Pfirsich&Gold – Schlichte Eleganz

Bei meinem Besuch bei Karlotta Pink in Herbst in Einsiedeln wurde ich von Ines gefragt, ob ich denn nicht eine Idee hätte für die Chanderi Seide. Dieses Material ist transparent und besitzt eine gewissen Festigkeit oder Steifheit – ein bisschen wie Organza oder Taft – eine ungewöhnliche Herausforderung. Nach kurzem Überlegen fiel mir das Modell aus „Der neue Schnitt“ vom Mai 1964 ein. Dieser Schnitt steht, seit ich den Vintage Schnitten verfallen bin, weit oben auf meiner Nähliste. Leider oder wohl eher glücklicherweise hatte ich nie den passenden Stoff gefunden. Bereits abkopiert wartete der Schnitt nur darauf  vernäht zu werden. Und ich dachte mir die bedruckte Chanderi Seide würde wunderbar passen.

Goldenes Kleid 5k

Von der Chanderi Seide habe ich mir besonders den leichten Stand des Stoffes zunutze gemacht. Es formt durch den Stand beim Kleid schön den Rockteil und lässt die gelegten und ungebügelten Falten am Ausschnitt gut wirken. Und beim Jäckchen stehen dadurch die Seiten und Rückenteile wunderbar luftig ab und ergeben einen reizenden Kontrast zum enganliegen Etuikleid. Allerdings muss ich zugeben, dass ich das Futter noch mit einer Klebeeinlage verstärkt habe, damit das Jäckchen auf jeden Fall ausreichend Körper hat.

Wenn man es genau nimmt, habe ich mir auch die Transaperenz zu Nutze gemacht. Ich habe den Stoff mit einem anders getönten Stoff hinterlegt. Wir haben im Stoffgeschäft verschiedene Varianten getestet. Dunkle Töne wie Weinrot oder Braun ließen den Stoff sehr dumpf und matt wirken. Während Cremtöne und Weiß mir das Gelb des Stoffes zuviel verstärkten. Am Ende landete ich bei einem kühlen Fliederton, einem zarten Rosa und dem Lachston. Alles Farbtöne die ich pur nicht tragen würde, die aber in Kombination mit dem transparenten Gelbton sehr hübsch sind. Den schönsten Farbton, ein zartes Pfirsich, ergab schließlich der Lachsfutterstoff.

Da der Stoff handbedruckt ist, konnte ich nur bis zu einem gewissen Grad auf das Muster achten. So schaute ich hauptsächlich darauf, dass bei der vorderen Mitte des Kleides und der Jacke das Muster senkrecht läuft und bei den Säumen das Muster auf einer Höhe endet.

So rein theoretisch hätte ich, da ich die Seide und das Futter als eine Stofflage verabeitet habe, alle Schnittteil heften müssen. Ich habe einfach ganz viele Nadeln verwendet um die Stoffteile zu fixieren. Dies hat ohne Problem funktioniert, nichts verzog sich.
Neu war für mich hingegen, dass man darauf achten muss keine Stofffuseln zwischen die Stofflagen zu bringen. Zum Glück konnte ich zwei Fädenreste zwischen den Stofflagen durch vorsichtiges  Hantieren mit der Nadel zwischen den Stofffäden rausfischen. Bei einem der beiden Bindebänder hatte ich es geschafft ein ganzes Stoffstück einzunähen, da musste ich eine Naht öffnen.

Im allgemeinen wird ja empfohlen (wenn man einen Stoff zum Designnähen bekommt), dass man nach einem bewährten Schnittmuster nähen soll. Ich habe bei meinen Projekten für Karlotta Pink stets etwas Neues gewagt. Meist habe ich für das eine oder andere heikle Schnittteil ein Testmodell genäht, doch nicht für diese Set.

Der neue Schnitt 5 1964
Das Original von „Der neue Schnitt“ Mai 1964

Das hat sich leider bei der Jacke gerächt. Denn die war 5 cm zu lange, sodass ich in Taillenhöhe eine Quernaht machen musste. Dabei war es eines der schönsten Designelemente, dass beim Jäckchen Bindebänder und das vordere Mittelteil in einem Stück geschnitten werden. Das Armloch musste deutlich vertieft, dafür mehr Stoff an der Schulternaht zugeben werden. Des weiteren habe ich etwas Stoff bei den Wiener Nähten wegenommen, die Binderbänder wurden über die komplette Länge schlanker, die Orginalbreite hätte sonst sehr plump gewirkt.

Beim Kleid gab es weniger offensichtliche Änderungen. An der Oberweite wurde es enger, im Hüftbereich etwas weiter.

Da die Seide-Futterkombination gemeinsam noch immer eine gewisse Transparenz aufwies und es deutlich eleganter ist, wenn man keine Andeuting der Wäsche sieht/spürt (und ich auch nicht darüber nachdenken will, was ich darunter anziehen muss), bekam das Kleid noch ein ganz normales Futterkleid, bei der Jacke war ohnehin geplant sie komplett verstürzt zu nähen.

Das Kleid ist mit dem Stoff eindeutig kein Alltagskleid und wird sicher nicht allzu oft aus dem Kleiderschrankt kommen. Es ist das, was ich als ein „Anlasskleid“ bezeichnen würde: Für festliche Anlässe passend in einer schlichten Eleganz gekleidet zu sein, ohne overdressed zu wirken. Zitat der Nähkursleiterin „ein Stehkleid“, wie man an den Fotos sieht, ich kann auch damit sitzen, aber schöner in Form bleibt es sicher wenn ich stehe.

Leider verfälscht das Kunstlicht im KKL (Kunstmuseum in Luzern) den Farbton des Kleides und verpasst mir auch noch eine zusätzliche Blässe. Aber die Tageslichtfotos auf Puppe bringen den Originalfarbton des Kleides – das zarte Pfirsich – sehr gut rüber.

Verlinkt zu RUMS

und Fräulein An den zum Jahres Sew Along Monat Dezember passt das Kleid ja sehr zum Thema festliches.


Fazit: Ich bin ganz vernarrt in die Rückenansicht der Jacke und die Vorderansicht des Kleides und ich hab jetzt für alle eleganten Anlässe das perfekte Kleid.

Änderungen: Kleid weiter im Hüftbereich, Jacke um ca 5 cm in der Taille gekürzt

Schnitt: Der neue Schnitt Mai 1964

Material: Chanderi Seide von Karlotta Pink kostenlos zur Verfügung gestellt, Veneziafutter in Lachs. In Deutschland und in der Schweiz

Zeit: 2 Wochen

Goldenes Kleid 8k


4 Gedanken zu “Pfirsich&Gold – Schlichte Eleganz

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