Von UFOs und Expressmodellen – Maritime Marlenehose mit Streifenbluse

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Die Marlenehose brauchte ein Jahr bis zur Vollendung, ein richtiges UFO, das auf einmal in der „Nähe ich später oder auch nie fertig“-Kiste landete.

Die Bluse war in einer Woche genäht. Der Stoff blutete enorm aus und blutet noch immer extrem aus. Das habe ich beim Auswaschen der Sprühstärke gemerkt. Dafür ist er super zum Bügeln und wenig knitternd. Keine Ahnung welches Material das ist, der Stoff stammt aus dem Stofflager meiner Oma.

Ganz ehrlich, ob man will oder nicht, beim Nähen enstehen einfach UFOs. Manchmal mit gutem Grund und manchmal einfach so.

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Eine Ursache warum ein UFO ensteht: Weil man beim Nähen feststellen muss, dass, so toll man Stoff und Schnitt gemeinsam findet, die Wahrscheinlichkeit, dass man das fertige Stück anzieht, gegen Null tendiert. Ist mir schon passiert. Ich konnte zum Glück einer nähenden Freundin das Modell schenken, die jetzt etwas Neues daraus macht. Theoretisch war schon alles angepasst, es ging damals nur mehr ums Zusammennähen.

Die Marlenehose wiederum stoppte einfach grundlos. Ich muss gestehen, ich weiß gar nicht mehr so genau warum.

Aber mittlweile kenne ich mich etwas besser. Ich habe festgestellt: bei mir gibt es drei Stadien der UFO Entstehung.

  1. Nach dem Zuschnitt. Leider ist das eine oder andere Modell schon in diesem Stadium stecken geblieben, direkt, nachdem ich es zugeschnitten hatte. Meist wenn ich etwas übermotiviert zuviele Projekte auf einmal zugeschitten habe. Inzwischen habe ich gelernt: Zuviel zuschneiden bringt mir gar nichts, außer zugeschnittene Schnitte, die ewig rumliegen. Um das zukünftig bestmöglich zu vermeiden, ist mein Vorsatz nur ein neues Projekt zuzuschneiden, wenn ein anderes fertig ist. Nicht, dass ich mich 100 Prozent daran halte, aber es bremst mich etwas.
  2. Nach der ersten Anprobe scheitert auch das eine oder andere Projekt, denn dann sehe ich das erste Mal wie denn das Kleidungsstück höchstwahrscheinlich aussehen wird. Ob es überhaupt meinen Vorstellungen entspricht, wie gut die Passform ist. Leider ist auf diese Art und Weise das eine oder andere UFO enstanden: Eine Bluse z.B. war zwar locker geschnitten, aber trotzdem riesig. So schwebt sie als UFO im Moment im Nirvana „von irgendwann vollenden oder totaler Abruch“. Manchmal habe ich aber auch einfach keine Lust die zahlreichen Änderungen zu machen und das Stück hängt mit seinen 100en Stecknadeln, bis ich doch eine Entscheidung treffe.
  3. Kurz vor der Vollendung! Kritische Punkte: Reißverschlüsse. Ein nahtverdeckter Reißverschluss muss schön drinnen sitzen. Hin und wieder bedeutet das oft auftrennen und das demotiviert ein bisschen. Ein weiterer, das eine oder andere Mal vorgekommener, UFO Entstehungspunkt ist der Saum. So muss ich gestehen: Es hängen gerade zwei Röcke auf der Kleiderstange, die einzig und allein darauf warten einen Saum zu erhalten.

Nicht ganz UFOs aber auch nicht tragbar sind all jene Kleidungsstücke, die ich fertig genäht habe, aber die sich nicht bewähren und darauf warten umgeändert zu werden. Umändern ist jetzt auch nicht immer so lustig!

Diese Streifenbuse hatte nie Chancen den Status eines UFOS zu erreichen, denn sie war innerhalb einer Woche genäht und ich hatte auch eine klare Deadline bis zum Fototermin. Das Material ist ein viskoseähnlicher Stoff, der aber nicht viel knittert und gleichzeitg angenehm zu bügeln ist.

Beim Vorwaschen blutete der Stoff ernorm aus, das Wasser war pechschwarz. Aber das Weiß blieb zum Glück Weiß. Allerdings blutet der Stoff noch immer aus. Denn ich habe, damit ich etwas unkomplizierter die Streifen vernähen konnte, das erste Mal Sprühstärke verwendet (der Stoff ist wirklich stabiler geworden und hat sich demenstprechend nicht so unter der Maschine verzogen, geheftet habe ich trotzdem). Beim Auspülen hatte ich anfangs nur die Bereiche mit der Sprühstärke ausgespült und gleich gesehen wie das Schwarz der Streifen in den trockenen Bereich verlief. Wenn die Bluse komplett nass ist, gab es kein Problem.

Der Schnitt ist zum dritten Mal die Bluse aus „Frau und Mutter“ (meine erste und zweite Variante), allerdings ohne Keil am Auschnitt und dafür mit einem schwarzen Satinschrägband versäubert. Das war auch schon das spannendste an der Bluse.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich urspünglich plante ein schon etwas mitgenommenes und sehr enges Streifenjersey Top mit einem neuen gleichartigen Oberteil zu ersetzen. Das Nähen des Jerseys war nur mäßig lustig – ich nähe einfach lieber Webware. Als die erste Bluse nach diesem Schnitt sich bewährte, habe ich das Jerseytop sogleich entsorgt und mich entschieden stattdessen diese gestreifte Webwaren- Bluse zu nähen.

Die Marlenehose ist übrigens nach einem selbstkonstruierten Schnitt und aus einem wunderbaren Wollflanell genäht. Das einzige was man an dem Stoff bemängeln könnte ist, dass er beim Bügeln leicht nach Hühnerscheiße riecht, sobald der Stoff abgekühlt und trocken ist, verfliegt der Geruch aber wieder. Es ist immer wieder überraschend, wenn manche Stoffe beim Bügeln unerwartet nach etwas zu riechen beginnen (und das gibt dem Fachmann vermutlich manchen Aufschluß über die Zusammensetzung!). Um das Modell möglichst schlicht zu halten, hat die Hose keine Hosentaschen. Ich verwende an und für sich keine Hosentaschen, auch bei Kleider und Röcken nicht, nur bei Jacken und Mäntel besteht die Chance, dass ich Taschen auch tatsächlich verwende. Zudem hat sie einen seitlichen nahtverdeckten Reißverschluss. Im Moment ist die Hosenlänge auf Absatzschuhe ausgelegt und entweder kürze ich die Hose noch oder nähe einfach eine zweite Version (Stoff habe ich noch) für flache Schuhe.

Und ob man es glaubt oder nicht Blusen und Hosenschnitt sind die gleichen wie bei meinen roten Set mit weinroter Marlenehose, Harlekinbluse und Jacke. Die Jacke war schon beim Frühlingsset zu sehen. Vielleicht gibt es auch irgendwann einmal Fotos zu sehen, wie hübsch die Jacke geschlossen aussieht.

Fast vergessen.
Fotografiert wurde erneut am Vierwaldstätter See auf einem wunderschönen Original-Holzmotorboot aus den 60zigern. Die Fotografen wie gewohnt Dani von Fotospuren und Marco von Mr-Foto vom Fototeam Luzern.


Fazit: Eine schlichte Bluse die überall passt, Streifen gehen schliesslich immer und eine elegante Marlenehose, die zum Einsatz kommt, wenn ich den hohen Schuhen den Vorzug gebe.

Schnittmuster: Top: „Frau und Mutter“ 10/1951 – Version 1 & Version 2; Hose: selbstgezeichnet; Jäckchen: Beyer Mode 09/1960

Stoffe: Top: Streifenstoff von Oma; Hose: feiner Wollstoff von myTex

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27 Gedanken zu “Von UFOs und Expressmodellen – Maritime Marlenehose mit Streifenbluse

  1. Ich finde das Ensemble wirklich wunderschön und die Inszenierung ist ein Traum – ich glaube, die Temperatur im Raum ist auch ein Grad gefallen bei den wunderbar maritimen Bildern, die ein bissche Abkühlung versprechen :)

    Ganz toll geworden!

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  2. Was für schöne Bilder du da gemacht hast! Wirklich toll, passt super zum Stil deiner Kleidung. Das Blüschen hätte ich auf den ersten Blick tatsächlich für ein Jersey-Shirt gehalten, vermutlich, weil man daher die Streifen so gewohnt ist. Aber aus Webware finde ich es ja tatsächlich fast noch besser, mal etwas anderes! Wünsche dir in deinem Ensemble eine gute Zeit!

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    1. Merci vielmals.
      Ja, schöne Streifen zu bekommen, ist nicht leicht und erst nicht Streifen die nicht Jersey sind.
      Ich werde, insbesonders die Streifen Bluse noch viel Tragen, Streifen gehen ja immer.
      Lg Sabine

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  3. Sehr schöne Hose – das ideale Outfit bei den momentanen Temperaturen. UFOs kenne auch ich. Eines davon ist ein Abendkleid, das ich für einen Ball genäht habe,und bei dem nur noch der Saum umgenäht werden muss.

    Leider fiel der Ball komplett aus – er wrde abgesagt, und einen passenden Anlass gab es bislang nicht, Aber: Wenn ich nächstes Jahr wieder reinpasse, werde ich es zu einem anderen Ball tragen.

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    1. Herzlichen Dank.

      Ach das mit dem Ballkleid ist ja echt dumm. Da fehlt dann ja jeder Ansporn das Kleid zu vollenden wenn der Anlass fehlt.
      Daumen drücken dass das Kleid wieder passt und fertig gesäumt endlich ausgeführt werden kann.
      Lg Sabine

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  4. Ein tolles Set und wundervolle Fotos! Da hat sich das Warten ja gelohnt 🙂
    Diese Ufogründe kenne ich auch … nur Zuschneideufos habe ich eher selten, weil ich einfach nicht gerne zuschneide 😀

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    1. Die Zuschneide Ufos stammen meist von Nähweekends. Damit die Projekt keinesfalls zu wenig werden, schneide ich zuviel Schnitte zu und schon entstehen ein paar Ufos.
      Lg Sabine

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  5. Interssante Analsyse der Ufologie ;-) Ich habe selten ein Ufo-Problem, wenn ich endlich anfange, bringe ich es meist auch zügig zu Ende, bin nämlich viel zu neugierig wie das fertige Teil aussieht…. Dein Ensemble finde ich wundervoll! So schön, dass es nochmal Foto mit dem zauberhaften Boot gibt, wäre auch zu schade diese tolle Kulisse nicht richtig genutzt zu haben ;-) LG Kuestensocke

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    1. Ich will auch durchaus wissen wie das Stück fertig wirkt, nur hin und wieder wird man halt von Schnitten abgelenkt die noch spannender sein könnten.

      Dann sollte es dich freuen, dass noch ein drittes Modell auf dem Boot fotografiert wurde.
      Lg Sabine

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  6. Ach was ist das wieder eine Augenweide hier! Ein wahnsinnig schönes Outfit, perfekt in Szene gesetzt. Wie toll, dass du Stoffe von deiner Oma noch verwenden kannst, wer weiß wie alt die wohl sind? Ich liebe Marlenehosen, aber laufe so ungern in hohen Schuhen, dass es nicht wirklich Sinn hat, eine zu nähen.

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    1. Herzlichen Dank, macht auch Spaß das ganze ein bisschen zu inszenieren.
      Stoffe von Oma habe ich noch mehr und etwas älter dürften die alle sein, den das Kleider nähen hat sie schon länger aufgegeben. Inzwischen bevorzugt sie Patchwork.

      Ich hab aber auch eine Marlene für flache Schuhe, die liebe und immer trage wenn das Wetter oder meine Stimmung nach Hose schreit.
      Lg Sabine

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  7. Ganz zauberhaft! Sowohl die Fotos, die Stoff- als auch Schnittwahl. Ich bin schon immer wieder beeindruckt, wie viele unterschiedliche Looks man aus ein- und demselben Schnitt herausholen kann! Bei Deiner Ufologie erkenne ich mich in Pkt. 2 wieder, bei einem Anpassungsmarathon geht mir schon mal die Puste aus oder wenn ich gar keine Idee habe, wo ich ansetzen soll … Auch wenn mich damit vollends als Großstadtgöre oute, wie riecht denn Hühnerscheiße? Und ja, mich würde ein Foto von der Jacke geschlossen interessieren, die gefällt mir nämlich auch sehr gut. LG Manuela

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    1. Herzlichen Dank.
      Ich war selbst auch überrascht, das die beiden Looks die genau die gleichen Schnitte haben.
      Puh wie beschreibt man den Geruch von Hühnerscheiße, ehrlich keine Ahnung, ich hab halt gleich an dran denken müssen beim bügeln.

      Wenn ich wieder eine passende Bluse habe ist, sind Fotos angedacht mit Jacke dir geschlossen ist und wo man auch die Hose komplett sieht im stehen.
      Lg Sabine

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  8. Ich bin ganz hingerissen von den wunderschönen Fotos und von dem ebenso schönen Ensemble. Wie toll so eine Streifenbluse in Webware aussieht. Ich nähe nämlich auch lieber Webware und Marlenehosen mag ich sowieso.
    Einextradankeschön an die tollen Fotografen.

    LG Bella

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    1. Webware ist mir auch um Welten lieber als Jersey. Darum war ich sehr efreut festzustellen dass auch Webwareblusen gemütlich sein können (ich war bisher kein Blusenträger) und hab fast alle Jerseys verschenkt.
      Lg Sabine

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    1. Inzwischen, der Artikel ist ja schon länger her, habe ich schon einige Marlenehosen nach diversen Herstellern genäht. Unter anderem auch einem Burdaschnitt der netterweise perfekt sitzt.
      Und wie gesagt wird mir am Hosennähen, dann die Laune verdorben wenn der Schnitt nicht sonderlich gut ist und viel an der Passform herumgedoktert muss, aber da steht mir bei Bedarf zum Glück eine professionelle Schneiderin zur Seite.
      LG Sabine

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