Burdastyle Talent 2018 • 50er Ballkleid in Organza

Ballkleid organza8 B

(read in English)

Eigentlich wollte ich dieses Jahr an gar keinem Wettbewerb teilnehmen, doch als meine Schwester mir erzählte welches Thema, nämlich die 50er, beim Burdastyle Talentwettbewerb ausgeschrieben wurde, konnte ich nicht widerstehen.

Für diese Teilnahme sollte es etwas besonders werden, mit richtig viel Glamour: Mein allererstes Ballkleid. Ausnahmsweise habe ich einmal keinen Originalvintageschnitt verwendet, denn ich wollte aufgrund der Zeitknappheit schnell ans Ziel kommen (und ich wollte unbedingt die Bluse nähen). Kurz zusammengefasst: Das Kleid habe ich aus einem modernen Burda Brautkleidschnitt und als zusätzliches Highlight die Bluse Ronne Nr. 9 von How To Do Fashion dazugefügt.

Da es ein Ballkleid werden sollte, war für mich klar, dass ein anderer Stoff als schnöde Baumwolle her musste. Ich entschied mich für Organza, damit die Flügelchen auch schön stehen. Insgesamt stecken in dem Outfit 6 m Organza, wobei ich für das Schnittmuster Ronne 1,4 Meter brauchte. Der Rest steckt im Rock. Für das Kleid an sich verwendete ich 2,5 Meter matten Baumwollsatin und Reste von zufällig passendem weinroten Futter.

Nähen mit Organza für Anfänger

Bei diesem Kleid habe ich das erste Mal Organza verwendet und natürlich mal das Internet durchstöbert was die Nähblogger so zum Nähen mit Organza schreiben. Außer den Aussagen „der Stoff franst sehr schnell“ und „Seidenorganza ist sensibel“ habe ich nichts gefunden.

Allerdings setzte der Organza vor allem beim Nähen der Bluse gute Planung voraus, da durch die Transparenz des Stoffes alle Nähte sichtbar sind. Das heißt, ich habe alle Säume mit Rollsaum versäubert, die Seitennähte mit französischen Nähten gearbeitet und alle anderen offenen Kanten mit Schrägband versäubert. Es war auch wirklich wichtig ein farblich perfekt passendes Nähgarn zu verwenden.

Dadurch, dass ich den Organza (nur Polyester, eine gute Quelle für Seidenorganza zu vernünftigen Preisen habe ich erst danach gefunden) rasch nach dem Zuschneiden vernäht habe, hielt sich das Ausfransen im Rahmen. Der Stoff hat natürlich gefranst, was an der Glätte der Stofffaser liegt, aber er hat sich nicht vor meinen Augen aufgelöst, wie mir die Erfahrungsberichte anderer vermittelt haben.

Zusätzlich habe ich mir auch Bügelstärkespray besorgt, aber nicht verwendet. Das einzige was wirklich lästig ist: Die einzelnen Fäden des Organzas wird man einfach nicht los, wie Spinnenfäden im Gesicht. Leider piekst die Stoffkante etwas, sie sticht auch durchs Schrägband und Futter.

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Meine erste Stäbchenverarbeitung

Ob man es glaubt oder nicht, das ist mein erstes trägerloses Kleid. Ich nähe zwar nicht immer so praktische Kleidung, aber total unpraktisch wird es für mich, wenn es keine Träger gibt. Daher habe ich bisher immer Kleider mit Trägern genäht und aus diesem Grund auch noch keinen Anlass gehabt Stäbchen zu verwenden.

Im Nachhinein gesehen muss ich gestehen, Stäbchen zu verarbeiten ist jetzt nicht so aufregend, wie ich es mir erwartet hatte. Im Grunde näht man die aufnähbaren Stäbchen direkt auf oder arbeitet mit Kanälen. Von meinem Belle Epoche Kleid hatte ich noch einige Meter Plastikstäbchen über. Die aus Federstahl habe ich inzwischen auch wieder gefunden, um sie bei diesem Mieder zu verwenden. Beim Zuschnitt gab ich etwas mehr Nahtzugabe (2 cm) zu, um genügen Material für die Kanäle zu haben. Diese habe ich einfach aus farblich ganz unpassenden quietschgrünem Ripsband genäht. Man könnte die Bänder auch direkt auf den Oberstoff nähen, aber ich wollte außen keine sichtbaren Nähte. 1 cm kürzere Stäbchen als die fertige Länge des Mieders und fertig. Warum auch immer hatte ich mehr Brimborium erwartet.

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Das erste Mal „How to do Fashion“

Die Bluse ist nach dem Schnitt Nr 9 Ronne von How to do Fashion. Diesen habe ich bei der Vintage Pledge 2017 gewonnen. Von Anfang an war klar: ich musste Ronne haben, denn ich liebe diese Flügelchen. Und Organza hat auch genau den perfekten Stand um die Flügelchen so stehen zu lassen.

Wie ich vielleicht schon mal erwähnt habe, bin ich kein großer Fan davon Schnittmuster zu drucken und zu kleben. Unter viel Gejammere habe ich die Seiten zusammengeklebt und gleich ausgeschnitten. Dummerweise habe ich die 36 statt der 38 genommen, denn ich hatte befürchtet, dass die Bluse sonst zu „blusig“ wird. Dadurch ist die Bluse einen Ticken eng.

Die Nahtzugabe ist im Schnitt enthalten. Ich bin mit deutlich weniger Stoff ausgekommen als angegeben. Ich hab aus den 1,4 m die Bluse, das Schrägband und die Teile für das Mieder herausbekommen. Die Anleitung zum Schnitt gibt es online, habe ich aber nicht gebraucht, mit etwas Hausverstand kann man die Bluse auch ohne Anleitung nähen. Beim nächsten Mal möchte ich die Bluse einen Tick verlängern, ob es das wirklich braucht, weiß ich nicht sicher. Ich hatte zumindest das Gefühl, dass der Bluse 2-3 cm gut täten.

Ich bin positiv überrascht: Die zu kleine Größe war mein Fehler, alle Markierungen haben gepasst, kein Teil machte Probleme. Mein erstes richtiges Indie-Pattern war ein voller Erfolg. Eine weitere Version in einem anderen weniger kunstfasrigen Stoff ist in Planung, Flügelchen was will man mehr!

Nicht das erste Mal habe ich beim Mieder den Organza mit dem Satin gedoppelt, damit keine Nahtzugabe zu sehen sein würde. Und auch der Rock ist nicht nach einem ausgefallenen Schnitt genäht. Es sind einfach fünf Meter Organza eingereiht mit einem schwarzen, ebenfalls eingereihten Satinrock darunter. Meine Maschine hatte bei der Stoffdicke beinahe kapituliert und auch beim Einreihen der Stoffe ist der Einreihfaden mehrmals gerissen.

burda style Talent 2018

Das Voting ist nun vorbei und ich habe es nicht in die nächste Runde geschafft. Herzlichen Dank an alle dich mich unterstützt haben und eifrig gevotet haben. Es wird nun niemand mehr damit belästigt zu Voten, den ich muss sagen, ich hatte sehr Spaß daran mit zum Thema etwas zu überlegen und zu nähen, aber alles danach (Leute zum Voten mobilisieren) ging mir extrem auf den Wecker.

Dankeschön!

Und fast vergessen in all dem Trubel ums Stimmen sammeln. Die Fotos sind wieder von Dani von Fotospuren und Marco von Mr-Foto vom Fototeam Luzern. Die strahlende Sonne war zwar eine Herausforderung und so rein gefühlsmäßig bin ich bei dem Licht beinahe erblindet, aber die Bilder sind wie immer Top.

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Fazit: Der Organza war weniger schlimm zu vernähen als erwartet. Allgemein war ich schnell mit dem Ballkleid fertig. Ich habe aber auch mit Bedacht keinen sonderlich komplizierten Schnitt gewählt. Fürs nötige Drama sorgt der Stoff und die Flügelchen (habe ich schon erwähnt, dass ich diese liebe und an einer zweiten Version nähe?)

Schnittmuster: Burda Korsagen-Brautkleid 03/2016 #129, Ronne Nr. 9 von How to do Fashion – gewonnen für meine Teilnahme beim #Vintagepledge2017

Stoff: Organza (leider Polyester), matter schwarzer Baumwollsatin, weinrotes Venezia Futter

Verlinkt zu RUMS, CreateInAustria.

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35 Gedanken zu “Burdastyle Talent 2018 • 50er Ballkleid in Organza

  1. Wow, Sabine, das ist ein sehr aussagekräftiges Kleid :) Die Farbe und der durchsichtiger Organza machen den Effekt. Ich drücke dir die Daumen! Ich hoffe, dass du genug Bälle besuchst, um das Kleid auszuführen :)

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  2. Tolles Kleid, schöne Bilder. Mich hast Du überzeugt! Sieht einfach gut aus. Ich hoffe, Du führst das Kleid auch aus! Wäre zu schade, um im Schrank zu verbleiben. Anstonsten Party organisieren!

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  3. Ich bin immer wieder geflasht über die tollen Stücke, die Du nähst !!! Meine Stimme hast Du 😉
    Ich drücke die Daumen !!!
    LG Jana

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  4. Wow, was für ein wunderbares Kleid und es steht Dir sehr gut. Dann heißt es jetzt „AUSGEHEN“, das Kleid hat es verdient und Du auch. Du hast auch ganz tolle Bilder erhalten. Der Fotografin oder Fotograf einen Daumen hoch. Ich bin begeistert.

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  5. Sabine , ich flipp aus !!! tiefe Verbeugung vor deinen Nähkünsten, von wegen einfaches Kleid oder einfacher Schnitt… ich habe es mit Organza bei meinem letzten Weihnachtskleid versucht und das Zeug gleich wieder in die Ecke geschmissen… ging gar nicht! aber bei dir ist das richtig richtig toll geworden! Die Fotos sind ein Traum! Lg Sarah

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    1. Ruhig Blut Sarah, Organza ist nähbar, wenn man sich auf das Material entsprechenden einstellt.
      Und ich bleibe bei meiner Aussage das die Schnitte nicht superkompliziert sind. Klar sind sie keine Drei Nähte Teile, aber jetzt auch nicht mit irgendwelchen raffinierten Raffungen und so.
      Lg Sabine

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  6. Ein superschönes Kleid!! Unbedingt ausführen!
    Kleine Tipps: zum Einreihen als Unterfaden Knopflochgarn nehmen, das reißt nicht so schnell, und bei dickeren Nähten vielleicht ein Quilt- oder Jeansnadel nehmen, die sind extra gehärtet für dicke Nahtzugaben und Stoffe. Oder eine Microtexnadel für feine Stoffe ausprobieren. Liebe Grüße Doris

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    1. Dankeschön.
      Beim zweiten Anlauf habe ich dann auch einen stabileren Faden verwendet, es ist halt eine Menge Stoff gewesen beim einreihen, der von 3 Meter auf 74 cm sollte.
      Fürs erste stehen aber Projekte mit weniger Stoff und deutlich geringerer Nadelbruchgefahr.
      Lg Sabine

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  7. Was für ein Statement! Dein Kleid löste bei mir sofort Begeisterung aus (meine Mama trug so was ähnliches 1959 zu ihrem Tanzstundenball) und ich habe postwendend beim Burdawettbewerb für Dich abgestimmt. Und dann lese ich , dass es faktisch keine Tragegelegenheit gibt… Nicht wahr, oder? Dann musst Du unbedingt ne 50er Jahre Party organisieren.
    Liebe Grüße von Ina

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  8. Das Kleid ist der Hammer! Farbe und Passform richtig gut!
    Ich drück dir die Daumen für den Burda-Contest.
    Von Howtodofashion hab ich bereits mehrere Schnitte, weil sie schon besonders sind. Nr. 00 (kostenlos, wenn man sich beim Newsletter anmeldet, aber man wird nicht mit Post Zugeballett), Nr. 01 und Nr. 05 passten ohne Änderungen wie angegossen. Nur das Wickelkleid musste ich etwas anpassen.
    LG
    Ellie

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  9. Wow ist das schön geworden! Ich bin beeindruckt! So was habe ich bisher noch nicht in Angriff genommen. Aber nach deinem Beitrag ist es eine Überlegung wert. Für mich allerdings ohne Flügelärmel und am Kleid müssen dafür zumindest kurze Ärmel dran sein.

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    1. Nun nachdem ich das Kleid genäht habe, kann ich nur sagen warum nicht. Ich habe auch schon ähnliche Kleider gesehen mit schlichten Ärmeln, soviel Drama mag nicht jeder. Und freut mich natürlich sehr dich zu inspirieren.
      Lg Sabine

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  10. Wow, das Kleid ist der Hammer, und die Farbe steht Dir so gut!
    Den Blusenschnitt hab ich grad mal auf meine „möchte ich mal nähen“-Liste gesetzt, ich mag Flügelärmel auch. Danke für den Hinweis auf den Schnitt! 🙂

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  11. Ich wüsste zwar nicht, wo ich dieses Outfit tragen sollte, aber ganz großes Kino! Wirklich schön! Und in Organza sehen die Ärmel auch tatsächlich wie Flügelchen und nicht wie Klingonen-Schultern aus. Durch meinen Urlaub kenne ich nicht den aktuellen Stand des Burda-Wettbewerbes. Aber Dein Thema. Ich drücke Dir fest die Daumen! LG Manuela

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    1. Dankeschön.
      Anlass habe ich ja ehrlich gesagt auch nicht, aber ich wäre für den Fall des Falles gewappnet.
      Und so viel Stoff an und über Schultern ist gewöhnungsbedürftig, den ich habe soeben aus einer letzten Burda den Schnitt mit dramatischen Ärmeln genäht aus einem Popeline ähnlichen Stoff und ich muss mich erst mal an die Silhouette gewöhnen die dadurch entsteht.

      Leider hat es knapp nicht gereicht. Fazit an Wettbewerben wird zukünftig nicht mehr teilgenommen, da mir mobilisieren der Leute zum Voten schon innerst kürzester Zeit auf den Wecker ging. Wenn es nur um Jury entschiede geht und es zufällig reinpasst sind Wettbewerbe okay, aber alles andere. Nein Danke.

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