Die Einsamkeit des Nähens

*** Kooperation mit Karlotta Pink ***

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Nähen ist, oberflächlich betrachtet, ein einsames Hobby und doch steht diese Bluse für das pure Gegenteil. Denn Nähen verbindet.

Wie ja bekannt ist, lebe ich in der Schweiz, meine Schwester in München und unsere Mama am „Stammsitz“ in Österreich. Meine Übersiedlung in die Schweiz war somit ein Umzug in ein neues Umfeld, in dem ich niemand kannte. Neue Verknüpfungen und nicht nur oberflächliche Bekanntschaften zu machen ist nicht so leicht. Wenig hilfreich ist meine doch sehr introvertierte Art, oder wie meine Schwester es sagt: Fremden gegenüber übertrieben scheu, bei Familie und guten Freunden extrem laut und aufgedreht. Außerdem muss ich gestehen: Ich bin jemand, der meist langsam auftaut. Und über die Möglichkeiten beim Nähen nette Bekanntschaften zu schließen, möchte ich nun erzählen.

Ein Nähkurs

Nach meiner, immerhin dreijährigen, Nähkarriere kann ich allerdings sagen, mit dem Nähen zu beginnen war eine meiner besten Entscheidungen – gar nicht zu reden von den hübschen Kleidungsstücken, die man sich selber nähen kann. Denn übers Nähen habe ich unglaublich viele Menschen kennengelernt und mit einigen verbindet mich nun eine echte Freundschaft. Das wichtigste war wohl die Entscheidung einen Nähkurs zu besuchen, um richtig nähen zu lernen. Das kam so: Passend zu meinem handgenähten Halloween Kostüm für eine Schneeköginin, habe ich für einen Freund einen Herrenmantel nach Burda mit allem Drum und Dran genäht. Ich habe mich durch die Anleitung geackert, sporadisch Mama angerufen, ab und an improvisiert und am Ende ein tragbares Kleidungsstück bekommen, das sogar gut passt. Und dann kam der Vorschlag von Mama: „Geh doch in einen Nähkurs!“. Über Skype lässt sich halt doch nicht alles erklären.

Sandra

In meinem Nähkurs hat sich in den drei Jahren ein harter Kern an fixen Kursteilnehmerinnen entwickelt. Es gibt auch Treffen so ganz ohne Nähmaschine. Und ganz besonders freue ich mich, wenn ich die süßen Kätzchen der Kursleiterin streicheln kann.

Dadurch, dass ich mit dem Nähen begonnen habe, begann auch meinen Mama wieder mit dem Nähen. Meine Schwester fühlte sich jetzt außen vor (bei Familien Skype Runden z.B.). Schließlich kamen wir darauf, dass ich ihr eine Nähmaschine besorgen könnte (und unbedingt recht schnell). Inzwischen hat sie eine solide ältere Bernina, die vermutlich noch ewig hält.

 

Im Design-Team

Aber ich schweife vom Thema ab. Eigentlich wollte ich erzählen, daß wir uns ziemlich bald nach Veröffentlichung des Blogs für das Karlotta Pink Design Nähteam beworben haben. Zu unser eigenen Überraschung und großen Freude erhielten wir eine Zusage (wir waren ja noch sehr frisch im „Bloggergeschäft“).

Bald darauf gab es ein kleines Treffen des Schweizer Designteams von Karlotta Pink. Mit meinem Talent für „Namen nicht merken“ musste ich peinlicherweise dann nochmal schnell nachgucken, wer denn im Team Schweiz ist und welcher Namen nun wohin gehört. Da lernte ich Sandra (@_sandr_art) kennen und man kann sagen, wir sind auf einer Wellenlänge. Wir inspirieren uns auch immer wieder zu neuen unerwarteten Schnitten und Stoffen (Stichwort: Die Farbe Pink).

So entstand die Idee, dass wir unsere Wunschmodelle gemeinsam fotografieren sollten. Das Ergebnis seht ihr heute!

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Glamour Shoot von Sandra

Nähblinddate mit Fadenwechsel

Etwas anders lief es mit Maria von Fadenwechsel. Das war ein klassischer Fall von „man lernt sich über den Nähblog kennen“. Man kommentiert hin und her, ich habe für sie das Nähplausch Logo entworfen. Sympathie ist vorhanden und man merkt Stuttgart und Luzern sind nur vier Stunden voneinander entfernt.

Da freute es mich umso mehr, als mich Maria Ende Mai in Luzern besuchte. Spannend war es natürlich auch: bisher kannten wir uns nur über schriftliche Nachrichten. Es war ein richtiges „Nähblinddate“.

Burda Bluse 1

Aber wir stellten schnell fest: Wir verstanden uns gut. Ratzfatz waren wir im Gespräch und redeten natürlich auch über die Nähszene, da ist Maria ja schon ein richtig alter Hase. Praktischerweise haben wir eine sehr ähnliche Figur. So konnte Maria einige Modelle von mir probieren, und fleißig wie sie ist, hat sie auch schon meine Harlekinbluse und meine Marlenehose nachgenäht.

Ein bisschen durch Luzern schlendern und am Seeufer promenieren, Stoffgeschäfte besuchen und Schoggibrötli essen gab es natürlich auch.

Während Marias Besuch ist die hier gezeigt Bluse enstanden. Auch wenn ich die meiste Zeit vieles getan habe nur nicht nähen. Es war die erste richtig heiße Woche und da war ich bei der Hitze für nicht viel zu gebrauchen. Erst frühmorgens am Sonntag bei kühlen Temperaturen setzten wir uns direkt im Pyjama an die Nähmaschinen. So konnte ich doch noch unter Beweis stellen, dass ich auch tatsählich nähen kann. Allerdings mit einem deutlich höheren Einsatz von Stecknadeln (als Maria). Tja und schon war das Wochenende wieder vorbei, Maria packte ihren etwas dickeren Koffer (Schnitte und ein bisschen Stoff aus meinem Lager, z.B. goldener Lycra, ich bin gespannt). Die letzten Nähte der Bluse stellte ich im Nähkurs fertig und so schließt sich der Kreis wieder.

 

Zum Modell: Die Bluse ist nach einem Burdaschnitt genäht. Leider war die Anleitung von Burda so überhaupt nicht hilfreich, ich habe mich beim Nähen mehrheitlich am Bild orientiert.

Tatsache ist:

  • Nach dem Nähen der Falten wird der Ärmel oben zusammengenäht und später beim Tragen wird die Ecke in den Ärmel runtergesteckt.
  • Das Halsloch ist doch etwas knapp, ich bekomme mit Ach und Krach meinen Kopf hindurch.
  • Das Armloch war größer als der Ärmel, vielleicht habe ich aber auch nicht genau genug genäht.
  • Die Knopflöcher an den Manschettten sind total umsonst. Ergo habe ich sie weggelassen. ( Wer näht denn schon nutzlose Knopflöcher?)
  • Die Passform ist aber tip top und wurde nicht verändert.
  • Der Stoff reibt, dadurch, dass er total biologisch ist (GOTS) und die Farben nicht chemisch fixiert werden können, ab (kleiner Schock bei der Anprobe mit einem weissen Rock), allerdings geht der Abrieb beim normalen Waschen in der Waschmaschine weg.
  • Für die Pflege empfehle ich Handwäsche, sodass der Stoff sein ursprüngliches Erscheinungsbild beibehält. Ansonsten bekommt der Stoff mit der Maschinenwäsche eine Art „used look“ wie man ihn öfters bei Jeans nach vielem tragen sieht. Auf dem Foto oben kann man diese knittrigen, leichten Abriebstellen sehen.

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Zu Sandras Jumpsuit: Ihr Modell ist aus bedrucktem Handloom von Karlotta Pink. Das Oberteil ist eine Abwandlung eines Oneshoulderkleides aus Fashionstyle (von mir hier gezeigt), kombiniert mit einer Marlene Hose aus Nähtrends, und einem Gürtel nach meinem Tutorial. Zum Abschluß zeige ich euch noch ein paar Ulkfotos- wir beide, Sandra und ich- haben uns nämlich mit Selbstauslöser fotografiert. Da entsteht natürlich das eine oder andere Juxfoto…

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Fazit: Eine schnell genähte Bluse mit viel Effekt, dank der Dramaärmel. Das Endergebnis ist hübsch und bequem, da übersieht man gerne die ein zwei Mankos. Auch wenn die Bluse hier auf Vintage gestylt ist (mit Viskose der perfekte Schnitt für die 30er, 40er), so trage ich die Bluse am liebsten ganz leger mit Jeansshorts.

Zeit: Innerhalb eines Tages- wenn man tatsächlich durchnähen würde

Stoff: Bio Baumwolle GOTS Zertifiziert, Pan Butta rot von Karlotta Pink CH / DE  – für dieses Projekt kostenlos zu Verfügung gestellt

Schnitt: Bluse Burda 04/2018 119A

Verlinkt zu:
IchnäheBioBiostoffLinkpartyCreadienstagHoTDienstagsdingeAWSDDDSewLaLaCreateInAustria,

Kombi


9 Gedanken zu “Die Einsamkeit des Nähens

  1. Ein tolles Team seid Ihr! Bluse und Jumpsuit passen gut zum jeweiligen Typ. Deine Ärmel sind ja wirklich Drama pur. Ein Rätsel bleibt mir allerdings, wie die nach dem Waschen wieder so hinbekommst??? Du musst die Baumwolle ja auch bügeln und das scheint mir mehr als schwierig zu sein bei diesen Ärmeln. Deine Nähfreundschaftsgeschichte gefällt mir auch. Ich nähe allerdings ganz gerne „einsam“. Mein Beruf ist ein sehr kontaktfreudiger und mein nichtnähender Freundeskreis groß, so dass ich mich ganz gerne ins stille Kämmerlein für mein Hobby zurückziehe. Den Kontakt und den Austausch über die diversen Blogs möchte ich aber auch nicht mehr missen. Liebe Grüße von Ina

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    1. Herzlichen Dank.

      Also die Ärmel sind durchaus bügelbar, ist nur etwas mehr Aufwand als bei einer normalen Bluse. Und bei handwäsche wird der Stoff auch nicht ganz so wild verknittert.

      Ich genieße es auch mal in Ruhe an etwas arbeiten zu können, aber dadurch, dass ich während der Arbeit sehr wenig in Kontakt mit anderen Menschen bin, freue ich mich in meiner Freizeit nicht nur Selbstgespräche zu führen (Maschinen sind jetzt doch nicht so kommunikativ, ausser sie haben ein Problem zu vermelden). 😉

      Lg Sabine

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  2. Wirklich sehr hübsch geworden! Irgendwie erinnern mich die Ärmel an chinesische Lampions, vielleicht auch durch die Farbe … Der Schnitt war mir in dem Heft auch aufgefallen, ich habe mich aber nicht heran getraut, da ich befürchtete, dass meinem Leben die dramatischen Momente fürs Tragen fehlen. Daher würde mich die Bluse in Kombination zu den erwähnten Shorts interessen, Du scheinst sie ja für den Alltag downzudressen.
    Und von Nähblinddates kann ich auch nur schwärmen, an die, die ich bisher hatte, erinnere ich mich alle gern. LG Manuela

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    1. Herzlichen Dank

      Ach ich finde die Bluse ist durchaus alltagstauglich, halt nur imSommer wenn kein Pulli die Ärmel zerknittern kann.
      Und wenn du Crepe oder Viskose verwendest, stehen diese Ärmel auch viel weniger auf. Ursprünglich hatte ich den Schnitt ja gewählt, weil der Schnitt mich sehr an einen Blusenschnitt aus den Vierzigern erinnert, leider ist das Heft sehr zerfleddert und kein Schnittmusterbogen mehr dabei. Als ich dann den Schnitt gesehen habe, war ich sehr efreut weil ich mir den Versuch, die Ärmel nachzukonstruieren sparen konnte.
      Das Ergebnis ist dann doch wiederum anders geworden als geplant.

      Aber kombiniert mit ganz rustikalen Jeansshort habe ich die Bluse sehr gerne als legeres und gemütliches Outfit an heißen Sommertagen getragen (nur ein Rucksack dazu sieht echt blöd aus und nicht in die Hose stecken).
      Nähblinddates sind echt toll, ich finde es nur schade, dass ich in der Schweiz etwas abseits vom Schuss bin, ist doch die Mehrheit der Bloggenden aus Deutschland.

      Lg Sabine

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  3. So eine schöne Geschichte! Meine könnte ganz ähnlich klingen. Ich finde deinen Stil ungemein spannend und freue mich immer wieder Bilder von dir in deinen Werke zu sehen!
    Liebe Grüsse
    Eveline

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    1. Merci.
      Freut mich dass Spass an dem hast, was ich so präsentiere.
      Hab auch schnell beim Blogstöbern bei dir festgestellt, dass ich kürzlich bei deinem Instagram Account kommentiert habe und du auch in der Schweiz wohnhaft bist, irgendwie sind Blogger aus Deutschland viel präsenter in meinem Umfeld.
      Lg Sabine

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  4. Ach, diesen schönen Beitrag muss ich doch mal dazu nutzen, um meine eingeschlafenen Wünsche nach einem Hutmacherkurs anzugehen ;)
    (Außerdem habe ich heute einen Hut geschenkt bekommen, na wenn das nicht zwei gute Gründe sind..) Ich bin aber zu blöd für den PN modus, kannst du mich mal anschreiben?
    Viele Grüße!!
    Marta

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