{Nadelbrief} Gewebter Granit

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Das Thema Gestein bedeutete für mich selbstverständlich eines: Granit. Dieser Stein ist hier bei uns allgegenwärtig. Der Name leitet sich vom lateinischem granum (Korn) ab und Granit ist das am weitesten verbreitete Tiefengestein. Feldspat, Quarz und Glimmer, euch drei vergess ich nimmer, dieses Sprüchlein lernt hier jedes Kind. Tatsächlich besteht Granit hauptsächlich aus diesen drei Mineralien. Wir wohnen in einem Haus aus Granitsteinen. Alle alten Häuser hier wurden aus diesem Stein gebaut. Es sind riesengroße Steine, entsprechend dick ist auch das Mauerwerk: unten fast ein Meter, oben ca. einen halben. Will man ein Loch bohren ist das eine echte Herausforderung, auch mit moderner Technik. Wenn man Pech hat erwischt man einen besonders harten Stein. Eine neue Fensteröffnung gerät schnell zu einer Tür. Die Heizungsleitungen laufen bei uns innen, entweder in der Sesselleiste oder auch offen. Unsere elektrischen Leitungen sind alt und wir hoffen, dass sie lange funktionieren, haben pro Raum meist nur eine Steckdose und überall Verteiler und Verlängerungskabel. Und Nägel einschlagen ist eine hohe Kunst: Bilder hängen nicht unbedingt dort wo man es wollte, sondern dort wo der Nagel hält.

 

Die Kirchen schmücken sich mit Granit, die Straßen in der Altstadt haben ein granitenes Kopfsteinpflaster (unverwüstlich), und auch einfache Bauernhäuser, wie das unsere haben granitene Fenster- und Türeinfassungen, granitene Futtertröge in den alten Ställen. Granit war und ist immer auch ein Statussymbol, Stein von guter Qualität und Steinmetzarbeit ist teuer. Es gibt einige Steinbrüche in der Gegend, heutzutage leidet ihr Geschäft allerdings unter chinesischer Konkurrenz. Man stelle sich vor: Granit ist sehr, sehr schwer und trotzdem ist der bearbeitete Stein samt Transport aus China billiger.

Beim Ackern im Frühling müssen jedes Jahr die großen Steine geklaubt werden, man wundert sich immer wieder welche großen Brocken da zutage treten. In manchen Gegenden wurden (und werden) daraus Wälle zwischen den Feldern gelegt, bei uns eher Haufen. Und dann gibt es diese, oft haushohen Riesenblöcke die völlig unvermittelt in der Landschaft stehen, um die sich dann wundersame Geschichten von Teufeln und anderen Zaubereien ranken. Granit ist nicht nur kühl graumeliert wie die edlen Grabplatten und Säulen zeigen, sondern oft auch bräunlich mit verschiedensten Einsprengseln.

 

Mein Granitnadelbrief ist in einfacher Leinenbindung auf einem kleinen Rahmen gewebt. Als Kette verwendete ich verschiedene Garne und Wollen, auch Effektgarn mit Glitzerknötchen. Zuletzt habe ich mit grünem Stickgarn in mehreren Nuancen „Moos“ aufgestickt – natürlich in meinem favourisiertem Knötchenstich. Damit das Sticken auf dem derben Gewebe funktioniert habe ich die Rückseite der Weberei mit Klebeinlage fixiert. Vorder- bzw Hinterkante und Innenseite bildet grauer Loden.

 


Fazit: Ich bin schon etwas aus der Übung was die Weberei betrifft, habe aber wieder Lust auf mehr bekommen. Vor ein paar Tagen habe ich noch dazu ein sehr gutes Buch in die Hand bekommen: „Weben mit kleinem Rahmen“ von Fiona Daly, Stiebner Verlag. Ich bin gerade am schmöckern und werde es demnächst genauer vorstellen. Der Nadelbrief sieht übrigens sehr edel aus, und ich tüftle an einem weiteren genähten Projekt mit der Kombination Handweberei und Strickwalk.

Mitnähaktion: Das große nahtlust Nadelbrief-Jahr 2019, Thema „Gestein“ – unsere gesammelten Werke sind unter dem Schlagwort „Nadelbrief“ zu finden

 

Verlinkt zu anderen wolligen Projekten bei meine Fummeley.


22 Gedanken zu “{Nadelbrief} Gewebter Granit

  1. Die Farben des Granits sind von Dir so wunderbar eingefangen – der ganze Blogpost besteht aus diesen Farben, das sieht so wunderbar harmonisch aus. Auch gefällt mir, wie Du den harten, manchmal unangenehmen Stein in weiche Weberei „verwandelst“.
    Liebe Grüße
    Ines

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  2. Oh wow, da ist dir wirklich ein schönes Nadelbriefchen gelungen! Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich das Thema Stein durch weben umsetzen lässt – aber dir ist das gelungen! Tolle Idee! Und das Moss oben drauf! Cool!
    LG
    Christiane

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  3. Wow! Dein Nadelbrief ist wunderschön! Ich muss mal meinen Webrahmen raussuchen… da müsste noch irgendwas aufgespannt sein. Ich habe ein Buch von Syne Mitchell (inventive weaving), das ist sehr gut, allerdings verstehen die unter „klein“ etwas anderes als ich; klein im Gegensatz zu Webstuhl.
    LG
    Martina

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    1. Das mit irgendwas aufgespannt sein kommt mir bekannt vor…Ich habe selber auch verschidenste Bücher zum Weben, das erwähnte ist mein Neustes und beschäftigt sich ausschließlich um Webrahmen ohne Fach, lotet hier viele Möglichkeiten aus. Liebe Grüße Silvia

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  4. Mensch, liebe Silvia, jetzt durfte ich nicht nru einen wunderschönen und faszinierenden Nadelbrief begutachten, sondern zugleich noch eine ganze Menge über Granit lernen. Wie schön deine Version von STein geworden ist! Ich bin sehr begeistert, wie das Gewebte sich perfekt hier macht – noch dazu mit dem Moos und dem Filz und überhaupt. Sehr, sehr genial! Eine tolle Idee, das Weben stärker zu nutzen, und ich bin gespannt zu sehen, was du damit alles machst. Vielen lieben Dank für diesen tollen Beitrag! LG. Susanne

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  5. Hallo Silvia, großartig ist deine Granit-Version. Du hast uns auch noch mit sehr vielen interessanten Infos über diese Gesteinsart versorgt. Du hast dir wirklich viel Arbeit mit diesem tollen Werk gemacht und es hat sich rentiert. Überhaupt sind alle Ideen, die in der Linkparty zu sehen sind sehenswert und hoffentlich auch ansteckend.
    LG eSTe

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      1. Ich versuch mich gerade an einigen Musterbeispielen aus diesem Buch, z.B. Fischgratbindung, soetwas habe ich nämlich auf einem simplen Rahmen( ich habe extra den Kamm weggenommen ) noch nie gemacht. Liebe Grüße Silvia

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  6. Dein steinerner Nadelbrief hat mich sofort angesprochen – ich finde ihn ganz großartig. Die Themenvorgabe ist sehr gelungen umgesetzt und wir bekommen noch eine kleine Abhandlung über den Granit aus deinem Blickwinkel. Schön. Ich bin auch gespannt auf deine Buchvorstellung, da ich mit dem Weben liebäugele.
    LG
    Siebensachen

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    1. Granit ist eben UNSER Stein. Was das Buch betrifft, es wendet sich an Anfänger und deckt, glaube ich, das notwendige Wissen, samt Mindestausstattung usw für Einsteiger auf jeden Fall gut ab. Liebe Grüße Silvia

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  7. Oh ja, Granit, das ist schon ein fantastischer Stein. Wir haben hier einiges verlegt. Die Farben des Granits hast du wunderbar eingefangen und zu einem wirklich edlen Nadelbrief verarbeitet, gefällt mir.
    LG Elke

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  8. Eine tolle Umsetzung, finde ich! Spannend, ich wollte ursprünglich etwas in dreidimensional knüpfen (Kiesstrand), aber dann ist es etwas anderes geworden. (Blogpost kommt erst) Ich bin gerade ganz begeistert von Deinem Beispiel! lg, Gabi

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    1. Immer wenn ich mir bei den Nadelbriefthemen all die Ideen und Herangehensweisen ansehe, bin ich schwer beeindruckt. Ich dachte bei Stein sofort an Granit, Du an „Stein auf Stein“. Welche Vielfalt! Liebe Grüße Silvia (Und für die Innenseite gibt es bei vielen von euch auch so tolle Einfälle, da bin ich noch recht einfallslos)

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