Vintage, Shweshwe & Dirndl

*** Kooperation mit Karlotta Pink ***

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Die Idee & Planung

So sehr ich traditionellere Dirndl mag, so gerne probiere ich auch etwas anderes neues aus. Das Grundprinzip mit engem Leib, weiten Rock, Schürze und meist weißer Bluse bleibt das gleiche, aber man kann extrem viel variieren und verändern, trotzdem ist es durch die genannten, klassischen Elemente immer eindeutig als Dirndl erkennbar. Mein Plan wäre jedenfalls für jedes neue Dirndl einen anderen Schnitt zu wählen oder die Linienführung neu zu gestalten.

Nach drei Dirndlkleidern aus indischen Handloom– Stoffen von Karlotta Pink, dachte ich mir, um nicht immer zum selben Stoff zu greifen: “ Ich nähe mir aus jeder Stoffsorte,die es bei Karlotta Pink gibt, ein Dirndl“. Also ein Japanisches, ein Australisches, eines aus Sarong und eben ein Afrikanisches.

Afrikanische Stoffe verbindet man sofort und in erster Linie mit den Waxprints. Allerdings wollte ich keinen Waxprint verwenden. Waxprints sind mir dazu zu plakativ gemustert und jetzt nicht unbedingt so Dirndl-kompatibel. Ich habe Beispiele aus Waxprint gesehen und finde sie jetzt nicht so überragend.

 

Shweshwe-Stoffe dagegen, die ebenfalls aus Afrika stammen, passen perfekt: Ein bisschen Körper und Festigkeit, extrem knitterarm, die perfekte Mustergröße (eher klein) und sehr angenehm zu verarbeiten.

Allerdings, das kleine Minus: Die meisten Shweshwe sind farblich etwas heftig, da gibt es zum Beispiel Knallpink oder Grellorange. Das ist dann doch nicht meins. Zudem sind viele der Farbkombinationen sehr knallig und flirren in den Augen. Aber dieses strahlende Kobaltblau mit dem leicht an Pfauenfeder erinnernde Muster, ist einfach perfekt. Diesen Shweshwe hatte ich zuvor bei Sandra bewundert. Sie nähte daraus eine Hose.

Der verwendete Schnitt ist schon lange Teil meiner „Will ich nähen- Liste“. Am liebsten hätte ich das Kleid genauso wie im Heft. Ursprünglich wollte ich den Schnitt mit einem anderen Material umsetzen, nur war das Muster dieses Stoffes nicht mit dem Schnitt kompatibel. Netterweise ist der Schnitt auf die, früher übliche, 80 cm Stoffbreite ausgelegt und der afrikanische Stoff hat genau diese Breite, perfect Match sozusagen. Über meine Pläne habe ich schon einmal im Rahmen der Stoffspielereien mit dem Thema Afrika geschrieben.

Aufgrund dieser Stoffbreite habe ich insgesamt vier Meter Stoff verbraucht. (Viermal die Rocklänge plus 2 mal das Oberteil und bisschen Bonus um auf das Muster zu achten bzw Paspeln zu machen.) Außerdem kam jetzt endlich mein, neu erworbener, Paspelfuss (Nr 30, von Bernina) zum Einsatz.

 

Rock & Leib & Zuschnitt

Beim Zuschnitt achtete ich sehr auf das Muster. Ich habe für die vordere und hintere Mitte des Rockes, genau wie beim Leib, eine Mustermitte genommen. Dass das Muster so perfekt vom Oberteil in den Rockteil weiterläuft, ist uns erst auf den Fotos aufgefallen, es war ein reiner Glücksfall. Wichtiger war mir, dass ich viermal den gleiche Musterabschluss am Saum habe und viermal eine brauchbare Länge von etwas mehr als 70cm erreiche. Ich habe mich zwar bemüht, bei den Nähten das Muster möglichst schön weiterlaufen zu lassen, habe mich da aber nicht auf den Kopf gestellt, wenn es nicht perfekt getroffen war. Im Gesamten fällt es nicht auf und die Nähte sind in Faltenböden versteckt. Insgesamt hat der Rock fünf Nähte, eine zusätzliche Naht gab es für den seitlichen Reißverschluss. Allerdings hatte ich am Ende nach dem Faltenlegen ca 8 cm über, was genau ein Musterelement ist, sodass ich ein Musterelement rausschneiden konnte, eine Naht für den Reißverschluss erhielt und das Muster trotzdem weiter läuft.

 

Als Verschluss habe ich einen normalen Reißverschluss verdeckt eingenäht, was trotz heften und auftrennen, eher hässlich wurde. Ich habe so schon viele Reissverschlüsse eingenäht und die wurden ohne viel Aufwand schön. Manchmal klappt es halt nicht so gut. Ein Nahtverdeckter wäre für ein Dirndl keine Option, weil er zu schwach ist.

Und, als fast nicht sichtbares Highlight, gibt es ein Kittelblech in Pink.

Das Schwierigste am Leib war das Annähen der Paspeln in den Ecken, tückisch, aber mit dem Paspelfuss war es trotzdem leichter, als ganz ohne zu nähen. Der Schnitt selber war gut, nur waren die Träger extrem weit aussen (für den Fall, dass jemand von euch zufällig das Heft hat und den Schnitt nähen möchte).

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Die Bluse

Ursprünglich ist die Bluse bei diesem Modell keine echte Bluse sondern nur Ärmel zum reinheften bzw ein Panel zum Montieren mit Häkchen. Das ist so wie die falsche Hemdbrust unterm Frack, es war eine damals übliche Möglichkeit Stoff zu sparen. Nach einer kurzen Überlegung entschied ich mich dafür eine separate Bluse zu nähen, genau angepasst ans Dirndl. Es war klar: Ich würde vermutlich nie die Ärmel reinheften und wieder raustrennen.

 

Um einen möglichst genau passenden Blusenschnitt zu erhalten, denn es sollten nur das Panel und meine Puffärmel zu sehen sein, haben wir (die Kursleiterin und ich) den Schnitt direkt vom Dirndl Leib abgewandelt.

Die Bluse war überraschend schnell und einfach genäht und, was soll ich sagen, ich stehe auf Puffärmel und brauche unbedingt noch mehr davon in meinem Leben. Ein bisschen hat es auch was von Disney Prinzessin.

Zukünftig werde ich Dirndl Blusen selber nähen. Eine weitere Bluse auf diesem Schnitt basierend, abgewandelt auf hochgeschlossen und mit Stickerei ist bereits entstanden.

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Fotoshooting

In unserer Gegend wird überwiegend Milchwirtschaft oder Mutterkuhhaltung betrieben. Zum Fotografieren wollte ich das Dirndl so richtig klischeehaft mit Kühen und Gummistiefel inszenieren. Und darum ging es ab ins Nachbardorf Lichtenau zum Steiningerhof, einem befreundeten Bauern. Jetzt hieß es: raus aus den Ballerina, rein in die Gummistiefel und ab zu den Kühen. Diese waren mehr oder weniger kontaktfreudig, manche sogar richtig neugierig. Wir sind genau zur abendlichen Stallzeit eingetroffen, daher nuckelten die ganz kleinen Kälber gerne an den Fingern, sie haben auf ihr Abendessen gewartet. Nocheinmal ein herzliches Dankeschön dafür, dass wir bei euch fotografieren durften.

Wie auf den Fotos schön zu sehen ist, kann man das Kleid mit und ohne Bluse/Schürze tragen, mehr als ein Dirndl oder als Sommerkleid. Die Schürze dürfte dem einem oder anderen bekannt vorkommen, denn es ist die Schürze von meinem ersten Dirndl. Auf drei Schürzen pro Dirndl komme ich nicht, dafür kann ich die Schürzen, da die Kleider fast immer die gleiche Rocklänge haben, zwischen den Dirndln leicht wechseln.

 


Fazit: Ich denke, ich werde den Schnitt ein weiteres mal nähen, nur die Falten möchte ich weniger breit machen. Einen passenden Stoff habe ich jedenfalls.

Stoff: Shweshwe (Candle Flower pop) von Karlotta Pink – kostenlos für dieses Projekt zur Verfügung gestellt

Schnitt: Burda 5/1957

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19 Gedanken zu “Vintage, Shweshwe & Dirndl

  1. Was für ein tolles Kleid. Und tolle Fotos mit schöner Location. Rund um gelungen. Lieben Gruß Sylvia

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  2. Ich werfe noch ein GROßARTIG in den Topf. Sowohl Kleid als auch Post! Hat was von Kurzfilm, finde ich.
    Übrigens – schade dass man nicht auch mit Google-Konto kommentieren kann. Hat das einen Grund?
    LG
    Martina

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  3. Absolut toll, Dein Dirndl und natürlich auch die Fotostrecke! Mir gefällt es sehr gut, wie Du diesen afrikanischen Stoff für einen Dirndlschnitt verwendest, ich empfinde das als sehr gekonnten Stilbruch. Und wie interessant, das Kleid auch ohne Schürze und Bluse zu sehen, dann entpuppt es sich ja als fast normales Sommerkleid!
    Ich habe zwei Verständnisfragen: das Kittelblech soll ja wohl eine sichtbare Saumkante sein, so habe ich es bisher verstanden. Bei Dir sieht es eher wie ein Unterrock, oder ein Saumbeleg aus? Und warum ist ein nahtverdecketer Reißverschluß weniger haltbar als ein normaler? Ich verstehe schon, daß in ein traditionelles Dirndl eher ein normaler RV paßt. Aber ist der wirklich haltbarer?
    LG Barbara

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    1. Das Kittelblech ist ein falscher Saum und das Kittelblech kann sichtbar genäht werden oder wie ich es bisher gemacht habe unsichtbar. Aber jedes mal wenn ich ein Kittelblech annähe und es noch nicht hochgenäht ist, denke ich mir das nächste mal muss ich unbedingt ein sichtbares Kittelblech machen.
      Also ich hab bisher noch keinen Belastungstest gemacht, aber schon sehr erfolgreich ungeplant nahtverdeckte Reißverschlüsse geschrottet, wenn ich sie knapp an der Raupe angenäht habe und dann mehrere Stofflagen übereinander waren. Beim normalen Reißverschluss hat man weniger Probleme beim einnähen wenn so viele Stofflagen zusammenkommen und wenn da noch Zug dazukommt ist auch nicht so dramatisch, auch die Stoffe werden bei Zug nicht so auseinandergezogen.
      Lg Sabine

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      1. Ah danke für die Erkärungen! Das wären auch meine Fragen gewesen. Auf dem einen Foto blitzt das pinke Kittelblech raus, sieht toll aus!

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  4. Wirklich hübsch, wobei mir besonders die puristische Variante ohne Bluse und Schürze gefällt. Damit habe ich mich wohl endgültig als Trachtenmuffel geoutet. Ich finde Deine Stoffwahl sehr gelungen, nicht nur optisch, sondern weil Shweshwe ursprünglich auch Blaudrucke waren und für Schürzenkleider verwendet wurden. Da gibt es ganz tolle Musterbücher. Eine interessante Post-Reihe. Liebe Grüße Manuela

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    1. Muss ja auch nicht jeder Trachtenfreund sein. Mir gefällt einfach der Stil und das ich ma weniger gehemmt fühle was Stoff und Dekor angeht.
      Ich werde das Kleid vermutlich auch je nach Laune so oder so Tragen.
      Lg Sabine

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  5. Das Dirndl sieht perfekt aus, das gefällt mir unheimlich gut, und mit der gelben Schürze dazu: Der Hammer! Ich denk mir gerade für mich: Warum eigentlich nicht einfach im Alltag öfter Kleider tragen, statt Jeans und Bluse? Wenn ich jetzt Lust aufs Dirndl nähen bekomme – und du bist schuld daran! – dann muss ich mir ich auch Gelegenheiten schaffen, die Kleider zu tragen! lg, Gabi

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    1. Ich bin auch gerade einfach so im Dirndl unterwegs und hab schon einige Komplimente erhalten, für das schöne Trachtenkleid (ein unverbloggtes Dirndl, ganz traditionell blau, rot).
      Ich kann zu der Lust auch ein Dirndl zu nähen nur sagen dann näh doch eins. Und wenn es nicht so Mega Bling Bling Schnickschnack hat, was ich bei dir auch nicht erwarten würde, da kann man das auch super so mal tragen. Oder zum Beispiel vorne durchgeknöpft, dann kann man auch mal die Schürze weglassen.
      Lg Sabine

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  6. Ich will die ganze Zeit auch schon ein Dirndel oder eben einfach ein weit schwingendes Kleid mit Blüschen… Hier im Norden entsteht da auch nicht sofort eine Dirndel Assoziation. Du hast ein Zauberhaftes Kleid / Dirndel erschaffen – MAL WIEDER! Die Fotos sind wie IMMER toll und ich schwelge in Kindheitserinnerungen… Der Stoff mit der Gelben Schürze, total schön. Und die spitzfindigen Details… Du scheinst aber auch einen tollen Nähkurs zu haben, darum beneide ich dich… Die guten Idden muss man natürlich haben, also Hut ab! LG Sarah

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    1. Dann nähe eines, wenn du von oben bis unten durchknöpfst oder den Verschluss seitlich machst kannst du ohne Probleme die Schürze weglassen. Und ich hab auch schon ganz normale Kleider mit Dirndl Blusen kombiniert, da werden auf einmal Hochsommerkleid Herbst tauglich.
      Ja mit dem Nähkurs hab ich enorm Glück gehabt, ohne würde mein Leben eindeutig anders aussehen.
      Lg Sabine

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  7. Hallo, welchen Schnitt hast Du verwendet für Dein superschönes Dirndl? Und wo bekomme ich den?
    Danke und herzliche Grüße aus der Bretagne
    Marina

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    1. Hallo Marina, wie im Beitrag erwähnt ist der Schnitt aus einer alten Burda von 1957. Die gibt es nicht regulär zu kaufen, vielleicht findest du eine auf eBay oder Kleinanzeigen.
      Lg Sabine

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