Burda & Sarong

Sarongset

Ich kann mich noch gut an unser Stoffranking für Karlotta Pink erinnern. Bei mir landeten die Sarong Stoffe ganz weit unten, zu kitschig und zu bunt auf eine Art die nicht mein Fall ist. Diese Stoffe sind eigentlich „Tücher“ 180/200 x 110cm, Stoffbahnen könnte man auch sagen, sie dienen als Wickelröcke: die allseits bekannten Sarongs und sind ein charakteristisches Kleidungsstück der traditionellen Frauentracht Indonesiens. Diese Art ungeschnittenes Kleid oder „Uncut Cloth“ hat trotz seiner Einfachheit (zumindest was die Konstruktion betrifft) einen hohen ästhetischen Reiz und fast in jeder Sommerkollektion findet man den Sarong oder davon Inspiriertes.

Der Sarong lebt von seiner aufregenden Musterung und exotischen, fast schockierenden Farbenpracht. Insbesonders bei den floralen Sarongs überzeugten mich erst einmal die Farbkombinationen nicht. Trotzdem standen Sandra und ich dann eines Tages bei den Sarongstoffen und  klappten ziemlich alle auf. Denn nur so kann man auch wirklich die Gesamtoptik sehen. Die Sarongs sind Bordürenstoffe und in dem kleinen gefalteten Stoffpaket sieht man nur einen Teil des Stoffes. So wird man immer wieder überrascht, wenn man den Stoff ausbreitet. Achja, schön wieder zusammen legen ist auch eine kleine Herausforderung. Jedenfalls suchten wir nach Sarongs, die uns gefielen und tatsächlich: Sandra fand einen, der sie 100% überzeugte. Da sie nun einen Hübschen hatte, wollte ich natürlich auch den einen für mich perfekten Sarong. Bei den Floralen fand ich leider keinen (ihr floraler Sarong ist und bleibt einfach unübertroffen schön).

Ich wurde dafür bei den geometrischen Sarongs fündig: Intensives Pink mit Golddruck. Der Golddruck ist übrigens sehr resistent, denn inzwischen hab ich den Stoff zweimal gewaschen, einmal davon mit 60° und der Stoff sah genauso aus wie vorher. Was mir auch noch auffiel ist, dass nicht alle Sarongs die gleiche Haptik haben. So ist meiner ähnlich einem Waxprint vor dem Waschen. Ich weiß nicht ob er mit der Zeit weicher wird oder nicht, andere Sarongs waren im Vergleich dagegen sehr weich.

Aber genug geschrieben über den Stoff, den ich nur gekauft habe, um ihn zu besitzen. Pläne was daraus je genäht werden sollte gab es nicht. Es dauerte eine Weile, aber dann entwickelte ich doch eine Idee was daraus werden sollte: Ein Crop Top mit Rock. Anfangs dachte ich noch daran Rock als auch Top aus demselben Stoff zu nähen. Doch zum Glück reichte der Sarong dafür nicht und es wäre auch sicherlich etwas zuviel des Guten geworden.

Sarongset

Schlussendlich fiel meine Entscheidung auf diesen Schnitt von Burda, ein neu aufgelegter Vintageschnitt von dem ich sogar dass Originalheft aus den 60ern dazu habe. Theoretisch könnte ich nun vergleichen in wie weit die Schnitte modernisiert worden sind. Allerdings wie man (bei einem Vergleich) sieht, habe ich den Schnitt nicht direkt so genäht wie vorgegeben.

Änderungen

  • Kürzung des Schnittes auf Taille
  • Im Rücken geteilt mit Pseudo Knöpfen. Ganz oben gibt es einen Drucknopf

Das Patternmatching

Gibt es da überhaupt einen vernünftigen deutschen Begriff dafür? Das Muster musste waagrecht laufen und an den Seitennähten, der hinteren Mitte und bei den Ärmeln weiterlaufen. Aber auch senkrecht durfte das Muster nicht aus der Mitte sein, das hätte ich fast vergessen und beinahe aus der Mitte zugeschnitten. Da der Schnitt von Burda für Streifenstoff ausgelegt ist, gab es hilfreiche Marker um den Stoff richtig zuzuschneiden, sodass das Muster am Ärmel vorne weiterläuft.

Dafür, dass es ein so simpler Schnitt ist, musste doch mehr angepasst werden als gedacht, das hat mich zugegebenerweise schon etwas genervt.

  • Der Halsausschnitt ist zwar hochgeschlossen, aber im Original sehr, sehr hoch und fast erwürgend. Vorne habe ich also die Halskurve um ca 2 cm vertieft.
  • An den Seitennähten habe ich von der Taille aufwärts verlaufend das Top um ca. 8 cm im Gesamtumfang veringert, es wäre sonst extrem weit gewesen an der Taille.
  • Das Top spannte über dem Brustkorb/Oberarmbereich. Darum habe ich das Armloch vorne in dem Bereich statt 1 cm nur mit 5 mm Nahtzugabe genäht.

Das Finish

Beim Saum habe ich (Achtung! Pfusch!) doppelklebendes Saumband verwendet (das hatte ich von einem gekauften Vorhang über). Dafür sind die Ärmel regulär mit Einschlag und Umschlag gearbeitet, der Halsauschnitt und die anderen Nähte sind mit Schrägband versäubert. Innen habe ich alles mit der Hand versäubert.

Die Knöpfe

Ursprünglich wollte ich die Knöpfe mit immer dem gleichen Musterausschnitt beziehen, auf Vorschlag der Nähkursleiterin habe ich die Knöpfe genau passend zum Muster darunter bezogen. Ich bin sehr zufrieden mit der Optik. Auch wenn der eine oder andere Knopf dazu neigt sich zu verdrehen.

Der Rock

Für den Rock habe ich Stoff aus dem Bestand verwendet. Ursprünglich sollte mal ein zweifarbiges Etuikleid entstehen. Nachdem aber der Partnerstoff schon anderweitig vernäht war, beschloss ich diesen Stoff zu verarbeiten. Das Farbzusammenspiel ist sehr reizvoll: Das Blau des Rockes greift das bisschen Blau im Sarong wieder auf. Da der Stoff knapp war, musste ich beim Bund etwas murksen. Trotzdem ist es ein eleganter, schlichter Faltenrock ohne viel Extras geworden, den ich ganz ohne Schnitt passend für meine Taille in Falten gelegt habe. Mehr gibt es da nicht zu erzählen.


Fazit: Ungeplante Nähprojekte zwischendruch sind richtig entspannend und ich bin sehr glücklich das Set genäht zu haben. Auch wenn ich ein bisschen aufpassen muss, dass ich die Hände nicht hochreisse, weil es dann ungeplante Einblicke von unten gäbe.

Schnitt: Burda 07/2013 Shirt 130, Rock ohne Schnitt

Zeit: Innerhalb einer Woche

Stoff: Sarong von Karlotta Pink DE / CH, matter Baumwollsatin

Verlinkt zu Sewlala, Du für Dich am Donnerstag, WomenOnFire, CreateInAustria.

Sarongset


14 Gedanken zu “Burda & Sarong

  1. ach krass, bei den Knöpfen hätte ich gar nicht drauf geachtet. Awesome. Dein blauer Rock passt sicherlich auch gut zu diener Pompom-Bluse!
    Du hast die Herausforderung auch echt gut gelöst, einen schönen Schnitt zu wählen, der das Top weder altbacken, noch „ich bin ein Touri und kaufe komische Stoffe im Urlaub, die Zuhause null passen und albern wirken“ (ähnlichen Kommentar hab ich bei deiner Schwester zurückgelassen) wirkt.
    Ich würde beides glatt in meine eigene Garderobe übernehmen.
    Übrigens: du hast doch bereits jegliche Kurse belegt. Wie stehts bei dir mit Hüte machen? Schon mal gemacht?

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    1. Ja wenn das die Kursleiterin nicht vorgeschlagen hätte wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen. Und stimmt der blaue Rock passt sicher auch gut zur PomPom Bluse (den Bleistiftrock ziehe ohnehin nicht an)

      Möglicherweise hätte ich sogar noch genug Stoff für ein zweites Top. 😉 Aber so ein Stoff ist aber durchaus nicht leicht zu vernähen.

      Hutmacherkurs habe ich noch nicht gemacht, ist für nächstes Frühjahr geplant.
      Lg Sabine

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      1. Ich suche grade in meiner Umgebung nach Bereitwilligen zum Belegen eines Kurses (ich bin die Sorte Person, die nicht gerne ganz alleine in nen Kurs geht), bin hier aber etwas auf verlorenem Posten.
        Ach ich seh grad erst welcher Schnitt das war, der war mir in der Burda auch schon mehrfach aufgefallen, cool umgewandelt!
        Und deinen Sarong finde ich sogar schöner als den anderen, trifft definitiv mehr meinen Geschmack, also gute Wahl!

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        1. Also wenn der Kurs an einem Wochenende ist und ich an besagten Termin Zeit hätte, würde ich dich begleiten. Die Zugeverbindungen nach Frankfurt sind nämlich überraschend gut.
          Solange ich noch in Österreich war bin ich meist mit meiner Mama in Kurse gegangen, hier in der Schweiz habe ich dann alleine gehen müssen, aber zu zweit ist doch netter.
          Lg Sabine

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          1. Jaaa! Ich werde mich mal auf informieren, bislang habe ich mir einen Workshop gefunden, aber ich war noch nicht ganz überzeugt..

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  2. Sehr hübsche Kombination! Ich bin ja ein Fan von Knopfleisten auf dem Rücken, auch wenn es manche an Zwangsjacken denken lässt … Gut schaust Du darin aus! Danke für die Hinweise zum Oberteil (Ausschnitt und Weite); es steht nämlich auch auf meiner Liste. Viele, liebe Grüße, Manuela

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    1. Die Assoziation hatte ich noch nicht, ich dachte mehr an Krankenhauskittel solange das Top noch hinten unverschlossen. Dafür dachten alle im Nähkurs das die Knopfleiste vorne hingehört, warum auch immer.

      Na dann hoffe ich dass meine Infos zum Schnitt dir weiterhelfen und sonst einfach melden.
      Lg Sabine

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  3. Hi Sabine, das Outfit sieht richtig toll aus! Mir gefällt vor allem die Farbkombi sehr gut! Und ich freu mich dass du mit dem Sarong-Top bei Sew La La dabei bist 😊! Liebe Grüße Melanie

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  4. Sieht toll aus! Den Rock ohne Schnitt finde ich cool – hast du einfach die komplette Stoffbreite für je vorn und hinten genommen? Und wo ist der Verschluss?

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    1. Nicht ganz, dreimal der Taillenumfang plus Nahtzugabe für die Seiten. Ein nahtverdeckter Reissverschluss ist seitlich in einer Falte verborgen.
      Man kann aber auch die komplette Stoffbreite verwenden, dann muss man einfach den überschüssigen zur Faltentiefe hinzuverteilen.
      Lg Sabine

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