Die Sache mit den UFOS

Zwei Kleider aus Wildseide lieferten das Material für diesen Versuch

Habe ich schon einmal darüber geschrieben, oder vielleicht Anna oder Sabine? Wenn ich ehrlich bin, ich weiß es nicht. Ich habe auch nicht nachgesehen, ich schreibe einfach. UFOs sind mir schon seit Kindesbeinen ein Begriff. Damals waren UFO, als unbekannte Flugobjekte, immer wieder in den Medien, naja, man hoffte halt doch eines Tages einem Marsmännchen zu begegnen …

Mittlerweile wissen wir, dass es den Marsmännchen am Mars viel zu ungemütlich ist. Aber die UFOS im Schrank, die hatten wir in größerer Anzahl zuhause. Da ist natürlich jetzt ein Rechtschreibfehler: Ich spreche von UVOs-unvollendeten Objekten. Ich habe meine Mutter damals nicht richtig verstanden: Erstens, warum sie sich so häufig für einen Schnitt begeisterte und ich plötzlich drei gleiche Blusen erhielt, auch wenn die Stoffe, zumindestens geringfügig, verschieden waren. Und, zweitens, wieso im Schrank soviel angefangenes Zeug herumlungerte und nicht nur dort, und Mama trotzdem immer wieder was Neues anfing. Ich begeistere mich mittlerweile auch (des öfteren) für einen einzigen Schnitt, da gibt es sogar schon mehr als drei Modelle und die UVOs … Es ist richtig schwer zu entscheiden, ob so ein UVO noch eine Chance hat.

Ich miste gerade aus – nicht im Stall, sondern im Nähzimmer. Meine Vision ist ein cooles, etwas leereres Zimmer, wo man die Tischfläche erkennen kann und die Stoffberge weggeschmolzen sind. Also auch der Boden sichtbar ist. Auf den Fotos unten könnt ihr euch ein paar UVOs ansehen – und das Zimmer schaut noch schlimmer aus als üblich, weil ich alles herumräume …

Wenn ich also die diversen Objekte betrachte, kriege ich erst einmal ein schlechtes Gewissen. Stoff ist nicht billig und sollte mit mehr Respekt behandelt werden. So dachte meine Mutter natürlich ebenfalls. Dann passiert es immer wieder, dass der Arbeitsprozess ins Stocken gerät, die Lust vergeht, technische Probleme unlösbar scheinen, das Modell nicht mehr gefällt (Launen eben), oder das Ding nicht passt oder einem die Farbe/das Material doch nicht gefällt (dieser Plastikmantel), oder, das gilt vor allem für mich, ich mir justament einbildete, meine Idee wird jetzt das „Überdrüberdesign“ (Stoffmixbluse), und nach einem gewissen zeitlichem Abstand stellt sich heraus: Von Design keine Spur, völlig daneben. Ganz sporadisch hatte ich mich schon in meiner Jugend zum Modeschöpfer berufen gefühlt. Aber meine Werke, falls sie jemals das Umsetzungsstadium erreichten, waren meist von der Konstruktion her untragbar.

Also diese UVOs … Das Lustige an dem Problem ist ja: Ich erhalte immer noch – und meine Mutter näht schon seit mindestens zwanzig Jahren keine Kleidung – irgendwelche angefangenen Kleidungsstücke. Die entpuppen sich dann als Teenagerkleider, oder Damenjacken oder Hosen für junge schlanke Mädchen … keine Ahnung, wo das alles gelagert ist. Ich ermuntere sie allerdings mir altes Zeug zu geben, weil ich gerne herumspiele, experimentiere und upcycle. Ich bin quasi eine Zwischenstation, die möglicherweise Modelle und Material vor dem Müll rettet – falls das Experiment gelingt. Aber meine eigenen UVOS! Da fällt die Trennung echt schwer. Trotzdem kämpfe ich mich durch die selbstgemachte Unordnung und ich habe mich sogar schon von einigen UVOs (schweren Herzens) getrennt. Dabei denke ich ständig: „Aber der Stoff wäre doch noch verwendbar – für Kissen zumindest (habe ich im Übermaß) oder sollte ich dem Hund was nähen?“

Einige UVOs haben tatsächlich Potential, manchen fehlt fast gar nichts! Ich habe sie gebügelt und fotografiert, zur allgemeinen Belustigung auch ein paar Missgriffe. Einer Hose habe ich die Chance auf Fertigstellung genommen, weil ich spontan etwas zuviel weggeschnitten habe, man sollte ein Kleidungsstück doch erst probieren! Die Mäntel sind Wackelkandidaten und dann erst die ganz oder teilweise zugeschnittenen Teile … Allerdings ich sehe schon buchstäblich den Boden!

Und: Das muss ich jetzt noch hinzufügen – jedes UVO ist gleichermaßen ein Zukunftsprojekt…

PS: Drei Blusen habe ich mittlerweile fertiggestellt! Aber noch zwei unfertige entdeckt…


9 Gedanken zu “Die Sache mit den UFOS

  1. Bei mir steht UFO für „unfertiges Objekt“, dann passt auch das F :)
    Ja, die sind so eine Sache … ich lagere sie in einem großen Pappkarton. Manchmal stelle ich fest, dass ich das betreffende Ding in 10 Minuten fertigstellen kann und frage mich, warum ich das nicht schon längst getan habe. Andere Teile sind problematisch, weil ich aktuell einfach zu dick dafür bin (ich hab in den letzten 1,5 Jahren etwas zugelegt wegen eskalierten Schokoladenkonsums); die würde ich sofort zu Ende nähen, kanns aber nicht, weil sie figurnah sitzen sollen und ich sie an meinen Körper anpassen müsste. Was halt grad nicht geht. Arrgh!
    Immerhin, ein Teil habe ich grad in die Tonne gehauen, weil ich eingesehen habe, dass der Schnitt an mir furchtbar aussieht – war eh ein billiger Schrankleichenstoff, deshalb wird da auch nix upgecycelt. Es ist ein Anfang!
    Bin mal gespannt, ob und wann wir deine UFOs (meinetwegen auch UVOs) als fertige Teile zu sehen bekommen :D

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  2. Oh, kommt mir das bekannt vor! Und es ist unheimlich beruhigend das ich nicht alleine bin.
    Ich bekämpfe seit 2 Jahren aktiv meine Ufos (mal mit mehr mal mit weniger Erfolg), egal aus welche Sparte, und ich finde immer noch welche. Aber wie bei dir ist Land in Sicht. Genau , wir trennen uns von ihnen nicht weil wir wissen da steckt eine Menge Geld und auch Zeit und Arbeit drin. Und das soll in die Tonne …niemals! Doch man muss lernen sich davon zu trennen oder es fertig machen wenn das Potenzial da ist. Ich versuche mir bei jedem UFO zuerst zu Überlegenheit warum ist es eins geworden. Das hilft ungemein. Denn dann kann ich entscheiden : fertig machen evtl. auch um es zu verschenken, umarbeiten, eine (andere) Lösung finden oder doch Tonne.
    Liebe Grüße und viel Erfolg, Marita

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    1. Oh, danke für deinen aufmunternden Kommentar. Das mit der Frage „Warum ist es ein UFO ?“ find ich gut, werde ich mir merken, ja, das bekämpfen der UFos hat es in sich, auf jeden Fall will ich dran bleiben. Liebe Grüße, Silvia

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  3. Gesetz der Kreativität: Je länger man näht, desto größer wird der UFO-Stapel, aus genau den Gründen, die du genannt hast. Außer man ist SEEEEHR diszipliniert, wie meine Freundin Ines, die immer erst das eine Projekt fertig macht, bevor sie ein anderes beginnt. Vielleicht ist es ein Ansporn für Dich, an einer der UFO-Abbau-Linkparties teilzunehmen wie https://www.augensternswelt.de/ufo-linkparty-2020/ oder https://klaudias-kreativ-world.blogspot.com/2019/12/ufo-abbau-2020.html? Aber Dein schönes, großes Nähzimmer: Wenn die Stapel so groß werden und man nicht weiß, wo man zuerst anfangen soll, das kenne ich gut. Das hemmt auch die (meine) Kreativität. Wünsche Dir viel Elan beim Aussortieren und Abarbeiten! Liebe Grüße, Gabi

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    1. Ich habe zwar schon wieder mehrere Projekte gleichzeitig in Arbeit, aber das Zimmer ist schon viel,viel besser, vielleicht hält sich’s ja bis zum Sommer. Ich find es sehr gut, ich habe mir einen schönen Überblick verschafft und wieder richtig viel Lust zum arbeiten gekriegt…Liebe Grüße, Silvia
      PS: Leider schaff ich es einfach nicht ein neues Stück erst zu beginnen, wenn das Angefangene fertig ist. Gratulation an Ines!

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  4. Vielen Dank für diesen interessanten Post! Ich finde das immer total spannend laufende Projekte zu sehen. Da sind total schöne Sachen dabei, die du unbedingt fertigstellen und Tragen solltest!
    Ich selbst gehöre allerdings zu der Fraktion ohne UFOs, da ich immer ein Projekt abschließe bevor ich etwas Neues anfange. Das ist gut, weil ich keine UFOs rumliegen habe, aber auch schlecht, weil ich schon viel Zeit und Arbeit vergeudet habe für Kleidungsstücke, die ich nach einmal Tragen verschenkt habe. Aber es sind auch schon oft vielgetrage Kleidungsstücke entstanden, obwohl ich beim Nähen eine kleine Krise hatte.
    Viele Grüße, Katharina

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    1. Fein, wenn das bei dir so klappt! Ich werde wohl immer zur UFO-Fraktion gehören. Bei mir ist es oft so, dass mir während der Arbeit an einer Sache DIE IDEE für was anderes kommt oder sich irgendeine Mitmachsache reinmogelt. Tja, wenn es mir nicht so ganz entgleitet, stört mich das gar nicht so sehr. Aber von Zeit zu Zeit muss ich dann richtig durchgreifen…Liebe Grüße Silvia

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  5. Ich habe aus demmGrund des Umzuges ,einiges aussortieren müssen, leider.Ich Jahre nur die UFO s mitgenommen ,von denen ich weiss das ich sie fertig mache oder den Stoff nochmal einsetzte.Die anderen Textilen Sachen habe ich bei H& M gespendet .Die sollen die sollen die Sachen sortieren und in unterschiedliche Institutionen geben.Grössere Mengen Stoff kamen in ein Sozial Kaufhaus

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    1. Für mich war die Entscheidund „bleibt oder geht“ auch schwer, aber ich bin sehr froh wieder den Überblick zu haben. Das ist wohl das Wichtigste. Was Sozial-Kaufhäuser betrifft ist es hier bei uns nicht so leicht, wie zum Beispiel bei Sabine in Luzern (da gibt es drei große tolle Läden – da geh ich selbst gern hin) Bei einigen Wackelkandidaten, was Stoff betrifft, werden wir wohl nochmal eine Verschenk-Aktion machen…Liebe Grüße, Silvia

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