Stoffspielereien: Ein geometrischer Bär

Bärenpolster

Also, wenn ich an Geometrie denke fällt mir als erstes das Dreieck ein, gerade Linien, das wichtigste Hilfsmittel zum korrekten Zeichnen: das Lineal … Irgendwie entstand so der Gedanke: Ich mach das jetzt ganz gründlich und starte diesen Beitrag mit einer Definition des Begriffs „Geometrie“. So ein Mensch wie ich greift da natürlich ganz klassisch zum Lexikon in Buchform und ja, ich muss gestehen, eigentlich habe ich die (sehr ausführliche) Definition nicht verstanden. Was habe ich wohl in den vielen Mathematik und Geometrisch- Zeichnen Stunden gemacht? Geometrisch Zeichnen war übrigens für mich immer eine kitzelige Sache, weil ich nicht sehr genau bin. Es hat mich zwar fasziniert, aber meine Leistungen darin blieben mäßig. Nun ja, also bleiben für mich als Idee Dreiecke zum Thema Geometrie.

Bärenpolster5

In der Ausgabe Nr. 4/2018 der Zeitschrift „Manuell – Das Magazin für textiles und technisches Gestalten“ wurde ich fündig: Tiere aufgelöst in geometrische Formen, überwiegend Dreiecke (aber nicht nur), gestickt in Schattierungen einer Farbe, gedacht als kleinere Aufnäher. Ich war gerade auf der vorweihnachtlichen Ideensuche für flotte Last Minute-Geschenke, im Speziellen für Anna. Jedenfalls gefiel mir die Umsetzung, sie schien mir auch sehr gut das Thema zu treffen. Allerdings war für mich klar : Ich würde nicht sticken, sondern so etwas als Applikation versuchen, für einen Polsterbezug. Also keine kleine Version sondern eine Große. Im Nachhinein betrachtet würde ich sagen, Sticken ist die perfekte Technik, denn das mit den Applikationen war gar nicht so leicht.

Natürlich wollte ich nicht die sehr schön umgesetzten Beispiele Zebra, Elefant und Nashorn nachmachen, ich wollte schon ein neues Tier versuchen. Zuerst suchte ich nach einem passenden Foto, dieses muss das Tier charakeristisch darstellen, also mit den markantesten Erkennungszeichen. Meine Wahl fiel auf einen Braunbären. Der zweite noch nicht vollendete Entwurf ist ein Kamel. Zuerst wird der Umriss mithilfe des Lineals auf gerade Linien reduziert. Dann teilte ich den Bären, wie in der Anleitung vorgegeben, in verschiedene Dreiecksformen, natürlich bleiben ein paar andere Formen über, aber das macht nichts. Mein Untergrund war grau, als Farbstoffe wählte ich verschiedene Reste in Lachsrosa, Weinrot, Blassrosa und Weiß. Die feine Farbigkeit wirkt sehr harmonisch. Die Stoffe habe ich mit beidseitig klebenden Vlies versehen und dann gings ans Herumprobieren, welches Dreieck wohin. Ich habe mir immer wieder die Vorlagen angesehen, damit mir das ganze nicht optisch entgleitet und halbwegs ausgewogen wirkt.

Der Bär, als Tier, war eine gute Wahl: Er ist schön rund und das lässt sich viel besser umsetzten, als z.B. die dünnen Beinchen des Kamels. Nachdem alle Stoffstücke platziert und aufgebügelt waren, habe ich sie mit der Maschine im dichten Zickzackstich festgenäht. Das war nicht leicht, weil sich er Stoff etwas zu verziehen begann, einige Formen plötzlich nicht mehr gerade wirkten, der Stich zuwenig dicht war … Ich habe alle Nähte zweimal genäht. Rund um die Schnauze sieht man immer noch leichte Beulen, trotz intensivsten Bügelns! Grundsätzlich funktioniert alles besser, wenn man die Untergrundfläche ebenfalls verstärkt, was ich dann auch getan habe. Der Polster war schnell fertiggestellt. Rückwärts hat er einen Hotelverschluss.

Ich war mir nicht so sicher, ob Anna ihn überhaupt mögen würde. Nachdem Sabine mir aber bereits mitgeteilt hatte, dass er ihr auch gefallen würde, sah ich dem „Geschenke auspacken“ ganz entspannt entgegen. Erfreulicherweise liegt der Polster schon auf Anna’s Couch.

Ich möchte noch ein wenig über die Zeitschrift Manuell schreiben. Sabine hat ein Probeheft von einem Nähweekend mitgebracht und, nachdem ich einen sehr unterhaltsamen Nachmittag auf der Couch damit verbracht hatte und wir darüber diskutierten hatten, das Magazin abonniert. Jede Ausgabe hat einen Themenschwerpunkt, in diesem Fall war es Zoo. Nach einem kurzen Editorial der Chefredakteurin gibt es als Einstimmung einen historischen Rückblick (Zootierhaltung früher/heute), ein wenig „Drumherum“ um das Thema inhaltlich zu vertiefen und auch lebendig zu machen, (hier: ein überaus unterhaltender Beitrag aus der Zoo-Tierarztpraxis!). Jetzt folgen verschiedene thematisch passende, gestalterische Arbeiten (12): Stempel, Aufnäher, Leuchttiere, Beutel mit Tiermotiv usw. Die einzelnen Projekte sind Bereichen zugeordnet: „Wohnen, Filzen“ oder „Spiel und Freizeit, Sägen, Biegen“. Für LeserInnen bietet der Verlag zusätzliche Anleitungen und Schnitte als Download. Es geht in dem Magazin nicht nur um textiles Gestalten, sondern je nach Schwerpunkt verschiebt sich die Auswahl der präsentierten Projekte und die eingestetzten Materialien mehr Richtung Wolle, Stoff oder Holz, Glas, Metall, Beton … Ebenso sind die angewandten Techniken breit gefächert: Kunstharzgießen, Glasritzen genauso wie Nähen und Filzen, um einige Beispiele zu nennen. Ich „umkreise“ selber gerne Themen, daher kommt mir der Ansatz dieses Magazins sehr entgegen.

Die Beiträge für die Projekte sind gut aufbereitet, klar verständlich und außerdem sehr schön fotografiert. (Meine Beispielfotos stammen aus verschiedenen Exemplaren!) Überhaupt wirkt die Zeitschrift sehr gediegen und ist auf wunderbar mattem Papier gedruckt. Einige Buchbesprechungen, Informationen über Leserreisen, Veranstaltungen oder Ausstellungen, ein Sammelsurium und ein, meist recht witziges, Schlusswort, runden das Ganze ab. Es gefällt mir sehr gut, dieses Magazin, und es kann erfreulicherweise auf eine lange auch Tradition (Erstausgabe 15. Januar 1918!) zurückblicken.


Fazit: Schön, aber nicht ganz so einfach, die Sache mit der Geometrie … Auf jeden Fall muss ich noch mein Kamel fertigstellen und eine gestickte Versionen versuchen.

Material: grauer Baumwollstoff, Stoffreste, Vlies

Zeitschrift: Manuell – Das Magazin für textiles und technisches Gestalten, 10 Ausgaben pro Jahr, ca. 45 Seiten, viele Fotos, Verlag Manuell Buchs, Schweiz. Manuell gibt es auch im Buchhandel und Zeitschriftengeschäften (zumindest in der Schweiz) oder als Abo direkt beim Verlag.

Mitnähaktion: Die Stoffspielereien laden zum Thema Geometrie in diesem Monat zu Gast bei feuerwerk by KAZE.

Die nächsten Termine sind …
28.04.2019: „100 Jahre Bauhaus“ bei Siebensachen zum Selbermachen
26.05.2019: „Heimat“ bei Nahtlust
30.06.2019: „Afrika“ bei made with Blümchen
29.09.2019: „Miniatur“ bei Feuerwerk bei Kaze
27.10.2019: „Handweben“ bei Schnitt für Schnitt
24.11.2019: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien

Applikation Kamel

26 Gedanken zu “Stoffspielereien: Ein geometrischer Bär

  1. Tolle Ideen hast du hier umgesetzt – Geometrie liebe ich bis heute und fühle mich von solchen Dingen magisch angzogen. Die Zeitschrift sieht auch sehr schön aus. Viele Grüße INgrid

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  2. Was für ein wundervolle Stickerei und Stoffwahl. Ich bin ganz begeistert! Gäbe es das auch als Maschinenstickvolage würde ich heute abend gleich den Rahmen einspannen ;-) Ganz toll die verschiendenen Motive! (Handstickerei ist so gar nichts für mich) LG Kuestensocke

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    1. Danke, freut mich! Wenn du genau hinsiehst sind manche Linien etwas geschwungen, aber es wirkt stimmig, gerade auch die Farbzusammenstellungen. Wenn die Maschine an einer dicken Stelle mit Kreuzungspunkten nicht hängen bleibt, geht es recht schnell. Liebe Grüße Silvia

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  3. Das ist eine prima Idee- ich könnte mir auch vorstellen da nur die Linien zu sticken und dann mit Stoffmalfarben auszufüllen, das kann das auch gern nach Tiffany ausschauen. :)
    Das hat so viel Potential, danke fürs Zeigen!

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  4. Eine gute Idee! Das Kissen gefällt mir sehr gut. Und ich schließe mich dem vorigen Kommentar an. Die Idee ist ausbaufähig! Bei der Zeitschrift scheint es sich um ein Fachblatt für Handarbeitslehrerinnen zu handeln. Auf alle Fälle gibt es nette Anregungen.
    Liebe Grüße
    Annelies

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    1. Das ist ja das schöne an den Stoffspielereien, Themen aufgreifen, versuchen, weiterentwickeln, ein Dankeschön an die Initiatorinnen. Was mir an der Zeitschrift gefällt ist diese sehr ansprechende Gestaltung, sowohl bei den Projekten als auch beim Layout des Magazins. Liebe Grüße Silvia

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  5. Wieder so eine tolle Anregung, bei der ich gleich Lust zum Nachmachen bekommen. Ist auf jeden Fall abgespeichert, zumal meine Schwägerin ein großer Elefantenfan ist und ich immer schon mal auf der suche nach „erwachsenen Tiermotiven“ war.
    Liebe Grüße von Ina

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  6. Genau! An Tiffany musste ich auch denken. Mir gefällt außerdem, dass einige Flächen die Hintergrundfarbe haben – das macht die Sache zusätzlich interessant.
    LG
    Siebensachen

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    1. An Tiffany habe ich gar nicht gedacht, aber es stimmt. Ich glaube für die gesamte Harmonie sind einzelne Felder in der Hintergrundfarbe unbedingt nötig. Liebe Grüße Silvia

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  7. Ich liebe diese geometrischen Tiere! Und wie wunderbar, dass Du dies in Apllikation ausprobiert hast. Ich habe schon einen Wal und einen Bären in Foundation Paper Piecing (Patchwork) genäht und werde sich er noch weitere Tiere nähen. Bei den kleinen Teilen ist es sicher schwierig, dass es sich beim Applizieren nicht wellt. Der dichte graue Zickzack passt wunderbar als Applizierstich.
    (und die Zeitung muss ich mir unbedingt anschauen!)
    Liebe Grüße
    Ines

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      1. Der Bär ist schon mal toll geworden, und das Kamel wird es auch. Deine Farbwahl gefällt mir sehr. Hast du auf der Rückseite abreissbares Stickvlies benutzt? Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht.

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        1. Nein, ich habe einfach mit einem klebenden gewebten Einlagestoff gearbeit- keine Ahnung wie man da fachlich richtig sagt, ein Stoff der hinten klebt. Dann ließ sich die Applikation besser arbeiten, gleichzeitig bekam die Vorderfläche des Polsters mehr Griff und sah auch schöner aus. Liebe Grüße Silvia

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  8. Sehr spannend diese Tiere, ich kenne eher Gefaltetes in Geometrie.Clever mit dem zweitseitig klebenden Vlies, das kannte ich noch gar nicht. Die Aufteilung der Felder ist super gut gelöst, finde ich. Danke für deinen Beitrag.
    Die Zeitschrift manuell kenne ich auch und habe vor Jahren sogar mal ein paar Beiträge drin gehabt. Immer gut fotografiert und mit Stil gemacht.
    Geometrishe Grüße, karen

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  9. An dem Bären mag ich alles – den eigenen Entwurf, die feine Farbkombination und das Gesteppte, auch wenn es nicht ganz plan ist. Aber auch das Kamel ist toll! Und danke für den Hinweis auf die Zeitschrift – ich mag das ebenfalls sehr, wenn es vielfältiger ist als „nur“ Nähen oder Stricken, und vielleicht ein bisschen experimentell. lg, Gabi

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    1. Manche Idee lässt sich ja oft auch in verschiedenen Materialien umsetzen, für mich sind Zeitschriften oft so der letzte „ja, so könnt es gehen!“ Impuls, liebe grüße Silvia

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  10. Auch von mir ein wundervoll und großartig! Ich finde, das mit den Linien ist eine gute Idee und werde ich auch mal versuchen. Genug Möglichkeiten zum Probieren, Abwandeln, Erweitern gibt es auf jeden Fall. Ein wirklich toller Bär! LG. Susanne

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  11. Ein schönes Projekt mit vielseitigem Potential. Einmalig schön ist Dein Bär geworden.
    Die Zeitschrift kannte ich har nicht, werde mal darauf achten. Danke für die Infos.
    LG Ute

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    1. Vielleicht kriegt er noch mehr eometrische Gesellschaft, es ist eine gute Möglichkeit ein Tiermotiv neu zu entdecken und interpretieren. Die Zeitung kenn ich auch erst seit kurzem, aber da ich immer interessiert bin an Inspirationen, blättere ich gern darin. Liebe Grüße Silvia

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  12. Das sieht nach einem interessanten DIY-Projekt aus! Die Idee, geometrische Formen in textile Kunstwerke zu integrieren, ist kreativ. Es ist schön zu sehen, wie Sie sich von der Zeitschrift „Manuell“ inspirieren lassen. Vielen Dank für die Einblicke in Ihr handwerkliches Abenteuer! 👏🧵🐻

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