Mein erstes Wäscheset – Vintage pur

Wäsche zu nähen war nie von mir geplant. Zuviel Aufwand und all die sehr kleinen Schnittteile – nicht mein Fall. Allerdings nähte dann eine meiner Nähkurskollegin einen Bikini und bei meiner Suche nach einem anderen Schnitt stachen mir die Wäscheschnitte in der Burda auf einmal gleich viel mehr ins Auge.rotewäsche21

Tja, und dann kam noch die Anfrage von Ines (Karlotta Pink) ob es nicht noch Ideen für ihre Handloom Stoffe gibt. (Keine Sorge, das ist nur die Einleitung warum ich dieses Wäscheset überhaupt genäht habe). Ich dachte jedenfalls gleich an das Wäscheset aus der Burda 7/2013 Nr. 114. Ganz ohne Stretch und mysteriöse Gummibänder und ähnliches. Um sicher zu sein, dass der Schnitt funktioniert, wollte ich auf jeden Fall ein Probemodell vom Oberteil nähen.

Modell

Und es war eine absolute Katastrophe und zwar so richtig. Noch nie saß ein Schnitt so schlecht. Nach dem Anpassen, war das Probemodell ein zerschnippeltes und zusammengestecktes etwas, aber kein potentieller BH Schnitt. Ich war auf jeden Fallfalls sehr verärgert über den Schnitt. Und der Aussage der Nähkursleiterin, dass es ja kein Wunder sei, dass der BH mehrheitlich vom Fächer verdeckt wird, da er nicht sitzt, kann man nur recht geben.

Frust pur. Das Teil ist nur deswegen nicht gleich im Müll gelandet, damit ich es zeigen und meine Warnung vor dem BH-Schnitt verdeutlichen kann. Mein Schnittfundus beschränkt sich jedoch nicht nur auf Burda Schnitte, sondern ich habe auch vor ein paar Monaten ein paar Wäsche- und Handarbeitszeitschriften aus den Jahren 1936 und 1942 (inklusive herausgenommener Schnitte mit damaligen Zeitungspapier mit Hakenkreuz).

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Insgesamt nahm ich sechs verschiedene BH Schnitte heraus, zwei davon schieden gleich aus, weil sie für deutlich mehr Oberweite geplant waren. Eines der Schnittmuster fand ich dann doch nicht so hübsch und irgendwie seltsam zum Zusammennähen. Zwei weitere Modelle schafften es fasst in die Endauswahl  zur Fertigstellung. Doch mein Favorit wurde dann das hier gezeigte Modell von 1936.

Aber das allerbeste an den drei Schnitten ist, dass sie sofort und zwar wirklich sofort ohne einer einzigen Anpassung passten. (Mein Meinung ist: Vintageschnitte sind halt doch die besseren Schnitte.) Es war einfach nur befreiend, nachdem der Burda Schnitt so überhaupt nicht funktionierte. So entschloss ich mich spontan auch noch die passende Hose aus dem roten Batist zuzuschneiden, der eigentlich mal für ein Blusenmodell geplant war. Im Original ist das Set ganz edel aus Seide und Spitze, aber bei einem ersten Versuch, wo ich noch keine Ahnung hatte, was dabei heraus kommt, wollte ich keinen teuren Stoff verschwenden. Und ich muss sagen der Stoff trägt sich auch wunderbar auf der Haut, die Luftigkeit und Weichheit ist ideal für den heißen Sommer.

Die Hose saß nicht gleich perfekt, sondern musste an der Taille etwas enger genäht werden. Von der speziellen Schnittlinie der Hose sieht man, dadurch dass ich nicht zwei Materialien (Batist und Spitze z.B.) verwendete, nicht so viel.

Und die Absteppungen am BH, die waren so gar nicht geplant, allerdings habe ich festgestellt, dass ich parallel nähen nicht sonderlich gut kann und Kappnähte auch nicht so mein Fall sind. (Das Futter war ursprünglich nicht geplant.) Nachdem ich es nicht schaffte eine bzw. zwei parallele Nähte zu nähen (und ständig auftrennen und neu nähen passte mir auch nicht), entschied ich mich spontan dazu, einfach ganz oft darüber zu nähen. Dadurch, dass der Faden etwas dunkler ist als der Stoff, entsteht ein schöner Effekt. Ein, zwei Nähte sind auch mit einem weinroten Faden genäht. Leider hat sich der Stoff, da er nicht verstärkt war, durch die vielen Nähte zusammengezogen. Richtig schlimm war der Effekt am unteren Saum. Um das Auftrennen der vielen Nähte zu vermeiden, schnitt ich vom Reststoff ein Band zu, verstärkte es mit Vlieseline und steppte es ab. Beim BH habe ich dann den Saum abgeschnitten und stattdessen das Band angenäht. Und dann entschied ich mich den BH nun doch zu füttern. Als ich für das Futter (mit ganz leichter Einlage verstärkt) nun zum dritten Mal den Schnitt nähte, hatte ich schon richtig viel Übung darin, und dieses ist dann natürlich auch am hübschesten geworden. Da ich Teilbereiche schon mit Schrägband versäubert hatte,  konnte ich den BH nicht einfach verstürzen. So hab ich beim Futter die Nahtzugabe eingeschlagen und abgesteppt, was natürlich nicht unbedingt ganz perfekt wurde. Aber hey, es ist die Innenseite und die anderen Nähte am Futter sind dafür besonders hübsch.

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Zum Verschließen habe ich bei Hose als auch BH Häkchen verwendet und passend dazu Schlingen mit Knopflochseide genäht.

Und nachdem ich mein erstes Wäschset genäht habe, kann ich sagen, es ging schneller und einfacher als erwartet. Es ist aber auch kein Push-Up BH mit Bügeln oder so. Der Stoffverbrauch beim BH ist minimal (ca. ein A3), die Hose ist ein Stofffresser, da sie ähnlich eines Hosenrocks genäht ist. Direkt unter meinen Vintagekleidern werde ich den BH nicht tragen, denn diese sind bei der Oberweite auf Schalen-BHs angepasst. Aber so im Hochsommer in Kombination mit einer luftigen Bluse kann ich mir dieses Wäscheset gut vorstellen. Den Schnitt könnte ich mir auch mit einem schönen Sommerstoff gut als kurzes Top vorstellen.

Verlinkt zum MeMadeMittwoch. Und in Bezug auf den heutigen Mottotag Grösster Reinfall, da kann ich nur sagen, da habe ich mehr als einen genäht. Am Blog präsentiert habe ich allerdings nur das OneShoulder Kleid von Fashionstyle, in das ich abgöttische verliebt war und auch den perfekten Stoff hatte, nur das Gefühl beim Tragen mochte ich nicht (asymmetrische Oberteile sind von meinen Nählisten verbannt). Und sonst ein Neopren Faltenrock nur für ein zwei Fotos angezogen und dann nie wieder und eine mit Schmetterlingen gemusterte Variante dieses Burda Tops. Es ist weniger die Nähtechnik die ein Stück zum Misserfolg werden lässt, eher dass ich merke es passt einfach nicht zu meinem Stil und ich fühle mich nicht wohl.

Und hier könnt ihr dann erfahren, was aus der Hose zum Burda BH wurde, dieser Schnitt war im Gegensatz zum BH nämlich nicht der pure Albtraum.


Fazit: Wenn es mit dem modernen Schnitt nicht klappt, greife zu Vintage. Der Schnitt hat absolut Potenzial noch öfters genäht zu werden. Bei meinen Kleidern bleiben öfters Stoffreste über, hier könnte ich diese dann vernünftig verwerten.

Änderungen: keine(!!!) am BH, die Hose an der Taille etwas enger genäht

Schnitt: Wäsche und Handarbeit 1936

Material: roter Batist, Futter in Fuchsia

Zeit: länger als notwendig

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9 Gedanken zu “Mein erstes Wäscheset – Vintage pur

  1. Sieht ja ganz wunderbar aus. Aber ich fürchte, auch jetzt kann mich niemand von den Vorteilen, sich den BH selbst zu nähen, überzeugen. So schön ich die selbstgenähten Dessous auch finde – mir ist das viel zu viel kleinteiliges Gefriemel, da würde ich ganz schnell die Geduld verlieren.

    LG
    Ulrike

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    1. Ich fange jetzt sicher auch nicht, mit akkord BH nähen. Ich bevorzuge einfach Schalen BHs und wenn ich da dran denke was man da alles braucht und auch immer die Dehnbarkeit mit einkalkulieren. Nein Danke.
      Aber das am schlimmsten frimmelige das ich bisher genäht hab, waren Handschuhe. Einfach nur schlimm.
      Lg Sabine

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  2. Wow, du und dein wäscheset sehen großartig aus! Schade eigentlich dass ich obenrum unten drunter nichts trage … aber die Hose oder den Hosenrock finde ich richtig faszinierend! für unten drunter an Silvester soll man doch rote Unterwäsche tragen ? warum weiß ich gerade nicht… aber du bist ja dann schon bestens vorbereitet! Lg Sarah

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  3. Sag, ist das jetzt wirklich Stoff ohne Stretch? Ist das bequem? Schön aussehen tut dein Seit auf jeden Fall, gut dass du nicht aufgegeben hast :)
    Liebe Grüße
    Katharina

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    1. Ganz ohne Stretch die Stoffe.
      Und ich finde es auch bequem, besonders weil es keine Stäbchen gibt die drücken könntet.
      Klar ist es vom Tragegefühl anders, aber wenn man ein Kleid aus Webware ohne Stretch trägt ist auch nicht viel anders.
      Lg Sabine

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