Darf ich vorstellen? Modell Nummer 3 in der Weihnachtserie mit Karlotta Pink. Wie beim 60s Winterkleid, nach einem Abstecher nach Afrika mit dem Vintage Waxprintkleid, verwendete ich einen weiteren indischen Handloom. Daraus wurde: Ein Wäscheset bestehend aus einer Shorts nach einem Schnitt aus der Burda 7/2013, einem BH aus dem Buch „Wäsche und Handarbeit“ von 1936 und einem Kimono – ohne Schnitt, aus geraden Nähten. Für den Kimono habe ich einen Handloom mit Blockprint, in Kombination mit einem einfarbigen roten Handloom verwendet. Für das Wäscheset durfte ich graue Baumwollseide verwenden (hochoffziell der weichste Stoff den ich je in den Händen hatte) kombiniert mit dem roten Handloom vom Kimono.
Ich wollte einen ganz klassischen Kimono. So einen hatte ich bereits einmal genäht und dazu hatte ich mich auch sehr ausführlich über die Maße und Schnittlinien informiert. Damals stellte ich dann auch fest, dass ein traditioneller Kimono bzw. Yukata relativ unpraktisch ist, man kann sich zum Beispiel nur mit untergeschlagenen Beinen hinsetzen. (Kein Wunder, dass die Japaner dies so ausgezeichnet können, während uns Europäern gleich die Beine einschlafen). Der Schnitt des Kimonos kultivierte eine bestimmte – sehr ästhetische Art – sich zu bewegen. Von einem Yukata spricht man übrigens dann, wenn das Kleidungsstück aus Baumwolle ist, für den Sommer geeignet und bei weitem nicht so üppige (unpraktische) Ärmel hat. Yukata sind also die alltasgtaugliche Variante des Kimonos.
Ich hatte mir etwas zu viel vorgenommen und kam zeitlich ein bisschen unter Druck. Deshalb habe ich dieses Nähprojekt an meine Mama „übergeben“ – die günstigerweise grade eine Woche in der Schweiz war. Und deshalb erzählt jetzt Silvia Franziska weiter:
Wir hatten einige Diskussionen wie der Kimono ausehen sollte. Das Hauptproblem war aber, dass die Stoffe etwas knapp berechnet waren, dazu kam noch der relativ große Mustersatz. Die meiste Zeit verbrachte ich nicht mit dem Nähen, sondern mit Berechnungen über den optimalen Zuschnitt, Streifenbreite usw. Um sich an die Proportionen ein bisschen heranzutasten probierte ich das Ganze an Sabines Miniturschneiderbüste aus. (Diese ist halb so groß wie eine normale Schneiderpuppe und daher ideal um Schnitte zu probieren, ohne endlos Stoff zu verschwenden.) Das war auch deshalb wichtig, weil Sabine sehr konkrete Vorstellungen bezüglich Länge und Ärmelweite hatte und ich mich ständig fragte: kriege ich das aus dem Stoff überhaupt heraus, wie nütze ich den Stoff optimal, wie breit kann ich den Kragen zuschneiden und bleibt noch genug für einen brauchbaren Bindegürtel?
Das alles erinnerte mich an diese Flickenkimonos: Hyakusetsu-Dogi oder Hyakutoku-Kimono genannt, das ist ein Kimono für neugeborene Kinder. Der Kimono ist aus vielen kleinen Stoffstücken gemacht, diese stammen von vielen Menschen, die gesegnet waren, von sehr altgewordenen Menschen, von kinderreichen Menschen, von gesunden Menschen. Mit diesem Kimono wünschen die Eltern ihrem Neugeborenen den Segen glücklicher Menschen. Ich habe es aber auch so gehört: zur Geburt eines Kindes spendet jeder Dorfbewohner ein Stückchen Stoff, aus diesen Flicken wird dann ein Kimono für das Neugeborene genäht. Ganz gleich was auch immer der Brauch ist und war, es zeigt vor allem den großen Respekt und die Wertschätzung des gewebten Stoffes. Das gefällt mir daran so gut.
Im Grunde besteht der Kimono aus zwei langen Bahnen die zusammengenäht Vorder- und Rückenteil ergeben. Vorne an der Mitte werden noch zwei weitere Stoffbahnen angesetzt, damit man den Kimono schön überlappend binden kann. Die Ärmel sind ebenfalls aus rechteckigen Stoffstücken konstruiert. Dieser Kimono ist wirklich nur mit Rechtecken genäht, um die Schräge zu erhalten wird der Stoff gefaltet und in den Schalkragen eingearbeitet, das dient gleichzeitig als Versteifung. Und unser Kimono ist mit französischen Nähten ausgeführt, damit man ihn wenden kann. Und jetzt lassen ich wieder Sabine erzählen:
Während also meine Mama am Kimono arbeitete, war ich daran mein Wäschset fertig zu nähen. Ich brauchte einen anderen BH Schnitt (der Burda Schnitt erwies sich leider – wie gestern erzählt – als unbrauchbar). Die Short blieben die vom Set. Da machte ich mir auch keine Sorgen wegen der Passform, ich meine es sind Shorts mit Gummizug – was soll da schief gehen?! Für den BH verwendete ich einen Schnitt von 1936 aus „Wäsche und Handarbeit“, da gabs nähmlich überhaupt kein Drama in Bezug auf Passform und so weiter.
Hauptfarbe des Wäscheset sollte das Grau werden, mit Akzenten in Rot. Bei der Hose waren es die Säume aus roten Schrägband und die kleinen Schleifchen bei den Schlitzen. All die ganzen Schrägbänder habe ich innen mit der Hand festgenäht, denn das mit dem schön Feststeppen ist nicht so mein Ding und bevor ich mich sehr ärgere und dreimal auftrenne, dann lieber gleich mit Hand. Das hätte ich auch beim Bund machen sollen. Denn diesen habe ich solala schief zugeschnitten und das mit dem Annähen war eine Katastrophe – mit der Hand hat es dann aber doch noch geklappt. Allerdings sind noch ca. 3 cm innen offen, da ich den jetzt eingezogenen Gummi gegen einen breiteren austauschen möchte. Wäre der Bund in Rot hübscher? Man sieht, ganz ausgereift ist dieses Projekt noch nicht.
Die finale Version des BHs hat sich so nach und nach beim Nähen entwickelt. Es kam u.a. die Idee mit dem Wende BH erst auf, als ich merkte wie superweich und ohne richtigen Körper die graue Baumwollseide war, perfekt für etwas drapiertes aber für meinen Zweck fast etwas zu fluffig. Vom roten Handloom hatte ich zu diesem Zeitpunkt genug Stoff (weil der Kimono ja noch gar nicht begonnen war!), sodass ich den BH ein zweites Mal zuschneiden konnte. Der Stoffverbrauch für einen BH liegt ca. bei einem A3. (Ich kann alle Schnittteil auf ein A4 legen). Übung macht den Meister und so war der rote BH schnell zusammengenäht. Nur das Verstützen war etwas „tricky“.
Das einzige was mich beim BH etwas ärgert hat ist, dass ich es geschafft habe trotz Klebeeinlage und Stabilisierungsnaht, die Kanten beim Armloch etwas auszuleiern.
Aber ich kann verkünden. Der Kimono hat sich schon bewährt, ich habe schon Besuch im Kimono empfangen und auch nach dem Duschen ist er sehr praktisch und nicht ganz so üppig wie mein Frottee Bademantel.
Verlinkt zu RUMS.
Fazit: Ein paar Umwege und Planänderungen führten am Ende doch noch zum Ziel
Änderungen: keine
Schnitt: BH Wäsche und Handarbeit 1936, Shorts Burda 7/2013, Kimono ohne Schnitt
Material: roter Handloom, Handloom mit Blockprint und graue Baumwollseide von Karlotta Pink kostenlos für dieses Projekt zu Verfügung gestellt. Karlotta Pink in Deutschland & Schweiz
Zeit: ca. 3 Wochen