Grüße, Gabi

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    1. Hin und wieder passen Stoffe einfach.
      Ja ich habe nen petticoat an, ist aber ohne auch schön, nicht ganz so Füllung dafür praktischer und weniger kratzend.
      LG Sabine

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  8. Abgesehen von den Anpassungen an der Rückseite des Vorderteils und den Knöpflöchern klingt es nach einem entspannten Entstehungsprozess… Ein tolles grünes Dirndel – dass du dich bei deinen ganzen tollen Dirndel – Kleidern überhaupt noch entscheiden kannst…! ABer es gibt sicher spezielle grüne Tage! LG Sarah

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    1. Ach ein bisschen Drama gehört doch immer dazu. Aber insgesamt war es ein entspanntes Nähen und ich habe jetzt auch keine Angst mehr vor Knopflöchern.
      Und ja im Schrank ist es schon ziemlich eng geworden.
      LG Sabine

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