Kleine Enten, große Enten & ein Wickelrock

 

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Eigentlich wollte ich über die Entwicklung der deutschen Nähmagazine schreiben, wie Burda und Beyer verschmolzen sind, Schwabe Mode ihren Namen änderte und zu  „Der   Neue Schnitt“ und schließlich Neue Mode wurde…

Tatsache ist, da müsste ich Recherche betreiben und da bin ich gerade nicht sonderlich inspiriert.

Also gibt es jetzt einige Enten Episoden. Zum Rock kann ich eigentlich nichts schreiben ausser, dass meine Mama ihn nach einem Schnitt aus einer alten Günther Mode genäht hat. Soweit ich mich erinnere war der Schnitt zum Selberzeichnen. So genau weiß ich es nicht mehr, das ist ziemlich genau ein Jahr her. Allerdings plane ich genauso lange, den Rock mit einem richtigen Stoff zu nähen. Denn dieser Rock war eigentlich nur ein Testmodell aus einem Vorhang.

Aber nun zu den Enten. Ich weiß nicht wie lange wir nun schon Enten haben, ich sage einfach mal schon ziemlich lange. Jedenfalls haben wir meistens einen Erpel und zwei bis drei Entendamen. Die erwachsenen Enten bleiben immer über ausser, sie haben ein schlechtes Benehmen, sind schon zu alt oder es gibt hübschere. So haben wir lange Zeit Moschusenten mit mehr Schwarz bevorzugt und die Melierten waren unsere absoluten Lieblinge. Nach einigen Jahren hatten wir dann keine schneeweißen Enten mehr und auch keine dottergelben, genannt Dottys, Küken mehr. Da merkt man gleich wie schnell selektive Zucht funktioniert. Alle Enten die nicht brüten dürfen, werden geschlachtet und sehr leckerer Entenbraten. Bis dahin genießen sie ihr Leben und machen so einiges an Unsinn. (Schlechtes Benehmen garantiert nur einen Sommer). Letzten Sommer waren alle weiß. Mit unserem neuen Erpel sind sie wieder scheckig geworden.

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So haben wir im Moment ein, zwei Enten, die es lieben sich ins Vorhaus zu pirschen und sich eine kleine Zwischenmahlzeit beim Hundefutter gönnen. Selbst wenn man neben dem Hofeingang sitzt watschelt die Ente ganz ungeniert rein zum Snacken. Vorhänge und Absperrungen haben die Ente bisher nicht abgehalten. Nur unser Hund Bruno wird vom Rein- und Rausgehen abgehalten, da er bei Vorhängen unten auf den Stoff steigt und dann in den Stoff läuft bzw bei überspringbaren Barrieren darauf wartet, dass jemand für ihn öffnet. Also wurde bisher nur der Hund ausgebremst und nicht die Ente. Im Moment sind die frechen Enten mit ihren Küken und Mutterpflichten vollauf beschäftigt, linsen aber immer schon ein bisschen aufs Hundefutter. Bruno verteidigt sein Futter übrigens nicht, da hat er zuviel Respekt vorm Federvieh.

Die diesjährigen Küken waren, während ich in Österreich war, erst zwei Wochen alt bzw frisch geschlüpft und noch richtig im süßen Flauschballmodus, mit kräftigen Gelb und Braun. Das Gelb verblasst je älter sie werden. Auch haben Enten entweder orange oder rosa Füsse (und ihre Haut ist dann ebenfalls eher gelblich oder rosa). Jedenfalls waren die beiden Kükengruppen 9&15 Stück beide noch richtig, richtig süß und klein, sodass man sie die ganze Zeit anfassen möchte. Leider sind Entenküken keine Kuschler und die Mütter teils sehr agressiv. Dieses Jahr sind sie relativ entspannt. Allerdings sind auch die Küken ständig durcheinander geraten. Eine Mutter hat die falschen immer weggepickt. Sie hat aber auch immer auf schreiende Entenküken reagiert egal ob es ihre eigenen waren oder nicht. Entenküken sind eigentlich immer am Schreien. Kein Futter: schreien, Mama weit weit weg: schreien, falsche Mama: schreien, Küken steht neben der Mama, sie ist aber nicht im Blickfeld: richtig verzweifeltes Schreien. Ruhig sind die kleinen, wenn sie schlafen und Insekten fangen. Dabei verlieren sie öfter den Anschluss oder laufen der falschen Mama hinterher. Meist löst sich der Durcheinander von selber. Besonders am Anfang, wenn sie noch recht klein sind, haben wir sie auseinander sortiert und wieder zu den richtigen Müttern gescheucht. Teilweise haben wir sie auch gefangen, was echt schwer ist, da die Küken sehr flott sind und man sie mit zu festem Zupacken verletzen könnte, sodass man doch gehemmt ist. Allerdings konnte ich einige Küken fangen, die mir dann gleich wieder aus der Hand gefallen sind, weil man eben nicht zu fest zudrücken möchte und sie enorm zappeln. Einen Sturz aus einem Meter Höhe (und höher) überleben die Kleinen ganz unbeschadet. Nach dem Fangen heisst es dann schnell zur richtigen Mutter setzten, da diese durchs wild schreiende Küken meist schon ganz erbost auf einen zukommt. Mit einer fuchtigen Entenmutter möchte man nichts zu tun haben. Sie zwicken nicht, fliegen aber scharfe Angriffe und verteilen Ohrfeigen mit den Flügeln und ihre Krallen an den Füßen sind auch nicht zu unterschätzen. Da habe ich schon die Flucht über den Zaun ergriffen. Jedenfalls konnte ich diesen Sommer richtig oft kleine Enten fangen (es ist ein herrliches Gefühl die kleinen Flaumbällchen zu spüren), wenn sie größer werden hat man keine Chance mehr.

Die Enten auf den Fotos sind Halbstarke, sie haben fast ihr vollständiges Gefieder. Es gibt einen großen Entwicklungsunterschied zwischen Hühnern und Enten: Hühner sind hochformatige Kügelchen auf Beinen und bekommen als erstes Flügel und können innert kürzester Zeit fliegen. Enten sind querformatig, wachsen viel langsamer und bekommen als erstes Federn auf der Brust (es sind schließlich Wasservögel), die Schwungfedern entwickeln sich zuletzt. Alles andere ist schon da, nur die Flügel sind sehr lange noch nackte Stummelchen mit Flaum und Kielen, ein witziger Anblick. Enten schwimmen gleich vom ersten Tag, fliegen kommt ganz am Schluss. Die großen schweren Erpel sind oft zu schwer zum Fliegen.

Unsere Enten sind jetzt nicht sonderlich handzahm, allerdings mit den entsprechenden Leckereien, lassen sich auch die Halbstarken heranlocken. Da sind sie kurzfristig so abgelenkt, dass man die Chance hat sie zu streicheln bis sie das mitbekommen, entsetzt quietschen und flüchten.

Dieses Jahr waren durchs schlechte Wetter die Enten mit dem Brüten sehr spät dran, genau genommen ist aus der ersten Brut nichts geworden. Normalerweise beginnen sie früher und sind schon älter, wenn ich heimkomme. Umso mehr habe ich es genossen die Kleinen, wann immer es sich angeboten hat, zu fangen und zu tätscheln. Besonders am Abend beim Hineinscheuchen in den Stall, waren sie an der Schwelle etwas gebremst, sodass man sie (ganz uneigennützig) nehmen und in den Stall setzen konnte. Haben sie vorher schon unter der Mama geschlafen, waren sie dann immer richtig heiß. Denn wenn Kleine bis Halbstarke etwas lieben, dann auf einem Haufen pennen. Brust an Brust, dicht gedrängt, am besten ganz in der Mitte. Da quetschen sie sich teils  radikal in die Mitte oder setzen sich mal auf ein Küken drauf. Das Gruppenkuscheln lieben sie, selbst wenn sie groß sind, genauso wie sie noch, als fast Ausgewachsene, nach der Mama schreien. Besonders witzig ist das dann, wenn es ein junger Erpel ist, der inzwischen die Mama überragt, und so verzweifelt schreit.

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Ach ich könnte noch so viel über die Enten und die Erlebnisse mit ihnen schreiben, allerdings ist das hier ja kein Entenblog sondern ein Nähblog.

Darum hier noch kurz die Informationen.


Fazit: eigentlich wollte ich mir noch eine richtige Version nähen, bisher nicht passiert, kommt aber vielleicht noch. Bluse ist nach How to do Fashion, Ronne.

Stoff: alter Vorhang

Schnitt: Konstruktion nach Günther Mode 50er


14 Gedanken zu “Kleine Enten, große Enten & ein Wickelrock

  1. Ich finde deine ausführliche Beschreibung eurer Entenzucht und die lebenswirklichen Details ziemlich spannend! Danke dir dafür! Für eine Großstädterin kenne ich mich zwar mit Pflanzen noch ganz gut aus, aber Viehzucht, da habe ich gar keine praktische Erfahrung.
    Der Rock aus Vorhangstoff hat ein tolles Rot und seine Schnittführung ist dezent raffiniert. Das Detail mit der Gürtelschnalle und den Ösen macht sehr viel her und die Ösen zu befestigen war sicher eine Mutprobe!
    Die Bluse passt perfekt zum Rock und das gesamte Outfit perfekt zu dir! Viel Spaß noch mit eurer Rasselbande…
    HG

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    1. Zucht war nie geplant, hat sich eher so ergeben, weil sich die Enten nicht vom brüten abhalten liessen.
      So viel Drama und Heckmeck es bei der Tierzucht gibt, so viele schöne Momente gibt es dann zum Ausgleich.
      Und Merci für all die Komplimente zum Rock, das wird die Mama, die Näherin freuen, die hat den ganzen Rock zusammen gestellt und genäht.
      Lg Sabine

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  2. Zauberhafter Rock und zauberhafter Bericht über Eure Tiere. Über Enten weiss ich nicht viel, jetzt ein wenig mehr, vielen Dank für den unterhaltsamen Beitrag.

    Dein Gesamtoutfit mit der schönen Bindebluse und dem Rock in Knallerfarbe ist klasse! LG Kuestensocke

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  3. Ich habe mich gerade königlich amüsiert. Da ist ja ordentlich was los bei Euch, wenn die alle lautstark durcheinander purzeln…
    Tolles Outfit, das wunderbar zu Dir passt! Den Rock solltest Du auf alle Fälle nochmals nähen!
    Sag mal, hast Du eigentlich bei der zweiten Version von Ronne die Größen wechseln oder nochmals anpassen müssen? Ich habe sie auch sie auch genäht, ohne Probemodell, da die erste Version ja gepasst hat, mit dem Ergebnis, dass sie mir über der Brust zu eng und auf dem Knopf zu viel Zug ist. LG Manuela

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    1. Ja bei den Enten wird einem nie langweilig.
      Soweit ich mich erinnere habe ich die gleiche Größe verwendet. Wenn ich mir die fertigen Masse angucke, dann ist die zweite Version des Schnittes an der Brust bei Größe 38 6 cm enger, was gerade einen Ticken zuviel sein könnte.
      Ich habe jedenfalls kein Problem das es über der Brust spannt.
      Und an der Taille ist der Schnittwiederum 6 cm weiter, vermutlich wegen dem Knoten.
      Lg Sabine

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  4. Ich finde Enten ja so cool. Wie gern ich auch mal so eine Fluffi in den Hämden hätte *___* Der Rock ist Mega! So einfach aber schick, das mag ich ja gerne. Wir sind also nicht immer auseinander was den Stil angeht ;) Ich recherchiere grade nach Röcken mit Volant und die Modelle fallen echt sehr unterschiedlich aus. Vielleicht hole ich mir nochmal deinen Rat zur Stoffwahl ein :)

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    1. Ist für mich auch immer ein Highlight, wenn ich die Wuserl in die Hand nehmen kann. Die Chance habe ich auch nicht jedes Jahr.
      Wenn dir der Schnitt so zusagt, kann ich den hervorsuchen, dir abkopieren und zuschicken.
      Und ich unterstütze dich gerne jederzeit bei der Stoffwahl.

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  5. Sehr amüsant geschrieben, wie die kleinen Flaumbälle rumschreien und dem armen Bruno das Futter klauen. Das ist ja wirklich sooo ein süßer und geduldiger Hund! Schon nett, wenn die Garderobe mal nur der Nebenschauplatz ist. Lg Gabi

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    1. Es gibt Aufregung und Drama und trotzdem ist es wunderschön, den Enten beim wachsen zuzuschauen.
      Und ja der Bruno ist wunderbar entspannter Hund bzw hat einen Heidenrespekt vor dem Geflügel.
      Lg Sabine

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