#SMYLY2018 – Das Nähen, mein Körper und Ich

(read in English)

#SMYLY2018 aka Sewing makes you love yourself nennt sich eine Nähchallenge initiiert von Athina Kakou (@athinakakou), Hattie van der Krohn (@hattie_van_der_krohn) und Lisa Kisch (@lisakisch). Gefragt ist ein genähtes Outfit, in dem man sich selbst schön fühlt und die Auswirkung von Nähen auf das eigene Leben und/oder die eigene Körperwahrnehmung. Sehr offen haben viele NäherInnen schöne, berührende und traurige Geschichten über das Nähen und das Leben darum herum geschrieben.

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Ich habe lange überlegt, was ich nähen könnte (und über was ich schreiben soll), und habe schließlich beschlossen, es muss einfach „klick“ machen. Und bei dieser Leggings (der Sport-BH ist leider gekauft) hat es einfach gepasst. Beim Schnitt bin ich zwischen Gr. 34 und 36 geschwankt und habe ich schließlich für die 36 entschieden – verkleinern geht schließlich immer noch. Da ich nur 1 m  Stoff zur Verfügung gehabt, habe ich den Bund extra zugeschnitten und die Gelegenheit genutzt, die graue Melierung gegensätzlich verlaufen zu lassen. Der Stoff ist zwar eigentlich relativ dünn und flutschig, ließ sich aber gut vernähen. Herumgetüftelt habe ich eigentlich nur am Saum. Zick-Zack-Stich (unregelmäßig und grob an der Haut) als auch Zwillingsnadel (ungewollte Biesen) haben mich im Stich gelassen, sodass ich ein Bündchen angefügt habe.

Das Nähen hat mich glücklich gemacht, die erste Anprobe auch. Nicht immer spielen alle Faktoren zusammen. Für meinen Freund war klar, dass ich die Leggings mit einem Sport-BH kombinieren soll. Für mich nicht. Ich bin schlank, mäßig sportlich und trotzdem nicht immer 100% zufrieden mit meinem Körper. Ich habe Körperbereiche, die ich lieber verstecke. Jeder andere sagt, „du bist ja eh so schlank“. Als ob man nur durch Schlanksein Selbstbewusstsein tanken würde. Ich nähe nicht, um mir Kleidung zu nähen, die mir endlich passt. Ich passe in die durchschnittliche Damengröße 34 im Geschäft, und trotzdem macht mich diese 34 nicht glücklicher oder selbstbewusster. Ich kenne mollige, weiblich proportionierte Frauen, die perfekt glücklich sind mit ihrem Körper. Die sogar sagen, sie haben sich schlanker nicht besser gefühlt. „Guter“, der Norm entsprechender Körper ist nicht gleich gutes Körpergefühl.

Auch wenn mir Nähen nicht ein besseres Körpergefühl gegeben hat, das Nähen und Bloggen hat mich meiner Familie näher gebracht. Während ich mich früher wahrscheinlich ein, zwei Mal im Monat gemeldet habe, haben wir jetzt regelmäßig am Sonntag Abend unsere Redaktionssitzung. Ich habe mich früher gefreut meine Schwester zu sehen, durchschnittlich wahrscheinlich zweimal im Jahr, wäre aber nie auf die Idee gekommen, mich zu melden, da unsere Leben in komplett unterschiedlichen Bahnen verlief. Die kleine, verdienende Schwester, und ich, die ältere Schwester, die immer noch studiert und von Papa Taschengeld bekommt. Das sind einfach zwei unterschiedliche Welten. Und wir werden uns nie extrem ähnlich sein, aber wir haben mit dem Nähen ein gemeinsames Hobby gefunden, in dem wir uns nicht konkurrieren, weil jeder etwas anderes will, an etwas anderem interessiert ist. Daher ist es ein Hobby das uns zusammenschweißt, ein Familienhobby also und das macht auch glücklich. Auf eine andere Art, die auch wichtig ist.

Hilli Hiltrud Leggigs Prinzessinenbüxe nähen

Wenn ihr keine nähende Familie habt, sucht euch Gleichgesinnte. Es gibt nichts schöneres als das Interesse an einem gemeinsamen Hobby zu teilen. Und auch wenn Nähen manchmal ein einsames Hobby ist, wenn man es gemeinsam teilt, ist es umso schöner. Ich muss mich selbst öfter daran erinnern, dass nicht jeder eine Familie hat mit der er die Auf und Abs des Nähen teilen kann. Daher teilt eure Werke, verteilt ein Like, schreibt einen netten, ernstgemeinten Kommentar! Am besten eine Frage, denn so entsteht ein Austausch. Jemand anderer freut sich darüber. Denn hinter jeder Online-Präsenz steckt ein echter Mensch. Ein Mensch mit Gefühlen, mit Unsicherheiten, die man versucht zu verstecken. Das vergessen wir alle öfter mal gerne.

Hilli Hiltrud Leggings Prinzessinenbüxe nähen
Bauch versteckt =)

Fazit: Einfach, schnell, passt. Die wöchentliche Zumba-Stunde hat sie erfolgreich überlebt. Wiederholung garantiert, ein gestreifter Rippenstoff wartet schon darauf eine Strumpfhose zu werden.

Schnitt: Prinz(essin)en-Büx (Leggings und/oder Strumpfhose) von Hilli Hiltrud – im Rahmen des Designnähens kostenlos zur Verfügung gestellt

Stoff: 1m Funktionsjersey von Stoff&Stil

Verlinkt zu Creadienstag, DienstagsDinge, CreateInAustria & HoT.

 

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So hätte ich es bevorzugt, eigentlich, aber die anderen Fotos sind einfach viel besser geworden …

 


23 Gedanken zu “#SMYLY2018 – Das Nähen, mein Körper und Ich

  1. Ich lese Euren Familien-Nähblog sehr gern. Dein Post heute war für mich besonders interessant – nicht etwa wegen der Leggings (ich habe es nicht so mit Sportklamotten, sondern weil ich etwas mehr über Deine Intensionen und Deine Rolle in diesem Näh-Trio erfahren habe. Danke dafür und liebe Grüße von Ina

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    1. Danke! Der Text ist in einem Fluss entstanden, aber ich habe sicher 2 Wochen daran herumgespielt, weil er für mich doch sehr persönlich ist. Ich war mir lange echt nicht sicher ob ich das richtige Verhältnis aus offen und doch Privatsphäre wahrend getroffen habe. (Und die Leggings ist mehr oder minder das richtige Nähprojekt zum passenden Thema gewesen.)
      Viele Grüße,
      Anna

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  2. Huch, diesen Blog kenne ich noch gar nicht. Macht aber nichts, Deine ehrlichen Worte haben mich sehr berührt. Mir fällt es in meinem Blog eher schwer, so zu schreiben, es wird – gefühlt – eher kurz, prägnant und sachlich.

    Das gemeinsame Nähen – da verstehe ich Dich so gut. Hier ist es meine Mutter, die ja auch als Quiltfru in meinem Blog mitschreibt. Wie oft tauschen wir uns aus und erzählen, und genau wie bei Dir nähen wir völlig unterschiedlich. Ich gebe Dir Recht, das ist ne tolle Sache.

    Gruß
    Llewella

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    1. Dankeschön! Dieser Post ist mein erster wirklich persönlicher, der mir dadurch sehr am Herzen liegt. Es macht einen irgendwie ein bisschen verletzlich?! … Ich schreibe normalerweise auch eher sachlich.
      Viele Grüße,
      Anna

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  3. Die Leggings steht dir wunderbar! Und dein Text ist sehr offen, berührend und ehrlich – danke! So lernt man dich irgendwie besser kennen <3. Es ist toll, dass du etwas hast, dass dich mit deiner Schwester verbindet! Das freut mich sehr für dich :).

    Danke auch für den Hinweis mit dieser Challenge… das inspiriert mich gerade :).

    Lieber Gruß,
    Sonja

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  4. Ein schöner Post, vielen Dank dafür! Ich habe mir vor ein paar Wochen auch eine Leggings genäht und die Erfahrung gemacht, dass die Overlock-Naht im Schritt bei bestimmten Yoga-Haltungen beängstigend zu knacken anfängt. Mit was bzw. mit welchem Stich hast Du die Innennähte der Beine geschlossen? Liebe Grüße, Manuela

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    1. Dankeschön.
      Ich hab tatsächlich auch “nur“ die Overlock verwendet (4-fädrig), da die Nähmaschine mit dem Stoff nicht gut zurecht kam. Der Stoff ein bi-elastisch, ich nehme an das hilft.
      Viele Grüße, Anna

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  5. Ach Anna, ich wünschte meine Schwester würde das nähen anfangen… hab es ihr schon s oft angepriesen… wenn ich so viel Zeit hätte wie sie… oh nee… dafür geht sie drei mal die Woche zum zumba… vielleicht sollte ich ihr mal deine tolle leggins zeigen… ,-) zum Glück treffe ich mich regelmäßig Freitag Abend mit meinen nähfreundinnen! Es ist wirklich ein Hobby das auch sehr gesellig und verbindend sein kann… lg Sarah

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    1. Sehr schade. Bei mir hat es auch etwas gedauert bis es klick gemacht hat. Vielleicht wird es ja noch!
      Ohne meine Familie würde Nähen für mich viel weniger Reiz haben, denn es würde das Gesellige als auch die Erfahrungen auf die man schnell zugreifen kann wegfallen.
      Viele Grüße (auch an deine Schwester),
      Anna

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  6. Wenn dir Schlanksein kein gute Körpergefühl gibt, musst du deine Einstellung dazu ändern. Wenn du den Körper änderst, wirst du trozdem immer unzufrieden sein. Leichter gesagt als getan.
    lG Claudia

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    1. Ich finde mich ok. 100% zufrieden wird aber einfach ein unrealistisches Ziel bleiben, da ich dafür viel mehr Sport treiben müsste und das ist es mir nicht wert. In meinem Alltag hat das Thema wenig Platz, aber für diesen Beitrag habe ich mich doch einmal näher damit beschäftigt.
      VG, Anna

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  7. Du bringst es mal wieder auf den Punkt! Wenn man selbst Kleidergröße 34/36 trägt, verliert man in den Augen der anderen Frauen den Anspruch, mit seinem Körper oder Teilen davon unzufrieden zu sein… Und dass Nähen nicht einfach ein Hobby ist, sondern Menschen/Familien verbindet, dem Selbstbewusstsein gut tut und außerdem noch praktisch ist, steht für mich außer Frage… ;-) Immer wieder schön, eure Artikel zu lesen!
    Liebe Grüße aus dem Nordschwarzwald,
    die Franzi von Schnittenliebe.com

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    1. Danke! Es ist ja auch nicht so, dass ich mit meinem Körper unglücklich bin, aber „perfekt“ ist er auch nicht. Wobei sich natürlich die Frage stellt, was perfekt eig. ist (Stichwort Photoshop).
      Viele Grüße in den Schwarzwald,
      Anna
      PS: Ich finde grade soo cool, dass Du meine Vornamen genau umgekehrt hast.

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  8. Oh, was für ein wundervoller Beitrag!
    Die Leggings ist toll, vor allem das gegenläufige Muster am Bund. Ich habe mich bis jetzt noch nicht getraut meine Leggings zum Sport anzuziehen, aber ich habe auch noch nie mit Funktionsjersey gearbeitet. Ist der elastischer?

    Ich hätte auch gern jemanden in meinem Umfeld, der nähen kann, aber ich konnte leider noch niemanden davon überzeugen… Seit ich blogge, fühle ich mich aber nicht mehr ganz so allein und verrückt ^^

    Ganz liebe Grüße
    Iris

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    1. Der Funktionsjersey ist auf jeden Fall bi-elastisch. Fest, aber wirklich gut dehnbar. Ich war selbst positiv überrascht.
      Oh ja, bloggen hilft! Unser „Familiensitz“ ist im Mühlviertel, sollte dies für dich nicht zu weit weg sein, könnten wir einmal ein privates Nähwochenende am Land veranstalten.
      Anna

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      1. Dann muss ich den unbedingt einmal testen! Die gekauften Sportleggings halten bei mir nämlich auch nie allzu lang und kommen mich teurer…
        Da würd ich mich sehr freuen, aber das Mühlviertel ist schon ein ganz schönes Stück weit weg. Eigentlich nicht so schlimm weit, aber seit wir unseren kleinen Mann haben, hat sich unser Bewegungsradius ganz schön eingeschränkt ;)
        Ich hab allerdings vor, im Sommer meinen Radius wieder ein wenig zu erhöhen…
        Liebe Grüße
        Iris

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