Das Georgie Dress von Alice&Co Patterns: Schnittmustertest & Rezession

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Ich nähe selten bei Probenähen mit, aber, als ich in der WesewRetro Facebook Gruppe den Post gesehen hatte, dass das Schnittmusterlabel Alice&Co Patterns Tester für ihre neuste Schnittreproduktion das Georgie Dress von Mary Quant für das Victoria&Albert Museum sucht, konnte ich nicht wiederstehen. Mir gefiel das Original mit der Wickeloptik und den Streifen ausgezeichnet, sogar die Rüschen fand ich voll akzeptabel.

Übrigens ist es das zweite Mary Quant Modell, das Alice&Co für das Museum nachdesigned haben. Den anderen Schnitt ein typisches 60s A-Linien gibt es hier ebenfalls wie das Georgie Dress kostenlos zum Herunterladen.

Ich bewarb mich also und wurde überraschend aus den 700 Mitbewerbern ausgewählt. Es würde mein Urlaubsprojekt werden, das war klar. Da hieß es dann gemeinsam mit Mama ab zu MyTex und den passenden Stoff aussuchen. Das war gar nicht so leicht, denn ich wollte gerne, so wie beim Original, einen Streifenstoff. Geworden ist es schließlich dieser pinke Satin mit zartem Streifendruck. Nach dem Waschen hatte der Stoff plötzlich eine leichte Riffelstruktur, so eine Art Seersuckeroptik, erhalten, was aber gut zum Kleid passt und auch Knitterfalten etwas vertuscht.

Nun aber zum Schnitt.

Positiv

Was ich absolut positiv fand ist, dass nur Ärmel, Vorder und Rückenteil als Schnitt vorhanden sind und auch dementsprechend wenig ausgedruckt werden muss. Für Rock, Rüschen und Bindeband gibt es Maßangaben. Diese sind nur Empfehlungen (bzw. folgen dem Original), sodass man alle Freiheiten hat die Details seinen Vorstellungen entsprechend zu ändern. Ich weiß, viele finden es schlimm nicht für jedes Stück ein separates Schnittteil zu haben, aber ganz ehrlich für rechteckige Teile braucht man doch keinen Schnitt sondern Maßband und Lineal.

So steht es einem frei den Rock in Falten zu legen oder einzureihen. Viele Rüschen, wenig Rüschen, gekaufte Rüschen, Spitze, alles war möglich. Ich habe der Faulheit halber den Rock eingereiht.

Die Anleitung ist super super detailliert. Ich lese tendenziell Anleitungen nicht, aber als pflichtbewusster Tester habe ich mir diese richtig durchgelesen. Man muss sich keine Sorgen machen, alles wird schön erklärt, sodass man garantiert ans Ziel kommt.

Änderungen & Murks

Bei der Größenwahl habe ich etwas daneben gegriffen. Ich hatte abgenommen, nicht weiter darüber nachgedacht, meine alte Größe zugeschnitten und da war das Oberteil gleich zu groß und saß scheusslich. Ich bin dann zwei Größen runter und hab etwas mehr Nahtzugabe als Spielraum gelassen. Das Oberteil war am Ende immer noch ein bisschen zu locker. Durch den Bindegürtel kann man es trotzdem schön taillieren.

Letztlich änderte ich die Ärmel (unsere Fotos zeigen noch die Originalversion).  Diese habe ich ganz ungeniert über den Ellbogen abgeschnitten. Das Kleid wirkte mit der, sonst von mir so geliebten, 3/4-Länge der Ärmel, den Rüschen und der Kombination mit dem Satin etwas zu Barock.

Ein bisschen vom Originalschnitt weg – bzw. wieder mehr zum Original von Mary Quant hingegangen bin ich bei meiner Abnäherlösung. Beim Schnitt ist an der schmalen Vorderteilseite ein Abnäher, der bei kleinen Größen das ganze Stück durchschneidet. Was meines Erachtens blöd aussieht. Da kann ich den durchgehenden Abnäher ja auch gleich weglassen, bzw zukleben und so tun als hätte der nie existiert. Was ich so umgesetzt habe, und- voila- sieht sogar mehr wie beim Original aus. Denn da kann ich diesen Abnäher nicht erkennen.

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Mein Schnitt mit den Korrekturen

Den Reißverschluss habe ich nicht bis oben genäht. Die hintere Naht ist bei mir am oberen Ende ca. 5 cm geschlossen, weil so das Einnähen des Futters und der Rüsche deutlich einfacher wird. Außerdem: beim Anziehen ist  weniger Verrenken bzw. Hilfe notwendig.

Achja, die Ärmel habe ich nicht gefüttert, es ist schließlich kein Winterkleid. Das war zwar mehr Versehen als Absicht, ist jedoch nicht weiter tragisch.

Negativ

Der Schnitt ist sehr anspruchsvoll und ich würde den Schnitt entgegen der Empfehlung des Herstellers nicht unbedingt für fortgeschrittene Anfänger empfehlen. Ich meine: Die Anleitung ist top, der Schnitt sitzt auch gut, wer also mal eine Herausforderung sucht, dann ran an den Schnitt. Aber seid gewarnt, da es ein „Fake-Wickelkleid“ mit Futter ist, wird das Zusammennähen nicht ganz unkompliziert.

Ein weiterer Nachteil: Dadurch, dass der Schnitt ein „Fake-Wickelkleid“ ist, und zusätzlich gefüttert ist, kann nur am Anfang und nicht zwischendurch mal anprobiert werden. Erst wenn alles beim Oberteil zusammengenäht ist, kann erneut anprobiert werden.


Fazit: Ich bin mit dem Kleid nicht ganz zufrieden, irgendwie ist es nicht so richtig meins. Aber ich finde das Prinzip von Alice&Co mit minimalem Papierverbrauch und den Möglichkeiten ein sehr individuelles Kleid zu gestalten super.

Genähte Version: Rock eingereiht, Ärmel über den Ellbogen endend ohne Rüschen, Rüschenlänge am Ausschnitt ca 1,5 x Ausschnitt.

Schnitt: Georgie Dress von Alice&Co für das Victoria&Albert Museum, kostenlos

Stoff: 4-5m pinken Satin mit Streifenprint von myTex, den Rest hat Mama vernäht.VA Quant21


16 Gedanken zu “Das Georgie Dress von Alice&Co Patterns: Schnittmustertest & Rezession

  1. Wunderschön der Schnitt und der knallige Stoff. Ganz wunderbar steht Dir dieser Schnitt und die kleine Rüsche am Kragen ist entzückend aber nicht zu süß. Ganz großes Kino! LG Kuestensock

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    1. Da ich mich leider nicht so richtig wohlfühle im Kleid, zieht es so gut wie sicher in einem anderen Kleiderschrank um.
      Dabei dachte ich das Kleid hat potential zum neuen Lieblingsstück.
      LG Sabine

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  2. Das ist ein ganz tolles kleid!!! Genau nach meinem Geschmack… Ich hab ja immer Angst dass dieser Ausschnitt auch bei wenig oberweite gut sitzt… aber die beispielbilder sagen was anderes… hmmm eigentlich stand mein weihnachtskleid schnitt schon fest…. eigentlich… ,-) LG Sarah

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  3. Supercool! Da macht auch ein Probenähen mal Sinn, wenn es die eigenen Wünsche genau trifft. Ich stelle es mir mit deiner gekürzten Ärmelvariante auch noch schöner vor. Ich mag verspielte Details ja etwas reduzierter. Die Rüschen am Ausschnitt finde ich aber sehr cool!

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    1. Die Rüschen am Ausschnitt, schön platt gebügelt, mag ich auch sehr. Am Ärmel des war ein bisschen zu viel des guten.
      Ich könnte es mir auch mit einem anderen Stoff ohne Rüschen mit den drei viertel Ärmel vorstellen.
      LG Sabine

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  4. Wow, auf Mary Quant wäre ich im Leben nie bei dem Schnitt gekommen, da denke ich eher an Miniröcke und PVC-Mänteln in quietschigen Farben… Toller Beitrag! Liebe Grüße Manuela

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    1. Ja die Farbe ist echt toll, was pastelliges wäre keine Option gewesen.
      Und wie ich bei den anderen genähten Modellen, war es auch anderen zuviel der Rüschen.
      LG Sabine

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  5. Tolles Kleid und tolle Farbe!
    Als ich die Ankündigung für den Schnitt im V&A-Newsletter gesehen habe, fand ich ihn erstmal auch ganz untypisch Mary Quant. Mal abgesehen davon sieht er jedoch sehr kleidsam aus und hat Nähpotential, durch dein tolles Kleid noch bestätigt. Gut, dass sich der Schnitt bereits auf meiner Festplatte befindet :)
    LG heike

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